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Kapitel 2: „Wir machen uns Sorgen!“

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„Seit vier Monaten ist absolut Ruhe im Karton, Tristan.“

Tristan Kadian saß in seiner Prunkvilla in seinem Arbeitszimmer und hatte eine Videoschaltung mit Benjamin van Güldensteen zu laufen. Der Flame, der zurzeit im Ruhrgebiet lebte und dort als Polizist arbeitete, hatte im Herbst letzten Jahres vom Konzil den Auftrag bekommen, seine Kontakte spielen zu lassen und Erkundigungen über die `Krieger des reinen Glaubens´ einzuholen. Diese religiösen Fanatiker hatten sogenannte Legionäre verpflichtet, die Jagd auf Vampire und deren Helfer machten. Ein ausgebildeter Legionär hatte auf dem linken Unterarm auf der Innenseite ein koptisches Kreuz tätowiert.

Tristan selbst hatte nach jahrhundertelanger Feindseligkeiten mit van Güldensteen Frieden mit dem Flamen geschlossen. Es war ihm bewusstgeworden, wie hohl und sinnlos eine Fehde war, deren Anfänge Ewigkeiten zurücklag und deren Beteiligte und Gründe längst zu Staub und Asche zerfallen waren.

Außerdem war van Güldensteen nützlich für das Konzil. Seit über 200 Jahren arbeitete er nun in den verschiedensten Organisationen und Ländern als Polizist, hatte sowohl die klassischen als auch die modernsten Vorgehensweisen diverser Polizei­ermittlungen für sich nutzen können. Und darüber hinaus hatte der Flame Kontakte. Wichtige und extrem nützliche Kontakte, überall in der Welt.

Zwar ärgerte Tristan die manchmal eher flapsige Art des Mannes, aber er musste sich auch eingestehen, dass Benjamin effektiv und erfolgreich war.

„Seit vier Monaten haben die keinen mehr von uns erwischt? Das ist ungewöhnlich.“ Tristan hatte sich in seinem Ledersessel zurückgelehnt, ein Bein über das andere geschlagen und den Kopf in seiner rechten Hand am Kinn gestützt. Grübelnd sah er auf den Monitor, wo er mit Benjamin von Angesicht zu Angesicht konferierte.

„Ja. Aber bitte keine Entwarnung. Ich bin sicher, dass ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Da braut sich was zusammen.“ Die eisblauen Augen des flämischen Riesen mit dem geflochtenen Kinnbärtchen blitzten unheilvoll.

„Ich hasse es, das zu sagen, aber ich gebe dir Recht, Ben.“

Vor einem Jahr hätte Tristan sich eher die Zunge abgeschnitten, als dem Mann Recht zu geben, auch wenn er Recht hatte.

„Meine Kontakte und ich halten Augen und Ohren offen. Vielleicht solltest du im Konzil anregen, dass man weltweit unsere Leute in eine Art Alarmbereitschaft versetzen sollte. Nur so ‘n Gedanke.“

Tristan nickte. „Es liegen schon Pläne vor. Ich werde es nachher zur Sprache bringen, wenn ich mit dem Triumvirat Kontakt aufnehme.“

„Gut.“ Benjamin nickte, schien aber noch etwas sagen zu wollen.

„Was ist los, Ben? Hast du noch irgendwas?“

„Na ja. Ist ´ne persönliche Frage. Und ich weiß nicht, ob wir schon so weit mit unserer Kommunikation sind, dass ich sie dir stellen kann.“

Überrascht sah Tristan den Flamen an. „Ähm …, na ja, versuch´s. Ich kann ja immer noch sagen, dass es dich nichts angeht.“

„Abgemacht. Hat deine Frisur etwas mit Rowenas Verschwinden zu tun?“

Tristan klappte der Unterkiefer runter. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Sein Herz setzte für drei oder vier Sekunden aus und er hielt die Luft an. Dann ließ er geräuschvoll die Luft hinaus.

Natürlich war es Benjamin van Güldensteen aufgefallen, dass Kadian, der seit Jahr­hunderten schulter- oder rückenlanges Haar trug, plötzlich eine dem 21. Jahrhundert modisch angepasste Kurzhaarfrisur trug. Tristan pustete etwas.

„Ja. Ich denke, dass es das hat. Nicht bewusst.“ Er hätte es verleugnen können, aber sein Gesprächspartner war ja nicht blöd.

Benjamin nickte. „Du machst dir Sorgen um sie, nicht wahr?“ Das vernarbte Gesicht des Mannes drückte ein leichtes Mitgefühl aus.

