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4. Octavian als Erbe der Bürgerkriege

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Während seines Aufstiegs hat Octavian vieles von dem wiederholt, was die römische Republik im letzten Jahrhundert ihres Bestehens an normenüberschreitender Politik erlebt hatte. Auch Octavian reaktivierte, wie der junge Pompeius, Veteranen und verschaffte sich eine eigene, außerhalb aller Legitimation stehende militärische Macht. Er betrieb nicht anders als die Gracchen, Marius und später Caesar eine „populare“, vor allem auf die plebs Romana bezogene Politik, um sich bei der breiteren Masse einen Rückhalt zu verschaffen. Er führte seine Truppen gegen Rom, ging politische Bündnisse ein, mit denen er die herkömmliche Ordnung verlassen hat (ähnlich wie vor ihm die Mitglieder des 1. Triumvirats), und griff auch zur Gewaltmaßnahme der Proskriptionen, wenngleich später verbreitet wurde, dies sei im Wesentlichen auf Veranlassung des Antonius, des Kollegen im 2. Triumvirat, geschehen. Der wichtigste Aspekt jedoch bei einem historischen Vergleich zwischen jenen principes viri der ausgehenden Republik und Octavian liegt in der Absolutsetzung des eigenen Machtinteresses über die Interessen der res publica. Hier bewegt sich Octavian auf der von Sulla, Marius, Pompeius und Caesar vorgegebenen Linie, wobei die politische Leistung des Octavian im Unterschied zu Caesar darin zu sehen ist, dass er für die eigene, absolute Stellung im Staat ein Gefüge und eine Ideologie gefunden hat, welche die monarchische Herrschaftsform zudeckten und sie dadurch zugleich erträglich machten. Seit Sulla trieb die Republik auf die Monarchie zu, weil die dignitas der erfolgreichen Feldherren in die Politik einwirkte und einen Ausgleich mit dem Senat erschwerte beziehungsweise unmöglich machte, und doch war bis zum Attentat auf Caesar und auch in dem dann folgenden Jahrzehnt nicht zu erkennen, wie ein stabiles politisches Gefüge außerhalb der republikanischen Traditionen aufgebaut werden könnte. Die Ausweglosigkeit der späten römischen Republik, einer „Krise ohne Alternative“ (Christian Meier), zeigte sich im Attentat auf Caesar und dem sich anschließenden Bürgerkrieg noch einmal in aller Deutlichkeit. Die Freiheit, von der die Attentäter geträumt hatten und die nicht zuletzt in einer Gleichrangigkeit der politischen Akteure bestehen sollte, konnte nicht wieder hergestellt werden; dafür fehlte es an einem politischem Willen, der über die Konkurrenz zwischen einzelnen mächtigen Männern hätte hinausreichen und eine einvernehmliche Reform der politischen Strukturen anstreben müssen. Am Ende fand Octavian nach der Schlacht bei Actium die Lösung aus der Krise, die im Fortbestand und zugleich in der Überwindung der Republik bestand. Seine Lösung war die res publica restituta, die „wiederhergestellte Republik“, die der „guten alten Ordnung“ nur in ihrem äußeren Erscheinungsbild entsprach und deren Bestand nur deshalb gesichert war, weil Octavian, der spätere Augustus, durch skrupellosen Einsatz aller Instrumente des Machtkampfs zuletzt alle Machtmittel hatte monopolisieren können. In der Phase seines Machtgewinns bis 31 v. Chr. gehörte Octavian noch ganz der blutigen Epoche der „römischen Revolution“ an; nach dem Gewinn der Alleinherrschaft zielte die Ideologie der augusteischen Herrschaft dann darauf ab, den Prinzeps als Friedensbringer und Begründer eines neuen „Goldenen Zeitalters“ herauszustellen. Wie er dies zum Beispiel auf seinem Forum tat, indem er sich in die Geschichte der Republik einordnete und als Abkömmling von Mars, Romulus und Caesar präsentierte, ist bereits zu Beginn dieses Kapitels geschildert worden.

Augustus

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