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Eifersucht

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Georg Ludwig fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. Mit einer stummen Verbeugung reichte er Sophie Dorothea daher nur die Hand, als er an jenem Aschermittwoch des Jahres 1686 mit seinem Gefolge Einzug hielt im Palazzo Foscari. Beide waren bestrebt, ihre Unsicherheit zu überspielen. Mehr als ein Jahr lang hatte man sich nicht gesehen. Man war sich fremd geworden.

»Sie sind noch schöner geworden, Prinzessin«, murmelte Georg Ludwig steif.

Sophie Dorothea blickte zu Boden. »Sie sehen auch gut aus, Prinz.«

Das war eine Lüge. Der Prinz war durchaus nicht schöner geworden, er war müde und erschöpft von der langen Reise, und auch der Kriegsdienst hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.

»Willkommen, mein Sohn«, begrüßte ihn nun auch Ernst August, der bisher nur höflich lächelnd neben dem jungen Paar gestanden hatte.

»Mein Vater.« Fast unterwürfig verbeugte sich Georg Ludwig vor dem Herzog. Nachdem sie einander die Hände gereicht hatten, war der Begrüßungstrunk fällig. Pagen standen schon mit dem Champagner bereit.

Für den Abend hatte der Herzog zur Wiedersehensfeier eine Abendgesellschaft geladen. Das Essen zog sich wie üblich über viele Stunden hin. Und jetzt war es Georg Ludwig, der die nicht enden wollende Abfolge von Speisen und alkoholischen Getränken als Strapaze empfand. Sophie Dorothea dagegen verstand es, zu glänzen. Der heimgekehrte Krieger spürte, wie sie mit ihrem Charme die Tischgesellschaft bezauberte. Augenzwinkernd gab ihm auch Hausherr Foscari zu verstehen, welch hohe Meinung er von der Prinzessin habe. »Ihr seid wirklich zu beneiden um Eure schöne Gemahlin, mein Freund. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sie die Herzen aller Männer Venedigs im Sturm erobert hat. Alla Salute, Principe.«

»Alla Salute, Comte.«

Georg Ludwig beschränkte sich darauf, sein Glas zu erheben. Jede Erwiderung aus seinem Munde hätte peinlich gewirkt in diesem Kreis. Dennoch war er – bei all seiner Unsicherheit – auch stolz, eine Frau zu haben, die so bewundert wurde. Zum Glück bekam er bald Gelegenheit, Fragen zum Krieg zu beantworten, denn der Kampf gegen die Türken war auch für die Nobili von Interesse. Und auf diesem Feld kannte er sich aus wie sonst niemand am Tisch. So erzählte er von seinen siegreich geführten Schlachten im Dienst der Habsburger und gewann nach und nach sein Selbstbewusstsein zurück.

»Bravo, Principe«, prosteten sie ihm zu.

»Bravo, Signor.«

Berauscht vom Wein und der erfreulichen Resonanz auf die Schilderung seiner Heldentaten fühlte er sich ungeheuer stark, als er Sophie Dorothea später in der Nacht in ihrem Gemach aufsuchte. Die Laute der Liebenden mischten sich mit Geigenklängen, die vom Canal Grande ins Zimmer heraufwehten – wehmütige Musik einer Gondelgesellschaft, die das Ende des Karnevals feierte. Doch schnell erschlaffte die Kraft des Liebhabers. Und als die Glocken von Santa Maria Gloriosa dei Frari zur dritten Stunde läuteten, schlief Georg Ludwig schon.

Die nächsten Tage nutzte Sophie Dorothea, um ihrem Mann die Stadt zu zeigen. Besonders wissbegierig war Georg Ludwig jedoch nicht. Er bewunderte zwar die Pracht der Dogenpaläste, aber die amüsanten Geschichten über das Leben in dieser Stadt entlockten ihm nur ein Gähnen. In manchen Momenten reagierte er sogar mit Widerwillen auf die glitzernde Inselwelt. Im Unterschied zu seinem Vater war er viel zu sparsam, um sich diesem Luxus hinzugeben. Auch die Umstellung bereitete ihm Probleme. Der Kanonendonner der Schlachtfelder, die er erst vor wenigen Wochen verlassen hatte, hallte noch in ihm nach. Und wo Sophie Dorothea den würzigen Duft des Meeres einsog, roch er nur den fauligen Moder des brackigen Kanalwassers.

