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GNAEUS POMPEIUS MAGNUS (106 v. Chr.–48 v. Chr.)

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Sein großer Gegenspieler, Caesar, soll angeblich geweint haben, als man ihm den abgeschlagenen Kopf des Pompeius übergab. Es war dies auch ein ziemlich unwürdiges Ende für einen der größten Feldherren und Eroberer der römischen Geschichte. Pompeius lebte in einer Zeit, als Rom seinen Herrschaftsbereich stark ausweitete und er hat sehr viel dazu beigetragen. Dass er auf politischem Gebiet weitaus weniger begabt war als auf dem militärischen, wurde ihm zum Verhängnis.

Schon in jungen Jahren war der am 29. September 106 v. Chr. geborene Pompeius auf dem Schlachtfeld aktiv. Er nahm unter dem Kommando seines Vaters, der 89. v. Chr. Konsul war, am so genannten Bundesgenossenkrieg teil. Sein weiteres Leben wurde vom frühen Tod seines Vaters geprägt. Als dieser bei der Auseinandersetzung zwischen Marius und Sulla die Partei des Letzteren ergriff und unerwartet bei der Belagerung Roms starb, führte der junge Pompeius die Legionen seines Vaters wieder nach Picenium zurück, von wo die Familie stammte.

Da Pompeius die Rolle seines Vaters übernommen hatte, mangelte es ihm auch nicht an Feinden. Diese klagten den jungen Pompeius wegen Beuteunterschlagung an, doch er wurde freigesprochen.

Der folgende Bürgerkrieg sah Pompeius an der Seite Sullas, der ihm seine Stieftochter Aemilia zur Frau gab. Da Aemilia nach kurzer Zeit starb, wurde er von Sulla sogleich mit der Witwe des jüngeren Marius verheiratet. Der Diktator Sulla hielt große Stücke auf Pompeius und betraute ihn, der eigentlich noch viel zu jung dafür war und die eigentlich erforderlichen Ämter noch nicht innegehabt hatte, mit dem Kommando zweier Feldzüge gegen die verbliebenen Anhänger des besiegten Marius in Sizilien und Nordafrika. Der junge Heerführer bewährte sich bei diesen Säuberungsaktionen, bei denen er nicht besonders rücksichtsvoll vorging, und erhielt von Sulla nach anfänglichem Zögern einen Triumphzug zuerkannt. Damit war Pompeius einer der jüngsten Feldherren Roms, die jemals einen Triumph öffentlich feiern durften.

Nachdem der berühmt-berüchtigte Diktator Sulla gestorben war, wurde Pompeius Statthalter der Provinz Hispania Citerior, wo er gegen den abtrünnigen Quintus Sertorius kämpfte. Dabei war er trotz einer Armee von rund 30.000 Mann nicht übermäßig erfolgreich. Erst nachdem Sertorius von einigen seiner eigenen Gefolgsleute ermordet worden war, sah sich Pompeius in der Lage, den lange dauernden und viele Opfer fordernden Krieg siegreich zu beenden.

Bei seiner Rückkehr nach Italien wurde Pompeius noch mit den letzten Auswirkungen der Spartakus-Rebellion konfrontiert, seine Aufgabe war es, die versprengten Reste des Sklavenheeres zu vernichten. Der eigentliche Sieger über Spartakus hieß Marcus Licinius Crassus, doch Pompeius erhielt seinen zweiten Triumphzug zugesprochen und wurde gemeinsam mit Crassus im Jahre 70 v. Chr. Konsul.

Als sich Rom zunehmend von den Piraten des Mittelmeers bedroht sah, erhielt Pompeius im Jahre 67 v. Chr. vom Senat den Oberbefehl im Kampf gegen die Freibeuter. Da er umfassende Vollmachten erhalten hatte und den ganzen römischen Militärapparat nutzen konnte, war er auch rasch erfolgreich. Für drei Jahre waren ihm 20 Legionen und 500 Schiffe unterstellt. Damit besiegte er die Piraten in nur wenigen Monaten. Die Gefangenen wurden von Pompeius dann in verschiedenen Orten in Kilikien, Griechenland und Süditalien angesiedelt. Dabei wurde ihm zu Ehren eine Stadt in Pompeiopolis umbenannt.