„Irgendwie schon. Aber Erik ist bei ihr. Und so ungern ich es zugebe, der Typ achtet mit seinem Leben auf sie und tut ihr gut. Trotzdem …“

„Ja. Ich kann nachempfinden, was du fühlst, was du durchmachst.“

Tristan legte den Kopf schief. „Hätte ich gewusst, dass du der Mann von Rowenas Ziehtochter warst, hätten wir unseren Streit schon vor Jahrhunderten beilegen können.“

Ben zog seine Schultern hoch. „Hätte. Wenn. Wäre. War aber nicht. Aber wir haben jetzt ein Ist. Und ich finde es ganz okay.“

Tristan lächelte etwas. „Qui. Es ist nie zu spät für Frieden.“

Benjamin seufzte etwas. „Ich denke, wir machen für heute Schluss, bevor wir hier noch völlig ins Rührselige abdriften, Kadian.“

Tristan lachte leise. Er stellte sich den 2,05 Meter großen und massigen Riesen vor, wie er mit einem zarten, weißen Spitzentaschentuch seine Tränen trocknete. Die Vorstellung nahm irgendwie Gestalt an und Tristan musste sich sehr beherrschen, nicht laut loszulachen.

„Ach, Tristan, noch was.“

„Ja, Ben?“

„Falls du mal Hilfe brauchst, egal, um was es geht, ruf mich. Ich meine es ernst.“

Tristan legte zwei Finger an seine Schläfe und schickte seinem früheren Kontra­henten einen halb militärischen Gruß. „Wird gemacht, Goldie.“

Benjamin zog indigniert eine Braue hoch, wollte etwas sagen, aber da Tristan die Verbindung unterbrach würde er nie erfahren, was Benjamins Antwort gewesen war.

>Ich brauche einen Kaffee! <

Tristan stand auf, schnappte sich seine leere Kaffeetasse und ging in die große, modern eingerichtete Küche. Luisa, seine Haushälterin, machte gerade ein gemüse­reiches Mittagessen und würzte es ordentlich. Tristan mochte es ein wenig schärfer, vor allem die orientalischen Gewürze und Gewürzmischungen hatten es ihm angetan.

„Noch eine halbe Stunde, Herr Kadian“, flötete die ältere Dame und lächelte ihn an.

Tristan grinste. „Was würde ich nur ohne Sie tun, ma perle (meine Perle). Sie verwöhnen mich.“ Er stellte die Tasse unter den Kaffeeautomaten und drückte die Taste für einen Cafe au Lait.

Es klingelte an der Haustür und Luisa eilte hinaus um nachzusehen, wer an der Tür war. Bevor sie die Haustür öffnete wusste Tristan bereits, wer der unverhoffte Be­sucher war und lächelte etwas.

>Ist das wieder ein Kontrollbesuch, ob alles mit mir in Ordnung ist, Tobi? <

>Arschloch! <, bekam er als Antwort.

Tristan lachte leise, nahm eine saubere Tasse aus dem Küchenschrank und machte für Tobias Kerner einen Cappuccino.

„Herr Kerner ist hier“, sagte Luisa, als sie wieder die Küche betrat.

„Dachte ich mir schon. Merci, Luisa.“ Er sah Tobias schmunzelnd an, der mit nach­denklicher Miene die Küche betrat. „Was hast du auf dem Herzen, mon ami?“

>Das besprechen wir lieber ohne sterblichen Zeugen. <

„Ich dachte, ich sehe mal nach meinen alten Freund, der sich in letzter Zeit etwas rar gemacht hat“, knurrte Tobias.

Tristan drückte ihm die Tasse mit dem Cappuccino in die Hand, nahm seinen Cafe au Lait und ging seinem Gast voraus in Richtung Arbeitszimmer.

„Bleiben Sie zum Mittagessen, Herr Kerner?“, fragte Luisa und sah dem jungen Mann, der der Bruder ihres Arbeitgeber hätte sein können, lächelnd in die Augen.

„Nein. Danke, Luisa, ich bin mit meiner Frau zum Mittagessen verabredet. Aber es duftet verlockend. Wie immer.“ Er schenkte der Haushälterin eines seiner unwider­stehlichen Lächeln und zwinkerte ihr auch noch zu. Luisa lief, obwohl sie eine Frau über 50 und verheiratet war, puterrot an.

>Musst du immer mit ihr flirten? <, fragte Tristan verärgert.

