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Kapitel 7
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Helmut und Elsie machten sich große Sorgen. Jetzt war es schon mehrere Wochen her, dass sie von Tina hörten. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Sie hatte sich normalerweise spätestens nach zwei Wochen wieder bei ihnen im Lokal blicken lassen. Telefonate führten sie so gut wie nie, da Peter es nicht gerne sah, dass Tina noch regelmäßigen Kontakt zu ihnen pflegte. Sie konnten nicht verstehen, dass sie sich das von ihrem Ehemann gefallen lies. Bevor sie ihn kannte hätte sie sich von niemandem etwas verbieten lassen. Allerdings wollten sie auch nicht, dass sie zu Hause Ärger bekam und warteten erst einmal ab. Aber nach zehn Wochen war die Sorge um Tina so groß geworden, dass sie es nicht mehr aushielten und beschlossen die Polizei aufzusuchen.
Auf der Polizeiwache angekommen fragten sie erst einmal nach, an wen sie sich wenden könnten wegen einer vermissten Person. Als sie Tinas Namen nannten verwies der diensthabende Polizist sie direkt zu Thomas Bruckner, da er ermittelte im Fall Mantari. Erschrocken blickten sich die beiden an. Es gab also bereits einen „Fall Mantarie“. Ihr Gefühl hatte sie demnach nicht getäuscht und es musste irgendetwas geschehen sein. So schnell es ihnen aufgrund ihrer körperlichen Gebrechen möglich war suchten sie sein Büro auf.
Bruckner saß, zusammen mit seinem Kollegen Kowalski, in ihrem gemeinsamen Büro als es klopfte. Herein kam ein älteres eingeschüchtert wirkendes Pärchen. Der Mann stützte sich auf einen Stock und die Frau humpelte leicht. „Sind wir hier richtig im Büro von Hauptkommissar Bruckner?“, fragte der Mann. „Ja das sind sie“, antwortete Thomas. „Kommen sie doch erst mal richtig rein und setzen sich. Womit kann ich ihnen denn helfen.“ Er wirkte leicht amüsiert und hatte ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht, aber irgendwie hatte er das Gefühl die Beiden schon einmal gesehen zu haben. „Es geht um unsere.....na ja nennen wir es Pflegetochter Tina. Sie hat sich schon sehr lange nicht mehr gemeldet und wir machen uns Sorgen, dass ihr etwas passiert sein könnte.“ Wieder war es der Mann der sprach. „Aber für Vermisstenanzeigen sind wir gar nicht zuständig. Wer hat sie den zu uns geschickt?“, meldete sich Tim zu Wort, der bis jetzt nur geschwiegen hatte und auf seinem Schreibtischstuhl schaukelte, während er auf einem Zahnstocher herumkaute. Thomas schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. Sein Kollege hat es schon immer ein bisschen an Respekt mangeln lassen, aber er meinte es nicht böse. „Ja aber der Herr am Empfang hat uns zu ihnen geschickt!“, sagte die Frau nun resolut. „Tina ist ein so gutes Mädchen. Wir sind nur ihrem feinen Herrn Ehemann, dem großen Mantari, nicht gut genug.“ meinte sie spöttisch mit einer ausladenden Handbewegung. „Und jetzt meldet sie sich einfach nicht mehr und wir wissen nicht an wen wir uns wenden sollen ....“ Thomas Blick veränderte sich schlagartig, als er den Namen Mantari hörte. Tina Mantari. Warum hatte er bisher von diesen beiden älteren Herrschaften nichts gewusst. Und so wie sich das anhörte war eben doch nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ im Hause Mantari. Jetzt wurde er hellhörig.
