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DAS ENDE IN SAUDI

Schon im Lauf des Jahres zeichnete sich ab, dass meine Tage gezählt waren. Meine Frau wollte zurück, sie träumte von einem 2. Kind. Obwohl es Ihr im Camp Leben an nichts fehlte, war sie wohl auch nicht so richtig ausgelastet. Später sagte sie zwar, es war Ihre schönste Zeit. Backen, kochen und am Nachmittag am Swimmingpool liegen, mit den Kindern spielen oder auf dem von mir gebauten Tennisplatz ein paar Bälle schlagen. Aber das war nicht genug und ich konnte das verstehen. Auch meine Tätigkeit war jetzt nicht so anspruchsvoll, dass es mich voll ausgefüllt hätte.

Auf der anderen Seite hatte ich mir ein Umfeld aufgebaut mit vielen Sportmöglichkeiten mitten in der Wüste, einen Tennisplatz, ein Schwimmbad und viele Freunde gewonnen. Die Frauen, meine Tochter, auch mein Hund fühlten sich sehr wohl in dieser Umgebung. Aber wenn etwas zu Ende geht, muss man das anerkennen und entsprechend realisieren. „Innere Kündigung“ nennt man das in der Sprache der Psychologen, habe ich später gelernt. Das Arbeitsklima mit der deutschen Geschäfts- und Bauleitung hatte sich, aufgrund meines Einsatzes für das Personal, auch nicht gerade verbessert.

Ein weiteres Problem war auch, dass meine Tochter mit Ihren blonden Haaren natürlich überall Aufsehen erregte. Das machte mir zwar nicht Angst, aber für Katrin war es unangenehm überall begrapscht zu werden. Der Polizeipräsident bot mir sogar an, für meine auch blonde Frau 100 Kamele und noch 50 Schafe dazu zu geben. Das war zwar sicherlich im Spaß gemeint !!! aber zeigte doch die Denkweise der Einheimischen.

Dazu kam ein Ereignis, dass den Vorgang dramatisch beschleunigte. Der Emir, also sowas wie der Bürgermeister, kam in unser Büro und wollte wohl wieder irgendwo eine Straße oder einen Platz geteert haben, so wie wir laufend Kompensationsgeschäfte machen mussten, um nicht zu sehr behindert zu werden. Mein Hund Nero, ein deutscher Schäferhund, der mich fast überall hinbegleitete, war damit aber nicht einverstanden. Bevor irgendwer etwas dagegen machen konnte, schoss er unter meinem Schreibtisch hervor und biss den Emir in den Hintern, durch den weißen Qamis, der traditionellen Bekleidung der Saudis. Die Kopfbedeckung, die Kfiya, fiel auf den Boden und der Emir machte ein Schrei und sprang aus dem Büro. Die weiße Qamis bekam sofort rote Flecken. Das war der Worstcase. Ein Hund, sowieso schon als unrein angesehen, beißt den Bürgermeister und zwar nicht ein bisschen, sondern richtig ins Hinterteil. Das war eigentlich ein Todesurteil. Hunde waren in arabischen Ländern eh nicht beliebt, wenn, dann nur die Salukis, eine Windhund Rasse, die man für die Hetzjagd benötigte. Dazu kam, dass man in der Gegend eh ein Wildhundeproblem hatte mit riesigen Rudeln, die sich in den Tälern um die Ortschaft rumtrieben und immer wieder Kamele und Schafe rissen.

Da kamen die Argumente, dass es sich um eine natürliche Schutzaktion des Hundes gehandelt hat, nicht sonderlich positiv rüber. Man muss natürlich akzeptieren, dass ein Hund nicht einfach einen Besucher anfallen kann, das war mir klar. Auf der anderen Seite wollte der Hund mich nur beschützen, vor einem Eindringling, mit dem er schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte, zumindest mit Leuten die ähnlich gekleidet waren. Oft hatten ihm Jungen in der gleichen Kleidung Steine nachgeschmissen und jeder dunkelhäutige mit wallenden Kleidern war für ihn wie ein rotes Tuch. Nach langen Verhandlungen konnte ich den Emir (er konnte nur stehen, sitzen war einige Zeit nicht möglich) davon überzeugen, dass ich umgehend das Land verlasse und den Hund mitnehme. Als kleines Geschenk „teerten“ wir noch seinen Hinterhof und alles war so einigermaßen gut.


Umgebautes Taxi auf einem Schrottplatz in den Emiraten erworben

Mein Plan war ja, mit dem Wohnmobil, das ich so nebenbei ausgebaut hatte, nach Hause zu fahren. Diesen Vorgang musste ich jetzt zügig beschleunigen. Dazu war noch eine Menge zu tun. Aus einem ausrangierten Mercedes Bus mit mehreren hunderttausend km auf dem Buckel, ein verlässliches Wohnmobil für eine ganze Familie zu bauen, und das in einem Land in dem nur schwer die nötige Ausrüstung zu bekommen war, war eine weitere Herausforderung. Aber mit unserer Baustellenlogistik und viel handwerklicher Fähigkeit, aber auch mit der Unterstützung unserer Werkstatt, war das schon möglich.

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