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Roughplayers Leiden

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Golfer sind Menschen, die sich durch besondere Fähigkeiten auszeichnen. Eine Untersuchung über die Erfolgsgeheimnisse der 100 besten Deutschen in beruflichen Spitzenpositionen ergab, dass die meisten von ihnen Golf spielten, die 10 allererfolgreichsten übrigens auch bei Regen! Wer die Platzfreigabe bekommt, kann also stolz sein, einer auf sportlicher Leistung begründeten Elite anzugehören und darf sich zu Recht wie in einen Adelsstand erhoben fühlen.

Freilich trifft man im Club dann auf klar abgegrenzte Klassen. Der Unterschied zeigt sich z.B. beim Tiger und Rabbits-Spiel, bei dem ein überlegener Tiger mit einem Flight von Rabbits spielt. Dazwischen liegen Welten. Zu welcher Kaste man gehört, ist Schicksal, das man hinnehmen muss – ist, nach Auffassung von Ortega y Gasset (vgl. Kap. „Literatur – Trost und Stärkung“, Seite 122) jedem durch sein Karma vorgegeben.

Auf die Formschwankungen innerhalb seiner Klasse aber hat jeder Einfluss, und das Buch weist auf Ursachen und Hilfen hin. Geschrieben ist es – aus schmerzvoller Erfahrung – vor allem für die notorischen Roughplayer, die nicht wissen, wie sie aus ihrem Formtief wieder heraus kommen.

Normalerweise läuft auf dem Platz alles ganz von selbst. Absicht, Werkzeug, Schwung und Ballflug sind eine Einheit, man braucht nur zu denken, wohin der Ball soll und schon liegt er dort. Man fühlt sich als guter Golfer, als Fairplayer, für den Golf ein beglückendes Spiel ist. Aber dann kommt der Tag, da fällt alles auseinander, es ist als ob man einen Schürhaken in der Hand halte. Man ist plötzlich ein Roughplayer, dem schon der Drive im Rough vor dem Fairway hängen bleibt, dessen Bälle im Seitenrough und unter Büschen verschwinden, der die Eisenschläge toppt, die Pitchs in die Bunker haut, dort nur schwer wieder heraus kommt und dem der 3. Putt auch nicht gelingt. Jeder Schlag ist ein Lotteriespiel und er macht serienweise unbegreifliche Schläge, für die er sich vor seinen Mitspielern schämt und die ihm die Freude verderben.

Roughplayers Leiden ist ein psychischer Zustand von Breakdown, Depression, Ratlosigkeit, Verzweiflung, Scham und Selbsthass. Er gerät tief in ein mentales Rough, aus dem er keinen Ausweg findet. Er möchte seine Schläger zerbrechen, das Spiel aufgeben. Hinzu kommen die Minderwertigkeitsgefühle vor den Mitspielern und der Golf spielenden Familie, wenn er mit Runden unter der Schamgrenze von 30 oder – unaussprechlichen – 20 Stableford-Punkten ins Clubhaus kommt. Er fühlt sich wie Goethes junger Werther, dessen Liebe, wie unsere zum Golf, nicht erwidert wird und der sich erschießt. Das wollen wir dann auch, kommen aber Gott sei Dank am 19. Loch nach dem zweiten Bier wieder davon ab.

Ein solches Versagen aus unerklärlichen Gründen kann jedem einmal passieren. Auch wenn man seit 30 Jahren Golf spielt, an allen erreichbaren Wettspielen teilgenommen, bei Clubspielen oft gewonnen, auf vielen Golfplätzen der Welt gespielt und sehr viel Freude gehabt hat, ist man nicht dagegen gefeit. Sogar wenn man viel besser geworden ist, sein Handicap um 20 hält, mit über 80 Jahren noch regelmäßig spielt, sich auch mal unterspielen konnte und auf das alles mit Recht sehr stolz ist, schützt das nicht davor, immer wieder einmal, und im Alter natürlich häufiger, in den trostbedürftigen Zustand des Roughplayers zu geraten.

Ein Trost ist, dass Schwankungen beim Golf eigentlich normal sind, sogar bei den Weltbesten. Bernhard Langer gewann zweimal die Masters, und schaffte viele Male nicht den Cut. Auch Tiger Woods scheidet manchmal aus. Es kommt sogar vor, dass begnadete Weltklassespieler wie Ian Baker-Finch oder Steve Ballesteros ihren Schwung auf Dauer verlieren.

So richtig trösten kann uns das aber nicht. Wir wollen gute Runden spielen und unser Handicap verbessern, basta. Woran, zum Teufel, liegt es denn, dass man den Golfschwung, den man beim Pro ja ganz gut gelernt hat, immer wieder verlieren kann. Wieso kann eine mechanische Bewegung, die anderen Golfern keine Probleme macht, für einen selbst so störanfällig sein und auf so unberechenbare Weise?

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