„Jetzt wird mir so einiges klar. Dürfte ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin Thomas Bruckner und das ist mein Kollege Tim Kowalski. Und wie darf ich sie beide nennen?“ „Entschuldigen sie“ Der Mann antwortete verdattert. „Ich bin Helmut Grabowski und das ist meine Frau Elisabeth. Was wissen sie über unsere Tina?“
„Das ist eine längere Geschichte. Möchten sie vielleicht etwas trinken. Kaffee? Tee? Mein Kollege bringt ihnen bestimmt gerne etwas.“, meinte Thomas mit einem Nicken in Tims Richtung. Der verdrehte die Augen, allerdings so, dass die beiden Grabowskis es nicht sehen konnten, und zog eine Grimasse. „Wir wollen nur endlich wissen was los ist.“, war Elisabeth Grabowskis Antwort. Thomas erzählte den Beiden die Geschichte vom Tag an dem Peter Mantari die Anzeige aufgegeben hatte, bis hin zu seinem Besuch bei Tina im Krankenhaus. „Es wundert mich nicht, dass Tina sich nicht bei Ihnen gemeldet hat. Sie kann sich an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnern. Also, so leid es mir tut, auch nicht an sie beide.“ Elisabeth schlug die Hand vor den Mund und stöhnte auf. „Ach mein Gott. Unser armes Mädchen. Wer hat ihr das nur angetan?“ „Was können wir tun?“, fragte hingegen Helmut Grabowski. „Ich weiß es wirklich nicht. Ist ihr Verhältnis zu ihrem Ehemann denn so schlecht?“ Thomas wollte Genaueres wissen. Vielleicht würde er hier ein Motiv für Tinas Verschwinden finden. Irgendwo musste man doch endlich ansetzen können.
„Tina war immer so ein lebenslustiges Mädchen. Aber dieser Peter...... ich meine, er liebt sie bestimmt, auf seine Art und Weise, und sie ihn sicher auch. Aber so hatte sie sich ihr Leben eigentlich nicht vorgestellt. Er nahm von Anfang an keine Rücksicht auf ihre Wünsche. Sie wollte eigentlich unsere kleine Wirtschaft übernehmen, wenn wir das einmal nicht mehr können. Aber er war damit gar nicht einverstanden. Und nun darf sie uns noch nicht einmal mehr besuchen. Aber sie macht es trotzdem alle paar Wochen und steckt uns auch immer ein bisschen etwas zu. Wir sind einfach zu alt und zu krank. Wir können den Laden nicht mehr so richtig schmeißen. Wenn Tina noch da wäre, ja, dann wäre für uns auch einiges anders gelaufen.“ Grabowski schüttelte den Kopf. „Und jetzt können wir sie noch nicht einmal mehr sehen.“ Seine Frau schluchzte leise auf.
Davon hatte Peter Mantari Thomas nichts erzählt. Thomas hatte Mitleid mit den beiden netten Herrschaften. Wie konnte dieser Mensch nur so herzlos sein und ihnen das antun. Spätestens jetzt wäre es doch seine Pflicht gewesen, den Beiden von Tinas Unglück zu berichten. War er nur gedankenlos, egoistisch oder steckte etwa mehr dahinter? Er nahm sich vor noch einmal mit Peter Mantari zu reden, ihn auf Tinas Pflegeeltern anzusprechen. Die Tatsache, dass er Tina den Beiden vorenthielt gefiel ihm gar nicht. Auch ihm hatte er schließlich nicht erzählt, dass es die Beiden gab. Hier hätte man bei ihrem Verschwinden vielleicht auch das ein- oder andere erfragen müssen. Man war immer davon ausgegangen, dass es im Ort außer Thomas keine weiteren Angehörigen gab.
Peter versprach ihnen so gut er konnte zu helfen. Vielleicht gab es ja einen Weg Tina über die Tatsache, dass es die Grabowskis gab aufzuklären ohne ihr allzu sehr zu schaden. Dass sie von Peter bisher nicht darüber informiert worden war, konnte mehrere Gründe haben. Für Thomas galt es nun herauszufinden, warum er das nicht getan hatte.
Allerdings wies er ihre Pflegeeltern noch einmal darauf hin, dass Tina sich an Nichts erinnerte.
