Читать книгу Der Schicksals Sommer - HeiDie. S. - Страница 5

Die Ankunft auf dem Hausboot

Оглавление

HP lernt die Fourniers kennen.

Es ist bereits kurz nach zwanzig Uhr, als sie endlich an dem Hausboot in Lyon ankommen.

Der hohe Verkehr auf den Nationalstraßen und eine weitere Pause für die Kinder sorgten für die späte Ankunft.

HP bemerkt sofort, dass es genauso warm zu sein scheint wie damals, als er seinen Urlaub hier an der Rhône machte, was nur knappe ein bis zwei Autostunden von Lyon entfernt sein konnte.

Daran kann sich HP nämlich wieder erinnern.

Klaus hat eigentlich keine Lust mehr, den Kleinbus auszuladen, denn er ist von der langen Fahrt erschöpft.

Er würde am liebsten an Bord gehen und sich in seine Koje legen, um zu schlafen.

Die Kinder und auch HP sind hingegen ausgeruht und unternehmungslustig.

Sie wären am liebsten sie in die Stadt gegangen, um sie sich anzuschauen.

Julia holt aber ihren Mann, die Kinder und HP erst einmal auf den Boden der Realität zurück.

„Ohne, dass das Gepäck aus dem Kleinbus geholt wird und bevor nicht alles auf dem Boot ist, wird hier nichts anderes ablaufen“, meint sie.

Schließlich befindet sich in den Koffern auch das Bettzeug, mit dem die Kojen erst einmal bezogen werden müssen.

Und Julia hat keine Lust, alles alleine aus dem Kleinbus zu holen.

Leise murrend und maulend bringen die Kinder ihre kleinen Koffer in die Kabinen, in denen sie immer schlafen.

Klaus und Julia haben die Kabine im Heck des Bootes, die auch die größte ist. Das finden die Kinder nicht korrekt, da sie ja eigentlich mehr Platz brauchen, um bei schlechterem Wetter unter Deck spielen zu können.

Eine Situation, die niemals eintrifft, denn auch bei schlechtestem Wetter sind die Kinder an Deck, im Wasser oder irgendwo an Land.

Es hält sie einfach nichts unter Deck, da fühlen sie sich zu sehr eingesperrt.

Was HP aber im Nachhinein wundert ist die Tatsache, dass es an Bord nicht stockig riecht, wie er es schon einmal auf einem Boot an der Saar wahrgenommen hatte.

Klaus erklärt ihm, dass sie hier in Lion jemanden hätten, der das Boot regelmäßig durchlüftete. Im Winter würden sie auch schon mal die Bootsheizung einschalten, da man ansonsten die Polster und Matratzen alle zwei Jahre erneuern müsse, da sie enorm riechen würden und Stockflecken aufwiesen.

Es ist nicht das einzige Boot, welches in Lyon festgemacht hat.

Ein Stück vor ihnen liegt noch ein Boot, das wohl Holländern gehört, da es mit einer holländischen Flagge am Heck fährt. Hinter ihnen liegen fünf Boote mit französischer Flagge.

Ein paar davon sind wohl Charterboote, und ein paar werden anscheinend private Boote sein.

HP meint, den Geruch von gegrilltem Fleisch wahrzunehmen, worauf Klaus ihm erklärt, dass viele der Boote kleine Grills dabei hätten, die auch regelmäßig genutzt würden.

Vor allem würde man den selbst gefangenen Fisch darauf zubereiten, schön in Alufolie und mit Kräutern und Butter mariniert.

Mit dem Gedanken an frisch Gegrilltes machen Klaus, Julia und HP erst einmal die Kojen fertig und packen die Koffer aus.

Die Kinder hingegen machen wie immer das, was sie am besten können.

Erst einmal die Lage peilen und die anderen Boote inspizieren.

Eventuell findet man ja noch ein paar Kinder im selben Alter, mit denen man Freundschaft schließen und spielen kann.

