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Kapitel 5

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Peter betrat das Krankenzimmer von Tina. Sie lag nicht mehr in ihrem Bett, sondern saß auf einem Rollstuhl direkt daneben. Sie hatte frisch geduscht und wirkte gefasst. Eine Krankenschwester hatte ihr geholfen sich zurechtzumachen. In einigem Abstand hinter dem Professor ging Peter auf sie zu. Schüchtern lächelte sie ihm entgegen. Sie konnte sich erinnern, als sie gestern aufgewacht war, hatte sie dieses Gesicht schon einmal gesehen. Der Professor trat zu ihr und gab ihr die Hand. Er hatte gestern ein langes, ausführliches Gespräch mit ihr geführt und ihr darin erklärt, dass sie unter einem Trauma zu leiden schien, welches der Grund dafür war, dass sie sich an nichts erinnern konnte. Auf die Frage, wer dieser Peter war, der gestern an ihrem Bett saß, hatte er ihr erklärt, dass sie mit diesem Mann verheiratet wäre. Da sie nicht wusste woher sie kam, wer sie war und wo sie nun bleiben sollte, ließ sie alles mit sich geschehen. Der Professor erklärte ihr, dass sie zunächst in eine andere Klinik kommen würde in der man sich intensiv um ihre Genesung kümmern wollte. Durch das lange Liegen waren ihre Muskeln erschlafft und sie brauchte dringend Hilfe beim Aufbau. Sie konnte zwar alleine stehen und ein paar Schritte gehen, fühlte sich daraufhin aber sofort wieder schwach und musste sich setzen. Der Professor entschuldigte sich, verließ den Raum und Peter kam lächelnd auf sie zu "Hallo Tina. Schön, dass du wieder wach bist. Wie geht es dir heute?" "Gut", erwiderte sie nur knapp. Wie sollte sie sich diesem Mann gegenüber verhalten? Das sollte wirklich ihr Ehemann sein? Das konnte sie sich gar nicht vorstellen. Er wirkte so.....ihr fiel nicht ein was für ein Wort sie gedanklich benutzen sollte. Schön, das war das einzige Wort, das ihr einfiel. Wenn das auch nicht unbedingt das Adjektiv war womit man einen Mann bezeichnete, auf diesen Mann traf es zu. Er war elegant gekleidet und wirkte als wäre er einem Katalog für extravagante Herrenmode entsprungen. Der Professor hatte sofort ihr Vertrauen gewonnen. Ein älterer Herr mit grauen, fast weißen Haaren und ruhiger Stimme. Aber das hier war etwas ganz anderes. Man hatte ihr erklärt, dass Peter sie heute in die neue Klinik bringen würde. Sie fragte sich wie sie das aushalten sollte, alleine neben diesem gutaussehenden Fremden in einem kleinen PKW zu sitzen.

Der Professor blieb noch einen kurzen Moment und ließ die beiden dann alleine. Peter bemerkte Tinas Zurückhaltung und setzte sich in den Stuhl, der gegenüber von ihrem Rollstuhl stand. Er wollte mit ihr auf einer Höhe sein, um sie nicht noch mehr einzuschüchtern in dem sie zu ihm aufschauen musste um mit ihm zu reden. "Schön, dass es dir gut geht Liebes.", begann er vorsichtig. "Ich bin Peter. Dein Ehemann. Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Wenn du irgendwelche Fragen an mich hast, dann stell sie mir einfach. Ich weiß auch nicht so ganz genau wie ich mit der Situation umgehen soll." Das konnte sich Tina nun ganz und gar nicht vorstellen. Er wirkte auf sie wie ein Mann der in jeder Situation genau das Richtige zu tun wusste. "Haben wir Kinder?", fragte sie deshalb nur. "Nein, noch nicht. Aber wir hatten vor in der nächsten Zeit welche zu haben!", antwortete er mit einem Lächeln im Gesicht, das sie erröten ließ. Alleine die Vorstellung mit diesem Mann Kinder zu haben..... ! Aber sie hatte momentan ganz andere Sorgen. Und irgendwie musste sie ihr zukünftiges Leben wohl meistern, auch ohne Erinnerung. Und wenn dieser Mann ihr dabei helfen würde. Gerne. Sie hatte ihn schließlich einmal geheiratet. Also konnte sie gar nicht anders als ihm ihr Vertrauen zu schenken. Er schien genau zu wissen was zu tun war, also würde sie sich gerne in seine Hände begeben. Schüchtern und vorsichtig griff sie nach seiner Hand. "Danke!", sagte sie nur. "Wofür?", fragte er. "Einfach nur dafür, dass du für mich da bist. Ich weiß nämlich gar nicht wie ich das sonst alles schaffen würde. Bitte, zeig mir mein Leben!" Sie war fest entschlossen. Wenn es das war, was das Schicksal ihr bot dann war es bestimmt nicht das Verkehrteste. Was passiert war, dass sie sich an nichts erinnern konnte sollte sie im Moment nicht besonders interessieren. Sie wollte einfach gesund genug werden, um mit diesem Mann die Zukunft zu begehen.

