Читать книгу Anwaltshure Band 5 | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 5

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Kapitel 3

Für den Weg zum Club war ich gezwungen, ein Taxi zu nehmen. Es musste George wirklich bescheiden gehen, wenn er mir nicht mal mehr einen Wagen zur Verfügung stellte.

Ich ließ das Taxi wegfahren, nachdem ich ausgestiegen war. Es war eine abgenutzte Gegend. Abblätternde Farbe an den Hauswänden waren nicht die einzigen Probleme in dieser Straße. Mülltüten lagen aufgerissen in Ecken. Alte Pizzakartons weichten vor sich hin. Zwischen zwei Häusern sah ich ein paar Kids herumlungern, die ihre Kappen nach hinten gedreht trugen und lässig Zigaretten rauchten. Es mochten harmlose Teenager sein oder crackrauchende Killer auf Abruf, in diesen Straßen konnte das niemand zuverlässig sagen.

Der Club war verdreht. So musste man es wohl formulieren. Die gesamte Straße bestand aus Gebäuderückseiten, nur »The Rouge« hatte seinen Vordereingang hier. Es war irritierend, und ich fühlte mich, als sei ich durch Alice’ Spiegel gegangen.

Der Regen fiel in feinen Schnüren, während ich vor der schwarzgestrichenen Tür stand und nach einem Klingelknopf suchte. Kein Mensch weit und breit, der mich hätte reinlassen können. Es gab auch keine Absperrung, wie sie sonst bei Clubs üblich war, um zu demonstrieren, wie elitär und gefragt man war. Würde niemand auf mein Klopfen reagieren, musste ich eben unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Gerade aber, als ich die Faust hob, zog jemand das dunkle Ungetüm auf.

»Miss Emma Hunter für Mr James Stevenson«, sagte ich mit fester Stimme.

»Einen Moment.«

Ich konnte nicht erkennen, zu wem die Stimme gehören mochte.

Gleich darauf wurde die Tür aber ganz aufgezogen und ein ziemlich kleiner, zierlicher Mann mit kahl geschorenem Kopf ließ mich ein. Hier war nichts, wie man es erwartete, und ich war im gleichen Moment auf der Hut. Ich betrachtete den kleinen Mann aufmerksam. Soweit ich sehen konnte, trug er nicht mal eine Waffe. Was für ein Laden war das hier? Er inserierte nicht, hatte keine Homepage, es gab keinen Türsteher und der Vordereingang lag auf der Rückseite …

Mit jedem Moment wurde ich neugieriger auf den Gebieter über all diese Widersprüche.

»Mr Stevenson erwartet Sie«, sagte der kleine, drahtige Mann düster, als habe ich ein Rendezvous mit dem Teufel.

Der Club sah trostlos aus und erfüllte somit zum ersten Mal meine Erwartungen. Irgendwo hörte ich ein wischendes Geräusch. Das Bild eines in die Jahre gekommenen Wischmopps, der durch eine Blutpfütze schmierte, tauchte vor meinem inneren Auge auf. Die Bar war blau ausgeleuchtet und wirkte wie ein bizarres Raumschiff aus einem Meskalin-Traum.

»Hier drüben«, rief eine herbe Männerstimme, der ich durch die Düsternis folgte, wobei ich sorgsam darauf achtete, über nichts zu stolpern.

Auf einer gewaltigen halbrunden Ledercouch, die offensichtlich normalerweise den Gästen vorbehalten war, saß ein Mann im Licht eines einzelnen Scheinwerfers, vor sich auf dem niedrigen Tisch mehrere Stapel mit Papieren, dazu Stifte und ein Taschenrechner.

»Miss Hunter?«

Sein Haar war aus reinem Kupfer und auf seiner weißen Haut schimmerten zahlreiche Sommersprossen. Doch was normalerweise beinahe putzig gewirkt hätte, wurde durch einen spitzen Kinnbart zu einem unvermittelt aufregenden Ganzen. Sein Gesicht war schmal und die Augen von einem stechenden Grau. Das kupferfarbene Haar trug er straff nach hinten gekämmt, wo es offensichtlich in einem Zopf endete.

»Ich möchte zu Mr Stevenson. Wenn Sie mich bitte anmelden würden«, sagte ich ein wenig hochmütig.

Natürlich war mir klar, dass er selbst jener ominöse James Stevenson war, den ich sprechen sollte.