Sie wollen gerade mit Erlaubnis ihrer Eltern loslaufen, um alles zu erkunden, als HP sie mit einem lauten und strengen „Stopp!“ ausbremst.

Julia staunt immer wieder, wie die Kinder auf HP reagieren.

Er ist die Autoritätsperson schlechthin für sie.

Wenn HP etwas sagt oder anweist, gibt es bei ihnen nie einen Kommentar dazu.

Sie versuchen erst gar nicht, mit ihm zu diskutieren, sondern akzeptieren einfach, was er ihnen sagt.

„Ohne Schwimmwesten läuft hier niemand auf dem Boot herum“, meint HP zu den beiden.

„Holt euch bitte direkt eure Schwimmwesten und legt diese auch an“, weist er die Kinder an.

Die Kinder, Thomas und Malis gehen ohne ein Wort an die Kiste im Salon, die unter der Sitzbank steht und in der alle Schwimmwesten liegen, und holen ihre Schwimmwesten heraus.

Dann ziehen sie diese an und verabschieden sich.

Julia ruft noch hinterher, dass sie nicht so weit laufen sollen. Auf ein fremdes Boot dürften sie nur gehen, wenn sie vorher Bescheid gesagt hätten, auf welchem sie seien.

HP sieht in dem Moment Julia fragend an.

„Ja“, meint Klaus auf einmal aus der Kabine der Kinder heraus, der HPs fragenden Blick sieht. „Wir haben sie schon mal gesucht, da sie damals ein paar andere Kinder kennengelernt haben und mit denen dann auf deren Boot spielten.“

Julia ergänzt: „Wir haben uns damals schwindelig gesucht und schon das Schlimmste befürchtet. Das war vor zwei Jahren, zum Anfang unserer Bootstour.“

Klaus kommt aus der Kabine der Kinder und ergänzt das Ganze noch mit den Worten: „Das war der Urlaub, der einfach nur scheiße war“, woraufhin HP seinen Bruder entsetzt ansieht.

„Wir hatten nichts als Stress mit den Kindern während der ganzen Fahrt und waren kurz davor, den Urlaub abzubrechen“, meint Klaus.

„Eigentlich hat nur das Telefonat mit dir und den Kindern, dass du damals an deinem Geburtstag mit ihnen geführt hast, eine Wende gebracht.“

„Ich will gar nicht wissen, auch heute nicht, was du ihnen damals gesagt oder versprochen hast. Aber nach dem Telefonat mit dir waren die zwei lammfromm“, fügt Julia hinzu.

HP legt die Stirn in Falten und schaut Julia mitleidig an.

„Kinder und Eltern, das ist schon immer ein Reibungspunkt gewesen“, versucht HP, seiner Schwägerin zu erklären.

„Das ist bei Klaus und ihm nicht anders gewesen“, gibt er als Anmerkung noch dazu.

Und er ergänzt auch noch: „Wir sind auch nicht immer einverstanden gewesen mit dem, was unsere Eltern von uns wollten. Aber wir haben sie dennoch geliebt.“

„Ja ja“, meint Julia und sieht HP mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. „Ihr und eure Eltern, das ist ja sowieso eine ganz eigene Sache. Klaus redet seit dem Brand nicht mehr über sie, und du … Na ja, das lasse ich mal so im Raum stehen. Vermutlich hätte ich genauso oder ähnlich reagiert, wie du auf den Brand reagiert hast“, fügt Julia mit einem noch nachdenklicheren Gesichtsausdruck hinzu.

Die drei machen es sich gerade auf dem Boot gemütlich und haben vor, die laue Abendluft etwas zu genießen bei einem schönen Glas Rotwein, nachdem sie die Kabinen eingeräumt haben.

Nun wollen sie auch endlich im Urlaub ankommen, wobei sie aber nicht aus den Augen verlieren, dass sie gleich noch in die Stadt müssen, um eine Kleinigkeit zu essen.

In dem Moment kommt Thomas wieder zurück, etwas aus der Puste vom Laufen und meint nur, dass sie auf der „Liberté“ spielen, da die Besitzer auch wieder da seien und auch Céline und Madeleine.

