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Kapitel 5

Als ich an diesem Morgen vor Georges Kanzlei stand, war alles anders. Ich konnte schon von der Straße aus die Beleuchtung in den Fenstern sehen und von den Kanzleiparkplätzen waren nur noch drei frei.

Ich klingelte. Sofort vernahm ich an der Gegensprechanlage eine neutrale, beinahe sonore Frauenstimme.

»Emma Hunter für George McLeod.«

Augenblicklich öffnete sich die gewaltige schwarze Tür. Ich trat ein und stand unvermittelt vor einer Blondine, die viel zu weit entfernt war, als dass sie die Tür hätte öffnen können. Ihr Haar glänzte wie lackiert und unter ihrem mattgrünen Kostüm trug sie eine cremefarbene Bluse, die wie ein übereinandergeschlagener Schal aussah. Ein Gürtel in der gleichen Farbe betonte ihre ungemein schmale Taille. Der Rock bedeckte ihre Knie und hätte matronenhaft gewirkt, hätte sie nicht lässig eine mehrreihige Perlenkette um ihr Handgelenk geschlungen getragen, von der goldene Medaillons herabhingen und die leise klirrten, wenn sie sich bewegte. Mit den großen Perlenohrklipsen wirkte sie wie eine amerikanische Milliardärin während der Blauen Stunde.

»Miss Hunter …«

Sie hatte einen unterdrückt energischen Gang und bewegte ihren Po dabei ein wenig zu ausdrucksstark. Das zerstörte die Wirkung ihres Outfits. Ich hatte solche Mädchen des Öfteren erlebt. Sie verwandten sehr viel Mühe und noch mehr Geld auf die Perfektionierung ihres Auftritts, nur, um dann an ihrem Hinterteil zu scheitern. Aber beim Sex waren diese Mädchen fabelhaft. George hatte sie ganz offensichtlich für die Klientel des zweiten bis dritten Ranges eingestellt.

Seine Empfangsdame hatte sich hinter dem Tresen erhoben und ich blieb bei ihr stehen.

»Es ist schön, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen, Miss Hunter«, sagte sie mit so viel unterdrücktem Gefühl in der Stimme, dass ich wusste, sie freute sich wirklich.

»Danke, Tamara«, wandte sie sich nun an die Blondine. »Ich führe Miss Hunter selbst zu Mr McLeod.« Ihre Stimme hatte eine harte Kante angenommen und die Blondine blieb abrupt stehen. Sie so zu stoppen, war offensichtlich ungewöhnlich und ein Bruch des Kanzlei-Protokolls.

Ich folgte ihr die wenigen Schritte bis zu seiner Tür, wo sie kurz mit der linken Hand anklopfte und gleichzeitig mit der rechten öffnete.

George saß hinter seinem mächtigen Schreibtisch und blickte nur kurz von jenen Seiten auf, in denen er handschriftliche Notizen machte. Sein silbergraues Haar schien im Licht der altmodischen Schreibtischlampe zu funkeln. Er strahlte so viel Macht und Würde aus, dass ich es ihm beinahe abgenommen hätte. Hinter ihm sah ich die gewaltigen Bäume, die vom Herbststurm gezaust wurden und deren Laub nass glänzte.

»Danke«, sagte er knapp.

Sie nickte und zog sich zurück.

»Nimm dir einen Drink und setz dich. Wie viel Zeit habe ich bekommen?«

»Alle Zeit, die du brauchst.«

»Gut.«

Es war ihm zu gleichgültig, als dass ich nicht den Braten gerochen hätte. Etwas stimmte hier nicht. Er fragte nicht mal nach, wo doch mein Satz genug Fragezeichen für ein ganzes Buch geboten hätte.

»Seit wann schickst du mich zu einem Schwulen? Ist das jetzt meine neue Arbeitsplatzbeschreibung?«

Er blickte mit gerunzelter Stirn auf. »Schenk mir auch einen ein. Danke.«

Ich tat, was er wollte, stellte aber das Glas so unsanft neben seinen Papierstapel, dass etwas auf seine Unterlagen spritzte.

Er wischte es kommentarlos mit dem Handrücken weg. »Was meinst du?«

»Stevenson ist schwul. Und das weiß kaum einer besser als du!«

»Er wollte also nicht mit dir schlafen?«, schmunzelte er. »… und trotzdem gibt er mir, was ich will. Was hast du ihm im Gegenzug angeboten?«

Ich blieb, das volle Glas in der Hand, vor seinem Schreibtisch stehen. »Dass ich wieder ins Boot steige.«

Er nickte knapp und widmete sich dann wieder seinen Notizen.

»Hast du nichts zu sagen?«, beharrte ich.

»Du bist wieder im Boot und das freut mich. Rüttle den Kahn nur nicht zu heftig.«

Für einen Mann, dem ich gerade den Arsch gerettet hatte, war er mir einen Hauch zu unbeteiligt. »Warum hast du mich wirklich zu Stevenson geschickt?«

Er schien nicht gewillt, meine Frage zu beantworten.

»Warum?!« Ich knallte meine Faust vor ihm auf den Tisch und beugte mich dabei so weit vor, dass ich die Sprenkel in seinen Augen sehen konnte.

»Weil ich ihm zeigen wollte, dass er mir das Beste wert ist. Darum.« Für einen Moment fixierte er mich mit glühenden Blicken. Herausfordernd. Wütend beinahe. Doch dann klappte sein Visier wieder herab und ich konnte sein wahres Gesicht nicht mehr erkennen. »Ich habe einen Job für dich.« Er schob ein Blatt Papier in meine Richtung.

Das nannte ich mal einen Stimmungswechsel … Ich stand derart unter Anspannung, dass ich nicht mal zusammenzuckte, als der Sturm einen kräftigen Ast gegen die Fensterscheibe schlug.

»Der Vertrag dort in der Ledermappe muss zu einem Klienten. Er soll ihn unterschreiben. Du bleibst bei ihm, bis es erledigt ist. Egal, was der Typ sagt oder macht. Ich brauche den unterschriebenen Vertrag.«

Beim Aufrichten griff ich nach dem Blatt. »Irgendwelche Vorlieben?«

Für einen Moment blickte George auf, schaute zur Decke und sagte dann: »Lack und Leder, soweit ich weiß.«

Kann man eine gewaltige Strecke zurücklegen und trotzdem keinen Schritt weitergekommen sein? Mir ging es jedenfalls so.

Anwaltshure Band 5 | Erotischer Roman

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