Читать книгу Küstensturm - Heike Meckelmann - Страница 13
Kapitel 6
ОглавлениеMarcel erwachte, und sein Schädel drohte zu platzen. Was war das für ein scheiß Zeug?, fragte er sich und hielt sich den Kopf. Ich muss hier augenblicklich weg. Sein Haar wirkte ungekämmt. Seine Gesichtsfarbe glich einem Berg Asche und ließ ihn erbärmlich aussehen. Er öffnete die Wagentür, stieg aus und schleppte sich zum Toilettenhäuschen, um wenigstens Wasser über sein Gesicht laufen zu lassen.
Benommen startete er wenig später den Wagen. Er hatte einen üblen Geschmack im Mund und wusste nicht, wo genau er sich befand. Nur, dass er auf einem Rastplatz gelandet war. Marcel warf einen Blick auf die Digitalanzeige des Armaturenbrettes. Es war 16 Uhr. Mann, das Zeug hatte es in sich. Hat mir völlig den Kopf weggepustet. Er ließ den Porsche langsam auf die Fahrbahn rollen. Es dämmerte. Marcel wartete, bis ein Hinweisschild ihm zeigte, wo er gelandet war, und schaltete das Radio ein. Er öffnete das Seitenfenster und sog die eiskalte Nachtluft ein. Dann griff er zur Wasserflasche, die neben ihm in einer Halterung stand. Marcel leerte die Flasche in einem Zug. Ihm war übel, aber er wollte das zu Ende bringen. Nichts würde ihn davon abhalten, Stina zurückzuholen. Heiligenhafen: er war kurz vor der Insel. Ein verächtliches Grinsen zog über sein Gesicht. An Fehmarn hatte er Erinnerungen. Er war viele Sommer zum Surfen auf der Insel gewesen. Und wo gesurft wurde, war auch jede Menge hübscher Mädchen. Er leckte sich die Lippen.
Jetzt musste er nur herausfinden, wo seine Freundin untergetaucht war.
*
Nächster Abend
»Warum willst du denn nicht mit?«, fragte Tilda und sah Lotta verständnislos an. »Ich habe einfach keine Lust auf eine Liebesschmoranze und ich halte es auch nicht unbedingt für sinnvoll, Stina so eine Schnulze vorzuführen. Ich dachte, wir wollten gemeinsam hier etwas in der Hütte unternehmen.«
»Was willst du hier denn machen? Mensch ärgere dich nicht spielen? Die Séance hast du ja bereits gekillt.« Tilda
streifte ihren Mantel über. »Wir können uns doch unterhalten. Da gibt es so viele Themen, über die es sich zu philosophieren lohnt«, versuchte Lotta, das Ruder herumzureißen und Tilda zu locken. »Reden können wir noch die ganze Zeit, die wir hier verbringen. Ich habe jedenfalls Lust auf einen romantischen Film, und du, Stinchen?«
»Ne, ist schon in Ordnung. Ich möchte auch lieber einen Film anschauen, als ständig ins Grübeln zu geraten oder nochmal diesen Geisterscheiß zu erleben. Mein Handy habt ihr mir schon abgenommen. Ich brauche Abwechslung, sonst drehe ich in dieser Einsamkeit durch. Und reden, da hat Tilda recht, können wir die ganze Zeit über.«
Lotta Freimann gab sich geschlagen. Gegen die Argumente der Freundinnen hatte sie nichts mehr einzuwenden und überlegte, ob sie nicht doch mitfahren sollte. Wenn sie genau darüber nachdachte, fand sie es aber auch ganz prickelnd, für ein paar Stunden sich selbst überlassen zu sein. Tilda vereinnahmte Menschen um sich herum, und oft war sie ziemlich anstrengend. Sie würde ihr angefangenes Buch weiterlesen und fand, es war genau die richtige Atmosphäre, alleine in der Hütte, im Wald … Lotta lächelte. Dann wieder dachte sie an die Ablenkung in Burg. Hinterher vielleicht noch einen Cocktail trinken …
Stina hatte ein schlechtes Gewissen und sah sie fragend von der Seite an. Sie drehte sich noch einmal um, während Tilda längst die Hütte verlassen hatte. »Fahrt ihr nur los. Ich bleibe hier und mache mir einen gemütlichen Abend. Wein haben wir ja genug.«
»Nun komm mit«, bettelte Stina. Lotta war hin und her gerissen. Sie setzte sich auf, als wollte sie aufstehen, um sich dann doch wieder ins Sofa zurückfallen zu lassen. Dann hatte sie sich entschieden. »Alles bestens, mach dir keinen Kopf. Habt einen schönen Abend«, zwinkerte sie Stina zu. »Du passt aber bitte gut auf meinen Wagen auf«, mahnte sie ihre Freundin und reichte ihr den Wagenschlüssel, der vor ihr auf dem Tisch gelegen hatte.
»Was glaubst du?«
Dann war sie verschwunden.
Es fing an zu regnen, und der Wind nahm zu.