Klaus und Julia nicken das Ganze ab, sagen Thomas aber, dass sie sie gleich abholen werden, da dann alle gemeinsam noch in die Stadt gehen, um etwas zu essen.

Klaus befürchtet jedoch, dass Thomas das schon gar nicht mehr mitbekommen hat. Er ist schon auf dem Weg zurück zu dem anderen Boot.

Nach einer guten halben Stunde machen sich die drei fertig, um, nachdem sie ihren Rotwein in Ruhe ausgetrunken haben, noch etwas essen zu gehen.

Sie gehen zu dem Boot mit dem Namen „Liberté“ und begrüßen die Fourniers, die sie schon seit ein paar Jahren gut kennen. Sie sind gerade im Begriff, etwas zu essen, was sie allerdings selbst zubereitet haben.

Die Begrüßung ist sehr überschwänglich, da sie sich lange nicht mehr gesehen haben und nur gelegentlich miteinander telefonieren.

Die Kinder sind gerade so vertieft in ihr Spiel, da sollten sie sie doch nicht stören, meinen die Fourniers jedoch.

Klaus sieht Julia und HP an.

Julia meint aber, dass sie erst noch etwas essen gehen müssten.

Sie seien erst vor etwas über einer Stunde angekommen und hätten noch Hunger.

„Das ist kein Problem. Wir haben genug und würden uns freuen, wenn ihr die Einladung annehmt und mit uns zusammen esst. So könnten wir auch mal wieder ein Pläuschchen miteinander halten.“

Julia, Klaus und HP sehen sich erneut an.

HP meint dann als erster, da er bemerkt, dass Julia und Klaus sich nicht ganz schlüssig sind und er mittlerweile eigentlich keine Lust mehr auf einen langen Spaziergang bis zum nächsten Lokal hat, dass es eine gute Idee sei und sie das Angebot gerne annähmen.

Klaus und Julia schließen sich der Meinung von HP an und begeben sich auf die „Liberté“.

HP kennt die Fourniers nur von Erzählungen seines Bruders und seiner Schwägerin und will sie bei der Gelegenheit einmal persönlich kennenlernen.

„Mein Name ist übrigens Jean, und das ist meine Frau Yvonne“, stellt der nette Mann sich HP vor.

„Unsere Töchter heißen Céline und Madeleine. Die lernst du später kennen, wenn sie unter Deck fertig sind mit dem Spielen.“

HP stellt sich ebenfalls vor.

„HP?“, fragt Yvonne, wobei sie die Stirn ihres hübschen Gesichts in Falten legt. „Was ist das eigentlich für ein Name? Das frage ich mich nämlich schon lange, da auch Klaus und Julia immer nur von HP reden, wenn sie von dir erzählen. “Yvonne spricht in einer Vertrautheit mit HP, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen.

Sie kann sich nicht vorstellen, dass das ein richtiger Name ist.

Diese Vertrautheit, die HP dabei zu verspüren meint, verwirrt ihn ein wenig.

„Das ist nur die Abkürzung meines Namens“, erklärt HP ihr, wobei ihm allerdings auch nicht entgeht, dass sie bezaubernd aussieht und etwas an sich hat, was ihn sichtlich nervös macht. Das lässt er sich in dem Moment allerdings nicht anmerken.

Zumindest versucht er, es sich nicht anmerken zu lassen, aber Julia entgeht es nicht, da sie HP nur zu gut kennt.

„Die sind nur alle zu faul, seinen richtigen Namen auszusprechen“, erklärt sie Yvonne.

Yvonne holt indes noch ein paar Dinge an den Tisch und hört daher nur mit einem Ohr zu, als HP erklärt, dass sein richtiger Name eigentlich Hans Peter sei und HP ja nur seine Initialen darstelle.

Yvonne bekommt aber von HPs Erklärung nur den Namen Peter mit und beschließt daher der Einfachheit halber, ihn auch HP zu nennen.

