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SARGON II. VON ASSYRIEN (König 721 v. Chr.–705 v. Chr.)

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Auf seinem letzten Kriegszug wurde Sargon II. im Kampf getötet und sein Leichnam fiel in die Hand seiner Feinde, was große Bestürzung bei seinen Untertanen auslöste. Doch kann dieses Schicksal kaum verwundern, wenn man bedenkt, dass er fast in seiner gesamten Regierungszeit Eroberungskriege geführt hat – sein gewaltsames Ende war also eine Art „Berufsrisiko“.

Eigentlich hieß dieser assyrische Großkönig Sharruunkin, was man mit „der König schafft Gerechtigkeit“ oder nach anderen Angaben mit „der König ist legitim“ übersetzen könnte, es hat sich aber die Namensform Sargon eingebürgert. Er war der Sohn von König Tiglatpilesar III. und einer Nebenfrau, vielleicht auch einer Sklavin. Das Jahr seiner Geburt ist nicht bekannt und auch über die Kindheit und Jugend dieses Herrschers ist so gut wie nichts überliefert.

Zu einer historisch fassbaren Figur wurde Sargon II. erst, als er im Winter 722 v. Chr. den Thron bestieg. Dies dürfte nicht auf regulärem Wege erfolgt sein, denn er ließ in einer Apologie den Tod seines Vorgängers Salmanassar V. – der höchstwahrscheinlich sein Halbbruder war – als göttliche Rache für dessen Untaten darstellen, was auf einen blutigen Machtwechsel hindeutet. Bekannt ist, dass Sargon besonders von der Bevölkerung der Stadt Assur unterstützt wurde, die durch seinen Vorgänger einen massiven Verlust an Privilegien hatte hinnehmen müssen. Sargon begann seine Herrschaft damit, dass er über 6.000 Assyrer, die er als Verbrecher bezeichnete, deportieren ließ. Vielleicht handelte es sich dabei um die Anhängerschaft Salmanassars. Es gibt auch die Mutmaßung, dass Sargon II. ein dynastiefremder Usurpator gewesen sei, der seine Abstammung von Tiglatpilesar III. nur vorgetäuscht habe. Sargon selbst berief sich auf den Willen der Götter, die ihn zum Sturz seines Vorgängers und zur Herrschaft bestimmt hätten.

Der neue König tat einiges, um das Los seines Volkes zu verbessern. Er schaffte die Fronarbeit ab, die sein Vorgänger eingeführt hatte, baute zerstörte Siedlungen wieder auf und sorgte dafür, dass Gewerbe, Handel, Ackerbau und Viehzucht florierten. Dafür wurden auch Deportierte eingesetzt, was in Assyrien nichts Ungewöhnliches war – immer wieder kam es zu Deportationen großer Menschengruppen auf assyrischem Territorium, die für eine regelmäßige Durchmischung der Bevölkerung sorgten. Tiglatpilesar war es im Laufe seiner Herrschaft gelungen, das Land und seine Grenzen zu stabilisieren. Die meisten Gegner waren mittlere und kleinere Staaten gewesen, die leicht unterworfen und deren Gebiet annektiert werden konnte, manche erhielten aber auch den Status von Klientelstaaten. Durch die Besetzung Babyloniens war das Reich der Assyrer zum Großreich aufgestiegen, das sich von Nordsyrien bis zum Zagros-Gebirge erstreckte.

Sargon II. war mit ziemlicher Sicherheit derjenige assyrische Herrscher, der die meisten Kriege geführt hat. Schon bald nach seinem Machtantritt wandte er sich der Kriegsführung zu. Bereits im Jahre 720 v. Chr. schlug er einen Aufstand in Syrien nieder und kämpfte in Allianz mit den Babyloniern und Elamitern gegen die Ägypter, die er bei Raphia schlug – wobei es höchstwahrscheinlich nicht er selbst gewesen ist, der in der Hauptschlacht den Sieg errang, auch wenn er dies in seinen Aufzeichnungen behauptet.

717 v. Chr. unterwarf Sargon die Stadt Karkemisch, ein Jahr später ließ er einen militärischen Stützpunkt an der Grenze zu Ägypten errichten. Denn von hier drohte immer eine gewisse Gefahr und es gab immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen.