Sie unterhielten sich noch eine Weile. Tina stellte ein paar Fragen und Peter beantwortete sie so einfach wie es ging. Der Professor kam nach etwa einer Stunde ins Zimmer zurück und sah, dass die Situation sich ganz gut entwickelte. Er freute sich sehr darüber. In den Händen hielt er eine Broschüre mit Informationen über die Klinik, in der Tina die nächsten zwei Wochen verbringen sollte. Sie war nicht sehr weit entfernt. Circa eine Stunde Autofahrt entfernt lag der "Sonnenhof. Klinik zur "Medizinischen und beruflichen Rehabilitation". Auf den Hochglanzbildern war ein schönes großes Haus abgebildet, bei dem man eher auf ein Urlaubshotel schließen könnte. Ein Pool und ein großer Garten rundherum vervollständigte das Bild von einem schönen, ruhigen Plätzchen mitten im Grünen. Tina gefiel was sie sah und sie freute sich insgeheim sogar darüber dort ein paar Tage der Ruhe genießen zu können. So könnte sie sich auf die Zukunft mit Peter gedanklich und körperlich vorbereiten, ohne sofort in ihr "Neues, altes Leben" zurück gedrängt zu werden.

Auch Peter erklärte sich mit der, vom Professor ausgesuchten, Klinik einverstanden. Da alles bereits telefonisch von Prof. Wollersheimers Sekretärin in die Wege geleitet worden war, konnten sie sich auch gleich auf den Weg dorthin machen. Peter stand auf und stellte sich, wie selbstverständlich hinter Tinas Rollstuhl. Der Professor ging voran und Peter schob sie nach draußen auf den Flur des Krankenhauses. Dort überkam sie auf einmal doch ein etwas beklemmendes Gefühl. Das Zimmer hatte ihr doch ein wenig Sicherheit geboten, aus der sie jetzt unvermittelt herausgenommen wurde. Aber das Gefühl dauerte nicht allzu lange an. Sie freute sich auch ein wenig auf die Zukunft und war gespannt darauf, was nun auf sie zukam. Peter plagte allerdings das schlechte Gewissen. Hatte er wirklich das Richtige vor? Würde man denken, dass er ihr die Möglichkeit nahm sich zu erinnern wenn er ihr nicht das wirkliche Leben präsentierte? Allerdings hatte der Professor ihm auch nicht davon abgeraten. Wenn die Zeit kommt, dass sie sich erinnert, wird es wohl kaum einen Riesen-Unterschied machen, ob sie in der Villa oder dem Gästehaus direkt daneben wohnen würden. Mit diesen Gedanken versuchte er sich selbst und sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Gemeinsam fuhren sie mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Tina machte auf einmal einen total verängstigten Eindruck, als die Tür des Fahrstuhles sich hinter ihnen schloss. Peter sagte nichts, doch er merkte sehr wohl die Veränderung in ihrem Verhalten. Sie rutschte auf ihrem Stuhl ein Stück nach unten und zog ihren Kopf ein. Ängstlich blickte sie, aus leicht zusammengekniffenen Augen umher. Aber so schnell wie sie nach unten gefahren waren, öffneten sich auch schon wieder die Türen und der Moment der offensichtlichen Panik in ihrem Verhalten war vorbei. Es war ihr wohl selbst auch gar nicht bewusst geworden. Denn sie ließ sich nichts anmerken, als sie sich im hell erleuchteten Foyer der Klinik befanden. Der Professor überreichte Peter die Entlassungspapiere und drückte beiden zum Abschied die Hand. Ein Pfleger begleitete sie bis zum Parkplatz, um den Rollstuhl zum Klinikgebäude zurückzubringen. Tinas Augen wurden groß, als sie bemerkte auf welches Auto Peter da zusteuerte. Das Cabriolet war doch eine Klasse für sich aber sie sagte nichts. Ihr wurde nur wieder einmal bewusst, wie wenig sie doch über diesen Mann und ihr bisheriges Leben wusste. Waren sie etwa vermögend? Das Auto sah ganz danach aus. Peter half ihr, sich auf den Beifahrersitz zu setzen, ging um das Auto herum und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Im Kofferraum hatte er bereits einen Koffer und eine Reisetasche mit Tinas wichtigsten Kleidungsstücken, für die ersten paar Tage in der neuen Klinik deponiert. Als er ihren begehbaren Kleiderschrank betreten hatte, war er zunächst einmal überfordert gewesen. Voll von teuren Designerkostümen und Schuhen war es nicht einfach gewesen, die einfachsten Stücke herauszusuchen. Aber er hatte sich durchgekämpft und Wäsche, Jogginganzüge, Jeans und T-Shirts fürs Erste gefunden und ordentlich in eine Reisetasche gepackt. Zwei Paar Turnschuhe und eine Weste für kältere Tage hatte er auch noch gefunden und in einen kleinen Koffer, zusammen mit Waschzeug, Cremes und Co. gepackt. Dabei fiel ihm auf wie wenig er doch offensichtlich über die Frau wusste, mit der er doch schon so lange verheiratet war. Aber das sollte sich nun alles ändern. Der Neuanfang war gemacht. Er würde alles dafür tun, damit sich Tina wohlfühlte und sie wieder miteinander glücklich werden würden.