Helmut und Elisabeth waren zwar erschüttert über diese Entwicklung, allerdings waren sie auch froh darüber, dass es Tina momentan soweit ganz gut ging. Sie wollten sich auf das Wort des Kommissars verlassen und ihm vertrauen. Vielleicht konnte er ja wirklich helfen und vermitteln. So verabschiedeten sie sich, gingen zurück in ihr „Glückliches Eck“ und hielten erst einmal still.
Tim und Bruckner sahen sich vielsagend an nachdem die Grabowskis gegangen waren. „Hättest du das gedacht?“, fragte Thomas. „Kein Wort hat er erwähnt von den Zweien. Das ist doch nicht normal. Selbst wenn man sich gestritten hat, so informiert man doch die Eltern bei so einer Sache oder sehe ich das falsch?“ Tim war der gleichen Meinung. „Ich schlage vor, dass wir da doch noch einmal jemandem auf die Füße stehen müssen. Wie sieht es aus. Soll ich oder du.....?“ „Das mach ich schon selbst. Das lasse ich mir nicht nehmen. Du kannst dir ja mal das Krankenhauspersonal vornehmen. Am besten fängst du mit Wollersheimer an. Der muss sich doch bei Tinas Familienverhältnissen ausgekannt haben.“ Gedankenverloren blickte er auf Tinas Foto. Er hatte es nicht fertiggebracht es abzuhängen. Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Die ganze Zeit über hatte er sich das Hirn zermartert woher er sie kannte. Er schlug sich gegen die Stirn. „Na klar. Das glückliche Eck. Daher kenne ich Tina. Mir sind die zwei eben doch auch gleich bekannt vorgekommen.“ Vor vielen Jahren hatte er des Öfteren die gemütliche Kneipe in der Bahnhofstraße aufgesucht. Es war für ihn und seine Kollegen ein angenehmer Feierabendtreffpunkt gewesen. Aber als die „Kleine“, wie sie Tina immer nannten, nicht mehr dort arbeitete war der Laden nicht mehr das Gleiche gewesen und so gingen sie immer seltener und irgendwann gar nicht mehr dort hin. Er konnte sich das heute eigentlich gar nicht erklären. Das Essen war nach wie vor gut und preisgünstig gewesen und auch ansonsten hatte sich nicht allzu viel geändert. Aber irgendwie war mit Tina der Mittelpunkt des Lokals verlorengegangen und mit ihm auch die Freude die dort vorher herrschte.
Thomas nahm sich vor noch heute der Villa Mantari einen Besuch abzustatten. Er wollte von Peter persönlich hören, warum er ihr, und auch ihm, so vieles vorenthalten hatte. Vielleicht hatte er ja noch so manches mehr zu verbergen.
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Peter und Tina machten sich auf den Weg in die Stadt. Bevor sie ihren Einkauf in einem der großen Supermärkte am Stadtrand machen wollten fuhren sie ins Stadtzentrum. Im Rathaus der Stadt beantragten sie einen neues Ausweis und den Führerschein für Tina. Peter hatte die Zeit am Morgen genutzt, als Tina noch geschlafen hatte um die dafür erforderlichen Papiere aus dem Tresor in der Villa zu holen.