>Warum nicht? Es tut ihr gut. Eine Frau, egal welchen Alters und ob verheiratet oder nicht, braucht gelegentlich etwas Aufmerksamkeit. <

Verblüfft sah Tristan zu Tobias auf, als er sich hinsetzte und seinem Gast den bequemen Stuhl neben seinem Schreibtisch anbot. „Seit wann bist du ein Experte für Frauen?“

Tobias kräuselte die Lippen. „Zum einen war ich in den letzten Jahrhunderten kein Asket wie du und zum anderen habe ich täglich Kontakt mit Sterblichen. Die meisten davon sind Frauen. Was glaubst ist der Grund, warum viele Frauen tanzen lernen wollen? Aufmerksamkeit, mein Freund. Einmal das Gefühl haben, etwas Besonderes zu sein.“

Tristan sah Tobias nachdenklich an. „Du schaffst es tatsächlich, mich noch zu überraschen, Tobi.“

Der Berliner grinste breit und ein Grübchen bildete sich auf seiner linken Wange. „Gut. Apropos Überraschung, willst du mich nicht auch mal überraschen?“

Tristan sah ihn fragend an. „Womit?“

„Zum Beispiel mit einer neuen Frau an deiner Seite.“

Tristan verzog sein Gesicht. „Das lässt sich nicht erzwingen und das weißt du auch. Und falls es dich interessiert, ich komme auf meine Kosten. Das enthaltsame Leben lebe ich nicht mehr.“

Tobias zog kurz die Augenbrauen hoch. „Na ja, wenigstens etwas. Eine oder wechselnd?“

Brüskiert starrte Tristan seinen Freund an. „Das ist eine ungehörige Frage, Tobi“, warnte er.

Tobias zuckte mit den Schultern. „Als dein bester Freund und entfernter Verwandter habe ich das Recht, dir solche Fragen zu stellen. Du hältst dich mir gegenüber ja auch nicht zurück.“

„Ich habe dich nie gefragt, wie es zwischen dir und Hanna sexuell läuft.“

Tobias schmunzelte. „Stimmt. Aber du hast mich, und darüber bin ich dir dankbar, ihretwegen zum Grübeln gebracht. Ich meine, hättest du sie nicht gedatet und hätte dieses Date nicht zwischen euch nicht funktioniert, hätte ich sie abschreiben müssen.“

Tristan sah Tobias merkwürdig an. „Verdrehte Logik, Mann. Deine Denkweise passt sich der von Frauen an: hundert Gedanken und tausend Hürden, um zum Ziel zu kommen. Außerdem dieses Hätte Wenn Wäre geht mir auf den Sender. Güldensteen hat mich vorhin auch schon damit genervt.“

„Ah! Ich habe meine Wette also gewonnen.“ Tobias schlürfte genüsslich an seinem Kaffeegetränk.

„Welche Wette?“

Tobias lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zeigte den Gesichtsausdruck einer Katze, die siegessicher vor einer arglosen Maus auf der Lauer lag. „Du erinnerst dich nicht? Letztes Jahr bei der Hochzeit von Jan und Helena. Da habe ich prophezeit, dass du und Ben eines Tages noch Freunde werdet. Ich habe meinen Arsch darauf verwettet.“

Tristan erinnerte sich. An diesem Tag hatte er Frieden mit Benjamin van Güldensteen geschlossen. Aber Freundschaft?

„Wir sind weit davon entfernt, Freunde zu werden, Tobi. Wir arbeiten lediglich gelegentlich zusammen. Wegen der Legionäre.“

Tobias zuckte kurz mit einer Braue, dachte sich seinen Teil. „Gibt´s was Neues von den `Kriegern des reinen Glaubens´?“

„Seit vier Monaten ist alles ruhig. Keine Übergriffe, keine Aktionen welcher Art auch immer.“

Tobias rieb sich sein glatt rasiertes Kinn. „Das kommt in etwa hin. Vor fünf Monaten hatte ich meine letzte Vision, als die Kerle Zenobia erwischt haben. Gott sei Dank haben unsere Truppen sie noch lebend rausholen können.“

Tristans Augen wurden schwarz, als er an den Augenblick dachte. Er selbst hatte die Frau, die schlimm gefoltert worden war, mit einigen anderen aus den Fängen der religiösen Fanatiker befreien können. Seine Beteiligung an der Befreiungsaktion hatte Tristan Tobias gegenüber verschwiegen.

Bisher.

