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Cyclamen L. Alpenveilchen

Bei der etwa 14 Arten umfassenden zentral- bis ostmediterranenen Gattung Cyclamen reicht das Verbreitungsgebiet, des im Spätsommer bis Herbst blühenden Wilden Alpenveilchens (C. purpurascens Miller, syn. C. europaeum auct.) bis Österreich und in das südlichste Deutschland (Alpen, Alpenvorland, südliche Fränkische Alb) hinein. In diesen Gegenden hatte man die Art schon in früher Zeit in die Gärten geholt, auch wurde sie zur Zeit der Renaissance oftmals von Italienreisenden mitgebracht. Während Fuchs 1543 die Art nur als Wildpflanze kennt, gibt sie Valerius Cordus 1542 für den Öllingerschen Garten in Nürnberg an, und 1561 nennt sie Konrad Gessner unter den Namen Cyclaminus bzw. Cyclaminus Italicus als Pflanze mitteleuropäischer Gärten. Selbst im fernen Ostpreußen war das Wilde Alpenveilchen gegen Ende des 16. Jhs. unter dem Namen Cyclaminus panis porcinus, »Schweinbrot« als seltene Gartenpflanze vorhanden (Wigand 1590). Seitdem gab es in Deutschland kaum einen Botanischen oder Liebhaber-Garten, in dem nicht auch das Wilde Alpenveilchen gezogen wurde, während es in den normalen Gärten, vielleicht mit Ausnahme einiger Gärten in den Alpen, weithin fehlte. Dies trifft auch für die heutige Zeit zu.

Außer dieser Art gelangten recht früh auch einige andere mediterrane Cyclamen-Arten in Botanische und Liebhaber-Gärten Mitteleuropas, wo sie, teils an geschützter Stelle im Freiland, teils im Gewächshaus gezogen wurden. Die häufigste Art war das von Südfrankreich über Italien und Griechenland bis zur Türkei vorkommende, gleichfalls im Herbst blühende Efeublättrige Alpenveilchen (C. hederifolium Aiton, syn. C. neapolitanum Tenore). Um 1560 besaß es von den von Gessner befragten Gartenbesitzern allerdings als einziger Franziskus Follietus in Vieux (Nord-Frankreich). 1583 nennt es Clusius dann als Cyclaminus fol. hederaceis für Wien, und 1613 war es als Cyclamen Romanum und C. serotinum foliis hederaceis im Garten von Eichstätt vertreten. In der Folgezeit erscheint es auch in einigen anderen deutschen Gärten als Zierpflanze, so z.B. 1607/30 in Hessem und 1663 in Berlin; es ist auch später häufig in derartigen Gärten vorhanden.

Das im Frühjahr blühende C. repandum Sibth. et Sm. (syn. C. vernale Miller) wurde 1574 in Belgien als Gartenpflanze kultiviert. 1583 besaß auch Clusius in Wien von diesem Cyclaminus verno tempore florens einige wenige Pflanzen, die er aus Samen angezogen hatte, der ihm aus Belgien zugeschickt worden war. Von Clusius bekam es wiederum Camerarius in Nürnberg, der es 1588 als Cyclaminus vernus verzeichnete und angibt, es sei seltener und wohlriechender als andere. Das 1613 im Hortus Eystettensis abgebildete weißblühende Cyclamen vernum stellt offenbar eine Albino-Form von C. repandum dar, die 1623 im Robinschen Garten in Paris unter dem Namen Cyclamen Romanum, Hederae folio flore albo aufgeführt wird. Das Efeublättrige Alpenveilchen ist fortan in Botanischen und Liebhaber-Gärten des öfteren zu finden. 1663 werden von Elsholtz für die kurfürstlichen Gärten in Berlin und Brandenburg 4 Cyclamen-Sippen angegeben, welche, wie aus seinem späteren Gartenbaubuch hervorgeht, allesamt als »Schirm=Gewächß von Blumwerck«, d.h. im Gewächshaus gezogen wurden. Dabei handelte es sich (nach heutiger Nomenklatur) um C. purpurascens, C. hederifolium, C. repandum und die obengenannte weißblühende Form.

1583 verzeichnete Clusius neben diesen drei Arten noch ein Cyclaminus constantinopolitanus, von dem ihm Knollen durch den Gesandten von Heysenstein aus Konstantinopel zugeschickt worden waren und das bei ihm im März 1582 geblüht hatte, wobei jedoch anhaltender Frost die Blüten beschädigte. Hierbei handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um das in Südosteuropa bis Kleinasien heimische C. coum Miller. Nach Coats (1956) war diese Art 1597 auch schon bei Gerard in England vorhanden. In der Mitte des 17. Jhs. verzeichnete sie der Botanische Garten Paris unter dem Namen Cyclamen hyemale, foliis inferne rubentibus, purpurascente flore, Coum Herbariorum, womit auch der Artname coum (»von der Insel Kos stammend«) zum ersten Mal in Erscheinung tritt. 1699 beschrieb sie Robert Morison in Oxford als Cyclamen vernum, minus, orbiculato folio inferne rubente, flore minore ruberrimo, und Mitte des 18. Jhs. erscheint sie, zunächst unter diesem Namen, in Philip Millers Gardeners Dictionary, in dessen nunmehr die binäre Nomenklatur benutzender 8. Auflage 1768 dann der heute gültige wissenschaftliche Name C. coum begründet wurde. In Deutschland scheint die Art erst um 1800 Eingang gefunden zu haben. 1808 wuchs sie im Berliner Botanischen Garten, 1817 im Breiterschen Garten in Leipzig. Fortan wird C. coum mancherorts kultiviert, aber zumeist als Kalthauspflanze.