Langsam, ganz allmählich, gelang es aber auch ihm, sich auf Venedig einzustellen. Beeindruckt zeigte er sich vor allem von der prachtvollen Feier im Mai, die wie in jedem Jahr Venedigs Vermählung mit dem Meer symbolisierte. Als der Doge unter fortwährendem Salutschießen auf seinem Prunkschiff den Palast verließ, läuteten alle Glocken der Stadt. Unzählige buntgeschmückte Gondeln schlossen sich dem herrschaftlichen Schiff an, das mit seiner scharlachroten Bedachung und dem goldlackierten Schnitzwerk über der Flotte aufragte.

Georg Ludwig war begeistert. Solche Prachtentfaltung riss auch ihn mit. Doch das Hochgefühl war nicht von Dauer. Georg Ludwig litt darunter, dass Sophie Dorothea nur in den Nächten ihm gehörte; tagsüber und abends musste er sie mit den Exzellenzen der Stadt teilen. Und das gesellschaftliche Leben Venedigs stieß ihn zunehmend ab. Spöttisch berichtete er seiner Mutter in einem Brief von einer Prunkregatta. Ein Wirbelstoß, schrieb er, habe eine Anzahl Gondeln mit Nobili erfasst und umgekippt. Doch keiner sei im Canal Grande »versoffen«. Der Herrgott habe da wohl seine Gerechtigkeit unter Beweis stellen wollen, indem er Leute, die das Feuer verdienten, nicht mit Wasser strafe.

Er berichtete seiner Mutter auch von Sophie Dorothea. Stolz schrieb er ihr, wie der Herzog von Mantua als Gastgeber einer Abendgesellschaft von seiner Frau in den höchsten Tönen geschwärmt habe. Er spöttelte aber auch über lächerliche Verehrer, die mit Sophie Dorothea tanzten wie die Witzfiguren in französischen Lustspielen. Er selbst tanzte nicht so viel mit seiner Frau. Er hatte ja auch nie richtig tanzen gelernt. Nicht das Menuett, das jetzt vom Hofe Ludwigs XIV. aus die Paläste Europas eroberte, sondern der Krieg füllte seine Tage aus. So fiel es ihm schwer, sich mit der gebotenen Leichtigkeit auf dem venezianischen Parkett zu bewegen. Und bei allem Spott über die gepuderten Lebemänner konnte man aus seinen Zeilen an seine Mutter auch eine wachsende Eifersucht herauslesen.

Richtig entfacht aber wurde diese Eifersucht erst durch eine Vertraute aus Hannover, die schon wenige Tage nach ihm in Venedig eingetroffen war: Elisabeth von Platen. Mit scheinbar beiläufigen Bemerkungen über die Beliebtheit Sophie Dorotheas, mit bissigen Scherzen über die Auftritte der Prinzessin bei Maskenbällen und Festmählern schürte sie Georg Ludwigs Argwohn.

Die von galanter Höflichkeit überzuckerte Feindseligkeit gegen die Schwiegertochter des herzoglichen Liebhabers entsprang gärendem Hass. Denn mehr noch als in Hannover litt die mächtige Mätresse hier in Venedig unter dem Gefühl, im Schatten von Sophie Dorothea zu stehen. Selbst nach dem Eintreffen seines Sohnes hofierte Ernst August ja weiter seine Schwiegertochter. Nein, das wollte sie sich nicht bieten lassen!