Im Supermarkt schlenderten sie durch die Gänge und deckten sich für mehrere Tage mit den noch fehlenden Lebensmitteln und Getränken ein. Mit einem Kofferraum voller Tüten und Taschen fuhren sie zurück nach Hause. Tina genoss den ungezwungenen Umgang mit Peter und den wunderschönen Tag. Der Himmel war herrlich blau, die Sonne schien und keine einzige Wolke ließ sich am Himmel blicken. Das beste Wetter um in den Pool zu springen und ein paar Bahnen zu schwimmen. Tina freute sich schon auf das kühle, erfrischende Nass. Zuhause angekommen verstauten sie schnell alle Einkäufe und Tina suchte sich einen Badeanzug aus, um endlich schwimmen zu gehen. Mit Badehandtuch und Sonnenöl bewaffnet ging sie Richtung Pool. Peter, verblüfft von ihrem Eifer, tat es ihr gleich und gemeinsam richteten sie sich auf einen schönen Sommermittag auf der Terrasse ein. Tina cremte sich sorgfältig Arme, Beine und Gesicht ein. Sie traute sich nicht so recht Peter zu bitten ihr den Rücken einzucremen, aber er bemerkte ihren Blick und fragte seinerseits: „Soll ich?“ Sie nickte und überreichte ihm die Flasche mit der Creme. Tina legte sich auf den Bauch und strich ihre Haare auf die Seite, während Peter sich auf den Rand ihrer Liege setzte und damit begann sanft ihren Rücken mit der Creme zu bearbeiten. Er ließ sich sehr viel Zeit damit und genoss die Möglichkeit ihr so nah sein zu können. Tina schloss die Augen. Wäre sie eine Katze gewesen, hätte sie sicherlich angefangen zu schnurren. Wie zärtlich seine Hände sich anfühlten. Es war ihr schon des Öfteren aufgefallen wie weich und gepflegt seine Hände aussahen. Gar nicht wie die Hände eines Hausmeisters, der harte Arbeit gewohnt war. Am liebsten wäre sie ewig so liegengeblieben und hätte es genossen. Doch irgendwann war dieser schöne Moment vorbei und Peter ging zurück zu seiner Liege. „Danke“, sagte Tina und drehte sich auf die Seite in Peters Richtung. Er ist viel zu schön für einen Mann, dachte sie sich. Peter sah in ihre Richtung und ihre Blicke trafen sich. Sie sagten nichts. Schauten sich nur in die Augen bis Tina es nicht mehr aushielt.
Sie seufzte leise. „Ich glaub ich gehe ins Wasser“, sagte sie, stand auf und ging Richtung Pool. Einen Moment stand sie am Beckenrand und steckte ihren Zeh ins Wasser. „Puh..... ganz schön kalt.“ Dann setzte sie sich hin und hing ihre Beine hinein. Nach einem Moment stützte sie sich ab und glitt langsam ins Wasser. Peter sah ihr die ganze Zeit dabei zu. Sie ist meine Frau, dachte er sich. Wie gut, dass ich sie nicht verloren habe.
Tina schwamm ein paar Bahnen hin und her. Dann hängte sie sich an den Rand und fing an übermütig Wasser in Peters Richtung zu spritzen. „Willst du nicht auch ein bisschen hereinkommen? Das Wasser ist herrlich wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.“ Peter sprang auf. „Na warte. Du kleines Luder.“, lachte er und kam auf sie zu. Mit einem Kopfsprung sprang er ins Wasser und kam prustend wieder an die Oberfläche. Rasch schwamm er auf sie zu und Tina kicherte wie ein verliebter Teenager. „Was hast du vor.....wag es ja nicht ....“ Aber schon war Peter bei ihr und tat, als wenn er sie untertauchen wollte. Er packte sie leicht am Arm und ehe sie sich versah hatte er die Arme um sie geschlungen. Gefangen in seiner Umarmung lachte sie ihn an und Peter konnte einfach nicht anders. Er beugte sich über sie und küsste sie auf den Mund. Zuerst noch etwas vorsichtig aber als er merkte, dass Tina keinen Widerstand leistete küsste er sie fester.
