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Leitidee Bogenschiessen

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Eine Leitidee ist eine Gestalt, eine übergeordnete Vorstellung. Man fasst ein Ganzes in den Blick, das mehr ist als die Teile. Wenn Sie sich Ihren ganzen Körper z. B. als einen gespannten Bogen vorstellen, der einen Pfeil in ein Ziel hinein abschießt, wird Ihr Schwung flüssiger und entschiedener, als wenn Sie erst mühselig über die Einzelteile (linke Hüfte nach links, rechte Schulter nach unten, Ellbogen ran, Kopf unten lassen usw.) aufbauen. Die Leitidee, wie ein Jäger aus der Vorzeit mit Pfeil und Bogen zu schießen, organisiert das Ansprechen und den Schwung ganz von selbst.

Wenn ein Bogenschütze das Ziel ins Auge fasst, nimmt er automatisch die optimale Haltung ein. Er beugt sich aus der Hüfte etwas vor, der rechte Arm geht zurück, der Kopf neigt sich leicht, und der ganze Körper spannt sich auf natürliche Weise und wird zu einem zum Ziel hin gespannten Bogen.

Es ist eine in uns seit Urzeiten vorgegebene, über Jahrhunderttausende eingeübte und in unserem Grundrepertoire eingespeicherte Bewegung. Man muss, um das Wild nicht zu verscheuchen, den Kopf souverän still halten – im Auge des Sturms – auch noch beim Loslassen und wenn der Pfeil um Auge, Nase, Kinn und Körperachse herum ins Ziel schwirrt. Das ergibt einen sehr präzisen Golfschwung.

Die Kunst des Bogenschiessens ist beim Zen-Buddhismus eine wichtige Übung, bei der es darauf ankommt, dass Schütze, Bogen und Pfeil intuitiv mit dem Ziel verschmelzen. Dabei werden die mentale Kraft für zielgerechte Entscheidungen, die Intelligenz des Körpers (das Bauchgefühl) und das Timing z. B. für den rechten Augenblick des Loslassens (bei uns der Release) geübt.

Genau das brauchen wir, um die Probleme des Golfschwungs zu lösen. Die Idee, wie der Ball ins Ziel fliegt, wie der Körper sich dazu bereitstellt, und das Timing, wie die Spannung aufgebaut wird und wann sie losgelassen werden muss, bringt alle mühselige Technik auf einen Nenner. Körperbewegung, Werkzeug und Technik gehen nahtlos ineinander über, verschmelzen miteinander, es gibt keine Bruchstelle mehr. Die technischen Geräte, Bogen und Pfeil, werden nicht mehr als etwas Fremdes empfunden, sondern sind wie ein gewachsener Körperteil, ein Teil von uns selbst.

Meditative Konzentration ist auch für das Golfspiel die beste mentale Grundhaltung. Das Ansprechen vor jedem Schlag ist der richtige Augenblick für diese Konzentration nach innen, auf Schwung und Ziel. Die Umwelt bleibt draußen, wird nicht mehr wahrgenommen. Großen Golfern wie Bernhard Langer und Tiger Woods sagt man nach, man könne beim Ansprechen neben ihnen eine Kanone abschießen, sie würden es nicht einmal merken.

Das Bild des Jägers hilft auch bei der Überwindung aggressionsbedingter Hemmungen des Golfschwungs, da das Jagen kein verbotenes Töten sondern eine erlaubte, für das Überleben notwendige Tätigkeit war. (Die Problematik archaischer Aggressionen und ihrer Auswirkungen auf das Golfspiel wird im folgenden Kapitel über Psychologie erklärt.)

Es gibt also viele gute Gründe, sich nicht mehr als Roughplayer fühlen zu müssen. Sie brauchen keine Angst vor der Technik zu haben, denn Sie sind nicht ihr Sklave sondern der Herr, der Regisseur, der Dirigent. In unserer Zeit muss niemand mehr, wenn er einmal schlecht spielt, sein Leben – oder schlimmer noch: das Golfspielen – aufgeben.

Goethe ist da Vorbild, denn er ließ zwar seinen Romanhelden, den jungen Werther, leiden und sterben, er selbst aber überlebte sein Leiden, gesundete und genoss sein Leben. So hat die Geschichte von Roughplayers Leiden den Sinn, dass wir uns darin erkennen und davon befreien können. Denn richtig Spaß macht Golf, wenn wir Fairplayer sind, erfahrene Spieler mit Selbstvertrauen, und damit alle Freuden und Genüsse, die das Leben uns Golfern bietet, in vollen Zügen und mit vollen, knackigen Schlägen genießen können.

Golf ist ganz einfach

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