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Erstes Kapitel – Einleitung
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Der Khedive und der Sudan. – Arabi Pascha. – Hicks Pascha's Niederlage. – Der Mahdi. – Sir Evelyn Baring und Lord Granville über den Sudan. – Valentine Baker Pascha. – General Gordon, seine Tätigkeit im oberen Sudan. – Eduard Schnitzer (oder Emin Effendi Hakim) und seine Provinz. – General Gordon in Khartum und Bericht über die Expedition im Jahre 1884 unter Lord Wohlseley. – A. M. Mackay, der Missionar in Uganda. – Briefe von Emin Bey an Mackay, C. H. Allen und Dr. R. W. Felkin, seine Provinz betreffend. – F. Holmwood's und A. M. Mackay's Ansichten über den geplanten Entsatz Emins. – Vorgeschlagene Marschrouten für die Expedition zum Entsatze Emins. – Sir William Mackinnon und J. F. Hutton. – Der Entsatz-Fonds und Einzelheiten über die Vorbereitungen zur Expedition. – Oberst Sir Francis de Winton. – Auswahl der Offiziere für die Expedition. – König Leopold und die Kongo-Route. – Abreise nach Ägypten.
* * *
Nur ein Carlyle, der in seiner reifsten Periode die Schrecknisse der fürchterlichen Französischen Revolution in düsteren Farben beschrieb, kann der langen Reihe von Unglücksfällen, welche die Verbindung zwischen England und Ägypten im Gefolge gehabt hat, gerecht werden. Es ist dies vom Anfang bis zum Ende ein so schreckliches Thema, dass Engländer vermeiden, es zu berühren. Diejenigen, welche irgendetwas bezüglich dieser Schrecknisse geschrieben haben, beschränken sich auf rein historische Darstellung. Niemand kann sie durchlesen, ohne über die Gefahren zu schaudern, welche England und die Engländer während dieser Periode jämmerlicher Missverwaltung bedroht haben. Nach dem ägyptischen Feldzuge gibt es in monatelanger beängstigender Dunkelheit nur einen hellen Sonnenstrahl, und das ist derjenige, welcher die Unsterblichen von Abu-Klea und Gubat trifft, wo jene kleine Truppe heldenmütiger Engländer auf dem todbringenden Wüstensande Schulter an Schulter kämpfte und einen Ruhm erwarb, der demjenigen gleichkommt, welchen sich die Leichte Brigade bei Balaklawa gewinnen musste. Das waren in der Tat Kämpfe, welche eine Reihe von Fehlern, wie man in einem Jahrhundert der Geschichte ihresgleichen nicht findet, zum großen Teile wieder gutmachen. Wenn diejenigen, welche für die Folge der Ereignisse verantwortlich sind, nur einen Teil des bei Abu-Klea gezeigten zweckbewussten, ernsten Willens bewiesen hätten, dann würde der Mahdi bald eine groteske Figur zur Verzierung eines Bilderbogens oder zur Verstärkung einer sprichwörtlichen Redensart geworden sein, nicht aber die fürchterliche Schreckensfigur der neuesten Zeit, deren Gegenwart jede Spur von Zivilisation im Sudan zu Asche zerstört hat.
Um eine passende, aber kurze Einleitung zu dem wesentlichen Gegenstande dieses Werkes zu haben, muss ich Notwendigerweise die Ereignisse flüchtig berühren, welche den letzten am Leben befindlichen Statthalter Gordon's veranlasst haben, aus seiner harten Bedrängnis in der Nähe des Äquators um Hilfe zu rufen.
Dem kühnen Projekte des Khedive Ismail verdanken wir im Grunde all das, was Ägypten und den Sudan betroffen hat.
Er unternahm mit 5 Millionen Untertanen und einem sich rasch leerenden Staatsschatze die Erweiterung des ägyptischen Khediviats zu einem ungeheuren ägyptischen Reiche, dessen Gesamtflächenraum ein Areal von über 2½ Millionen Quadratkilometer umfasst, und von dem Leuchtturme von Alexandrien bis zum Südende des Albert-Sees, und von Massaua bis zur Westgrenze von Darfur reicht.