Sie unterhalten sich sehr angeregt miteinander und tauschen allerlei Neuigkeiten aus, die es in der letzten Zeit so bei jedem gegeben hat.

HP, der die Fourniers zum ersten Mal kennenlernt, will von ihnen wissen, wie lange sie schon mit seinem Bruder befreundet seien, woraufhin Yvonne ihm erklärt, dass sie sich schon seit gut acht Jahren kennen.

Und dass das kurz nach der Geburt von Céline gewesen ist, ihrer ältesten Tochter.

Danach unterhalten sie sich noch über allerlei für HP belanglose Dinge.

HP erzählt Yvonne, welche Route sie in etwa nehmen werden, ohne dass Klaus und Julia es wirklich mitbekommen, da die sich mit Jean angeregt unterhalten.

HP erklärt Yvonne, dass er die genaue Route auch erst morgen früh mit den Kindern ausarbeiten will.

Es ist ein langer Abend, und als die Kinder endlich und wohl auch recht müde im Bett liegen, ist es schon halb zwölf Uhr nachts.

Zum Glück seien Ferien, meint Klaus. Da könnten die Kleinen morgen ausschlafen, während Julia und er eben in die Stadt gingen, um noch das Nötigste einzukaufen.

HP nickt und ist nun auch recht geschafft und froh, endlich schlafen zu können.

Am nächsten Morgen, es ist gegen acht Uhr, wird HP von seinem Bruder geweckt. HP versteht das zuerst nicht, da die Kinder ja auch noch schlafen.

Aber sein Bruder meint, dass er schon aufstehen müsse, nicht dass die Kleinen aufständen und er es nicht mitbekäme.

Dann müssten sie die Zwerge bestimmt wieder suchen, und dazu hätte er nun mal gar keine Lust.

HP meint, dass das okay sei, aber er glaube nicht, dass sie einfach von Bord gingen.

Er habe es ihnen nämlich noch vor dem Einschlafen gestern ausdrücklich untersagt.

„Sicher ist sicher“, meint Klaus zu seinem Bruder, der sich langsam aus der für ihn etwas gewöhnungsbedürftigen Koje erhebt.

Klaus und Julia sind schon von Bord, als HP seine erste Tasse Kaffee hinter sich hat und nun eigentlich duschen will, in der kleinen Duschkabine auf dem Boot, worin er sich aber nicht wirklich zurechtfindet.

Als er noch versucht, sich in der Duschkabine zu orientieren, stehen plötzlich Thomas und Malis hinter ihm.

Thomas erklärt seinem Onkel HP mit kargen Worten, wie das alles funktioniert, da er selbst noch nicht ganz wach ist.

HP bedankt sich bei Thomas und sieht, dass die beiden auch schon ihre Handtücher und Kulturbeutel in der Hand halten.

Er schließt die Tür hinter sich und meint dabei, dass er sich beeilen werde.

Malis ruft jedoch durch die verschlossene Tür ihrem Onkel zu, dass er sich Zeit lassen könne.

Danach ist es still.

HP geht davon aus, dass die beiden im Salon sitzen, da sie noch nicht ganz wach zu sein schienen und wohl darauf warten, dass er mit dem Duschen fertig wird, und beeilt sich.

Nach einer Weile öffnet er die Tür wieder und kommt heraus, geht in seine Kabine und ruft in Richtung des Salons, dass er fertig ist und der Nächste hineinkann.

Was HP allerdings wundert, während er sich anzieht, ist, dass er keine Antwort bekommt.

Ja, eigentlich hört er überhaupt nichts von den beiden.

Fertig angezogen und sich fragend, was mit den beiden los sei oder ob sie wieder eingeschlafen wären, geht er in den Salon.

Aber dort sind die zwei nicht.

Sein erster Gedanke ist: die liegen wieder in den Kojen. Also geht er zu den Kabinen der Kinder.

HP muss jetzt aber mit Entsetzen feststellen, dass sie dort auch nicht sind. Er begibt sich so schnell er kann an Deck.