Nach diesem großen Erfolg wartete schon die nächste Herausforderung auf Pompeius. Es wurde ihm, anstelle des Feldherrn Lucullus, der Oberbefehl im Krieg gegen den pontischen König Mithridates erteilt. Auch in diesem aufwändigen Feldzug blieb Pompeius siegreich, konnte Mathridates weit zurückdrängen und gründete auf dem Territorium des Geschlagenen eine neue römische Provinz. Auf dem Gebiet des unterlegenen Seleukiden-Reiches gründete Pompeius außerdem die Provinz Syria. Auch in die Wirren in Judäa griff der erfolgreiche Heerführer ein, wobei er nicht davor zurückschreckte, das Allerheiligste des jüdischen Tempels von Jerusalem zu betreten, was einen großen religiösen Frevel darstellte. Als er als gefeierter Held nach Rom zurückkehrte, machte Pompeius einen schweren Fehler, indem er im Vertrauen auf seine politische Macht sein Heer entließ. Es ist überhaupt zu bemerken, dass der große Feldherr auf dem politischen Parkett immer wieder für ihn nachteilige Entscheidungen traf.

Der römische Senat, dem die Machtfülle des Pompeius, die starke Bindung des Heeres an seine Person und die Abhängigkeit verschiedener von ihm begünstigter Familien ein Dorn im Auge waren, stellte sich nun gegen ihn. Man billigte Pompeius zwar einen Triumphzug zu, war aber nicht bereit, seine politische Neuordnung des Ostens zu bestätigen. Was den Feldherrn aber am meisten ärgerte, war die Ablehnung der Versorgung seiner Veteranen durch den aufsässigen Senat. Pompeius musste sich nun um ein Bündnis mit den beiden anderen mächtigen Männern Roms, Crassus und Caesar, bemühen, um seine Pläne durchzusetzen. Das erste Triumvirat entstand.

Caesar setzte als Konsul Maßnahmen im Interesse von Pompeius durch und dieser heiratete Caesars Tochter Julia, was die Bindung zwischen den beiden Männern noch verstärkte. Pompeius ließ sich 55 v. Chr. ein eigenes Theater bauen, welches auch „Marmornes Theater“ genannt wurde. Hier tagte auch manchmal der Senat, weil auch militärische Befehlshaber an den Sitzungen teilnehmen durften.

Pompeius, der auf dem Schlachtfeld souverän agieren konnte, tat sich in der römischen Innenpolitik eher schwer. Die Auseinandersetzung mit dem Volkstribunen Clodius Pulcher kostete ihn viel Kraft, doch konnte er schließlich gegen diesen durchsetzen, dass man ihm für fünf Jahre die Getreideversorgung der Stadt übertrug. 56 v. Chr. wurde das Triumvirat in Lucca erneuert. Durch Einschüchterung und Erpressung gelang es, Pompeius und Crassus das Konsulat im Jahre 55 v. Chr. zu sichern. Außerdem übernahmen sie die einträglichen Statthalterschaften von Spanien und Syrien. Wegen der anarchischen Zustände in Rom blieb Pompeius jedoch in der Stadt. Crassus’ Tod bei einem total misslungenen Feldzug gegen die Parther im Jahre 53 v. Chr. und die Ermordung Clodius Pulchers wenig später schufen neue Verhältnisse, die Pompeius zu begünstigen schienen. Er wurde 52 v. Chr. zum Konsul ohne Kollegen gewählt, was fast einer Diktatur gleichkam; Pompeius war damit auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Doch noch gab es einen weiteren Konkurrenten: Caesar, der seit Jahren erfolgreich in Gallien Krieg führte. Die Bindung, die durch Pompeius’ Ehe mit Caesars Tochter bestanden hatte, existierte nach dem frühen Tod Julias im Jahre 54 v. Chr. nicht mehr. Pompeius verstärkte seine Armee unter dem Vorwand, einen Feldzug gegen die Parther zu planen, um Crassus’ Tod zu rächen. Und er heiratete erneut – die Tochter eines reaktionären Politikers, den Caesar nicht mochte. Außerdem näherte er sich immer mehr einigen Persönlichkeiten an, die eindeutig zu Caesars Gegnern zählten. Die Auseinandersetzung mit dem durch seine Siege und Eroberungen immer mächtiger werdenden Rivalen schien unvermeidlich.