Eine ganze Weile fuhren sie nun schon schweigend in südlicher Richtung auf der Landstraße entlang. Nach etwa zwanzig Minuten bog Peter ab, um den Rest des Weges durch mehrere kleine Ortschaften zu fahren. Tina fand großen Gefallen an der schönen Landschaft. Erdbeer- und Spargelfelder wechselten sich ab mit kleinen Waldstücken, um dann wieder Platz zu machen für Wohngebiete. Ihre flatternden Haare hatte sie längst zu einem Zopf zusammengebunden. In ihrem weißen Shirt und ihren hellblauen Jeans sah sie aus wie ein junges Mädchen. Das Mädchen, das er damals kennengelernt hatte. Peter erwischte sich dabei, wie er immer wieder einen Blick nach rechts wagte um ihr ins Gesicht zu schauen. Sie war kaum geschminkt und ihre natürliche Schönheit hatte er schon lange nicht mehr zu sehen bekommen. Wenn sie morgens ihr Schlafzimmer verließ, hatte sie jedes Mal schon ihr Make-up aufgelegt und abends war sie genauso makellos geschminkt wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Schon viel zu lange hatten sie ihr Bett nicht mehr geteilt. Es wurde Zeit, dass sich daran etwas änderte. Im Gästehaus würde es keine zwei Schlafzimmer geben.

Sie genoss die Fahrt sichtlich und er lenkte sicher das Fahrzeug Richtung "Sonnenhof". Auf dem letzten Stück der Strecke mussten sie einen Tunnel durchfahren. Als sie hineinfuhren bemerkte Peter, dass Tina das gleiche Verhalten wie schon im Fahrstuhl an den Tag legte. Ganz offensichtlich hatte sie unbewusst Angst. Entweder war es die plötzliche Dunkelheit, oder die durch die Tunnelwände entstandene Enge die ihr so unheimlich vorkam. "Ist alles in Ordnung?", fragte er sie. Sie hielt die Luft an. Als sie wieder ausgeatmet hatte antwortete sie. "Alles ok. Ich weiß auch nicht. Da vorn wird es ja schon wieder hell …. Gott sei Dank." Tatsächlich. Der Tunnel hatte nur eine Länge von knapp zwei Kilometern und war schnell durchfahren. Als sie wieder hinausfuhren sah Peter auch schon das erste Schild, das auf den "Sonnenhof" hinwies. Noch zwei kleinere Ortschaften und sie waren dort. Inmitten einer grünen, hügeligen Landschaft war das Rehabilitationszentrum gelegen. Peter fuhr zum Parkplatz für Neuankömmlinge und half Tina dabei aus dem Auto zu steigen. Sie musste sich bei jedem ihrer Schritte auf ihn stützen. Allerdings hatten sie es nicht sehr weit bis zur Anmeldung im Eingangsbereich. Tina setzte sich auf einen Sessel, während sich Peter an die Dame am Empfang wandte. Sie wurden bereits erwartet und ihr Zimmer war hergerichtet. Sie bekamen noch einige Informationen darüber wie Tinas kommende zwei Wochen aussehen würden. Neben der Anmeldung gab es den Zimmernummern zugehörige Postfächer für die Patienten. Tina verzichtete auf das Angebot eines Fernsehapparates. Peter unterschrieb die nötigen Papiere und kümmerte sich um alles Notwendige. Dann begleitete er sie auf ihr Zimmer und überließ sie zunächst der Obhut einer Krankenschwester. Mit einem Kuss auf die Wange und dem Versprechen sich am nächsten Tag zu melden, verließ er sie. Er hatte sich fest vorgenommen Tina so oft wie möglich in den nächsten Tagen zu besuchen. Denn obwohl er sie nicht überfordern wollte, so hatte er doch vor wenigstens zwischendurch ein bis zwei Stunden mit ihr zu verbringen, damit der Aufenthalt zu Hause in zwei Wochen für sie nicht zu viel werden würde. Schließlich musste sie sich allmählich wieder an ihn gewöhnen.

Noch während der Heimfahrt machte er sich Gedanken darüber, was er nun alles in diesen zwei Wochen erledigen wollte und womit er anfangen würde. Mit seiner Freisprechanlage rief er in seiner Firma an. Er wollte das Gästehaus neu möblieren lassen und hatte auch schon genaue Vorstellungen. Da er das Sortiment seiner Firma sehr gut kannte, konnte er schon telefonisch einige Dinge in Auftrag geben. Gleich morgen früh sollte damit begonnen werden. Es hatte doch einige Vorteile "Chef" zu sein.