Vollständig an Kalthauskultur gebunden ist unser heute allbekanntes und allgegenwärtiges Zimmer-Alpenveilchen (C. persicum Miller), das nicht in Persien zu Hause ist, wie man aufgrund des Namens denken könnte, sondern im östlichen Mittelmeergebiet von Griechenland (sehr selten) über die südwestliche Türkei und Cypern bis zum Libanon (der Artname persicum bedeutet hier »pfirsichfarben«). Von dorther kam die Art im 1. Drittel des 17. Jhs., wahrscheinlich zu wiederholten Malen, nach Westeuropa. Möglicherweise gehört ein bereits in dem 1614 veröffentlichten 2. Teil des Florilegium novum des belgischen Kupferstechers Johann Theodor de Bry abgebildetes Alpenveilchen zu C. persicum. 1621 wird dann im Katalog des Gartens von René Morin in Paris ein Cyclamen Antiochenum aufgelistet, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um C. persicum gehandelt hat. Ein Cyclamen Anthiochenon amplo flore ... duplici (mit gefüllten Blüten) erscheint auch 1623 im ‘Enchiridon isagogicum’ der Pariser Botaniker Jean und Vespasian Robin, und zwar in einer frühjahrsblühenden Form mit weißen Blüten und in einer herbstblühenden Form mit purpurroten Blüten. Darüber hinaus gab es im Garten der Robins unter den dort vorhandenen 18 Alpenveilchen-Sippen auch ein Cyclamen persicum vernale mit dunkelpurpurroten, an der Basis weißen Blüten, womit erstmals die heutige Artbezeichnung persicum in Erscheinung tritt. Von Paris aus gelangte diese Art dann auch nach London, wo 1629 John Parkinson in seinem Paradisus terrestris ebenfalls eine gefüllte Form des Alpenveilchens aus Antiochia (das heutige Antakya in der südlichsten Türkei) verzeichnet. Das 1635 erschienene Buch des Pariser Arztes und Botanikers Jacques Cornut über neue Pflanzen aus Amerika und anderen Gebieten enthält einmal ein Cyclamen orientale aus der Türkei, das vielleicht, und ein Cyclamen e monte Libani, das mit Sicherheit zu C. persicum gehört. Eindeutig ist dann die Beschreibung in der 1655 in London erschienenen Ausgabe der Lobelius’ Stirpium illustrationes von William How. Der Katalog des Jardin des Plantes in Paris erwähnt es damals unter der Bezeichnung Cyclamen vernum anguloso folio triplici viriditatis serie vario, maximis floribus albis, imo oculo purpurascente, Antiochenum nuperorum, und unter dieser Phrase erscheint die Art dann auch 1699 bei Morison. In Deutschland wurde die Art im 18. Jh. nur sehr vereinzelt als Gewächshauspflanze gezogen, so 1736 in Trebnitz bei Seelow und 1746 im Berliner Botanischen Garten, dessen Direktor Johann Gottlieb Gleditsch es 1773 als »Das Persische, im Frühlinge und Herbst blühende Schweinebrod, mit eckigen ausgeschweiften Blättern« auch zur Verwendung »in den Lustgärten« empfiehlt. Erst im 19. Jh. wurde die Art dann etwas häufiger und war z.B. weiterhin im Botanischen Garten Berlin und 1817 in der Gärtnerei Breiter in Leipzig vorhanden, und im März 1829 wurde auf einer Blumenausstellung in Weimar u.a. auch Cyclamen persicum ausgestellt. Nach wie vor handelte es sich dabei um relativ kleinblütige, der Wildform entsprechende Pflanzen. Neben der auch in der Natur verbreiteten Form mit weißen, am Schlund purpurroten Blüten, die ja bereits im 17. Jh. beschrieben wurde, gab es 1844 auch Exemplare mit hell- und dunkelroten Blüten. Die Züchtung des heutigen Zimmer-Alpenveilchens setzte erst um 1860 in England ein. Dort entstanden 1870 erstmals großblütige Formen. Zu dieser Zeit begann auch in Deutschland die Zuchtarbeit, zuerst durch Richard Müller in Dresden-Striesen, der sich seit 1867 mit der Cyclamenzucht beschäftigte und 1873 seine Sorte ‘Splendens’ in den Handel brachte. 1893 war das Zimmer-Alpenveilchen ein bekannter und beliebter Winterblüher in vielen Sorten, welche in der Folge eine ständige Weiterentwicklung und Verbesserung erfuhren. Zu den zahllosen großblütigen Sorten traten neuerdings wieder kleinblütige Sorten, die sogenannten Miniaturcyclamen, entstanden aus Rückkreuzung mit der Wildform oder aus Wildpflanzen neu herausgezüchtet.

»Kaiserkron und Päonien rot…«

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