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Die Freiheit mit dem Blick auf die Uhr

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Es ist Mittagszeit. Dr. Ferdinand dankt dem OP-Team für die Zusammenarbeit und verlässt das ‘theatre’. Im Umkleideraum zieht er das durchschwitzte OP-Hemd von der klebrigen Haut, wirft es in den Wäschesack und reibt sich den Schweiß mit einem trockenen OP-Hemd von der Haut und aus den Haaren. Im ‘Nurses Tea Room’ sitzen OP-Schwestern und Hilfsschwestern. Sie essen Fleisch mit Reis oder Mahangu-Papp und einem Ei. Andere sind frühzeitig in die Kantine gegangen, um dort die warme Mahlzeit einzunehmen.

Seit der Unabhängigkeit wird darauf geachtet, die Essenszeiten pünktlich einzuhalten und ausführlich zu nutzen. Das geht soweit, dass Operationen von der Liste gestrichen und auf den nächsten Tag verschoben werden, wenn sie mit den Essenspausen kollidieren oder die Möglichkeit einer solchen Kollision besteht. Diese Einstellung sichert die fast punktgenaue Beendigung der Arbeit innerhalb der offiziellen Arbeitszeit. Es sind dieselben Schwestern, die während der letzten Schichtstunde die Arbeit niederlegen und sich unauffällig verkrümeln und auf die Ablösung warten.

Im Wandel der Zeit ist das einst Große – gemeint ist die Hingabe in der Arbeit an den Patienten – verlorengegangen. Die hohe Motivation und selbstlose Selbstvertsändlichkeit, sie gibt es nicht mehr. Krankenpfleger und Schwestern schauen auf die Uhr. So tun es auch die Matronen, um es mit der Arbeit nicht zu ‘übertreiben’. Menschlich und ethisch hat es den Abrutsch mit dem Knacks gegeben, von dem sich der Krankenpflegeberuf nicht mehr erholen wird. Das spüren die Patienten, und sie legen die Mangelfalten um die Augen.

Mit der ethischen Verkrümmung und Verkümmerung geht die Gewichtszunahme bei einigen vom Krankenpflegepersonal einher. Es gibt Extremfälle, in denen das Bücken beschwerlich und das zügige Gehen unmöglich geworden ist. In Einzelfällen ist es zu derartigen Verfettungen gekommen, dass über Rücken-, Hüft- und Kniegelenksschmerzen geklagt wird. Mitunter und auf Antrag findet die Versetzung in eine sitzende Tätigkeit statt, wenn es mit der Verfettung nicht rückwärts geht. Das hat zur Folge, dass der vakante Pflegeposten im Krankensaal mit einer weniger gewichtigen beziehungsweise dünnen Schwester aufgefüllt wird. Sie ist oft eine Jungschwester, die das Endexamen für den Krankenpflegeberuf erfolgreich abgelegt hat. Wenn die Auswechslung Richtung sitzende Tätigkeit wegen bereits besetzter Stühle unmöglich oder von der ebenfalls übergewichtigen Chefmatrone negativ beschieden wird, dann treten Probleme auf, die eine Vielzahl von Beschwerden zur Folge haben. Das reicht von den Krankmeldungen mit den fortlaufenden Verlängerungen bis zur Antragsstellung auf Frührente. Es gibt Schwestern, die die Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen ausschließlich mit der Pflegetätigkeit am Patienten begründen, ohne das eigene Übergewicht anzuführen und ins Kalkül zu ziehen. Sie gehen über die Hauptursache der Beschwerden hinweg, als sähen sie die ausufernde Korpulenz im Spiegel nicht.

Dass mit Appetitzunahme bei bestehender Fettleibigkeit die Leistungbereitschaft und Arbeitsqualität am Patienten absinkt, ist das alarmierende Phänomen der Zeit, die sich die Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Die gehäufte Fettleibigkeit hat es vor der Unabhängigkeit nicht gegeben. Sie kann als Ausdruck der Visions- und Willensschwäche oder als das Sichgehenlassen in der Zügellosigkeit des Essens gewertet werden. Aber ohne Disziplin, Willensstärke und Fleiß lässt sich die bessere Zukunft nicht bauen. Dennoch, bezüglich der grassierenden und gravierenden Übergewichtigkeit lässt sich eine Umkehr zur normalen Physiologie eines gesunden Lebens nicht erkennen, als wäre in Zukunft mit der Gewichtsabnahme nicht zu rechnen.

Dass es bei den Übergewichtlern zu anderen gesundheitlichen Problemen wie dem Bluthochdruck, Schwindel, Kopfschmerz, und dem erhöhtem Risiko des Schlaganfalls kommt, sei hier nur am Rande erwähnt.

Namibia - Einsichten und Versöhnung

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