Khedive Ismail
In seiner Hauptstadt fanden sich Abenteurer aus Europa und Amerika ein, welche die wahnsinnigsten Pläne machten und sich als Leiter der wildesten Unternehmungen anboten. Die ruhige Zeit, als die ägyptische Herrschaft bei Gondokoro aufhörte und der Nil die natürliche Straße für den Verkehr bildete, der durch den sanften Druck der langsamen Entwickelung entstand, war zu Ende, als Kapitän Speke, Grant und Sir Samuel Baker ihre enthusiastischen Berichte mitbrachten von prächtigen Seen und Gegenden, die an Fruchtbarkeit und Produktivität ihresgleichen nicht hatten. Die Beendigung des amerikanischen Bürgerkrieges drängte zahllose Offiziere aus ihrer Tätigkeit, und viele von ihnen strömten nach Ägypten, um dem modernen Pharao ihr Genie zur Verfügung zu stellen und seine großartigen Träume von einem Reiche zu verwirklichen. Ebenso erschienen auch Engländer, Deutsche und Italiener, um an den Ehren, mit welchen die Kühnen und Tapferen überschüttet wurden, teilzunehmen.
Wenn ich die Annalen dieser Periode sorgfältig und leidenschaftslos durchlese und dabei die weitausschauenden Ideen des Khedive, seinen Enthusiasmus, die fürstliche Freigebigkeit in seinen Belohnungen, seine militärischen Taten, die plötzliche Ausdehnung seiner Macht und die stetige Erweiterung seiner Herrschaft nach Süden, Westen und Osten bewundere, stößt mir die überraschende Tatsache auf, dass sein Erfolg als Eroberer in Afrika sich mit dem Alexanders in Asien vergleichen lässt, nur mit dem Unterschiede, dass Alexander seine Armeen persönlich anführte, während der Khedive Ismail den Luxus seiner Paläste in Kairo vorzog und die Führung der Kriege seinen Paschas und Beys überließ.
Dem Khedive erscheint die von ihm eingeschlagene Eroberungslaufbahn als eine edle; die europäische Presse zollt ihm Beifall; es verlautet von so vielen Dingen von großartiger Wichtigkeit für die Zivilisation, dass sie ihm zu Ehren Lob- und Triumphlieder singt; die beiden Meere sind vereinigt und die Handelsflotten ankern in stattlichen Reihen im Schifffahrtskanal; nach Süden werden die Eisenbahnen ausgedehnt, und man prophezeit, dass eine Linie bis nach Berber reichen wird.
Port Said um 1880
Allein während dieser ganzen herrlichen Zeit scheint man die Bevölkerung des neuen Reiches nicht einmal der Beachtung Wert gehalten zu haben, außer als Steuerobjekt und Hilfsmittel, den Staatsschatz zu füllen. Die Steuern sind höher als je; die Paschas werden geldgieriger, die Gesetze schärfer, der Elfenbeinhandel wird monopolisiert, und schließlich wird, um die bereits wachsende Unzufriedenheit noch weiter zu vermehren, im ganzen Gebiet, wo die ägyptische Autorität Geltung hat, der Sklavenhandel verboten. Im Laufe von fünf Jahren hat Sir Samuel Baker die Äquatorialprovinz, Munzinger Sennar erobert, Darfur ist annektiert und Bahr-el-Ghasal nach fürchterlicher Vergeudung von Menschenleben unterworfen. Die bei allen diesen Großmacht-Projekten sich zeigende Kühnheit ist geradezu wunderbar, fast so wunderbar, wie der vollständige Mangel an gesundem Menschenverstand. An einer Gebietslinie von nahezu 1.300 km Länge befinden sich nur drei Militärstationen in einem Lande, welches, ausgenommen wenn der Nil hoch angeschwollen ist, nur Kamele als Beförderungsmittel zur Verfügung hat.
