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Sie haben die beiden Toten begraben. Wade klopft den flachen Erdhügel fest, unter dem beide liegen. Brian wischt sein breites Kampfmesser an der Hose ab und schiebt es hinter seinen Gürtel.

„Ermordet und skalpiert“, sagt er spröde. „Ich wollte so etwas nie sehen. Es ist furchtbar.“

Wade steht auf und nickt ihm zu. Er sieht grün im Gesicht aus.

Tom dreht sich noch immer lauernd im Kreis. Er hat den Colt nicht aus der Hand gelassen.

Von den Cottonwoods her ist das monotone Rufen eines Nachtvogels zu hören. Es wiederholt sich gleich darauf weiter links.

„Bringt die Pferde zu den Büschen und bindet sie fest“, sagt Hale. Er zieht das Gewehr aus dem Scabbard und schiebt den Colt ins Halfter.

„Warum?“, fragt Wade.

„Weil sie gleich kommen werden.“

„Wer?“

Tom dreht sich um und blickt ihn an.

„Na wer schon?“, fragt er zurück. „Mach, was ich sagte!“

Wade nimmt die Zügel der Pferde, während die anderen ihre Gewehre aus den Sattelschuhen ziehen.

„Brian, du bringst Berry zu den Pferden.“

„Okay.“

Tom geht etwas nach rechts. Er winkt den anderen, ihm zu folgen. Er geht in ein kleines Erdloch.

„Wir bleiben hier“, raunt er den Weidereitern zu. „Es hat keinen Sinn, zu fliehen. Sie warten nur darauf. Mit Reitern werden sie leichter fertig.“

„Wie viele mögen es sein?“

„Ich weiß es auch nicht, Cowboy. Ihr dürft nur schießen, wenn ihr ein Ziel habt. Wir sind besser bewaffnet als sie.“

Zehn Minuten geschieht gar nichts. Brian und Wade sind mit ihren Gewehren zurückgekehrt.

Da ist wieder der langgezogene Ton zu hören, der von rechts beantwortet wird.

Die Männer hocken angespannt auf dem Boden.

Plötzlich richtet sich vor ihnen eine bronzefarbene Gestalt aus dem Gras auf. Im ersten Moment sind sie verblüfft, denn die Gestalt trägt eine blaue Uniform mit Sergeantenwinkeln an den Ärmeln. Dann erkennen sie, dass es doch ein Indianer ist, der die Uniform sicher auf einem Kriegszug erbeutete.

Tom hebt den Colt, den er nun wieder in der Hand hat, und schießt.

Der Schrei bleibt dem Cherokee im Hals stecken. Er wirft die Arme hoch und lässt seine Streitaxt fallen. Wie ein schwerer Stein sackt er hinterher.

In diesem Moment bricht es los. Schreie gellen zum Himmel. Sechs – sieben – acht Gestalten springen plötzlich auf und rennen los. Bögen spannen sich, und Pfeile schwirren durch die Luft.

„Feuert!“, schreit Tom und schießt seinen Colt ab. Er drückt immer wieder ab, und die Mündungsflammen stechen aus seinem Revolver. Rechts und links neben ihm kracht es.

Noch mehr Indianer springen aus dem Gras und stürmen mit Geschrei heran.

Tom schiebt den leer geschossenen Colt ins Halfter und nimmt die Winchester. Er feuert aus ihr, bis der letzte Schuss draußen ist.

Da sind es immer noch sechs Gestalten, die auf sie zurennen. Er hört, wie an seinen Seiten die Stecher der Gewehre durchschlagen. Da springt er auf, dreht das Gewehr in der Hand und geht den nächsten Indianer mit dem Kolben an. Er sieht den schwirrenden Pfeil, spürt den feurigen Strich, den er über seine Wange zieht, und schlägt mit dem Kolben zu.

Der schmetternde Hieb schleudert den Indianer wie einen Gummiball zurück.

Einer der Rothäute setzt über das Lager hinweg und rennt zu den Büschen.

Tom wirft sich herum und folgt ihm. Er sieht, wie sich der Indianer dreht und seine Axt hebt.

Tom bleibt stehen, greift nach dem Messer, als die Axt kommt. Er riskiert einen tollkühnen Satz nach vorn.