Aber auch dort sind die zwei nicht.

Langsam kommt Panik in HP auf und er fragt sich, wo die zwei abgeblieben sein können.

Er macht sich gerade auf den Weg zu dem Boot, auf dem sie gestern Abend waren, in der Hoffnung, sie dort zu finden, als er von dem kleinen Weg, der in der Nähe des Bootes die Böschung hinaufführt, zwei ihm vertraute Stimmen hört.

Es sind Thomas und Malis.

Sie kommen fröhlich plappernd den Weg herunter, so, als ob nichts geschehen wäre.

Ihre Handtücher und Kulturbeutel in den Händen, gehen sie in die Richtung des Boots.

Als die beiden HP erblicken und sehen, wie entsetzt er sie anschaut, fragt Malis ihn ganz keck, ob was passiert ist.

HP will allerdings von den beiden direkt wissen, wo sie gewesen sind, wobei seine ernste Stimme ein wenig vor Angst vibriert.

„Na, duschen“, kommt es noch kecker von Malis.

Thomas meint noch dazu: „Das machen wir doch morgens immer.“

Wobei sie beide ihren Onkel mit einer Unschuldsmiene anschauen.

„Wie, duschen?“, will HP von den beiden wissen. „Das wird doch an Bord gemacht, oder habe ich da etwa was verpasst?“

Thomas und Malis schauen ihren Onkel erstaunt an, und Malis antwortet ihm, immer noch ganz keck, dass sie das nicht wüssten, ob er was verpasst habe.

Thomas meint dazu, dass sie der Meinung waren, dass er an Bord duschen wolle, weil er noch nicht so gut laufen könne und deshalb nicht an Land in die Duschen gehen wollte.

„Was für ein Quatsch“, meint HP zu Thomas, immer noch etwas verärgert.

„Das hat mir niemand gesagt, dass das so abläuft.“Langsam beruhigt er sich wieder.

„Aber wozu ist dann die Duschkabine auf dem Boot?“, will HP jetzt neugierig wissen.

Die kleine Malis schüttelt den Kopf.

„Natürlich zum Duschen, Onkel HP, wozu sollte die wohl sonst sein?“

Sie lacht laut und nimmt HP an die Hand.

Sie meint dann noch, dass sie besser an Bord gehen sollten, bevor ihre Mama und ihr Papa wiederkämen.

HP findet, dass das eine gute Idee sei, und sie gehen erst einmal zurück auf das Boot.

Nachdem die Kinder ihre Hausanzüge, die sie noch anhatten, gegen die Kleider gewechselt haben, die ihre Mutter ihnen am Abend zuvor schon bereitgelegt hat – wobei sie natürlich nicht genau die Kleider anzogen, da die ihnen nicht passend für diesen Tag erschienen – setzen sich die drei in den Salon.

Thomas holt die Flusskarte hervor und einen Block sowie einen Schreiber.

Die Kinder wollen mit ihrem Onkel anfangen, die einzelnen Aufenthaltsorte festzulegen, die sie anfahren würden, so wie er es ihnen noch am Vortag versprochen hat.

Aber HP beschäftigt immer noch die Sache mit den Duschen.

Er will wissen, ob das also jedes Mal so gemacht werde, wenn sie angelegt hätten, und stellt dieses als Frage in den Raum.

„Was wird jedes Mal so gemacht?“, wollen die Kinder wissen.

„Dass man an Land duschen geht.“

„Nein“, kommt gleichzeitig von Thomas und Malis, als hätten sie es so einstudiert.

„Natürlich ist das nicht so“, meinen die beiden und schütteln jeder dabei den Kopf.

Sie erklären HP dann auch noch, dass das nur dann so sei, wenn eine solche Möglichkeit vorhanden wäre, wie es hier der Fall sei.

HP lässt das nicht los.

Er will wissen, woher man wisse, dass es so etwas dort gäbe.

