Читать книгу Anwaltshure 1 | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 13
ОглавлениеBühnenReif - Teil 1
Das Nächste, an das ich mich erinnere, war schrilles Klingeln. Mein Kopf schmerzte. Scheiß Sherry!
Ich versuchte zu erkennen, was da klingelte. Es war mein Telefon. Helligkeit trat durch die Gardinen. Es war also Tag. Orientieren war in diesem Moment nicht meine starke Seite.
Ich tappte über den kalten Boden und suchte den Hörer.
»Ja?«, fragte ich unwirsch.
»Aha, du arbeitest also nicht mehr.«
Mein Herz machte einen Sprung bis zur Sonne und wieder zurück. »George? Äh, Mister McLeod …« Ich räusperte mich, denn ich wollte nicht, dass er mir den Kater anhörte. Wie sollte ich ihn überhaupt anreden?
»Ich wollte mit dir einkaufen gehen«, sagte er locker.
Ich war wie vom Donner gerührt!
»Derek hat mir von seinem Besuch in der Buchhandlung erzählt, und da dachte ich mir, einkaufen sei vielleicht keine schlechte Idee.«
Von wegen: hat mir erzählt! – Alles geplant!, schoss es mir durch den Kopf. Aber wie viel wusste er? Die Frage brannte in meinem Magen. Hatte er eine Ahnung von dem, was dieser Derek mit mir gemacht hatte?
»Kannst du in einer dreiviertel Stunde fertig sein? Ich hole dich ab.«
Ich stammelte eine Zustimmung. Er sprach mit mir wie mit einer alten Bekannten. Aber war man das nicht auch irgendwie, wenn man den Schwanz des Typen im Mund gehabt hatte?
Ich wollte mich schick machen, doch ich konnte ja schlecht den schwarzen Rock und die durchsichtige Bluse anziehen! Die ganze Zeit über hüpfte ich förmlich auf der Stelle. Himmel, es war das gleiche Gefühl wie damals als Kind, wenn ich am Weihnachtsfeiertag die Treppe zum Wohnzimmer hinuntergelaufen bin. Ich konnte das Gefühl fast berühren, so realistisch kehrte es zu mir zurück.
George war mein Weihnachtsmann!
Ich entschied mich für ein enganliegendes, schwarzes Kleid, dessen Ausschnitt ich tief hinunterzog, in der Hoffnung, er möge an der Stelle bleiben.
Bei dem Gedanken an George, fühlte ich mich augenblicklich sexy. Sehr sexy sogar. Er war ein Zauberer!
Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht schon im Wagen über ihn herfallen würde. Auf der anderen Seite: was, wenn unsere Nummer nur der Test-Fick gewesen war? Wenn er nur rausbekommen wollte, was ich im Bett so draufhatte …
Augenblicklich wurde mir speiübel. Wie weggewischt war alle Vorfreude. Einkaufen? Doch nicht, um mir eine Freude zu machen oder um mit mir zusammen zu sein … Nein! Da stattete einer sein neuestes Pferdchen aus! Es tat weh – unsagbar weh! Es war schlimmer als alles, was ein Leo Prince mir je hatte antun können. Und gerade, als ich zu weinen anfangen wollte, klingelte es an der Tür.
Ich stürmte zum Fenster. Draußen stand im nassen, klebrigen Laub des billigen Londoner Vorortes ein anthrazitfarbener Rolls Royce. Ein glitzerner, strahlender Abkömmling der automobilen Upperclass. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus.
Reiß dich zusammen, Emma Hunter!, mahnte ich mich. Du brauchst den Job, und wenn du Glück hast, fällt sogar noch mal eine Nummer mit McLeod für dich ab!
Oh Gott! Am liebsten hätte ich den Weg zum Rolls Royce zehnmal gemacht, damit auch wirklich jeder sehen konnte, dass dieser Wagen auf mich wartete.
George war im Trockenen geblieben. Er hatte es seinem Fahrer überlassen, auszusteigen und zu klingeln. Hatte ich tatsächlich etwas anderes erwartet? Die Upperclass lässt sich nicht für eine Landpomeranze nass machen.
Der Fahrer hielt einen gewaltigen weißen Regenschirm über mich, aber ich zog trotzdem den Kopf ein. Es war, als ginge man mitten im Regen unter einer weißen Wolke. Der Fahrer trug keine Uniform, aber auch so sah man, dass er ansprechend breite Schultern und ein energisches Kinn besaß. Er dirigierte mich zur rückwärtigen Tür des Rolls, die er mit elegantem Schwung öffnete.
George hatte einen Arm auf dem herausklappbaren Mittelteil gestellt und stützte sein Kinn mit dem Zeigefinger. Vor ihm leuchtete ein kleiner Monitor, der in die Rückenlehne des Beifahrersitzes eingelassen war.
»Du bist nicht nass geworden, oder?«, fragte er.
Der Geruch im Wagen verströmte einen Hauch von Reichtum. Kein protzig zur Schau gestellter Reichtum, sondern angewöhnter Reichtum. Feinstes, handschuhweiches Leder. Keins, an dem man mit der Haut schmerzhaft kleben blieb, wenn man ein wenig schwitzte.
»Mach’s dir bequem. Ich dachte, wir fangen mit der Wäsche an.«
Das musste man ihm lassen – er verschwendete keine Zeit!
Ich sah mich um und kam zu dem Schluss, dass die Wurzelholzelemente hier drinnen kein bemalter Kunststoff, sondern echt waren.
»Schaust du damit Fernsehen?«, wollte ich wissen und deutete auf den kleinen Bildschirm.
Er runzelte die Stirn und blickte mich verwirrt an. »Was? Ähm … ja, kann ich auch. Oder DVD’s … oder mit Bild telefonieren.« Er beugte sich zum Fahrer. »Was kann man noch damit machen?«
»Internet, Mr McLeod. Sie kriegen hier Internet.«
»Ah, ja. Danke.«
Ich war schwer beeindruckt. An so etwas konnte man Geschmack finden.
George nickte kurz in den Rückspiegel und der Wagen setzte sich vollkommen lautlos in Gang.