Читать книгу Anwaltshure 1-4 | Erotik Paket Bundle | Alle vier Teile in einem E-Book | 4 Erotische Roman - Helen Carter - Страница 7
ОглавлениеDer Anwalt - Teil 1
Es war stockdunkel um mich herum und meine Haare stellten sich jedes Mal auf, wenn ich ein Knacken hörte. Ich hatte die Tube-Station verlassen und festgestellt, dass außer mir praktisch niemand unterwegs war. Nervös lauschte ich auf jedes Geräusch – und sei es nur der Sommerwind, der welkes Laub über die gepflasterten Gehwege fegte. Meine Ängstlichkeit war bemerkenswert.
In dieser Gegend gab es nicht viele Leute, die noch spazieren gingen. Man war einfach zu weit weg von den quirligen Londoner Einkaufsstraßen.
Ich musste nicht lange suchen, wenn auch meine Orientierung in der Dunkelheit etwas anders war als bei Tageslicht. Vor dem Haus angekommen, drückte ich die goldfarbene Klingel und gleich darauf sprang die Tür mit einem Summen auf. Kein Mensch weit und breit. Auch die Sekretärin war verschwunden. Kein Wunder – abends um zehn!
Ein kleines Licht brannte auf dem verlassenen Schreibtisch im Empfangsraum. Nur der Duft der Lilien erinnerte an jenen Morgen, als ich zum ersten Mal hier gewesen war.
Der Vorraum verbreitete die Atmosphäre eines Hotels inmitten der Nacht, wenn der Portier irgendwohin verschwunden ist, man hilflos und verlassen am Empfang steht und unsicher ist, was man machen soll.
Was sollte ich nur tun? Ich sah an mir herab. Himmelherrgott! Ich war allein mit einem der bekanntesten Anwälte Londons und sah aus wie eine Hafennutte!
Er würde über mich herfallen, mich vergewaltigen und die Polizei würde nur ihm glauben, wenn sie meine Aufmachung sahen.
Aber was half es? Ich brauchte den Job und ich brauchte das Geld. Jetzt konnte ich nicht mehr weglaufen und so beschloss ich, an seine Tür zu klopfen.
Auch sie öffnete sich automatisch, denn als sie aufschwang, sah ich ihn scheinbar unverändert an seinem Tisch sitzen. Möglicherweise lag ein jahrhundertealter Fluch auf ihm, der besagte, dass er diesen Tisch nie verlassen durfte und …
»Sie sind pünktlich. Das weiß ich zu schätzen, Miss …«
Die Pause enttäuschte mich. Hatte er ernstlich meinen Namen vergessen?
»… Hunter«, ergänzte ich. Gut, ich hatte mich darauf eingestellt, einiges hinnehmen zu müssen, um meine Lage zu verbessern.
»Treten Sie näher.«
Und indem ich auf ihn zukam, stand er auf. Also kein jahrhundertealter Fluch! Er streckte die Arme vor sich aus und gab mir damit zu verstehen, dass er mir helfen wollte, den Mantel abzulegen. Vor Schreck hielt ich die Luft an und öffnete ihn mit leicht bebenden Händen. Von wegen: Anbehalten! McLeods Augen schlossen sich zu kleinen Schlitzen als er mich ohne Trenchcoat sah. Dann wanderte sein Kopf eine Winzigkeit nach unten und wieder hoch. »Sie sehen sehr … ansprechend aus, Miss Hunter.«
Ja! Ich hatte ihn umgehauen! Punkt für Daisy.
»Keine Teeeinladung«, sagte ich. Der Satz war nicht ge-plant. Peinlich.
Er grinste. Trotzdem oder gerade deswegen.
»’Tschuldigung …«, raunte ich.
»Sie haben Humor. Das mag ich. Im Übrigen … Nein, keine Teeeinladung! Nehmen Sie Platz.«
Jetzt erst erblickte ich eine lederne Sitzgruppe an der seitlichen Wand. Soweit war ich beim ersten Mal gar nicht in den Raum gekommen.
»Ja, dorthin, bitte.«
Ich sank so weit in den Sessel ein, dass meine Knie beinahe höher waren, als meine Schultern. Schnell klappte ich meine Beine seitlich zusammen. Er musste ja nicht gleich alles sehen!
McLeod setzte sich neben mich in einen zweiten Sessel. Distanz halten. Gut!
Ich war baff über den perfekten Schnitt seines Anzuges, der selbst jetzt noch ohne Falten saß. McLeod war etwas über mittelgroß und schlank. Offensichtlich fehlte ihm sogar der für Männer seines Alters so typische Bauchansatz. Sein Haar legte sich in beinahe konzentrischen silbernen Wellen um seinen Kopf und seine Lippen waren ausdrucksstark und markant, ohne zu voll zu wirken.