Im Jahre 1879 wurde der Khedive Ismail, der zu häufig Wechsel auf die europäischen Banken gezogen und die ägyptische Staatsschuld bis auf 128 Mill. Pfd. St. vermehrt hatte, sich aber die Beschränkungen nicht gefallen lassen wollte, welche ihm von den Mächten, deren Untertanen das so freigebig von ihm vergeudete Geld geliefert hatten, auferlegt werden sollte, abgesetzt und an seiner Stelle der gegenwärtige Khedive, sein Sohn Tewfik, zum Herrscher unter der Vormundschaft der Mächte erhoben. Kurze Zeit nachher entstand eine Militärrevolte, doch wurde dieselbe von einer 13.000 Mann starken englischen Armee unter Lord Wohlseley bei Kassassin, Tell-el-Kebir, Kairo und Kafr-ed-Dauar unterdrückt.
Während der kurzen Herrschaft Arabi Pascha's, des Führers der Militärrevolte, wurde viel Unheil dadurch verursacht, dass man die verfügbaren Truppen aus dem Sudan zurückzog. Während der englische General die Rebellentruppen bei Tell-el-Kebir schlug, marschierte der Mahdi Mohammed Achmet zur Einschließung von El Obeid; am 23. August wurde er bei Duem mit einem Verlust von 4.500 Mann angegriffen. Am 14. wurde er von der Besatzung von Obeid zurückgeschlagen, wie es heißt mit 10.000 Mann Verlust. Diese ungeheuren Verluste an Menschenleben, welche vom 11. August 1881, dem Tage, an dem der Mahdi es zuerst unternahm, die Bevölkerung des Sudan über die Schwäche der ägyptischen Macht zu belehren, sich beständig fortsetzten, wurden zum großen Teile durch Stämme, denen die vom Mahdi verkündete Religion gleichgültig war, die aber von den ägyptischen Beamten ausgeplündert, von der Regierung über alle Gebühr besteuert waren und verhindert wurden, Sklaven zu verkaufen, um die Mittel zur Bezahlung der Abgaben zu erhalten, sowie durch die Hunderte von Sklavenhändler-Karawanen verursacht, deren Verkehr Gordon und sein Statthalter Gessi Pascha durch die energische Unterdrückung des Sklavenhandels ein Ende gemacht hatten.
Vom 11. August 1881 bis zum 4. März 1883, als Hicks Pascha, ein früherer Offizier der indischen Armee, als Generalstabschef der Sudanarmee in Khartum eintraf, hatte Missgeschick aller Art die Regierungstruppen in fast ununterbrochener Reihe verfolgt; und inzwischen hatte die meuterische ägyptische Armee sich erhoben, war überwältigt und aufgelöst worden, worauf eine neue Armee unter Sir Evelyn Wood gebildet ward, die nicht über 6.000 Mann zählen sollte. Und dennoch beschließt Hicks Pascha, obwohl ihm die ungeheure Macht des Mahdi, der nahezu an Raserei grenzende Fanatismus in Verbindung mit dem seine Legionen beseelenden Hasse, sowie die Unzuverlässigkeit, die mangelnde Disziplin und die Feigheit seiner Truppen bekannt waren, während er die ägyptische Regierung um eine Verstärkung von 5.000 Mann oder von vier Bataillonen von der neuen Armee des Generals Wood bittet, Kordofan zu erobern und marschiert dem siegreichen Propheten entgegen, der mit seinen Horden noch über den kürzlich erfochtenen Sieg über Obeid und Bara triumphiert. Sein Stab und sogar die ihn begleitenden Zivilisten prophezeien Unglück, allein Hicks tritt seinen letzten Marsch mit einer Armee von 12.000 Mann, 10 Gebirgsgeschützen, 6 Nordenfelt-Kanonen, 5.500 Kamelen und 500 Pferden an. Jeder weiß, dass die Elemente der Schwäche in den Truppen selbst liegen, dass viele von den Soldaten Bauern sind, welche man von den ägyptischen Feldern weggeschleppt und in Ketten geworfen hat, dass andere sich zum Mahdismus bekennen, dass unter den Offizieren Uneinigkeit besteht und dass nichts in der richtigen Verfassung ist. Allein trotzdem marschieren sie auf Obeid los, stoßen mit den Legionen des Mahdi zusammen und werden vernichtet.
