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6. Die Welt als Spiegel


Liebe setzt Grenzen – auf respektvolle und dennoch klare Weise.

Möglicherweise weist dieses Symbol nur auf einen inneren Widerstreit hin. Auch Streit im Außen spiegelt dir auf jeden Fall einen inneren Streit wider. Wir verletzen unsere eigenen Grenzen oder die Grenzen anderer in dem Irrglauben, dadurch unser Recht zu wahren und zu dem zu kommen, was uns – vom Standpunkt unseres niederen Verstandes aus – zusteht. Dieses Handeln entsteht, weil wir nicht darauf vertrauen, vom Leben das zu bekommen, was wir zu brauchen meinen. Wir erkennen unsere wahre innere Größe noch nicht.

Deine Suche nach Antworten, die deine Forderungen befriedigen, oder nach Bestätigung deiner Schuld oder der Schuld des Anderen, trübt deinen Blick für das Wesentliche. Jetzt ist es an der Zeit, deinen Blick dafür zu öffnen. Womit bringt dich der Streit oder dein Widerpart in Kontakt? Was zeigt er dir auf? Was spiegelt er in dir wider? Auf welchen noch ungesehenen Anteil in dir wirft er Licht?

Dieses Symbol deutet auf das Ende kausalen Denkens hin, den Ausstieg aus Schuld und Beschuldigung. Es fordert auf, einen größeren Zusammenhang zu erkennen, und will darauf hinweisen, dass alles, was dir widerfährt, auch mit dir zu tun hat und ein Echo, ein Spiegel für das ist, was du im Augenblick bist. Wenn die Erfahrung auch noch so schmerzlich und der dahinterliegende Sinn im Augenblick noch so unergründlich ist, letztendlich dient sie immer unserer eigenen Entwicklung.

Die argumentative Schuldsuche sowie Schuldzuweisungen richten den Blick weg vom Wesentlichen, ins Außen. Was hat die Situation mit dir zu tun? Welcher Anteil in dir kommt dadurch zum Vorschein? Was in dir wird dadurch berührt?

Es ist dir nun möglich, dich einzulassen auf diese Fragen, dich einzulassen auf das, was der Moment bietet. Lerne daraus und wachse daran.

Die Wandlungslinien

1 Du befindest dich im Streit oder im Kampf mit dir selbst, dem Leben, mit Gott, mit Mitmenschen, mit der Natur, mit Institutionen, mit der Ungerechtigkeit, mit dem Schicksal oder anderem. Eine Bereinigung der Situation und inneres Wachstum werden möglich durch die Besinnung auf das Sein-, Los- und Zulassen, auf Demut, Dankbarkeit und Gelassenheit.

2 Du kannst dich nun aus dem Streit zurückziehen. Er kann jetzt beendet werden, indem du dich auf deine innere Wahrheit besinnst. Damit wird es gleichgültig – gleich und gültig –, ob wir auf Verstandesebene glauben, im Recht zu sein oder nicht.

3 Jetzt geht es darum, dich auf deine angeborenen, inneren Qualitäten zu besinnen, die du in Zweifel gezogen hast und die dadurch im inneren Streit liegen. Dieser Streit kann sich in einem Kampf im Außen widerspiegeln, eventuell mit jemandem, den du als nicht tugendhaft einschätzt. Wenn du dir selbst treu bleibst, brauchst du nichts zu beweisen und kannst auf die Anerkennung von außen verzichten. Du kannst nun einschränkende Selbstbilder loslassen – wenn du zum Beispiel meinst, ein guter, bescheidener, großzügiger, fleißiger, mutiger, starker, ausdauernder, gerechter, sportlicher, schöner, intelligenter Mensch zu sein – und dich ganz auf deine inneren, lebendigen Qualitäten stützen.

4 Das aktuelle Thema fordert dich auf, einen Streit zu beenden, indem du dich ganz auf den Lebensfluss einlässt und deine starren Geisteshaltungen loslässt. Es kann sich auch um einen Streit um Besitz handeln. Dabei darf dir klar werden, dass Besitz nur dann Eigentum und nicht Aneignung ist, solange er deinem inneren Weg dienlich ist. Dies kann bei Besitz, den du auf Kosten anderer erlangt hast, nicht der Fall sein. Selbst wenn du nun den Streit um Besitz verlierst, gewinnst du dabei an innerem Reichtum.

5 Du bist vermutlich in deinem Verstand, in deiner Argumentation, festgefahren. Eine Lösung dieses inneren oder äußeren Streits gelingt, wenn du innehältst und dich ganz und ohne ins Argumentieren zurückzufallen auf deine Kunst des Ein-, Zu-, Los- und Seinlassens stützt. Das bringt innere Freiheit.

6 Du bist dabei, einen inneren oder äußeren Streit mit Starrköpfigkeit zu führen. Beobachte und benenne deine in dir aufsteigenden Emotionen und lass dadurch den Wandel zu. Analysiere nicht. Bleibe nur mit der Emotion in Kontakt. Ist es Ärger? Ärgere dich so gut du kannst – aber mache es ohne eine Geschichte oder Person damit in Verbindung zu bringen. Gehe genauso mit jeder anderen Emotion vor, die zum Vorschein kommt. Dadurch kann sie sich transformieren und deine wahre Größe durchscheinen lassen. Dann hast du den Streit für dich genutzt. Der mögliche Streit im Außen kann sich auf wundervolle Weise lösen.


Das Buch der Leichtigkeit

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