„Grundgütiger!“ Tobias starrte in das Gesicht des Freundes, seine Augen wurden tellergroß und hellbraun mit goldenen Sprenklern. „Ich wusste ja, dass du dich damals im Ausland warst. Aber ich wusste nicht, dass du in Griechenland warst.“

Tristan stand mit einem genervten Seufzer auf. „Ich bin dir keine Auskunft über meine Aufenthaltsorte schuldig, Tobias“, knurrte er und ging zu dem metallenen Aktenschrank, das einzige Möbelstück in diesem Raum, das fehl am Platze wirkte. Wahllos nahm er einen Aktenordner heraus und blätterte ziellos darin herum.

Tobias setzte seine Tasse hart auf den antiken Schreibtisch ab. „Verdammt, meine Vision hat ganz klar gezeigt, wo sich Zenobia aufhielt, als sie entführt wurde. Aber das war eigentlich keine Überraschung, denn sie hat seit beinahe 500 Jahren in Griechenland gelebt. Es war kein Zufall, dass du ebenfalls dort warst, habe ich Recht?“

„Zenobia und ich hatten ein geheimes Treffen. Sie hatte ein paar Informationen für mich. Tatsächlich hatten sich auf Kreta einige Legionäre versammelt und Zeni hat ihre Augen und Ohren offengehalten. Aber da sie nicht besonders erfahren in Spionage ist, hat sie sich selbst in Gefahr gebracht. Ein paar Stunden nach unserem Treffen war sie entführt worden. Den Rest kennst du ja.“

Tobias war von einer fürchterlichen Vision heimgesucht worden. Er hatte gesehen, wie die im syrischen Palmyra um 240 nach Christus geborene Frau von den Legionären gefoltert und vergewaltigt worden war. Sie hatten sie kahlgeschoren, zwei Finger der linken Hand abgeschnitten und noch viele andere unaussprechliche Dinge getan.

Tobias hatte sofort das Konzil alarmiert und die Rettungseinheit hatte sie in einem grauenhaften Zustand gefunden.

Inzwischen waren die körperlichen Wunden längst verheilt und die Haare wuchsen wieder. Aber die zwei Finger würden unwiderruflich fehlen und die Erinnerung an das überstandene Martyrium würde ebenfalls bleiben.

„Vor knapp 700 Jahren hatte Zenobia in Oberitalien gelebt“, erzählte Tristan leise. „Eine unglaublich faszinierende Frau, die Rom hat fallen sehen. Rom!“

Tristan klappte den Ordner wieder zu und stellte ihn langsam und vorsichtig in den Schrank zurück. „Wusstest du, dass sie einmal eine Königin war?“

Tobias nickte. „Ja. Ich kenne die Geschichte der Zenobia. Sie ist dann als Kriegsbeute nach Rom gebracht worden und in einem Triumphzug vorgeführt worden.“

Tristan lächelte. „Das hat aber nicht ihren Stolz gebrochen. Im Gegenteil, sie ist mit erhobenen Haupt durch die Menschen gegangen und keiner, nicht ein einziger hat es gewagt, sie mit faulem Gemüse zu bewerfen, wie es damals üblich war. Man wollte die Gefangenen demütigen, indem man sie dem Volk zur Schau stellte, aber Zenobia flößte allen Angst und Respekt ein, obwohl sie eine Gefangene war.

Kaiser Aurelian gestattete es ihr, in einem kleinen Landhaus zu leben und sich innerhalb dieser Grenzen frei bewegen zu können. Er war von ihr fasziniert, wie so viele vor und noch mehr nach ihm. Sie durfte Besuch empfangen und so lernte sie Sesostris kennen.“

Tobias runzelte die Stirn. „Klingt altägyptisch.“

Tristan nickte. „Ein Pharao. Mittleres Reich, 12. Dynastie. Sesostris I gehörte zu einem der bedeutenden Könige. Feldzug gegen Unternubien, in dessen Verlauf er bis zum zweiten Nilkatarakt vorstieß und die dortigen Gebiete unter seiner Herrschaft zwang. Der erste Pharao, der ein Gebiet außerhalb Ägyptens kontrollierte. Jedenfalls war dieser Sesostris, wie du es dir denken kannst, einer von uns. Er verliebte sich ernsthaft in Zenobia, sie wurden ein Paar. Heimlich, wegen Aurelian. Sesostris wandelte Zenobia mit deren Einverständnis und bis zu seinem Tod im 10. Jahrhundert blieben sie zusammen.“

„Traurig und schön zugleich“, sagte Tobias leise.

