Читать книгу Anwaltshure 1-4 | Erotik Paket Bundle | Alle vier Teile in einem E-Book | 4 Erotische Roman - Helen Carter - Страница 12

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NaturGesetze - Teil 3

»Miss Hunter! Was, bitte schön, ist das denn?« Eine hohe, anklagende Stimme ertönte hinter mir und das Blut gefror in meinen Adern. Ein langer spinniger Finger zeigte vorwurfsvoll auf die am Boden liegenden Bücher.

»Sie sind mir runtergefallen. Tut mir leid.« Eifrig machte ich mich daran, sie aufzuheben, was mir ein bisschen schwerer fiel als normal, weil meine Spalte noch leicht brannte. Doch ich wusste genau, dass ein Leo Prince einen nicht so leicht davonkommen ließ. Er musste noch eins draufsetzen.

In der Mittagspause war es dann soweit! Ich saß mit meinem Brot und einer Modezeitschrift im Pausenzimmer und betrachtete die bunten Bilder der Reichen und Schönen, als Prince hereinkam. Er setzte sich ans andere Ende des Zimmers und packte seine Suppe aus.

Der Raum roch nach Kaffee und dem Inhalt des Kühlschrankes, der teilweise schon Füße bekam und von allein zum Mülleimer lief.

Jedes Mal, wenn jemand die Ladentür öffnete, kam ein Schwall Geruch nach feuchtem Papier hereingeweht. Es regnete draußen, denn der Herbst hatte mit aller Kraft eingesetzt. Regen bedeutete feuchtes Papier im Laden!

Jim, Prince’ neueste Errungenschaft als Schoßhündchen, kam herein und trug einen Stapel Bücher. Er balancierte ihn in Richtung seines Gebieters. »Wo soll ich die hinbringen, Mr Prince?«

Jim machte natürlich keine Mittagspause – er arbeitete durch. Jim genehmigte sich nur einen Tee im Stehen. An ihm konnte man sich ein Beispiel nehmen! Jim würde es noch weit bringen! Jim war der Beste von allen!

Wahrscheinlich vögelte Mister Magenkrank den guten Jimmy …

»Ooooh …«, trötete Prince, »… sei mir ja vorsichtig. Das sind die neuen Chagall-Bildbände. Aber du machst das schon. Nicht, wie manch andere hier …«

Die letzten Worte galten mir – und damit allen! Pflichtschuldig wurden Köpfe gehoben und wieder gesenkt. So, jetzt hatte er die Aufmerksamkeit, die er gesucht hatte. Endlich konnte er sich mich vorknöpfen, denn ich war sein Lieblings-Opfer.

Er wusste, wie sehr ich diesen Job brauchte. In einem schwachen Moment hatte er mich in ein Gespräch verwickelt, den Kümmerer gespielt und ich war glatt darauf reingefallen. Unerfahrene Pute, die ich war!

Ich hatte ihm von meinen unbezahlten Rechnungen erzählt und vom Druck, den meine Vermieterin machte, weil ich immer wieder mit der Miete im Rückstand war. Von dem Tag an hatte ich ausgelitten. Für alles und jedes ließ er mich büßen. Und ich hatte eine beinahe panische Angst vor ihm. Ich begann zu zittern, wenn er nur in meine Nähe kam, bekam Schweißausbrüche, wenn ich seine Stimme hörte.

Keine Gelegenheit ließ er aus, mich zu piesacken oder mich vor anderen bloßzustellen. All das genoss er offensichtlich auf eine unnachahmlich perverse Art und Weise. Himmel, wie ich diesen dürren Mann hasste!

Jetzt hatte er sich wieder mich vorgenommen. Ich, der dümmliche, abstoßende Gegensatz zu seinem strahlenden Schoßhündchen. Innerlich wappnete ich mich und versuchte wegzuhören, so zu tun, als sei ich nicht da. Deshalb verkroch ich mich in meine Zeitschrift – »Gedruckte Abscheulichkeit«, wie Prince es nannte – und zwang die Tränen zurück, die mit Sicherheit gleich in meiner Kehle aufsteigen würden.

»Wissen Sie …«

An wen wendete er sich jetzt?

»… es gibt Kollegen, bei denen ich mich frage, wieso sie eigentlich in unserem Beruf arbeiten!«

Dramatische Pause. »Es scheint ihnen nämlich so gar nichts am gedruckten Wort zu liegen. Zumindest nicht am tiefsinnigen gedruckten Wort.« Abermals dramatische Pause. »Stellen Sie sich vor: Vorhin komme ich in eine meiner Lieblingsabteilungen …«

Warum stand ich nicht einfach auf und ging? Weil es nichts brachte! Er hätte mich einfach woanders gekriegt. Also konnte ich auch gleich sitzenbleiben und mir meine Predigt sofort anhören.

»… und was sehe ich am Boden liegen?« Er drehte sich mit weit geöffneten Augen im Kreise, wie ein Schmierenkomödiant, der sich des Erfolges seiner Pointe sicher sein will. »… einen kompletten Stapel Bücher. Zehn Stück mindestens. Keines unter dreißig Pfund Sterling!«

Die Zuhörer brauchten eine gewisse Zeit, um die gesamte Tragweite zu begreifen und dann zu versuchen, den Schock zu überwinden.

Schon lange konnte ich mich nicht mehr auf die Fotos konzentrieren. Längst war klar, dass alle Augen sich auf mich gerichtet hatten. Es war schließlich meine Hinrichtung. In meinem Magen wurde es ganz flau. Ich wollte wegrennen.

All meine Qual trat vor mein inneres Auge: Ich sah mich selbst an diesem Resopal-Tisch sitzen, sah, wie ich erniedrigt wurde und mich nicht zur Wehr setzte, und ich sah mich wieder und wieder als das Opfer seiner selbstgerechten Angriffe!

Nachher würden mich alle trösten, ihre Arme um mich legen und beruhigend auf mich einreden. Man würde mir Taschentücher reichen, über mein Haar streicheln und mir versichern, was Prince für ein Arschloch sei. Aber eben erst, wenn er wieder draußen war.

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