»Setzen Sie sich. Dan, bring der Dame eine Tasse Tee.«

Er wandte mir seinen Blick zu. »Es scheint noch immer heftig zu regnen. Ziehen Sie doch die Jacke aus. Dan wird sie trocknen.«

»Danke. Es ist angenehm so.«

»Wie Sie meinen«, sagte er emotionslos.

»George McLeod schickt mich«, sagte ich.

Im gleichen Moment verengten sich seine Augen zu schma­len Schlitzen. »Was will er?«

»Zeit«, sagte ich unumwunden.

»Zeit?«, wiederholte er. »Das ist das Einzige, was ich ihm nicht geben werde. Er soll nutzen, was ihm zukommt. Sagen Sie ihm das, Miss Hunter.«

Seine kräftige Hand griff nach einem der Stifte und er beugte sich wieder über seinen Block.

Offensichtlich war meine Audienz beendet. Dafür hatte ich mich also rausgeputzt und war den ganzen Weg bis hierher gefahren. »Mehr haben Sie ihm nicht zu sagen?«

Langsam hob sich sein Kopf und seine Brauen wanderten nach oben. »Sie sind also die berüchtigte Emma Hunter …«, sagte er ruhig, ohne auf meine Frage einzugehen.

»Einfach Emma Hunter«, korrigierte ich nachsichtig.

»Ich wollte Sie kennenlernen. Wie lautet Ihr Auftrag?«

»Ich soll Sie um mehr Zeit bitten«, wiederholte ich stur.

»Und Ihre Gegenleistung? Denn dafür hat er Sie ja wohl geschickt.«

»Keine.«

Er grinste, nickte wissend und beugte sich wieder über seine Zahlenreihen, so als hätte ich einen alten Witz erzählt, über den er immer noch schmunzeln musste. »George McLeod schickt mir Emma Hunter, damit sie für ihn bittet, und ich soll nichts von ihr bekommen?«

»Sie irren sich, Mr Stevenson«, sagte ich ruhig. »Ich bin keine Hure. Ich interessiere mich nicht für Männer wie Sie.«

»Das trifft sich gut, Miss Hunter. Denn ich bin auch nicht an Frauen interessiert. Und wenn der gute George noch der Alte wäre, wäre ihm das nicht entgangen.«

Seltsamerweise entspannte ich mich augenblicklich. Gewiss gab ich damit einem Vorurteil nach, aber ich fühlte mich schlagartig nicht mehr bedroht und konnte ein stückweit aus der Deckung kommen. »Dann würde ich jetzt gern meine Jacke zum Trocknen geben.«

Ein breites Lächeln entblößte eine Reihe perlweißer Zähne. »Dan … Die Jacke der Dame bitte in Ordnung bringen.«

Der kleine Mann verzog sich mit meinem plötzlich riesig wirkenden Blazer.

»Dann ist das wohl die Hetero-Option«, versetzte Stevenson schmunzelnd und deutete auf mein extrem raffiniertes Top. »Wenn ich das so sehe, könnte ich meine Ausrichtung noch mal überdenken.«

»Nein, nein. Es ist gut so, wie es ist«, erwiderte ich. Dann fiel mir George ein. Dieser seltsam ignorante Mann mit den roten Haaren, hatte es ohne jede Anstrengung geschafft, dass ich meine Aufgabe vergessen hatte. Ich tat wirklich gut daran, auf der Hut zu sein.

»Können Sie George nicht doch etwas entgegenkommen? Er ist, nicht zuletzt durch mich, in eine schwierige Situation geraten, und ich würde ihm wirklich gern helfen.«

Er legte den Kopf ein wenig schräg und sah mich mit einem Stirnrunzeln an. »Sie waren lange nicht mehr in London, nicht wahr? Sonst wüssten Sie, dass George inzwischen Probleme hat, die man nicht einfach mit einem Fick lösen kann.«

Als wenn ich mir das nicht schon gedacht hätte …

»Er verfällt in seine alten Vorgehensweisen, aber er hat es jetzt mit anderen Leuten zu tun.«

Ich atmete tief durch. »Sind Sie einer dieser Leute?«

Sein Kopf bewegte sich langsam hin und her. »Sie sind sicherlich jetzt noch aufregender, als Sie es in ihrer aktiven Zeit waren …«

»Und Sie beantworten keine meiner Fragen.« Ich überkreuzte meine Beine, aber ganz bewusst nicht sexy, sondern so, dass der Stoff eher noch mehr Haut verdeckte. Seine Wimpern überschatteten für einen Moment seine stahlgrauen Augen.

