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Von der Waldeck nach Essen:
Der Traum vom deutschen Monterey

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Die Idee zu den Songtagen hat der 25-jährige Musikjournalist Rolf-Ulrich Kaiser, der später als Musikproduzent und Labelbetreiber zu einer prägenden Figur der Krautrockszene wird. Beim Folk-Festival auf der Burg Waldeck kommt er 1964 erstmals mit der alternativen Musikszene in Berührung und ist fasziniert vom starken gesellschaftlichen Einfluss der Folk-Musik, welchen er bald auch in der neuen Popmusik erkennt.

Kaiser schwebt ein großes Musikspektakel vor, bei dem sich die Jugend-Musikkultur in ihrer gesamten Bandbreite präsentieren kann: ein Festival, das die politischen und gesellschaftlichen Bezüge der zeitgenössischen Musik berücksichtigt, ein unzensiertes Festival, eine demokratische Mitmachveranstaltung. Rolf-Ulrich Kaiser, der (neben Martin Degenhardt) zum künstlerischen Leiter der Songtage bestellt wird, kündigt im Festival-Begleitheft ein »Musikhappening« an, das »bewusstseinserweiternd und bewusstseinserweitert, psychedelisch, andere Erlebniswelten erschließt und somit eher emotional das Erworbene und Gewohnte in Frage stellt.«

Dieser Gedanke entspringt freilich nicht allein der Vorstellungswelt Kaisers. Im Juni 1967 lockt das Monterey Pop Festival an drei Tagen 200.000 Besucher in das kalifornische Städtchen am Pazifik. Eine Pioniertat. Kommuneleben, freie Liebe, Drogenkonsum, Sit-ins – die Befreiungsmechanismen der US-Subkultur werden auch in Deutschland dankbar übernommen. »Er hatte schon so etwas in der Richtung im Kopf«, erinnert sich der Mitorganisator der Essener Songtage und damalige Leiter der Stadtjugendpflege, Horst Stein. »Er wollte Popmusik, aber nicht alleine, sondern auch Protest, aber nicht alleine. Er wollte im Grunde genommen eine möglichst breite Palette zeigen und die ganze Szene damit ein bisschen aus der Schmuddelecke holen.«

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