Tina war zunächst überrascht über Peters Kuss, aber sie ließ es nur zu gerne geschehen. Leidenschaftlich küsste sie ihn zurück. Wie gut es sich anfühlt in seinen Armen, dachte sie sich und gab sich ganz ihren Gefühlen hin. Es war für sie nicht der Kuss eines Fremden. Schließlich waren sie ja verheiratet und sie fand keinen Fehler darin es zu genießen. Sie konnten gar nicht genug voneinander bekommen und Tina fühlte sich plötzlich verloren, als Peter sie unerwartet los lies. Er sprang mit einem Satz aus dem Wasser und hielt Tina die Arme entgegen. um ihr aus dem Becken zu helfen. Tina nahm seine Hände und er zog sie sacht aus dem Wasser, direkt in seine Arme. Dort legte er sie auf den warmen Boden, der rund um den Pool mit dem sich herrlich anfühlenden Douglasien-Holz ausgelegt war. Sie küssten sich erneut und wurden dabei immer hemmungsloser, während sie sich ihrer ohnehin schon spärlichen Kleidung entledigten, um sich leidenschaftlich zu liebkosen. Die anfängliche Scheu, die Tina vor diesem, „ihrem“ Mann hatte, war wie dahingeflogen. Peter schien genau zu wissen, an welchen Stellen Tinas Körper am heftigsten reagierte und sie genoss jede seiner Berührungen, ohne sich für ihre Hingabe zu schämen. Auch sie wurde immer mutiger und tat es ihm gleich. Instinktiv schien auch sie zu wissen, was Peter gefiel und er stöhnte laut ihren Namen, als sie sich ihm entgegen bog um ihn damit aufzufordern sich endlich ganz zu vereinigen.
Später lag Tina erschöpft in Peters Arm. „Ich liebe dich Tina“, brach Peter nach einer ganzen Weile ihr Schweigen. Sie antwortete nicht. Sie empfand viel für diesen, ihr doch noch viel zu fremden, Mann. Aber war das Liebe? Sie wusste es nicht, aber sie wollte einfach nur den Moment genießen. Stattdessen kuschelte sie sich mehr an ihn heran und küsste ihn auf die Wange.
Nach einer ganzen Weile stand Tina auf. „Ich geh mich duschen. Ich muss noch ein paar Sachen vorbereiten für unseren Besuch!“ Sie warf ihm eine Kusshand zu, nahm Handtuch und Creme und lief Richtung Haus. Peter blickte ihr im Liegen hinterher und legte sich dann, mit hinter dem Kopf verschränkten Händen, zurück. Die verschiedensten Gedanken schossen ihm völlig durcheinander in den Sinn. Tat er das Richtige? Liebte sie ihn etwa nicht, oder warum hatte sie nach seiner Erklärung nicht geantwortet? Die Sonne schien sehr heiß und das Durcheinander seiner Gedanken verwirrten ihn immer mehr. Er brauchte dringend eine Abkühlung und sprang plötzlich auf. Er ging zurück ins Wasser. Dort schwamm er etliche Bahnen, bevor er wieder aus dem Pool stieg, um sich dann irgendwann ebenfalls ins Haus zu begeben. Tina hantierte schon in der Küche, als er das Haus betrat. Sie schaute kurz auf, lächelte ihn an und fuhr fort damit ihren Salat anzurichten. „Ich springe auch schnell unter die Dusche dann helfe ich dir.“, meinte Peter. Tina unterbrach kurz ihre Arbeit. „Versteh mich bitte nicht falsch, aber musst du nicht noch irgendwie den Garten gießen oder so? Und was sind eigentlich meine Aufgaben hier? Ich habe doch bestimmt früher nicht nur zu Hause gesessen und Essen zubereitet!“, fragte sie. „Mach dir darüber keine Sorgen Liebling.“, antwortete Peter indem er auf sie zuging. “ Ich hab alles im Griff. Der Garten wird automatisch beregnet und alles andere hat Zeit bis morgen. Du musst einfach nur für mich da sein!“ Er hob sie hoch und küsste sie auf die Stirn. Dann ließ er sie lachend wieder herunter und ging pfeifend Richtung Bad. Tina machte sich gut gelaunt daran alles weitere vorzubereiten. Sie richtete Geschirr, marinierte das Fleisch zum Grillen und bereitete einige Salate zu. Es sollte ein so richtig gemütlicher Abend werden. Gloria kannte sie ja schon. Mit ihr hatte man bestimmt sehr viel Spaß.