Die Axt geht über seinen Kopf hinweg und fährt in den Boden. Er fällt den Indianer mit geballter Wucht an und sticht mit dem Messer zu.

Als er sich umwendet, ist es ruhig geworden. Nur Brian steht, der hastig eine Patrone in den Lauf seiner Spencer schiebt. Er hebt das Gewehr an die Wange und schießt.

Sein wilder Fluch zeigt, dass er nicht getroffen hat.

Da ist Tom neben ihm. Er bemerkt den fliehenden Schatten, der auf die Cottonwoods zuhält und dann von der Dunkelheit verschluckt wird.

„Es ist sinnlos, Cowboy“, sagt er leise.

Brian hockt sich auf die Absätze seiner Texasstiefel nieder und blickt Tom Hale ratlos an.

„Es war wohl nur ein Jagdtrupp“, sagt er leise. „Aber der eine wird nun den Stamm verständigen, und sie werden uns bald die Hölle heiß machen.“

Tom nickt und blickt die anderen an. Sie sehen alle bleich aus und haben rußgeschwärzte Gesichter. Aber keinem scheint etwas geschehen zu sein.

Vor dem kleinen Loch liegen die toten Indianer. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, auf geballten Widerstand zu stoßen.

„Reiten wir!“, ächzt Wade. „Jetzt entkommen wir ihnen!“

„Langsam!“, gibt Tom scharf zurück. „Wir haben doch eben festgestellt, dass der eine den ganzen Stamm holen kann. Was haben wir davon, wenn wir ihnen jetzt entgehen und in den nächsten Tagen in ihre Falle laufen?“

„Willst du hinter ihm her?“, forscht Brian.

„Ich will warten, ob er sich noch einmal meldet. Einer sprang über das Feuer. Wahrscheinlich sollte er die Pferde an sich bringen. Der Geflohene kann nicht wissen, dass es nicht klappte.“

Zehn Minuten geschieht nichts. Plötzlich ist der Ruf des Nachtvogels wieder zu hören. Er kommt von den Cottonwoods.

„Kann das einer nachmachen?“, fragt Tom in die Runde.

„Ich“, meldet sich Wade.

„Dann geh an den Büschen nach links und gib ihm Antwort.“

Wade entfernt sich.

Drüben bei den Bäumen ist wieder der Ruf zu hören. Gleich darauf antwortet Wade von den Büschen her. Eine Weile bleibt es wieder still, dann erschallt der Ruf weiter links.

Wade antwortet.

Tom hat die Kammern der Colttrommel nachgeladen. Er steht auf und schleicht zu Wade hinüber.

„Antworte!“

„Ich habe doch.“

„Antworte noch einmal. Das ist so üblich.“

Wade nimmt die Hände vor den Mund und lässt den langgezogenen Ruf hören.

„Ich gehe ihm entgegen“, sagt Tom und verschwindet zwischen den Büschen.

Er geht zehn Meter auf die Cottonwoods zu und bleibt neben einem trockenen Kreosotbusch stehen. Er hat den Colt in der Hand und spürt den Schweiß, der auf seiner Stirn steht.

Vor ihm raschelt etwas. Er steht stocksteif und winkelt den Arm mit der Schusshand an.

Da taucht der Indianer auf. Er ist mittelgroß und hat eine Biberfellmütze auf dem Kopf. Er trägt Mokassins, eine Levishose und eine Lederjacke, die von einem Fallensteller stammen muss. In der Hand hat er einen Arkansas-Zahnstocher, jenes schmale Kampfmesser, das einem Menschen durch den ganzen Körper dringen kann. In der linken Hand hält er eine Long Rifle. Seinen Bogen hat er über dem Rücken.

„Hier bin ich“, sagt Tom und tritt noch einen Schritt nach vom.

Der Indianer bleibt stehen. Das breitflächige Gesicht verzieht sich, und die hasssprühenden Augen scheinen im wilden Zorn dunkler zu werden. Schnell schwingt die Hand mit dem Messer in die Höhe.

Da drückt Tom ab. Er hört den peitschenden Knall und das Knistern, als der Indianer in die Büsche fliegt. Er wendet sich ab und geht zurück. Er weiß nun, dass keine Rothaut mehr in der Nähe ist.

Trail nach Abilene: Harte Western Edition

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