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Zu Hause angekommen ging er zunächst in sein Büro und holte sich den Schlüssel für das Gästehaus aus der Schreibtisch-Schublade. Zur Terrassentür des Wohnzimmers ging er hinaus, über die Terrasse, um den Pool herum und auf dem kleinen gepflasterten Weg Richtung Gästehaus. Nachdem er die Tür geöffnet hatte kam ihm sofort ein leicht muffiger Geruch entgegen. Hier musste dringend gelüftet werden. Über eine kleine Diele kam man in sämtliche Zimmer. Zuerst ging rechts ein kleines Badezimmer mit einer großen Dusche ab. Geradeaus war das Wohnzimmer. Links ging es in das Schlafzimmer und der eindeutig größte Raum war die Küche. Man konnte sie durchaus als Wohnküche bezeichnen. Die Einbauküche war das einzige, das nicht erneuert werden musste. Sie war erst wenige Jahre alt und vom vorherigen Bewohner, so wie es aussah, auch kaum benutzt worden. Das helle Eichenholz passte wunderbar in diesen Raum und wirkte sehr freundlich. Sogar eine Wasch- und eine Geschirrspülmaschine beinhaltete sie. Ihr gegenüber stand eine kleine Eckbankgruppe aus demselben Holz und der Polsterung in hellem Apricot. Er würde Ellen damit beauftragen die Schränke einmal gründlich zu reinigen und mit den nötigsten Lebensmitteln auszustatten. Nach und nach betrat er die anderen Räume. Ja, es war wirklich nötig die Möbel zu erneuern. Die Couch war schon sehr abgenutzt und der Schrank und der Fernsehapparat stammten aus längst vergangenen Tagen. Ebenso das Schlafzimmer. Wie gut, dass morgen schon die ersten neuen Möbel kamen. Im Bad erging es ihm genauso. Die Armaturen und die Wandfliesen hatten absolut eine Erneuerung nötig. Auch wenn er vorhatte Tina das Leben eines einfachen Mannes vorzuspielen, wohlfühlen sollte sie sich allemal. Er rief in der Firma eines befreundeten Bauunternehmers an. Der versicherte ihm sich des Badezimmers anzunehmen. Aufgrund seiner beruflichen Kontakte war es ihm ein Leichtes, das kleine Badezimmer innerhalb von einer Woche in einen Top-Zustand versetzen zu lassen. Peter gab ihm telefonisch ungefähre Wünsche, was die Farben der Fliesen und Armaturen anging, durch. Den Rest überließ er seinem Bekannten und er beendete das Gespräch. Er öffnete einige Fenster um durchzulüften und verließ das Haus. Zurück im Büro orderte er noch zwei Container von einer Müllentsorgungsfirma. Die Bereitstellung wurde ihm noch für den nächsten Morgen zugesichert.


Irgendwo im Haus musste doch Ellen zu Gange sein?!? Er machte sich auf die Suche. Zeit sie in seinen Plan einzuweihen. Lange musste er nicht suchen. In der Waschküche war Ellen gerade dabei die Wäsche des Vortages abzuhängen. Peter bat sie, sich bei ihm im Büro zu melden sobald sie damit fertig war. Als er die Treppen zurück in die obere Etage nahm, dachte er darüber nach noch heute Abend seine Freunde Gloria und Frank aufzusuchen, um sie ebenfalls in seinen Plan einzuweihen. Er hoffte doch sehr, dass sie damit kein Problem haben würden. Bei Frank war er sich sogar ziemlich sicher, er war es gewohnt die Dinge so zu nehmen wie sie ihm präsentiert wurden. aber Gloria war Tinas beste Freundin. Wie würde sie wohl darauf reagieren. Hoffentlich dachte sie nicht er wolle Tina hintergehen. Nun ja. Es kam wohl ganz darauf an, wie er es ihnen beibringen würde. Während er auf Ellen wartete rief er kurz bei Gloria an. Frank war nicht zu Hause. Er arbeitete in der Chefetage einer Versicherung und war noch im Büro. Aber sie hatten für den Abend noch nichts vor und freuten sich laut Gloria, wenn Peter vorbeikommen würde. Sie wollten schließlich auch wissen welche Fortschritte es bei Tina gäbe. Peter legte auf und kurz darauf erschien Ellens Lockenkopf in der Tür. "Was gibt´s Boss?" fragte Ellen vorsichtig, noch im Türrahmen stehend. Peter mochte ihre lockere Art von Anfang an. Sie hatte nie ein unterwürfiges Verhalten an den Tag gelegt, so wie er es in den letzten Jahren von manchen seiner Mitmenschen erfahren hatte. Obwohl er es sonst gerne sah, dass man ihm den nötigen Respekt zollte, wirkte Ellens Art zu Hause erfrischend abwechselnd auf ihn. Als sie vor ca. acht Jahren die Villa bezogen hatten war sie eine der ersten gewesen, die sich für diesen Job beworben hat. Sie war damals eine alleinerziehende Mutter von Zwillingen und in den Mittdreißigern. Peter und Tina hatten sich auch sofort und ohne jeden Zweifel für sie entschieden, und es nie bereut. Es gab wohl keinen vertraulicheren Arbeitsplatz, als den in einem privaten Haushalt und sie konnten sich immer auf die Diskretion ihrer Haushälterin verlassen. "Kommen sie herein Ellen und nehmen sie Platz.", sagte Peter mit einer herbeiwinkenden Handbewegung. Schüchtern wie selten betrat Ellen den Raum. Peter lächelte innerlich. So burschikos ihr Verhalten sonst auch war, bestand kein Zweifel daran, dass sie sich momentan nicht sehr wohl in ihrer Haut fühlte. Es war in all den Jahren auch noch nie vorgekommen, dass Peter Ellen in sein Büro gebeten hatte. Ellen nahm Platz auf dem bequemen Sessel vor Peters Schreibtisch.

