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Krachend rast eine Explosion über das Land, bricht sich an den Sandsteinfelsen in der Ferne und kommt grollend zurück.

Bretter und Balken fliegen durch die hitzeflimmernde Luft. Dort, wo eben noch die Ranchgebäude standen, quillt eine schwarze Wolke auf, schießt in die Höhe und breitet sich schnell aus.

Nick Logan, der auf der Höhe des Hügels neben dem Chuckwagen steht, reibt sich die Augen.

„Tut es dir leid?“, fragt Jenny, die am Rad lehnt und die Arme vor der Brust verschränkt hat.

„Nein, Jenny. Du weißt, dass ich nie etwas zurücklasse. Wir kommen hier nie mehr her. Vielleicht fahren wir mit dem Zug, der unsere Rinder befördert, nach Osten. Wir haben dann genug Geld.“

„Du vertraust Miles also?“

„Du nicht?“

„Ich weiß nicht. Er hat so kalte Augen, sieht gefährlich aus.“

„Darauf kann man nichts geben. Du weißt es. Gefällt dir der andere besser?“

„Er sieht nicht so gefährlich aus. Aber du hast recht, man kann darauf wirklich nichts geben.“ Sie stemmt sich vom Rad los und geht an ihrem Onkel vorbei um den Wagen herum.

Auf der anderen Seite der Hügelkuppe kann sie die mächtige Herde sehen. Wie eine unübersehbare Masse leuchten die erdbraunen Rücken und die gebleichten Gehörne durch den wallenden Staub, der wie ein Vorhang in der Luft hängt.

Tom Hale kommt auf seinem Falben aus der Wand des Staubes und hält auf den Chuckwagen zu. Er springt neben Jenny aus dem Sattel, blickt den Rancher an und sagt: „Die Boys sind alle versammelt, Boss. Sie warten auf Sie.“

Nick Logan geht wortlos zu seinem Pferd, das an ein Vorderrad des Wagens gebunden ist. Er macht die Zügel los, steigt steifbeinig in den Sattel und reitet den Hügel hinunter.

Tom Hale blickt das Mädchen neben sich an. Dann schaut er über sie hinweg auf die Trümmerstätte.

„Unsere ganze Hoffnung ist jetzt die Herde“, hört er das Mädchen sagen.

„Das war wohl immer so“, gibt er matt zurück. „Ein paar Hütten mitten in einem Land, in dem nichts als Gras und trockene Mesquitesträucher gedeihen können, sind nichts wert. Die Hoffnung für Sie und Ihren Onkel war immer die Herde.“

„Sie waren also Cowboy?“

„Yeah.“

„Mein Onkel hat immer behauptet, Cowboys wären mit ihrem Job zufrieden und würden nie nach viel Geld streben. Wieso ist das bei Ihnen anders?“

„Vielleicht deshalb, weil Jesse Chisholm auch nichts war, als ich ihn das erste Mal sah.“

„Wie lange ist das her?“

„Acht Jahre. Wir ritten in einer Mannschaft. Sie sagten Comanche zu ihm. Dabei hat er gar kein Indianerblut in den Adern. Er ist ein reicher Mann geworden.“

„Und nun wollen Sie auch einer werden?“

Er dreht sich scharf um und blickt sie rau an.

„Warum wollen die, die alles haben, immer mehr haben?“, schnarrt er. „Und warum sollen die, die nichts haben, immer nichts haben?“

„Sie erhalten als Cowboy Ihren Lohn und brauchten sich sonst um nichts zu kümmern“, erwidert sie herb und funkelt ihn an.

Er tritt einen Schritt auf sie zu, riecht den Duft ihres Haares und sieht das Funkeln ihrer Augen.

„Yeah, ich brauchte mich um nichts zu kümmern“, entgegnet er. „Um gar nichts. Aber ich musste für dreißig Dollar im Monat an jedem Tag fünfzigmal mein Leben riskieren. Ich habe Männer gekannt, die sich die Beine brachen. Man ließ sie zurück. Irgendwo in einer Stadt. Man bezahlte für sie die Rechnung, die der Doc im Voraus aufsetzte. Und dann trailte man weiter. Irgendwann waren die Männer wieder gesund und konnten sich einen anderen Job suchen. Viele aber blieben Krüppel. Sie fanden keinen Job mehr. Sie ritten wie streunende Hunde umher, bettelten, stahlen, wurden Banditen und irgendwann erschossen oder gehenkt. – Das ist die Wirklichkeit der Cowboys. Sie sind meistens junge Burschen und machen sich keine Gedanken über das, was später kommt. Aber irgendwann kommt es. Jeder wird alt, jeder kann vom Pferd stürzen, unter die Herde geraten, von Banditen angeschossen werden – jeder! Und was hat er dann noch? Er hat Hunger – und vielleicht noch seinen Colt. Mancher schoss sich damit in den Kopf. – Ich werde mich nicht in den Kopf schießen. Ich verlange von dem etwas, zu dem ich anderen verhelfe. Wenn es Ihnen nicht passt, sagen Sie es ruhig. Matt und ich, wir finden immer noch einen Rancher, der froh ist, für zwanzigtausend Bucks nach Kansas geführt zu werden.“

Er sieht, wie ihr Gesicht kantig wird.

„Es ist die Herde meines Onkels“, erwidert sie unwirsch.

„Dann sollten Sie sich besser nicht in seine Angelegenheiten mischen“, gibt er zurück und schwingt sich wieder in den Sattel.

Jenny schaut ihm nach, als er den Hügel hinunter reitet und in der Staubwolke verschwindet.

Trail nach Abilene: Harte Western Edition

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