»Also kann ich helfen?«, blieb ich hartnäckig.

»Lassen Sie mich nachdenken …« Er drückte seine geballte Faust gegen seinen Mund und schwieg eine Weile. »Hat Ihnen das Vergnügen bereitet, was Sie für ihn getan haben?«, fragte er schließlich.

»Sie halten mich für eine Nutte, nicht wahr?«, versetzte ich, denn ich hatte keine Lust auf irgendwelche Spielchen.

»Wenn Sie meinen Rat wollen, sage ich Ihnen, dass Sie dort weitermachen sollten, wo Sie damals aufgehört haben.«

»Was passiert, wenn ich das nicht tue? Wenn ich London verlasse und George seinem Schicksal überlasse?«

Seine Zunge wischte kurz über seine Lippen. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber es dürfte unangenehm werden. Andererseits wären Sie nicht hergekommen, wenn Sie das ernsthaft vorhätten. Allerdings geht es jetzt nicht um George. Es geht nur um Sie.«

Ich dachte an das furchtbare Chaos, in dem alles geendet hatte. Die Verzweiflung, die mich gepackt hatte. Das alles noch einmal durchmachen? Andererseits bereitete mir die Aussicht auf Unmengen Sex wirklich kein Unbehagen. »George spielt also keine Rolle …«

Er schien ein wenig genervt, wie ein Lehrer, der sich mit einem dumpfen Schüler herumschlagen muss. »Noch mal: Es geht nur um Sie. Sie entscheiden.«

Sein Duft schlich sich in meine Nase. Er roch nach Erde und Regen. Seltsam …

»Das Problem ist, dass ich George kenne. Er ist verschlagen wie kein Zweiter. Wie viele Züge man auch nach vorn denken mag – George ist einem immer um einen voraus.«

»Sagen Sie mir etwas, das ich noch nicht weiß«, erwiderte er gelassen.

»Ich kenne ihn, Mr Stevenson. Er hat mich in diese Situation gebracht.«

Seine Ruhe löste eine seltsame Anspannung in mir aus. Warum verschwand ich nicht einfach? Weder George noch er gingen mich etwas an. George hatte mich einmal an der Kette durch die Manege geführt. Sollte ich das noch einmal geschehen lassen?

Mit mehr Empörung in der Stimme, als ich wollte, stieß ich hervor: »Ich kenne ihn nur zu gut. Ich habe mit ihm geschlafen.« Meine Brust hob und senkte sich heftig. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als hätte ich etwas viel zu Enges angezogen. Ich spürte sogar Schweiß zwischen meinen Schulterblättern.

»Na und?«, sagte er mit einem gewissen Amüsement in der Stimme. »Ich auch.«

Jetzt war ich perplex. Hatte er das wirklich gesagt?

»Herrgott, jetzt tun Sie doch nicht so! George ist ein verdammter Manipulator. Deswegen sage ich, dass es Ihre Entscheidung ist.«

Ich stand auf. Es war also meine Entscheidung. Gut. Dann würde ich sie jetzt treffen. Zurückkehren zu dem, was ich nur allzu gern tat … Erinnerungen begannen, sich in meinem Gehirn aufzutürmen. All die Männer, die ich gehabt hatte. Intelligente Männer, einflussreiche, verrückte, schwierige, lustige, überraschende … Jeden Einzelnen hatte ich gewollt. Nicht ein Mal hatte ich mich zum Sex überwinden müssen. Ja, ich hatte meinen Job geliebt. Und seit ich ihn nicht mehr ausübte, fehlte mir etwas.

Wenn George nicht mehr direkt involviert war, so sagte ich mir, würden die Dinge auch wesentlich unkomplizierter sein, denn mir würden keine Gefühle mehr in die Quere kommen.

Mit diesem Stevenson als Geschäftspartner konnte ich ficken und das Geld in Eimern einsammeln. Mehr konnte ich wirklich nicht verlangen.

»Ich mache mit. Aber am Ende des Tages werde ich selbst entscheiden, mit wem ich schlafe.«

Er nickte, als hakte er nur noch eine Liste ab.

»Und es endet, wenn ich es will!« Wenn ich diesen Weg einschlug, dann nicht, weil man mich zwang oder drängte, sondern weil ich es wollte. Ich hatte Augen und ich sah.

»George ist ein Manipulator, Mr Stevenson. Aber Sie sind ein Zinker.«

Anwaltshure Band 5 | Erotischer Roman

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