Peter begann Ellen ohne Umschweife über seinen Plan aufzuklären. Er hatte kein Problem damit, über seine private Beziehung mit seiner Hausangestellten zu sprechen. Wenn irgendjemand auf dieser Welt etwas über ihre Probleme wusste, dann sie. Sie hatte schließlich jeden Tag aufs Neue mitbekommen, dass die beiden immer mehr getrennte Wege gegangen waren. Ellen war sofort Feuer und Flamme. Sie freute sich für ihren "Boss". Darüber, dass er einen Weg gefunden hatte aus diesen schlimmen Ereignissen der letzten Wochen neue Hoffnung zu schöpfen. Sofort begann sie Peter Ratschläge zu geben und ihn darauf aufmerksam zu machen was er bedenken müsste, damit sein Plan nicht, wie sie es nannte, in die Hose ging. Natürlich wollte sie helfen alles soweit herzurichten, dass Tina sich im Gästehaus wohlfühlen würde und keine verdächtigen Spuren im Haupthaus verblieben. Peter hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde Ellen von seinem Plan zu überzeugen. Na .... das wäre geschafft, dachte er bei sich. Nun kommt es noch auf Gloria und Frank an. Er war gespannt was die beiden heute Abend zu seinem Vorhaben zu sagen hatten.

Es war noch hell als er am Abend bei seinen Freunden vorfuhr. Frank stand schon an der Eingangstür und begrüßte ihn mit einem festen Händedruck. Die beiden waren in etwa im gleichen Alter. Peter, der im nächsten Jahr vierzig werden würde, während Frank schon im letzten Jahr sein großes Fest hatte. Gloria stand in der Küche und war gerade dabei einige Salate zu richten, um sie auf die Terrasse zu bringen. Dort hatte Frank kurzerhand ein paar Steaks und Würstchen auf den Grill geschmissen, als er von Peters bevorstehendem Besuch hörte. Er freute sich nach den Wochen der Sorge um Tina, endlich mal wieder ein Feierabend-Bierchen mit seinem Freund zu trinken. Peter begrüßte Gloria mit einem Kuss links und rechts auf die Wange, während sie wild mit dem Salatbesteck herumfuchtelte. Die Männer gingen hinaus und Frank öffnete am Grill stehend zwei Biere, für sich und Peter. Als Gloria hinzukam setzten sie sich und unterhielten sich zunächst erst einmal belanglos, während sie ihr Essen zu sich nahmen. Peter half Gloria das schmutzige Geschirr abzuräumen indes Frank den Grill grob putzte. Nachdem sie wieder alle zusammen am Tisch saßen dachte sich Peter, dass nun der richtige Moment gekommen war über Tina, und später über sein Vorhaben zu berichten. Die Reaktionen waren genauso wie Peter es sich gedacht hatte. Frank sah das Ganze recht locker, währenddessen Gloria einen skeptischen Blick aufsetzte. Tina war ihre Freundin und sie wollte nicht, dass ihr etwas vorgespielt wurde. Allerdings konnte sie Peters Beweggründe sehr gut verstehen. Schließlich war es seine Absicht ihre Ehe zu retten. Außerdem konnte sie Peters Charme einfach nicht widerstehen. Sie war noch nie einem kleinen harmlosen Flirt, mit dem Mann ihrer Freundin, abgeneigt gewesen und ihrem Frank hatte das bisher scheinbar auch nie etwas ausgemacht. Zuerst runzelte sie noch ein-zweimal die Stirn, doch dann lachte sie. "OK. Wenn es eurer Liebe dienen soll.....dann mache ich mit. Es darf aber nie ein Schaden für Tina sein. Sonst ist Schluss damit.", lachte sie mit ihrem italienischen Temperament.

So saßen sie noch ein paar gemütliche Stunden beieinander, beratschlagten sich und schmiedeten Pläne für die Zukunft. Peter fühlte sich wohl im Kreis seiner Freunde wie schon lange nicht mehr. Gloria hatte vor Peter am nächsten Tag zu begleiten, wenn er Tina besuchen wollte. Da Gloria Tinas Geschmack am besten kannte, sofern der noch derselbe war, hatten sie vor im Anschluss an den Besuch bei Tina noch einige wichtige Dinge, wie Geschirr, Bettwäsche und andere notwendigen Gebrauchsgegenstände für ihr „neues Zuhause“ zu besorgen.

Peter verabschiedete sich und machte mit Gloria einen Termin für den Vormittag des nächsten Tages aus. Er hatte vor sie abzuholen, um dann direkt gemeinsam zu Tina fahren.

