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Die Briefe

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Spätestens mit jenem Maskenball des Jahres 1690 trat eine Frau in sein Leben, die ebenfalls ihr Glück außerhalb der vorgegebenen Bahnen suchte. Seit jenem Menuett versuchte er alles, der Prinzessin nahe zu sein. Bei fast allen Festen sah man die beiden in diesem Frühjahr zusammen. Das blieb nicht unbemerkt. Und wieder war es Fürstin Sophie, die sich genötigt sah, ihre Schwiegertochter auf die Unschicklichkeit ihres Tuns hinzuweisen.

So trafen sich die Verliebten heimlich, und sie schrieben einander Briefe. Als Mittlerin fungierte dabei Eleonore von dem Knesebeck, Sophie Dorotheas Hofdame. Die »Confidente«, die Verbündete, wie sie in den Briefen genannt wird, brachte Sophie Dorotheas Briefe an Königsmarck auf den Weg und nahm die Königsmarck-Briefe in Empfang, die aus Sicherheitsgründen nicht an die Prinzessin, sondern an sie adressiert waren.

Auch für den Fall, dass die Briefe abgefangen und in die Hände von Außenstehenden geraten sollten, sorgten die Verliebten vor. Unter anderem dachten sie sich Decknamen aus. Sophie Dorothea nannte sich Hermione, Silvie oder Coeur gauche (frei übersetzt Herzdame), Königsmarck war Chaevalier (Kavalier) oder Tircis, seine Geliebte sprach er als »Prinzess« oder einfach »Pr.« an.

Viele Decknamen ließen durchblicken, was die Briefeschreiber von den Betreffenden hielten. Sophie Dorotheas Gemahl Georg Ludwig war »Incommode« (Störenfried) oder »Reformeur«, die Platen wurde mal als »Perspective« (Fernrohr), mal als »la Grosse« (dicke Berta) bezeichnet. Spöttisch nannten die Liebenden Fürst Ernst August »Don Diego«, Feldmarschall Podewils »Bonhomme« (Biedermann). Die Herzogin von Celle, die den beiden bisweilen unerwünschte Ratschläge erteilte, wurde zur »Pédagogue« (Erzieherin).

Später machten sich Sophie Dorothea und Philipp Christoph auch noch die Mühe, Namen oder Orte mit Hilfe von Ziffern zu verschlüsseln – allerdings leicht durchschaubar. Beginnt die dreistellige Chiffre mit einer »1« handelt es sich um einen Mann, beginnt sie mit einer »2« ist eine Frau gemeint. Die Zahl »100« ist Herzog Ernst August vorbehalten, »200« Herzogin Sophie. Hinter der Ziffer »120« verbirgt sich Königsmarck, hinter der Zahl »201« Sophie Dorothea.

Der erste erhaltene Brief datiert vom 1. Juli 1690 und entstammt der Feder Königsmarcks, der in dieser Zeit wieder als Oberst im Dienste des hannoverschen Herzogs mit seinem Regiment gegen die Franzosen nach Flandern ausgerückt war.

Die verbannte Prinzessin

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