Eine der frühen kriegerischen Unternehmungen Sargons war sein Feldzug gegen das Reich von Urartu, das auf dem Gebiet des heutigen Armenien lag. Die Assyrer hatten dieses Nachbarreich schon lange als Bedrohung empfunden. Sargon beauftragte nun seinen Geheimdienst unter der Leitung seines Sohnes Sanherib, möglichst viel über die Verhältnisse in Urartu in Erfahrung zu bringen. Einige der Berichte seines Sohnes sind erhalten. Die assyrischen Könige unterhielten schon seit langer Zeit derartige Geheimdienste, ihre Spione wurden auch gegen andere Nachbarstaaten eingesetzt.

Als sich Sargon schließlich auf den Feldzug gegen Urartu begab, tat er das mit einem großen Heer, wobei seine Kriegsroute nicht genau bekannt ist. Die Unternehmung verlief erfolgreich, auch wenn die Assyrer die Hauptstadt Urartus, Tuschpa, nicht einnehmen konnten. In bildreicher Sprache berichtete Sargon über seinen Sieg: „Ein furchtbares Gemetzel richtete ich in seinem [des urartäischen Königs] Heere an, die Leichen seiner Krieger zerstreute ich wie Malz, die Niederungen des Gebirges füllte ich mit ihnen an. Ihr Blut ließ ich wie einen Strom die Spalten und Terrassen herabfließen, Niederungen, offenes Land und Hänge färbten ich rot wie Anemonen. Seine Krieger, das Elitekorps seiner Truppen, die Bogenschützen und Lanzenträger schlachtete ich wie die Schafe zu seinen Füßen dahin und schnitt ihre Köpfe ab.“ Der Sieg Sargons ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Krieg größtenteils im Gebirge geführt wurde.

Auf dem Rückweg überfiel der Kriegerkönig mit 1.000 Elitekämpfern Musasir, das im Grenzgebiet zwischen Assyrien und Urartu lag. Er erbeutete enorme Schätze, da die Herrscher von Musasir große Reichtümer angehäuft hatten, und ließ die gesamte Bevölkerung verschleppen.

Babylon, das bereits unter der Kontrolle der Assyrer gestanden hatte, hatte während der Wirren um den Machtwechsel von Salmanassar V. zu Sargon II. die Unabhängigkeit erringen können und beharrte nun auf seiner Autonomie. Sargon gestand den Babyloniern zunächst in einem Friedensvertrag diese Unabhängigkeit zu, da er sich als noch nicht stark genug für einen erfolgreichen Waffengang mit ihnen fühlte. Doch er verlor den Plan einer erneuten Unterwerfung der Babylonier nie aus den Augen. Als ihm im Jahre 710 v. Chr. die Gelegenheit günstig erschien, ging Sargon in die Offensive und unterwarf das Babylonische Reich in mehreren Feldzügen. Babylon wurde schließlich besetzt und der babylonische König floh in das Reich Elam. Erst nach dem Tod Sargons wagte er es, den Versuch einer Rückeroberung zu unternehmen.

Historisch ungeklärt ist weiterhin, ob es Sargon oder sein Vorgänger Salmanassar V. gewesen ist, der das israelitische Königreich Samaria eroberte. Die Bibel setzt sich zwar sehr intensiv mit den Assyrern als Feind auseinander, dabei bleibt aber unklar, ob es sich bei dem erwähnten assyrischen König um Sargon oder seinen Vorgänger handelt. Höchstwahrscheinlich hat Salmanassar das Königreich Samaria zunächst nur seiner Herrschaft unterworfen und zu Tributzahlungen verpflichtet, während Sargon nach dessen Tod das Gebiet vollends eroberte und zu einer assyrischen Provinz machte. In einem Text von Sargon ist zu lesen: „Die Samarier, die gegen meinen königlichen Vorgänger Groll hegten und, um keine Untertänigkeit zu bezeugen und keinen Tribut zu liefern, Krieg führten – in der Kraft der großen Götter, meiner Herren, kämpfte ich mit ihnen. 27.280 Einwohner nebst Streitwagen und den Göttern, auf die sie vertrauten, rechnete ich als Beute … Leute aus Ländern, die ich mit meiner Hand erobert hatte, ließ ich darin einziehen. Einen General stellte ich als Statthalter über sie ein und zählte sie zu den Bewohnern Assyriens.“

Vielleicht starb Salmanassar sogar während der Kämpfe gegen die Israeliten, was den Machtwechsel in Assyrien zu dieser Zeit erklären würde. Tatsache ist jedenfalls, dass Sargon in der Bibel keinen guten Ruf genießt.