England dirigiert jetzt die Geschäfte Ägyptens mit Zustimmung des jungen Khedive, dem es bei der Besteigung auf den beinahe königlichen Thron behilflich gewesen ist und den zu schützen es ein Interesse hat. Englands Soldaten befinden sich in Ägypten, die neue ägyptische Armee steht unter dem Befehle eines englischen Generals, die Militärpolizei unter dem Kommando eines früheren englischen Kavallerieobersten; Englands diplomatischer Agent leitet die auswärtige Politik und die wichtigsten Staatsämter sind fast alle in den Händen von Engländern.
Der Sudan ist der Schauplatz der schrecklichsten und blutigsten Kämpfe zwischen den schlecht geführten Truppen der ägyptischen Regierung und den siegreichen Stämmen gewesen, welche sich unter dem heiligen Banner des Mahdi gesammelt haben, und wenn dem Vordringen des Propheten nicht bald kräftiger Widerstand geleistet wird, dann wird, wie viele Leute in England einsehen, dieses ungeheure Gebiet und das fruchtbare Becken des oberen Nils Ägypten verloren gehen, falls nicht Truppen und Gelder geschickt werden, um dies zu verhindern.
Nach der Ansicht des gesunden Menschenverstandes ist es klar, dass England, nachdem es die Leitung der Regierung und die Handhabung der Geschäfte Ägyptens übernommen hat, nicht umhin kann, sich über seine Politik bezüglich des Sudan zu erklären. Auf eine im englischen Parlament an den Premierminister gerichtete Frage, ob der Sudan als ein Teil von Ägypten betrachtet werde und, wenn dies der Fall, ob die englische Regierung Schritte tun werde, um die Ordnung daselbst wiederherzustellen, erwiderte Herr Gladstone, der Sudan sei in den Kreis der englischen Operationen nicht mit einbegriffen und die Regierung sei auch nicht geneigt, ihn in den Kreis der englischen Verantwortlichkeit einzuschließen. Als politische Erklärung kann gegen diese Antwort kein Vorwurf erhoben werden; sie bezeichnet die Gladstone'sche Politik, und als solche kann nichts gegen dieselbe gesagt werden; sie ist sein Prinzip, das Prinzip seiner Kollegen in der Regierung und seiner Partei, und als Prinzip verdient diese Erklärung Berücksichtigung.
Während das Schicksal des Generals Hicks Pascha und seiner Armee noch unbekannt ist, aber schon der unglückliche Ausgang befürchtet wird, schickt der politische Agent in Ägypten, Sir Evelyn Baring, der englischen Regierung wiederholt Warnungen und schlägt Mittel und Wege vor, um die Schlusskatastrophe zu verhüten.
Sir Evelyn Baring 1841 – 1917
„Wenn Hicks Pascha geschlagen wird, ist Khartum in Gefahr; durch den Fall von Khartum wird Ägypten bedroht.“
Khartum
Lord Granville erwidert während der Monate November und Dezember 1883 zu verschiedenen malen, die Regierung rate zur Räumung des Sudan innerhalb gewisser Grenzen; die ägyptische Regierung müsse die alleinige Verantwortung für alle Operationen außerhalb des eigentlichen Ägypten übernehmen; die englische Regierung beabsichtige nicht, englische oder indische Truppen im Sudan zu verwenden; unwirksame Anstrengungen seitens der ägyptischen Regierung zur Sicherung des Sudan würden die Gefahr nur vergrößern.
Sir Evelyn Baring Teilt darauf Lord Granville mit, dass keine Überredung und kein Argument die ägyptischen Minister veranlassen könne, die Politik der Räumung des Sudan zu akzeptieren. Ferner benachrichtigt der Premierminister Cherif Pascha Lord Granville, dass der Aussage Valentine Baker Pascha's zufolge die zur Verfügung stehenden Mittel durchaus unzureichend seien, um den Aufstand im Sudan niederzuwerfen.
Darauf erklärte Lord Granville durch Sir Evelyn Baring, es sei unerlässlich, dass, solange noch englische Soldaten Ägypten provisorisch besetzt hielten, dort der Rat der Minister Ihrer Majestät befolgt würde, und dass er auf der Annahme desselben bestehe. Nunmehr wurden die ägyptischen Minister gewechselt und am 10. Januar 1884 wurde Nubar Pascha Premierminister.