Malis meint darauf in ihrer allerbesten neunmalklugen Art, die sie immer dann ausspielt, wenn sie merkt, dass sie etwas besser weiß als jemand anderes, dass das doch im Flussbuch stünde.

„Das weiß man doch, und man kann das alles und noch so einiges mehr dort nachlesen.“

Nun ja, HP weiß das zumindest nicht. Woher auch, schließlich macht er so eine Flusstour zum ersten Mal.

Danach konzentriert sich HP erst einmal mehr oder weniger auf das Ausarbeiten des Streckenplans mit den Kindern.

HP will aber mit Klaus und Julia noch einmal über das Thema Duschen an Bord oder nicht reden, da er noch nicht ganz mit Malis‘ Antwort einverstanden ist.

Nachdem er das erst einmal im Hinterkopf abgelegt hat, will er von den Kindern wissen, was sie denn noch nie gesehen hätten auf der Tour und was sie eventuell noch mal sehen möchten.

Allerdings können die drei es nicht lassen, ständig dabei herumzualbern. Ganz besonders toll finden die Kinder es, wenn ihr Onkel irgendwelche Leute dabei nachmacht, die sie kennen.

Die Antwort ist für HP allerdings niederschmetternd und auch ein wenig deprimierend.

Angeblich hätten sie schon alles gesehen auf der Strecke und es gäbe nichts, was sie noch unbedingt ein zweites Mal sehen wollten.

Aber die Rhône wäre doch bis zum Mittelmeer so lang, meint HP zu Malis und Thomas, und dass es doch etwas geben müsste, das sie noch nie gesehen hätten.

Thomas und Malis sehen ihren Onkel mit großen Augen an.

„Mittelmeer“, kommt daraufhin wie aus einem Mund von beiden.

„In diese Richtung fahren wir nie, wir sind doch immer Fluss aufwärtsgefahren, da das die schönere Strecke sein soll“, erklären sie ihm.

Und das mit einer Entrüstung in der Stimme, als ob HP etwas Verbotenes ausgesprochen hätte.

HP kann es nicht fassen.

Die sollen doch nicht tatsächlich die ganzen Jahre immer nur flussaufwärts unterwegs gewesen sein und nie flussabwärts, fragt er sich in Gedanken.

HP meint zu den beiden: „Das ist okay. Aber jetzt werden wir mal eine Tour flussabwärts aussuchen. Das ist fast dasselbe, nur weniger Schleusen, und zur Abwechslung gibt es mal etwas Neues zum Besichtigen“, meint HP.

Die Kinder sind sofort Feuer und Flamme, da sie wissen, wenn HP das so mit ihnen ausmacht, wird ihr Vater sich auch daran halten.

Sie haben nämlich schon mitbekommen, dass ihr Vater meistens keine guten Argumente gegen Entscheidungen von HP aufbringen kann und suchen mit Begeisterung eine Tour aus, die flussabwärts führt. Immer im Hinterkopf, dass ihr Vater sie kürzen kann, wenn die Zeit für die Rückfahrt nicht reicht.

Nach gut eineinhalb Stunden und mit vollen Taschen kommen Klaus und Julia wieder zurück auf das Boot.

Die Kinder sind inzwischen zu ihren Bekannten auf die „Liberté“ gegangen, um die Zeit etwas zu überbrücken, da sie mithilfe von HP die Route schnell ausgearbeitet hatten und die Fourniers erst morgen weiterfahren wollten, wie sie gestern erzählt hatten.

Als der Proviant verstaut ist, macht sich HP auf den Weg zur „Liberté“, um Thomas und Malis von dort abzuholen, da sie endlich starten wollen.

Jean und Yvonne kommen mit den Kindern mit und verabschieden sich von allen noch einmal.

Die Einladung von Klaus und Julia für ein Treffen im Herbst bei den Grafs auf dem Hof, die Julia am gestrigen Abend noch ausgesprochen hat, sagen sie noch einmal zu, da Jean und Yvonne nicht mehr wissen, ob sie das schon am gestrigen Abend gemacht haben.

Der Schicksals Sommer

Подняться наверх