»Sie wundern sich vielleicht über den Zeitpunkt unseres Gespräches …«, begann McLeod.
Er wird über mich herfallen, dachte ich. Genau, deswegen hat er mich herbestellt. »Nein … Ja … Nein.« Wie blöd kann man sein?
Seine Brauen wanderten nach oben und wieder herab. »Sie sind genau das, was ich gesucht habe. Ein Wink des Schicksals war Ihre Bewerbung. Nur weiß ich nicht, ob Sie den Job wollen. Sherry?«
Was für eine Stelle war das? Fachfrau für Grenzdebilität?
Ohne meine Antwort abzuwarten, schenkte er in ein winziges, fragiles Glas ein und reichte mir den Drink.
Ich leerte ihn auf einen Zug. Eigentlich mag ich gar keinen Alkohol, aber in dieser Situation war ich etwas überfordert. Der Sherry brannte und ich mochte den Nachgeschmack nicht. »Als Sekretärin?«, schaffte ich zu fragen.
»Dazu reichen Ihre diesbezüglichen Noten nicht.«
Das ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. »Putzfrau?« Der Sherry machte mich etwas übermütig.
Er lachte, warm und trocken und irgendwie sexy. »Dazu sind die Noten zu gut. Nein, ich habe etwas anderes, für das ich eine Mitarbeiterin suche …« Er setzte sich noch etwas gerader hin und sah mich durchdringend an. Die Dunkelheit umhüllte uns. Es war eine seltsame Situation, in der ich nicht wusste, ob ich mich wohl oder bedroht fühlen sollte.
Jedenfalls wurde ich träge. Der Sherry setzte mir zu.
»Wenn Sie es nicht möchten, stehen Sie auf und dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
Der plötzliche Ernst in seiner Stimme irritierte mich. Das klang nach einem Mafia-Gespräch. Oh, mein Gott! Der suchte einen Kurier für Drogen oder Schwarzgeld, oder beides …
»Lassen Sie mich erklären …«, begann McLeod. Seine Hand ruhte plötzlich auf meinem nackten Knie. Ich hielt die Luft an. Jetzt konnte ich den Rock nicht mehr hinunterziehen. Zu spät!
»Ich habe sehr oft Klienten, die ich ausführe. Ins Londoner Nachtleben. In Restaurants …« Er legte den Kopf etwas schräg, um mein Gesicht besser zu sehen.
»Die Herren kommen meistens ohne Begleitung …« Fortwährend warf er kleine Satzsteine ins Wasser und beobachtete, was geschah, während sie fielen.
Ich wusste, was er meinte. Er suchte eine Nutte – eine Hure. Und ich hatte mich ja auch passend gekleidet. Aber das hatte er nicht wissen können, als er mich eingeladen hatte … Besaß ich etwa so eine Ausstrahlung?
»Warum rufen Sie keinen Escort-Service an?« Ich kannte den Begriff aus dem Fernsehen …
Er presste die Lippen aufeinander. Sein silberfarbenes Haar glitzerte richtiggehend im Licht der kleinen Wandlampe hinter uns. »Ich will keine professionellen Nutten. Ich will eine nette, junge Frau, die den Herren die Zeit vertreibt.«
»Ich sehe ziemlich durchschnittlich aus. Und … ähm, üppig dazu.«
»Sie haben einen schönen Busen und sexy Kurven.«
Das ließ ebenfalls nichts an Deutlichkeit vermissen. Eins musste man ihm lassen: Er neigte keineswegs dazu, um den heißen Brei zu reden!
Ich leerte den zweiten Sherry. Oder war es der dritte? Wie konnte er das mit meinen Kurven wissen? Er hatte mich doch gar nicht nackt gesehen! Die Bluse! Die verbarg echt wenig!
»Müsste ich mit den Klienten schlafen?«, wollte ich wissen.
Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Wenn Sie einen attraktiv finden, können Sie das natürlich tun. So wie mit irgendeinem anderen Mann auch. Sie mögen doch Männer?«
Was sagt man denn da drauf? Meinte er es in erotischer Hinsicht oder allgemein? Da konnte man durchaus zu unterschiedlichen Antworten kommen …
»Ja, klar. Schon.« Ich begann, mich von außen zu betrachten. Was redete ich da eigentlich? War das der Sherry, die Dunkelheit im Zimmer oder seine Stimme, die mich dazu brachten, mich wie eine Schlampe aufzuführen?
Ich war ein einfaches Mädchen vom Land. Die Liebhaber, die ich bis jetzt gehabt hatte, konnte man locker an einer Hand abzählen. Auch wenn ich deswegen ein ganz klein wenig betrübter war, als ich es bei meiner Erziehung und Herkunft hätte sein dürfen.