„Ich gehe mal in die Werkstatt. Ich glaube ich habe da noch einige Lichterketten und Fackeln gesehen. Wir wollen es doch so richtig schön romantisch haben heute Abend Schatz.“, rief Peter, als er nach dem Duschen direkt in den Garten lief. Tina hörte eine ganze Weile nicht viel von ihm, dann konnte sie ihn durch das Küchenfenster beobachten, wie er auf der Terrasse mit Lichterkette und einigen anderen dekorativen Gegenständen kämpfte. Sie war glücklich. Was war nur in ihrem vorherigen Leben schiefgelaufen. Was war passiert, dass sie sich an rein gar nicht mehr erinnerte. Beinahe hatte sie Peter gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er bemühte sich so ihr alles Recht zu machen und sie wusste nicht mehr von ihm, als das was er ihr in den letzten Tagen erzählt hatte.
Sie ging nach draußen zu ihm und deckte den Tisch für vier Personen. Er hatte eine kleine Stereo-Anlage in die Ecke gestellt und es lief leise Musik. Es war nahezu perfekt. So langsam wurde es Zeit sich für den Abend umzuziehen. Sie suchte sich ein einfaches Sommerkleid und passende Sandalen heraus, während Peter eine kurze helle Baumwollhose und ein passendes T-Shirt anzog. Es sollte ein ungezwungener Abend werden und kaum, dass sie fertig waren klopfte es auch schon an der Tür. Man konnte Gloria schon reden hören, bevor sie einander sehen konnten. Peter öffnete und ein nett aussehender blonder Mann um die vierzig gab ihm die Hand. Gloria hingegen begrüßte Peter auf ihre gewohnt stürmische Art. Hätte Tina sie nicht schon im Krankenhaus erlebt, wäre sie auf Anhieb eifersüchtig geworden. Sie trat hinzu. „Hallo, ich bin Tina. Aber das wisst ihr ja schon.“ Sie streckte Frank die Hand entgegen und wurde sofort von Gloria umarmt. „Hallo Tina-Schatz. Gut siehst du aus. Du hast ja schon ein bisschen Farbe gekriegt. Das steht dir hervorragend.“ Tina errötete peinlich berührt. Wenn Gloria wüsste bei welcher Gelegenheit sie die Farbe angenommen hatte. „Kommt mit auf die Terrasse. Wir haben schon alles vorbereitet. Peter kann gleich anfangen zu grillen.“ Tina holte das vorbereitete Fleisch aus dem Kühlschrank und sie gingen zusammen zur Terrasse. Der Besuch nahm Platz und Peter schenkte allen Wein ein. Gloria fing sofort eine angeregte Unterhaltung mit Tina an. Frank nahm sein Glas und suchte das Weite, Richtung Peter und Grill. „Die Damen haben sich ja mal wieder jede Menge zu erzählen.“, grinste er. „Wie läuft es denn so zwischen euch beiden?“ „Es könnte kaum besser sein.“, antwortete Peter. „Ich bin sehr zufrieden. Tina ist so anders seit sie aus dem Krankenhaus gekommen ist. Sie ist viel ausgeglichener und alles läuft so harmonisch wie schon lange nicht mehr.“ „Na dann auf euer Wohl“, erhob Frank das Glas. Peter stieß mit ihm an und sie tranken einen kräftigen Schluck.
Während die Männer am Grill standen und sich unterhielten, saßen die zwei Frauen und plauderten miteinander, wobei Gloria eindeutig diejenige war, die das meiste zu sagen hatte. „Du siehst so perfekt aus Gloria. Ich weiß nicht. Hab ich mich denn nie geschminkt? Zumindest ein bisschen. Ich habe nicht mal ein Make-up oder einen Lippenstift finden können. Das hat doch aber eigentlich jede Frau oder täusche ich mich da?“, fragte Tina. Gloria schluckte. „Wenn du willst können wir zwei ja morgen mal miteinander in die Stadt fahren und wir shoppen ein wenig miteinander. Bei manchen Dingen ist es besser wenn wir Frauen unter uns sind. Männer haben eben keine Zeit und keinen Sinn für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens“, lachte sie, ohne weiter auf Tinas Frage einzugehen. „Oh ja, das wäre wirklich gut. Vielleicht kannst du mich ja auch ein wenig beraten. Mit so etwas brauche ich Peter nicht belästigen.“, meinte Tina, als Frank an den Tisch trat und sich setzte. „Na ihr zwei, was heckt ihr denn Schönes aus miteinander?“, fragte er. „Och nichts weiter mein Schnuckel-Bärchen. Wir zwei gehen morgen ein bisschen einkaufen. Frauen brauchen so ihre kleinen Geheimnisse.“ „Na ob Peter davon so begeistert sein wird?“, entglitt es ihm. „Warum sollte er etwas dagegen haben? Er geht doch auch gelegentlich alleine Dinge erledigen!“, antwortete Tina irritiert.“ „Ich meine ja nur.“, sagte Frank als Peter auf den Tisch zukam mit einer großen Platte gegrilltem Fleisch.