Vorerst jedoch sandte Pompeius beruhigende Signale an Caesar, er befürwortete dessen Bewerbung um das Amt eines Konsuls. Andererseits legte er dem Senat Gesetzesentwürfe vor, die eindeutig gegen Caesar gerichtet waren. Auch ließ sich Pompeius immer mehr mit dem konservativen Flügel des Senats ein und protestierte nur äußerst schwach, wenn man in den Sitzungen Caesars Handlungsweise angriff.

Als Pompeius um die Mitte des Jahres 50 v. Chr. schwer krank daniederlag, machte er Caesar den Vorschlag, dass beide gemeinsam ihre Ämter niederlegen sollten. Dieser Vorschlag erging schriftlich an Caesar, war jedoch so unklar formuliert, dass dieser eine Falle wittern musste. Nach seiner Genesung wurde Pompeius durch seine Anhänger und Gerüchte über Meutereien in Caesars Armee in seinen Absichten bestärkt. Er fühlte sich in der besseren Position und stimmte der Wahl von zwei konservativen Konsuln für das Jahr 49 v. Chr. zu. Als man im Senat verlangte, dass Caesar seinen Oberbefehl abgeben und sich damit selbst entmachten solle, geschah das sicherlich mit der Billigung von Pompeius. Ein offener Konflikt zwischen den beiden mächtigsten Männer Roms war nun nicht mehr abzuwenden.

Als Caesar mit seinen Truppen das Flüsschen Rubikon überschritt, war allen Beteiligten klar, dass damit ein neuer Bürgerkrieg begonnen hatte. Pompeius ließ sich dazu überreden, die Stadt Rom zu verteidigen. Doch waren seine Aussichten schlecht, da er seine Legionen nicht so schnell sammeln und sich nicht voll auf die Unterstützung seiner Verbündeten verlassen konnte. Deshalb entschloss sich Pompeius, Rom zu verlassen. Er begab sich nach Griechenland, wobei ihn ein überwiegender Teil der Senatoren begleitete. Während der siegreiche Caesar in Rom einmarschierte und in der Folge unter den Anhängern von Pompeius in Spanien, Sizilien und Afrika „aufzuräumen“ begann, versuchte dieser, möglichst viele Kräfte zu sammeln. Tatsächlich gelang es Pompeius, große Truppenverbände aufzustellen, mit denen er aber nicht nach Italien übersetzte. Stattdessen wartete er in aller Ruhe ab, bis Caesar mit seinen Legionen zu ihm kommen würde, wobei er allerdings nicht mit einem raschen Angriff seines Gegners rechnete, da die Römer im Winter keine großen Schiffsoperationen durchzuführen pflegten. Doch Caesar ignorierte diesen Brauch und setzte mit seinen Truppen bereits zu Beginn des Jahres 48 v. Chr. nach Griechenland über. Erneut waren die Würfel gefallen, wieder hatte Pompeius nicht schnell genug auf den entschlossenen Widersacher reagiert.