In dieser Nacht schlief er wie ein Bär im Winterschlaf. Er wurde nicht ein einziges Mal wach, hatte keine schlechten Träume und war am nächsten Morgen ausgeruht wie selten. Voller Tatendrang machte er sich ans Werk. Nach Dusche und Frühstück begann er die Zimmer nach persönlichen Dingen abzusuchen. Im Wohnzimmer hingen einige Bilder aus vergangenen Zeiten, die er aussortierte. Manche davon konnte er durchaus im Gästehaus unterbringen. Unter anderem war da das Hochzeitsfoto von vor zehn Jahren. Ihr erster und einziger Urlaub war auch auf einem der Bilder festgehalten. Die wenigen Bilder, die in den letzten paar Jahren gemacht worden waren legte er auf die Seite. Zu verräterisch hätten sie, aufgrund der Kleidung, die sie darauf trugen, auf Tina gewirkt. Diese wollte er sicher im Tresor verstauen. Wichtige Papiere wie Versicherungsverträge, Rechnungen, Besitzurkunden und dergleichen hatte er dort schon längst. Sie konnten ihm nicht zum Verhängnis werden. Von draußen drang das Geräusch eines LKWs durch die offene Terrassentür. Peter ging hinaus. Der Containerdienst brachte seine Lieferung. Zwei Container, wie bestellt. Peter delegierte den Fahrer und zeigte ihm, wo er die beiden Abfallbehälter abstellen sollte. Mit einem Trinkgeld verabschiedete er sich. Ausgemacht wurde eine Abholung für die nächste Woche. Es gab also viel zu tun. Damit wollte er auch schon mittags beginnen.

Heute Vormittag allerdings hatte er noch den Termin mit Gloria. Er machte sich auf den Weg zum Haus seiner Freunde, wo Gloria schon auf ihn wartete. Fröhlich kam sie ihm entgegen. Nach ihrer gewohnt innigen Begrüßung sprang sie in sein Auto. Heute hatte er nicht sein Cabrio dabei, sondern fuhr mit einem der kleineren Firmentransporter. Schließlich hatte Gloria größere Einkäufe angekündigt. Er wusste was das bedeutete. Mit einem kleinen Kofferraum würde er da nicht sehr weit kommen. Doch zunächst machten sie sich auf den Weg zu Tina.

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Tina hatte nicht sehr gut geschlafen, in der ersten Nacht, in der neuen Umgebung. Eigentlich war ja absolut alles für sie neu. So viele Eindrücke. Das alles war ein bisschen viel auf einmal. Sie hatte am Vortag noch ihre Kleidung, mit Hilfe der Schwester, in den Schrank ihres Einzelzimmers geräumt und es sich auf ihrem Bett bequem gemacht, nachdem sie alleine war. Peter hatte ihr eines ihrer Bücher eingepackt, von dem sie nicht wusste ob sie es schon gelesen hatte. Allerdings war das ja auch in Ihrem Fall egal. Sie begann darin zu lesen und ermüdete darüber so sehr, dass sie beinahe einschlief. Erschrocken blickte sie auf die Uhr. Doch es war gerade die richtige Zeit, um nach unten in den Speisesaal zu gehen. Die Klinik hatte ihr einen Rollator zur Verfügung gestellt. Die Schwester meinte zwar, dass sie nach ihr rufen könne wenn sie nach unten gehen wolle oder etwas anderes benötige, aber Tina wollte es unbedingt alleine schaffen. Mit dieser Gehhilfe würde sie es sicherlich auch schaffen. Sie hatte ja jede Menge Zeit hier. Langsam stand sie auf und stützte sich auf die Griffe des Rollators. Na bitte, geht doch, dachte sie. Auf dem Flur ging sie vorbei an dem Lift. Glücklicherweise lag ihr Zimmer im Erdgeschoss. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund war ihr das Gefühl zuwider, alleine in einem solchen Fahrstuhl sein zu müssen. Schon kurz danach erreichte sie den Speisesaal und wurde dort freundlich von einer Angestellten der Klinik empfangen. Nach einer kurzen Einweisung, nahm sie Platz an einem der kleinen Tische und fürs Erste brachte ihr jemand das Essen an den Tisch. Für morgen nahm sie sich allerdings vor das selbst zu tun. Irgendwie würde sie das mit der Laufhilfe schon hinkriegen.