„Ja. Als ich Zenobia kennen lernte, begannen wir eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Es war keine Liebe, wirklich nicht. Aber es war immer mehr als Sympathie. Als ich sie in diesem Folterkeller sah, brach mir das Herz, Tobias. Es war schon schlimm, was mit Jannik geschehen war. Und auch die Bilder aus Helenas Erinnerung wegen Leclerc waren grausam. Aber die Sache mit Zenobia hat mich in dem Wunsch bestärkt, diese Organisation ein für allemal zu vernichten. Restlos!“

Tristans Wangenmuskeln arbeiten heftig und seine Augen glommen in einem unheil­vollen schwarzen Feuer. „Sie haben sie gebrochen, Tobi. Die stolze Frau, die ein ganzes Weltreich hat fallen sehen, ist gebrochen, nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Weißt du, was das für einen von uns bedeutet?“

Tobias nickte erschüttert. „Das Ende.“

Tristans Lippen waren zusammengekniffen. „Das Ende“, sagte er rau.

Tobias sah seinem Freund in die Augen. „Deswegen ist es wichtig, dass du nicht vergisst, dass es Menschen gibt, die dich lieben, Tristan.“

Verwirrt sah Tristan seinen Freund an. „Wie meinst du das?“

„Du hast dir selbst eine zermürbende Aufgabe auferlegt, die sehr viel von dir abfordert. Das ist wichtig für uns, das weiß ich. Und ich kenne niemanden, der besser für diese Aufgabe geeignet wäre als du.“

„Aber?“

Tobias zog die Brauen zusammen. „Wir machen uns Sorgen! Du bist nicht allein, Tristan. Selbst wenn wir dir nicht auf dem Schlachtfeld folgen können, weil wir nicht deine Fähigkeiten haben, so sind wir dennoch für dich da. Hanna und ich lieben dich, und das weißt du.“

Tristans Herz schlug ihm bis zum Hals, er verspürte einen dicken Kloß in seinem Hals. „Tobias, ich bitte dich, dass …“

„Nein, Tris. Jetzt hörst du mal zu. Seit Rowena mit Erik in den Sonnenuntergang gefahren ist – entschuldige die kitschige Metapher -, seit diesem Augenblick hast du dich von uns zurückgezogen. Du scheinst die offene Konfrontation mit dem Gegner zu suchen, als ob auch du ein Ende herbeisehnst.“

Erschrocken sah Tristan seinen Freund an. „Das … das habe ich nicht vor, Tobi. Wirklich nicht. Ich habe mich nur versucht, auf meine Aufgabe zu konzentrieren, das ist alles. Habe es wohl übertrieben, oder?“

Zweifelnd sah Tobias seinen Freund an. „Du hast keine Todessehnsucht?“

„Nein. Ehrlich nicht.“ Tristan legte seine Hand um das goldene Kreuz auf seiner Brust, das an einer goldenen Kette baumelte. „Ich schwöre dir bei Gott, dass ich keine Todessehnsucht habe. Ich will leben. Ich gebe zu, dass ich mich im Moment versuche abzulenken. Und ja, vielleicht übertreibe ich es ein wenig. Aber ich will leben, Tobias.“

Erleichtert sank Tobias auf seinem Stuhl zurück. Die Hand, mit der er jetzt über sein Kinn rieb, zitterte etwas. „Dem Himmel sei Dank. Du glaubst ja nicht, was ich für eine Angst hatte, Mann.“

Tristan stand auf. „Komm her, Kleiner.“ Er nahm Tobias in seine Arme und drückte ihn wie seinen Bruder vor so vielen Jahrhunderten. „Ich kann dich und Hanna doch nicht allein lassen. Und Lyssa! Die Kleine ist doch fast wie eine Tochter für mich.“

Tobias lachte sichtlich erleichtert. „Jage mir nie wieder so einen Schreck ein, Großer. Nie wieder, hörst du?“

„Das kann ich dir leider nicht versprechen, aber ich versuche es zu vermeiden.“ Tristan grinste den kleineren Mann liebevoll an. „Und jetzt geh´ endlich und lass Hanna nicht länger warten. Grüß sie bitte von mir.“

„Mache ich. Ach, eh ich es vergesse, wir haben in drei Wochen Richtfest. Kannst du es einrichten zu kommen?“

„Na klar! Sag mir wann und wo, und ich bin da. Muss schon ´ne mittlere Katastrophe passieren, die mich davon abhält.“

Von Vampiren, Kriegern und Dieben

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