Am 17. Dezember 1883 reiste Valentine Baker von Ägypten nach Suakin ab, um die militärischen Operationen für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Suakin und Berber zu beginnen und die Beruhigung der Stämme in jener Gegend vorzunehmen. Während man in England absolut sicher war, dass die Truppen Baker's eine vernichtende Niederlage erleiden würden, und man dies auch in Ägypten befürchtete, scheint der General keine Gefahr geahnt oder, wenn dies doch der Fall war, mit derselben geliebäugelt zu haben. In der Befürchtung, dass ein Kampf für seine Truppen unheilvoll sein werde, schreibt der Khedive privatim an Baker Pascha: „Ich verlasse mich auf Ihre Klugheit und Tüchtigkeit und erwarte, dass Sie den Feind nur unter den günstigsten Verhältnissen angreifen.“ Baker besaß Klugheit und Tüchtigkeit im Überfluss; aber die Folge zeigte, dass es ihm in diesem Falle ebenso sehr an Klugheit und Urteilsfähigkeit fehlte, wie dem unglücklichen Hicks. Baker's Truppe bestand aus 3.746 Mann. Am 6. Februar 1884 verließ er Trinkitat an der Meeresküste in der Richtung auf Tokar; nach einem Marsche von 10 km stieß man auf die Vorhut der Rebellen, und bald nachher waren beide Armeen im Kampfe. Es heißt, „dass die Rebellen den Ägyptern die äußerste Verachtung gezeigt hätten, dass sie dieselben beim Genick packten und ihnen den Hals abschnitten, dass die Regierungstruppen, vor Furcht gelähmt, kehrt machten und sich lieber töten ließen, als den Versuch wagten, ihr Leben zu verteidigen; dass Hunderte ihre Waffen fortwarfen, niederknieten und mit erhobenen Händen um Gnade flehten“.
Die Gesamtzahl der Getöteten betrug 2.373 von 3.746. Herr Royle, der vorzügliche Geschichtsschreiber des ägyptischen Feldzuges, sagt: „Baker kannte die Zusammensetzung der von ihm befehligten Truppen oder hätte sie wenigstens kennen sollen; solche Leute in den Kampf zu führen, hieß einfach das Unglück heraufbeschwören.“ Was soll man dann von Hicks sagen?
Wir kommen jetzt zu General Gordon, der von 1874 bis 1876 im oberen Sudan auf den von Sir Samuel Baker begonnenen Linien tätig gewesen war, die Eingeborenen zu versöhnen, die Sklavenkarawanen zu vernichten, die Sklavenstationen zu zerstören und die ägyptische Herrschaft vermittelst einer Kette von Forts bis zum Albert-Njansa auszudehnen.
Sklavenkarawane
Nachdem er vier Monate außer Dienst gewesen war, wurde er zum Generalgouverneur des Sudan, von Darfur und der Äquatorialprovinzen ernannt. Unter anderen Personen, welche Gordon als Gouverneure der verschiedenen unter seiner vizeköniglichen Herrschaft stehenden Provinzen anstellte, befand sich auch Eduard Schnitzer, ein am 28. März 1840 in Oppeln in Schlesien geborener Deutscher, welcher im Gefolge von Ismail Hakki Pascha, des früheren Generalgouverneurs von Skutari und Muschir des Reiches, in der Türkei, Armenien, Syrien und Arabien Dienste getan hatte. Nach dem Tode seines Gönners begab Schnitzer sich nach Neiße, wo seine Mutter, Schwester und Verwandten lebten, und blieb dort einige Monate, bis er nach Ägypten reiste. Von dort ging er nach Khartum, und da er Medizin studiert hatte, wurde er von Gordon Pascha als Arzt angestellt. Er nahm den Namen Emin Effendi Hakim – der getreue Arzt – an, wurde als Lagerverwalter und Arzt nach Ladó gesandt, später in einer politischen Mission zu König Mtesa geschickt, dann nach Khartum zurückberufen, darauf mit einer ähnlichen Mission zu König Kabba-Rega von Unjoro gesandt und schließlich, 1878, zum Bey befördert und zum Gouverneur der Äquatorialprovinz Hatt-el-Estiva (Äquatoria) mit einem Gehalt von 50 Pfd. St. monatlich ernannt. Ein Steuermann eines Dampfers der Peninsular- und Oriental-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, namens Lupton, wurde zum Gouverneur der an Äquatoria stoßenden Provinz Bahr-el-Ghasal erhoben.