Und nun war der nächste Tag. Das gleiche Spiel von neuem. Sie machte sich für den Tag zurecht. Es ging alles etwas langsam, aber sie schaffte es alleine. Nachdem sie sich angezogen hatte, machte sie sich mit ihrem neuen "Freund", dem Rollator, auf den Weg zum Speisesaal. Anschließend hatte sie gleich eine ihrer ersten Anwendungen. Krankengymnastik mit Hilfe einer Physiotherapeutin im hauseigenen Hallenbad. Die Badebekleidung wurde von der Klinik gestellt, da Peter an so etwas nicht gedacht hatte, beim Packen ihrer sieben Sachen. Es machte ihr Spaß. Offensichtlich fühlte sie sich im Wasser sehr wohl. Leicht erschöpft machte sie sich danach auf den Weg zurück zu ihrem Zimmer. Kurz darauf klopfte es an ihrer Zimmertür. "Herein", rief sie laut. Die Tür ging auf und Peter kam herein, gefolgt von einer südländischen Schönheit. Braungebrannt, Top-Figur, lange braune, leicht gewellte Haare. In Tina brannte es. Eifersucht stieg in ihr hoch. Wer war diese Frau? Was hatte sie mit "Ihrem" Mann zu tun? Doch die Frau lachte sie mit offenem Mund an und kam förmlich auf sie zu gestürmt. "Tina", rief sie dabei und fiel ihr regelrecht um den Hals, so dass Tina beinahe rückwärts auf ihr Bett geplumpst wäre. Peter war von diesem Temperament Glorias total überrascht. Er konnte gerade noch reagieren, bevor Gloria seine Frau umrannte, hob beide Frauen und brachte sie einigermaßen zurück ins Gleichgewicht. "Tut mir leid", sagte Gloria mit einem leicht betretenen Lächeln im Gesicht. "Ich freue mich nur so, dass du wieder bei uns bist! Ich hab gar nicht daran gedacht, dass du noch nicht so gut zu Fuß bist." Tina hatte ein großes Fragezeichen im Gesicht, aber irgendwie mochte sie diese stürmische, gutaussehende Frau. "Ich bin Gloria. Deine Freundin. Ich weiß du kannst dich nicht erinnern, aber ich kann einfach nicht anders. Ich muss dich einfach drücken...." Die Frau hörte gar nicht auf zu reden. Tina musste laut auflachen und das Eis war gebrochen. Peter kam gar nicht zu Wort, aber er freute sich wie einfach sich das Wiedersehen der beiden gestaltete dank Glorias Art. Tina sagte einfach nur "Hallo Gloria. Du hast recht ich kenne dich nicht. Aber das kann sich ja jetzt ändern. Lasst uns doch einfach in den Garten gehen. Dort können wir uns einen Kaffee vom Kiosk holen und uns unterhalten." Gesagt getan. Die drei gingen in den Garten. Langsam lief Tina mit ihrem Rollator voran. Peter wollte ihr zwar helfen, aber so sehr sie sich seine körperliche Nähe gewünscht hätte, so sehr wollte sie ihm doch zeigen und beweisen, dass sie es auch alleine konnte. Sie saßen etwa eine Stunde und redeten und redeten. Vor allem Gloria. Tina fand es herrlich so ungezwungen mit einem Menschen von "damals" umgehen zu können. Peter schaute dem ganzen Treiben die meiste Zeit nur zu. Er holte Kaffee für alle drei, und nach einer Weile Nachschub. Als es Zeit war zu gehen, da Tina weitere Anwendungen hatte, verabschiedeten sie sich. Gloria wieder stürmisch wie zu Beginn ihres Wiedersehens, und Peter hob Tina sanft am Arm. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und streichelte ihr über die Haare.

Sie blickte den Beiden nach. Bald würde sie so mit Peter die Klinik verlassen. Auf dem Weg in ihr Leben zu zweit. Sie freute sich schon darauf, hatte aber auch Angst vor ihrem unbekannten Leben.

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Peter verbrachte die nächsten paar Tage damit das Gästehaus in ein gemütliches, neues Heim für sie beide zu verwandeln. Der Bauunternehmer hatte Wort gehalten. Das Bad war zwar klein aber modern eingerichtet. Mit seinen neuen großen Fliesen, in neutralem "Atlantik-Weiß" wirkte es größer als es eigentlich war. Die Zimmer waren alle neu renoviert und möbliert. Vor dem Haus standen keine Container mehr und nichts wies mehr darauf hin, dass hier noch vor kurzem eine größere Umbauaktion stattgefunden hatte. Dank Glorias Geschick waren überall Kissen und Decken, dekorative Kerzen, Figuren und andere Kleinigkeiten verteilt, so dass es wirkte, als ob hier schon länger jemand gelebt habe. Die Betten waren frisch bezogen und in den Schränken befand sich jede Menge neuer Bettwäsche, Handtücher und anderer Wäsche für den Alltagsgebrauch.

Zu dritt hatten sie in Tinas Ankleidezimmer gestanden um die Kleidung für ihr neues Dasein auszusuchen. Es durfte nicht zu chic und teuer wirken. Aber das war gar nicht so einfach. Um sie davon zu überzeugen, sie sei eine einfache Hausmeistergattin, taugten viele der edlen Designerstücke keineswegs.

Aber zusammen mit Ellens und Glorias Hilfe war das am Ende doch noch gelungen. Immer wieder besuchte Peter Tina im Reha-Zentrum, aber er blieb nie zu lange. Nach und nach berichtete er ihr über ihr gemeinsames Leben. Dabei verband er Stück für Stück ihrer wahren Vergangenheit mit ihrer angeblich gelebten Gegenwart. Tina war verwundert darüber, wie wenig er doch mit einem Hausmeister gemein hatte. Sein ganzes Auftreten, die Art wie er sich kleidete und auch das Fahrzeug mit dem er sie hier her gefahren hatte, das alles sprach eher dafür, dass er ein Mensch in einer führenden Position wäre. Aber er hatte für jeden ihrer unausgesprochenen Zweifel sofort eine Erklärung parat, so dass sie keinen Grund hatte ihm nicht zu glauben. Er wusste sie geschickt zu manipulieren und das perfekte Lügengebilde aufzubauen, während Tina tagsüber zielstrebig ihr Ziel verfolgte, wieder völlig fit zu werden. In der ein- oder anderen Nacht allerdings wurde sie geplagt von Albträumen, die sie am nächsten Tag nicht mehr deuten konnte. Oft wachte sie schweißgebadet in zerwühlten Laken auf und wusste, dass ihr Traum wohl damit zu tun haben musste was ihr geschehen war. Nur erinnern konnte sie sich an kein einziges Detail. Ihr Aufenthalt in der Klinik wurde begleitet von einem netten Psychiater, der ihr half die Träume einigermaßen zu verarbeiten. Da sie sich aber nicht daran erinnern konnte was sie geträumt, oder erlebt hatte, war dies nicht einfach. Allein die Tatsache allerdings, dass sie nicht alleine mit ihrem Problem war und sich ihre Sorgen von der Seele reden konnte, wirkte beruhigend auf sie. Peter wollte sie auf keinen Fall damit belasten. Obwohl es dafür keinen Grund gab, wäre es ihr peinlich gewesen mit ihm über ihre Träume und Ängste zu reden.