Und so begann sie, Georg Ludwig Gerüchte über Affären seiner Frau zuzuflüstern – alles im Tonfall der wohlmeinenden älteren Freundin, die dieses Gerede selbstverständlich für haltlos hielt, für völlig haltlos. Aber die Giftpfeile wirkten. Georg Ludwig beobachtete den Lebenswandel seiner Frau mit wachsendem Misstrauen. Besonders wütend stimmte ihn ein Abendempfang, den der Doge Marcantonio Giustinian in seinem Palazzo aus Anlass einer siegreichen Schlacht gegen die Türken auf dem Pelepones veranstaltete.

Eigentlich hätte es ein schöner Abend werden können. Der Glanz der Abendsonne vergoldete die Stadt, Frühlingswinde wehten von der Adria über die Piazza. Und die Musikanten des Dogen taten das ihre, um die Gäste mit ihren Weisen zu verzaubern.

Doch bald schon ärgerte es Georg Ludwig, wie übertrieben herzlich seine Frau diesen albernen Franzosen begrüßte. Hätte es nicht gereicht, dem Lackaffen die Hand zu geben? Musste Sophie Dorothea sich von dem Kerl mit der bläulich schimmernde Perücke auch noch einen Wangenkuss aufdrücken lassen? Was sollte diese Komödie!

Seine Frau indessen schien nichts dabei zu finden. Völlig unbefangen wandte sie sich ihrem Mann zu.

»Georg Ludwig, das ist Marquis Armand de Lassay, ein guter Freund.«

»Sehr erfreut.«

Aber natürlich war er gar nicht erfreut, die Bekanntschaft dieses Kavaliers zu machen. Marquis de Lassay? Hatte die Platen nicht schon einmal diesen Namen erwähnt? Natürlich! Das war doch der Edelmann, dem eine Tändelei mit seiner Frau nachgesagt wurde. Ungeheuerlich! Wie konnte sie es wagen, ihm mit diesem Komödianten mit den so lächerlich spitz zulaufenden Schnallenschuhen unter die Augen zu treten! Und sie machte sich nicht mal die Mühe, ihre Liaison zu verbergen. In seinem Beisein turtelte sie mit dem Marquis herum, scherzte und kicherte mit ihm, dass ihm das Blut stockte vor Empörung. Unerhört!

»Eine reizende Frau.« Georg Ludwig fuhr verstört auf, als ein ihm unbekannter Gast mit einer galanten Drehung des Handgelenks auf Sophie Dorothea zeigte. »Wirklich, eine überaus reizende Gemahlin, man kann Euch nur gratulieren.«

»Tausend Dank.«

Er nickte. Reizend, wirklich sehr reizend, durchfuhr es ihn.

»Eure Gemahlin scheint sich zu amüsieren«, fuhr der Mann fort. »Ihr solltet Euch ein Beispiel daran nehmen.«

Georg Ludwig konnte nur mit Mühe an sich halten. Am liebsten hätte er den Raum verlassen.

»Ich amüsiere mich prächtig«, murmelte er. »Ein wunderbarer Abend, nicht wahr?«

»Wirklich, bezaubernd.«

Er meinte, ein unterdrücktes Lachen bei dem Grafen zu beobachten. Machte man sich etwa schon lustig über ihn? War es schon soweit?

In der Nacht zog Nebel auf. Der graue Dunst umhüllte die Laternen auf den Brücken und Gassen, schluckte das Licht der Paläste. Der Gondoliere stieß sein Boot von der Ufertreppe des Palazzo ab, so dass die Gondel mit dem Prinzenpaar und ihrem kleinen Gefolge lautlos im Nichts versank. Sophie Dorothea stand mit Eleonore an der einen, Georg Ludwig mit seinem Pagen an der anderen Seite des schwankenden Gefährts. Die beiden sprachen während der Fahrt kein Wort, tauchten ab in den Nebel, der ihr Schweigen umhüllte und ihre Gestalt den Blicken des anderen entzog. Gern hätte sich Sophie Dorothea wie früher nach den Abendgesellschaften bei ihrem Schwiegervater angelehnt. Doch der war mit seiner Gräfin in ein anderes Boot gestiegen.

