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Vorwort

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Selbst wenn die Geschichte zu nichts anderem zu gebrauchen wäre, müsste man ihr zugute halten: Sie ist unterhaltsam.

MARC BLOCH

Wenn der Wiener Rathausplatz nicht gerade für ein Stadtfest möbliert ist, kann man ihn dort auf seinem Sockel stehen sehen, in Herrscherpose und mittelalterlichem Gewand, in der Hand das „Privilegium minus“: „Herzog Heinrich Jasomirgott“. Auch an der Außenwand der Schottenkirche präsentiert er sich überlebensgroß: Als Stifter mit dem Klostermodell zu Füßen begutachtet er die Baupläne. Und dann gibt es ihn noch, von Kopf bis Fuß gerüstet, als Brunnenfigur im Innenhof des Schottenklosters – aber da trägt er einen Bart und wird deshalb oft mit seinem Vater Leopold dem Heiligen verwechselt.

Zu meiner Kinderzeit in Wien Anfang der Fünfzigerjahre haben diese Statuen freilich weniger Eindruck auf mich gemacht als der sonderbare Beiname dieses Heinrich: „Jasomirgott“ nannte man ihn, weil er vor jeder Entscheidung demütig und zuversichtlich zugleich gesagt haben soll: „Ja, so mir Gott helfe!“ (Heute erscheint mir das geradezu als Überhöhung jenes Wiener Heurigenlieds, das da lautet: „Wann der Herrgott net will, nutzt des gar nix!“) Der Beiname hat sich übrigens verselbstständigt: In Wien mündet die „Jasomirgottstraße“ (nicht: „Heinrich-Jasomirgott-Straße“!) direkt vor dem großen Tor des Doms in den Stephansplatz.

Überhaupt hatten die Babenberger seinerzeit ihren festen Platz im vorzüglichen Heimatkundeunterricht der Sieveringer Volksschule, wo meine kluge Lehrerin Maria Pöttinger mir den Keim des Geschichtsinteresses einpflanzte. Ich begegnete ihnen in vielen Büchern und in allen Erzählungen über das alte Wien. Da waren die verwirrend vielen Leopolde: Leopold der Heilige mit der Gründung von Klosterneuburg an der Stelle, wo er auf der Jagd den Schleier seiner Frau Agnes wiedergefunden hatte, Leopold V., der den englischen König Richard Löwenherz in Dürnstein gefangen hielt, Leopold der Glorreiche, an dessen glanzvollem Hof die Minnesänger aus und ein gingen … und zwischen ihnen Heinrich Jasomirgott, jener erste Herzog von Österreich, der Wien zu seiner Residenz gemacht und das Schottenstift gegründet hatte.


Statue Heinrich II. von Franz Melnitzky (1822–1876) auf dem Rathausplatz in Wien.

Inzwischen weiß ich, dass der Bau von Klosterneuburg nichts mit einem weggewehten Schleier der Agnes zu tun hat, dass es bei den harten Verhandlungen um das Lösegeld für Richard Löwenherz keines Sängers Blondel bedurfte, dass Walther von der Vogelweide im Unfrieden vom glorreichen Leopold schied. Der Beiname aber, den Herzog Heinrich II. von Österreich erst lange nach seinem Tode erhielt, geht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf einen frommen Wahlspruch zurück, sondern auf eine verballhornte arabische Bezeichnung. Und auch die insgesamt sechs babenbergischen Leopolde hießen gar nicht so: Die ersten vier werden in den Quellen Liutpald genannt, die beiden letzten Liupold.

Als ich Jahrzehnte später Heinrich Jasomirgott in österreichischen Werken über die Babenberger wieder begegnete, war ich einigermaßen erstaunt: Obwohl er fast vierzig Jahre lang das Schicksal des damaligen Österreich bestimmt, seinen Herrschaftsbereich gefestigt und ausgeweitet, ihn energisch gegen die Nachbarn verteidigt und seinen Nachfahren ein starkes Herzogtum hinterlassen hatte, wurde er für weniger bedeutend angesehen als etwa sein Vater und sein Enkel. Das ärgerte mich ein wenig und so begann ich, mich mit der „Nachrede“ über ihn zu beschäftigen. Doch da fand ich weniger Antworten als Fragen: War wirklich mangelnde Vaterliebe der Grund für seine Zurücksetzung bei der Nachfolge Leopolds III., war er wirklich der tapfere, aber ungestüme und unüberlegte Kriegsmann, wirklich weniger begabt als sein jüngerer Bruder Leopold und wirklich nur der Verlierer im Streit um die bayerische Herzogswürde?

Eine gewisse Parteinahme für „den“ Babenberger meiner Kindheit will ich nicht ausschließen. Ich glaube aber, dass es ohnehin fast unmöglich ist, sich als Historiker einer Person, die einen nachhaltig interessiert, „sine ira et studio“ zu nähern. Deshalb gebe ich auch unumwunden zu: Wo eine Frage an Heinrich Jasomirgott einander widersprechende Antworten ergab, habe ich meist die für ihn günstigere akzeptiert.

Nur mit Heinrich Jasomirgott beschäftigt sich dieses Buch. Wer mehr über die Babenberger und ihre Zeit wissen will, was sich in jedem Falle lohnt, der sei auf Georg Scheibelreiters umfassende Darstellung „Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren“ verwiesen. Ihm bin ich auch zu großem Dank verpflichtet für die Durchsicht meines Manuskripts, sachkundige Ratschläge und die Ermutigung, mit diesem Opus an die Öffentlichkeit zu gehen. Besonderer Dank aber gebührt meiner lieben Frau für Rat und sorgfältige Korrektur, doch auch für die Geduld, die sie meinen Ausführungen über die verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse der Babenberger stets entgegenbrachte.

Herzog Heinrich II. Jasomirgott

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