Sie wollten gerade anfangen zu essen, als plötzlich schwere Schritte auf dem Kiesweg zu vernehmen waren. Vier Köpfe flogen in die Richtung des Geräusches und bekamen einen großen Mann zu sehen, der in ihre Richtung kam. Es war Hauptkommissar Bruckner, der da auf einmal unangemeldet vor ihnen stand.
„Hallo, ich wollte nicht stören. Ich habe geklingelt, aber als niemand aufgemacht hat habe ich Musik und Stimmen gehört und bin außen herum gelaufen.“ Sicher hat er an der Villentür geklingelt, dachte sich Peter. Bruckner wusste ja nicht, dass dort momentan niemand wohnte, weil er seiner Frau etwas vorlog. Wie kam er auch dazu einfach so unangemeldet zu stören. Gerade jetzt, wo alles zwischen Tina und ihm so gut lief. Hatte er denn sogar etwas Neues in Erfahrung bringen können? „Hallo Herr Kommissar. Was führt sie zu uns?“ „Nichts Bestimmtes eigentlich.“, antwortete Thomas. „Ich wollte nur mal nachsehen, ob sie vielleicht etwas Neues für mich haben?!?“ Nun mischte sich Tina in das Gespräch ein. Sie fand den Kommissar schon bei seinem Krankenhausbesuch sehr sympathisch und wollte nicht ungastlich wirken „Warum setzen sie sich nicht einfach zu uns und essen mit uns Herr Bruckner. Das Fleisch ist gerade fertig geworden. Ich hole noch ein Gedeck.“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief sie auf das Gästehaus zu. Thomas wunderte sich warum sie diese Richtung einschlug.
Peter war über Tinas spontane Einladung ziemlich verärgert, ließ es sich aber nicht anmerken. Nun konnte er schlecht einen Rückzieher machen. Wie konnte sie einfach so über seinen Kopf hinweg diesen Polizisten einladen? „Setzen sie sich doch zu uns Thomas. Ich darf doch Thomas sagen? Nennen sie mich einfach Peter. Das sind unsere Freunde Gloria und Frank Fontanis.“, stellte er die Beiden vor. Gloria kannte Thomas ja schon und nun lernte er auch noch ihren Mann kennen. Er begrüßte die beiden mit Handschlag. „Hallo zusammen“, und an Gloria gewandt, „Wir beide kennen uns ja schon!“ Peter warf Gloria kurz einen verwunderten Blick zu, ließ sich aber ansonsten nichts anmerken. Normalerweise wäre es nicht Thomas´ Art gewesen in eine solche Feier zu platzen und wäre dankend wieder gegangen. Aber hier war doch einiges anders. Das war eine gute Gelegenheit einfach mal nur dabeizusitzen und zu beobachten. Warum sollte man das ausschlagen. Also nahm er den ihm angebotenen Stuhl und setzte sich dazu. „Ich will aber nicht stören.“, sagte er jedoch höflichkeitshalber. „Aber sie stören doch nicht.“ Gloria hatte ihre Worte wiedergefunden. „Wir sitzen einfach nur so ein bisschen zum Spaß zusammen und quatschen ein bisschen dummes Zeug.“, lächelte sie ihn strahlend an. Thomas war nicht der Typ Mann wie Peter. Allerdings wirkte seine äußerst männliche Optik auf die meisten Frauen sehr interessant. Er hatte eine ältere, schon verblasste Narbe aus früheren Zeiten im Gesicht, trug seinen obligatorischen Zweitagebart und war wie immer leger gekleidet. Auch er war in Glorias Augen durchaus einen kleinen Flirt wert. Tina kam zurück mit einem neuen sauberen Gedeck und stellte es vor Thomas auf den Tisch.