Die Gondolieri riefen sich geheimnisvolle Botschaften zu, um sich in dem Nebel zu orientieren und Zusammenstöße zu vermeiden. Gespenstisch hallte das Echo des schwermütigen Singsangs durch die versunkene Stadt.

Georg Ludwig atmete auf, als die Gondel endlich am Kai des Ca’ Foscari anlegte. Er beschloss in dieser Nacht, Venedig so schnell wie möglich zu verlassen.

Noch einsilbiger, noch frostiger trat er in den nächsten Tagen seiner Frau gegenüber. Sophie Dorothea fragte ihn ängstlich nach dem Grund seiner schlechten Laune. Doch er beteuerte, dass es ihm gut gehe und hüllte sich weiter in eisiges Schweigen.

Ein Ereignis riss ihn jedoch heraus aus seiner Teilnahmslosigkeit, ein Erlebnis, das ihn zeitlebens beschäftigen sollte. Als er mit seinem Pagen über den Markusplatz schlenderte, fiel sein Blick auf die alten Weiber, die dort auf Tischen hockten und sich anboten, den Flanierenden die Zukunft vorherzusagen. Obwohl er darüber zu scherzen pflegte, hatten ihn Wahrsagerinnen immer schon angezogen. Verstohlen, aber gleichwohl fasziniert sah er, wie die alten Frauen geheimnisvolle Kugeln anstarrten oder über Sternbilder grübelten, um dann ihre Erkenntnisse mitzuteilen. Sie flüsterten sie in ein Eisenrohr, das sich die Kunden ans Ohr halten mussten.

Wenn Georg Ludwig mit Sophie Dorothea hier gewesen war, hatte er es nicht gewagt, sich auf diese Gaukelei einzulassen. Doch nun war niemand in seiner Nähe, der ihn auslachen würde, und vor seinem Pagen musste er sich nicht schämen.

Kaum hatte er eine der Wahrsagerinnen ins Visier genommen, winkte sie ihn auch schon zu sich. Tiefe Furchen zerklüfteten das braungebrannte Gesicht, auch die schlohweißen Haare deuteten auf ein hohes Alter. Doch in den Augen leuchtete ein wildes Feuer. Georg Ludwig konnte sich diesem Blick nicht entziehen und ließ sich willenlos zu dem Stuhl dirigieren, der vor dem Tisch der Alten stand. »Bitte setzen, mein Herr.«

Zu seiner Überraschung sprach die Frau französisch, so dass er keine Probleme hatte, sie zu verstehen.

»Mein Herr«, raunte sie, »ich spüre, dass eine große Zukunft vor Euch liegt, ich spüre es in meinem Blut.«

Und dann hielt sie ihm ihr Eisenrohr hin und forderte ihn auf, es sich ans Ohr zu legen.

»Wann geboren?«, fragte sie. »Ihr müsst mir den Tag Eurer Geburt nennen.«

»Ich, äh, bin am 28. März 1660 geboren«, sagte Georg Ludwig. Genauso gehorsam beantwortete er auch die übrigen Fragen, die ihm das Weib stellte – nach seiner Herkunft, seiner Ausbildung und Tätigkeit, seiner Familie.

Bisweilen nickte die Frau oder sagte in ernstem Ton: »Ich sehe.« Schließlich forderte sie Georg Ludwig auf, ihr seine rechte Hand zu reichen. Sie fuhr seine Handlinien nach und murmelte Unverständliches.

Bevor sie mit der Auswertung begann, verlangte sie ihren Lohn: »Drei Dukaten, der Herr.«

Georg Ludwig zahlte ungeduldig. Was ihn störte, war, dass sich ein Pulk von Neugierigen um ihn gebildet hatte – Gaffer, die der Zeremonie mit abschätzigem Grinsen folgten und Witze rissen. Doch die Wahrsagerin nutzte den werbewirksamen Auflauf und nahm sich Zeit. »Geduld, ich muss den Himmel und die Sterne befragen«, raunte sie, bevor sie in ihre Glaskugel sah und etwas mit einem Gänsekiel auf ein Papier schrieb.