Im Jahre 711 v. Chr. musste Sargon einen neuen Aufstand in Palästina niederschlagen, er eroberte das Land der Philister und verleibte es als Provinz Asdod dem Assyrischen Reich ein. In seinen Aufzeichnungen zum Jahr 709 v. Chr. berichtet Sargon, er habe die „Sieben Königreiche“ auf der Insel Ia im Gebiet von Atnana (vermutlich Zypern) bezwungen.

Der assyrische König verwirklichte einen sehr ambitionierten Plan, als er sich eine neue, eigene Hauptstadt erbauen ließ. Die Arbeiten an Dur-Scharrukin („Die Burg des Sargon“) hatten bereits 717 v. Chr. begonnen und konnten mit Hilfe der Beute aus Sargons Kriegszügen laufend fortgeführt werden. Der König hatte die Besitzer des für den Bau vorgesehenen Gebietes nicht enteignet, sondern ihnen Grund und Boden ordnungsgemäß abgekauft. Als Arbeiter wurden in erster Linie Kriegsgefangene und Deportierte eingesetzt. Die reichlich vorhandenen Urkunden zur Baugeschichte dieser neuen Stadt lassen erkennen, wie groß der logistische Aufwand dabei war und wie perfekt die Administration funktioniert haben muss. Allein die Versorgung der vielen Arbeiter dürfte eine ähnlich große Anstrengung erfordert haben wie beim Bau der ägyptischen Pyramiden.

Als die neue Residenz im Jahre 706 v. Chr. eingeweiht wurde, überführte man die Kultbilder der bedeutendsten Götter von Assur in die neue Hauptstadt. Alle hochrangigen Persönlichkeiten des Reiches und viele Abgesandte ausländischer Herrscher nahmen an dieser prunkvollen Zeremonie teil. Der König hatte die neue Kapitale als Abbild des Kosmos entworfen. Die einzelnen Tore und Mauerabschnitte waren nach Göttern benannt, der Königspalast und die Tempel der wichtigsten Gottheiten standen auf einer künstlichen Terrasse hoch über der Stadt. Die Ausstattung der Hauptgebäude zeigte alles an Pracht, was zu jener Zeit nur möglich war. Doch hatte die Stadt ein trauriges Schicksal: Nach dem Tod Sargons sank sie zum Sitz des Provinzgouverneurs herab und verlor rasch viel von ihrem Glanz.

Im Jahre 705 v. Chr. unternahm Sargon II. einen Feldzug gegen die Kimmerer im Iran. Dabei wurde er, anscheinend aus dem Hinterhalt, getötet und konnte von seinen eigenen Leuten nicht geborgen und bestattet werden, was nach assyrischem Glauben bedeutete, dass dem Toten der Eintritt in die Unterwelt verwehrt blieb. Diese offensichtliche Schmach, mit dem das Leben des ruhmreichen Kriegerkönigs endete, war für Sargons Gegner offenbar eine große Genugtuung. So spielt auch das „Triumphlied über den Sturz des Weltherrschers“ in Jesaja 14 darauf an.

Sargons Sohn Sanherib, der die Thronfolge antrat, gab die neue Hauptstadt, deren Bau noch nicht ganz vollendet war, auf und machte Ninive zu seiner Residenz. Er scheint ein fähiger Nachfolger gewesen zu sein, war er doch schon zu Lebzeiten seines Vaters häufig als dessen Stellvertreter tätig geworden und hatte in dessen Auftrag viele Herrscherfunktionen erfüllt. Er galt als tatkräftig, sorgsam und umsichtig. So folgte auf einen großen und fähigen Herrscher ein ebenso fähiger Sohn, was in der Geschichte relativ selten ist.

Die großen Eroberer

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