Peter stellte den Teller mit Fleisch in die Mitte. „Nehmt euch. Die zweite Lage liegt schon auf dem Grill. Es ist genug für alle da.“ Und so unterhielten sie sich belanglos, während sie ihr Essen genossen. Als keiner mehr Hunger hatte, packte Tina die Reste zusammen und Peter fing an den Grill sauberzumachen. Tina nahm einen Stoß dreckigen Geschirrs, um es nach drinnen zu bringen „Ich helfe ihnen beim Tragen Tina.“, meinte Thomas. Peter blickte ruckartig herum. Das passte ihm gar nicht, aber er wollte nicht unangenehm auffallen und sagte nichts. Nur bei genauem Hinsehen konnte am Mahlen seiner Backenzähne erkennen, wie es in ihm brodelte. Thomas stellte sich ein paar Salatschüsseln auf die großen Hände und lief hinter Tina her ins Gästehaus. „Das wäre aber nicht nötig gewesen Thomas.“ Irgendwie waren sie im Laufe des Essens dazu übereingekommen sich beim Vornamen anzureden. „Keine Ursache. Ich mache das doch gern. Das Essen war wirklich lecker.“ Tatsächlich hatte ihn das Essen ein wenig an früher erinnert, als Tina noch in seiner damaligen Stammkneipe gearbeitet und gelegentlich auch gekocht hatte. Als sie das Gästehaus betraten wunderte sich Thomas immer mehr. Es machte ganz den Anschein als würde Tina hier wohnen. Aber er sagte vorerst nichts dazu. Was wurde hier gespielt? Er wollte dem Ganzen doch etwas mehr auf den Grund gehen und Peter Mantari bei Gelegenheit näher dazu befragen. Lebten die Beiden etwa getrennt. Er in der Villa und Tina hier. Allerdings hatte er während des Essens nicht den Eindruck gehabt, als wenn die Zwei sich nicht einig waren. Ganz im Gegenteil. Sie hatten sich eindeutige Blicke zugeworfen und immer wieder die Gelegenheit gesucht sich zu berühren. Thomas hatte man das nicht angemerkt aber er hatte für solche Dinge ein geschultes Auge. Es war ihm ein Leichtes, einerseits eine Konversation zu führen und nebenher andere Dinge zu beobachten. Von irgendwelchen Unstimmigkeiten in der Ehe der Mantaris war hier nichts zu sehen. Aber er hatte durchaus die Abneigung Peters ihm gegenüber gespürt. Er hatte zwar versucht das hinter einer freundlichen Mine zu verstecken, aber Thomas war zu erfahren, um das nicht zu merken. Es war ihm egal, ob er Peter sympathisch war. Er war es von Berufs wegen gewohnt, dass es immer wieder Menschen gab, die ihn nicht mochten. Es ging ihm einzig und allein um Tina. Sie war freundlich wie eh und je. Er musste dahinterkommen welches Spiel dieser Mann mit seiner Frau trieb. Hatte er gar was mit ihrem Verschwinden zu tun und ihm nur etwas vorgespielt, als er damals Tina als vermisst meldete? Er würde das herausfinden und wenn er sich noch mehr aufdrängen musste. Bei der Verabschiedung drückte er Tina seine Visitenkarte in die Hand. „Sollten sie mich brauchen oder sich erinnern Tina. Sie können mich jederzeit anrufen!“ Peter würde er ein anderes Mal auf den Zahn fühlen. Heute war nicht die richtige Gelegenheit dafür gewesen. Allerdings hatten sich völlig neue Fragen für ihn aufgetan. Die alles galt es für ihn zu klären.