Zwei Tage bevor ihre Rückkehr sein sollte, begab sich Peter in das Gästehaus. Er wollte es sich zur Gewohnheit machen hier nun zu leben. Die Küchenschränke waren gefüllt mit neuem Geschirr und Lebensmittelvorräten. Gloria hatte ganze Arbeit geleistet. Ellen sollte in nächster Zeit etwas kürzer treten. So konnte sie sich auch besser um ihre Zwillinge, die sich mittlerweile in der Pubertät befanden, kümmern. Er begann damit seine Arbeit als "Hausmeister" aufzunehmen. Nur noch zwei Tage, dann konnte er Tina endlich nach Hause holen.

In seine anfängliche Euphorie mischte sich auch die Angst darum, dass Tina herausfand, dass er sie eigentlich belog. Nun, da er sie endlich wieder so zurück hatte wie er es sich die letzten Jahre immer wieder gewünscht hatte, wollte er sie nicht wieder verlieren. Außerdem wusste man bisher nicht was ihr geschehen war und woher sie ihre Verletzungen hatte. Vielleicht lauerte irgendwo da draußen auch noch Gefahr für sie Beide. Bisher hatte man nicht herausgefunden wo sie sich in der Woche ihres Verschwindens aufgehalten hatte. Er wollte auf jeden Fall die Augen offen halten und sich noch einmal mit Kommissar Bruckner zusammensetzen. So fuhr er einen Tag vor Tinas Rückkehr zum Kommissariat.

Bruckner war nicht überrascht Peter zu sehen. Die Beiden unterhielten sich in seinem Büro bei einer Tasse Kaffee."Was führt sie zu uns Herr Mantari. Hat ihre Frau ihre Erinnerung zurückgewonnen?", fragte Bruckner sobald sie alleine waren. "Leider nicht. Das ist es ja was mir so Sorgen macht. Es muss ihr etwas derart Schlimmes passiert sein, dass dabei dieses Trauma ausgelöst wurde. Die Ungewissheit darüber, ob da draußen noch irgendjemand danach lungert ihr etwas anzutun bringt mich fast um den Verstand. Haben sie keine weiteren Hinweise darüber, was passiert sein könnte?" "Nein tut mir leid. Durch den Regen, direkt nachdem man ihre Frau aufgefunden hat, wurden sämtliche Spuren verwischt. Wir wissen nicht wo wir ansetzen sollen. Das Waldstück wurde in einem weitestgehend großen Radius abgesucht. Nichts. Das ist auch der Grund weshalb ich gehofft hatte mit ihrer Frau reden zu können. Aber so wie es aussieht kann sie uns am allerwenigsten Auskunft geben darüber, was passiert ist." Peter wirkte gedankenversunken. Er schüttelte leicht den Kopf. "Und ihr Auto? Ihr Handy? Die Tasche? Haben sie nichts davon auffinden können?" Nun war es Bruckner der den Kopf schüttelte. "Nichts. Das ist ja das Kuriose. Ein Auto verschwindet nicht einfach so. Es würde mich nicht wundern wenn man es plötzlich auf irgendeinem Großparkplatz oder in einer Tiefgarage finden würde. Aber wo wir auch nachgefragt haben. Niemandem ist ihr Mercedes aufgefallen." Die zwei Männer verabschiedeten sich mit dem Versprechen voneinander, sich gegenseitig von etwaigen Neuigkeiten zu berichten.

Bruckner blickte Peter lange nach. Er hatte es bisher nicht geschafft sein Versprechen an Tina einzuhalten. Alle Bemühungen waren bisher vergebens gewesen. Was hatte er übersehen? Es musste doch irgendwo einen Hinweis, eine Spur geben. Er würde nicht aufgeben, bis er wusste was ihr zugestoßen war und wer dafür verantwortlich war.

Es blieb ihnen keine Möglichkeit Tina zu schützen, außer der wachsam zu sein. Es war ganz gut, dass Tina von der möglichen Gefahr keine Ahnung hatte. Sie hatte genug durchgemacht. Er wollte dafür sorgen, dass ihr nicht noch einmal etwas Schlimmes passieren würde.

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