Schließlich bedeutete sie ihrem Gegenüber, das Eisenrohr noch einmal an sein Ohr zu legen. »Ich habe mich nicht getäuscht, mein Herr«, begann sie. »Eine große Zukunft liegt vor Euch. Ihr werdet eine Krone tragen und ein Weltreich regieren. Eure Soldaten werden Siege erringen, Eure Schiffe werden über die Weltmeere segeln. Ihr werdet in Palästen wohnen, die noch kein Auge gesehen hat …«

Gebannt hörte Georg Ludwig zu. Er schloss die Augen, als wollte er die Großartigkeit der Prophezeiung vor der Banalität dieses schäbigen Ortes bewahren. Doch plötzlich erhob die Wahrsagerin ihre Stimme. »Euer Leben wird sein Glanz und Gloria. Aber achtet das Leben Eurer Gemahlin. Wenn die Gemahlin stirbt, dann neigt sich auch Euer Leben dem Ende zu – kein Jahr wird Euch danach mehr vergönnt sein, kein Jahr.«

Er erschrak.

»Gehet nun hin in Frieden«, fuhr die Wahrsagerin fort. »Der Allmächtige leite Eure Schritte.«

Verstört gab er der Alten das Eisenrohr zurück. Er erhob sich, als erwache er aus einem Traum und forderte seinen Pagen auf, ihm den Weg durch die Gaffer zu bahnen.

Er bereute es, auf den faulen Zauber hereingefallen zu sein. Gleichwohl begann die Prophezeiung, Besitz von ihm zu ergreifen. Er genoss die Aussicht auf seine großartige Zukunft. Was ihn störte, war die Rolle, die seine Frau in seinem Leben spielen sollte. Nein, Sophie Dorothea war ihm durch die Wahrsagerin nicht näher gekommen. Im Gegenteil. Jetzt war sie ihm fast unheimlich. »Kein Jahr wird Euch nach ihrem Tod mehr vergönnt sein, kein Jahr« – die Worte ließen ihn nicht los.

Statt das Bett mit Sophie Dorothea zu teilen, suchte er nun wie sein Vater in den Nächten Kurtisanen auf. Und als Fürst Ernst August mit der Gräfin von Platen und Sophie Dorothea zu einer Kurzreise nach Rom aufbrach, kehrte er zurück zu seinen Truppen in Ungarn.

Selbstverständlich sorgte die Mätresse des Herzogs nach der Heimkehr in Hannover dafür, die Kunde von der Verstimmung unter den Eheleuten am Hof zu verbreiten. Und Marquis de Lassay war so stolz auf die ihm angedichtete Affäre, dass er den Gerüchten bereitwillig Nahrung gab.

Das Gerede rückte Sophie Dorothea in ein schiefes Licht. Ihr Schwiegervater nahm sie in Schutz, führte die Unbekümmertheit ihrer Jugend ins Feld, mühte sich, ihre Tändelei als harmlos darzustellen. Aber er kam gegen seine einflussreiche Mätresse nicht an.

Später sollten Sophie Dorotheas Widersacher in der venezianischen Affäre das Vorspiel zu jener Ehetragödie erblicken, die sich einige Jahre danach ereignete. Wieder war es Liselotte von der Pfalz, die Nichte der Fürstin, die sich im Chor der Lästerzungen hervortat. »Wäre sie nur allzeit von vielen Mannsleuten umgeben gewesen, hätte sie nichts Böses tun können. Aber nur einen allein zu sehen, ist gefährlich, wie es sich ausgewiesen hat«, kommentierte sie in einem Brief an die hannoversche Tante. »Mich deucht, sie war zu jung, allein zu reisen, man hätte besser daran getan, sie bei Euer Liebden zu lassen, als sie nach Venedig zu führen.« In einem anderen Brief stichelte sie: »Ich kann nicht begreifen, wie oncle (Ernst August) sie nicht gleich nach der italienischen Reise hat einsperren lassen, denn sie hat es ja damals schon verdient.«

Die verbannte Prinzessin

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