Caesar landete mit 15.000 Mann in Epirus und besetzte rasch einige Orte. Pompeius hatte zwar weitaus mehr Soldaten zur Verfügung als sein Gegner, er wich aber einer Schlacht lange aus und wartete die Entwicklung auf anderen Schauplätzen ab. Diesen Fehler sollte er bald bereuen, denn Caesar erhielt Verstärkung durch Marcus Antonius, was Pompeius hätte verhindern können. Danach ging er selbst bei Dyrrhachium in die Offensive.

Pompeius musste nun unwiderruflich kämpfen und er tat es nicht allzu erfolgreich. Es entwickelte sich ein in der römischen Militärgeschichte ungewöhnlicher Kleinkrieg mit dem Bau von groß angelegten Verschanzungen und kleineren Überfällen. Als zwei gallische Reiterkrieger zu Pompeius überliefen, erhielt dieser wertvolle Informationen über die Lage in Caesars Armee und befahl daraufhin einen Angriff. Dieser verlief erfolgreich und die Gegner wichen zurück. Als Caesar zum Gegenangriff schritt, geriet dieser bald ins Stocken und nach wechselvollen Kämpfen mussten Caesars Truppen erneut weichen und schließlich die Flucht ergreifen. Da er einen Hinterhalt befürchtete, nutzte Pompeius diesen Erfolg jedoch nicht aus und feierte stattdessen seinen „großen Sieg“. Damit vergab er die Chance, den Bürgerkrieg in seinem Sinne zu beenden.

Den meisten Senatoren im Lager des Pompeius war klar, dass es zu einer Entscheidungsschlacht kommen musste, und so ließ sich der seltsam inaktive Feldherr nun doch dazu überreden. Nach einigen Manövern trafen die feindlichen Armeen schließlich am 9. August 48 v. Chr. bei Pharsalos in Thessalien aufeinander. Es sollte eine der denkwürdigsten Schlachten der römischen Geschichte werden. Pompeius’ Truppen waren zwar zahlenmäßig überlegen, doch die meisten seiner Soldaten besaßen keine Kampferfahrung. Caesar sah die taktischen Schritte des Pompeius voraus und reagierte geschickt darauf. Pompeius machte seinen rechten Flügel stark und versuchte, die Stellung Caesars von dort auszuhebeln. Doch dieser hatte seine erfahrenen Veteranen an seinem linken Flügel aufgestellt, wo sie auch standhielten, während er die Front des Pompeius mit seinem rechten, zahlenmäßig stärkeren Flügel zu umfassen begann. Der einstmals große Heerführer Pompeius, der in seiner Karriere so viele Schlachten gewonnen hatte, blieb erneut passiv und gab den Kampf zu einem Zeitpunkt verloren, als er vielleicht durch geschickte Manöver noch etwas hätte erreichen können. Er floh in sein Lager. Da ihn die meisten seiner Anhänger im Stich gelassen hatten, dachte Pompeius nur noch an seine eigene Rettung und ging nach Ägypten, wo er sich Hilfe erwartete.

Doch der junge Pharao Ptolemaios XIII., der kaum mehr als eine Marionette seiner korrupten Ratgeber war, dachte gar nicht daran, dem gestürzten römischen Heerführer und Politiker Asyl und Unterstützung zu gewähren und sich damit den Zorn Caesars zuzuziehen. Pompeius wurde getötet, als er an Land ging. Der junge Pharao, der in vollem Ornat erschienen war, als ob er den Römer offiziell begrüßen wolle, sah dabei ungerührt zu.

Zwei Tage später erschien Caesar mit seiner Flotte und man zeigte ihm bei seinem Landgang den Kopf seines alten Rivalen Pompeius. Er war nicht sehr erbaut darüber und die weitere Entwicklung sollte den jungen Pharao schon recht bald sein Reich und das Leben kosten.

Das Schicksal des Pompeius zeigt, dass erfolgreiche Eroberer und Heerführer nicht unbedingt großartige Politiker abgeben. Nur in wenigen Fällen findet sich eine große Begabung auf beiden Gebieten.

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