Als Gordon im Jahre 1879 von der Absetzung Ismail's hörte, gab er sein hohes Amt dem neuen Khedize Tewfik zurück und teilte ihm mit, dass er nicht beabsichtige, dasselbe wieder anzunehmen.
Im Jahre 1880 übernahm er den Posten eines Sekretärs des Marquis von Ripon, legte ihn aber schon innerhalb eines Monats wieder nieder.
Im Jahre 1881 befindet er sich in Mauritius als Befehlshaber der königlichen Genietruppen; schon nach zwei Monaten gibt er diesen Posten wieder auf, um den Behörden am Cap der Guten Hoffnung in ihren Schwierigkeiten mit den Basuto zu Hilfe zu eilen, Indessen findet er schon nach kurzer Zeit, dass seine Ansichten mit denen der Capregierung nicht übereinstimmen, weshalb er den Dienst verlässt.
Inzwischen arbeitete ich am Kongo. Unsere Erfolge in jenem ungeheuren Gebiete des westlichen Afrika haben schwere Verantwortlichkeit in so ausgedehntem Maße gebracht, dass sie unkontrollierbar zu werden droht. Wenn ich den Unterkongo besuche, geraten die Geschäfte am Oberkongo in Unordnung; begebe ich mich an den Oberkongo, dann finden am Unterkongo Reibungen statt.
König Leopold II. von Belgien
Bei meinem regen Interesse an dem rasch sich zu einem Staate entwickelnden Gebiete schlug ich daher schon im September 1882 und dann nochmals im Frühjahr 1883 Sr. Majestät dem König Leopold vor, eine Persönlichkeit von Verdienst, Rang und Arbeitslust, wie General Gordon, zu meinem Assistenten zu ernennen. Derselbe sollte die Verwaltung entweder des oberen oder des unteren Kongo übernehmen, während ich in dem anderen Teil arbeitete, weil ungeheuer viel wertvolle Zeit mit dem Reisen flussauf- und abwärts von einem Gebiete zum anderen verloren ging und die jungen Befehlshaber der Stationen nur zu geneigt waren, meine Abwesenheit auszubeuten. Se. Majestät versprach mir, General Gordon um seine Mitwirkung zu bitten, doch lauteten die Antworten lange Zeit ungünstig.
Schließlich erhielt ich im Frühjahr 1884 einen Brief in der mir wohlbekannten Handschrift des Generals Gordon, der mir mitteilte, ich möge ihn mit dem nächsten Postdampfer erwarten.
Er scheint jedoch, gleich nachdem er sein Schreiben an mich zur Post gegeben und sich von Sr. Majestät verabschiedet hatte, von seinen Landsleuten mit Aufforderungen, der ägyptischen Regierung bei der Rettung der eingeschlossenen Garnison von Khartum vor dem ihr drohenden Schicksal Hilfe zu leisten, bestürmt worden zu sein. Persönlich weiß ich nichts von dem, was vorgefallen ist, als er von Lord Wohlseley Lord Granville vorgestellt wurde, ich habe aber erfahren, dass General Gordon die Überzeugung hegte, er könne die ihm anvertraute Mission durchführen. Bezüglich des Umfangs dieser Mission besteht ein ernstlicher Widerspruch. Die ägyptischen Behörden wünschten nur den Entsatz Khartums, und möglicherweise brauchte Lord Granville die Dienste Gordon's nur für diese humane Aufgabe, während alle übrigen Garnisonen ihrem Schicksal überlassen bleiben sollten, weil man die Befreiung derselben für unmöglich hielt. Die Blaubücher, welche die betreffenden offiziellen Noten enthalten, scheinen die Richtigkeit dieser Annahme zu bestätigen. Sicher ist jedoch, dass Lord Granville General Gordon angewiesen hat, nach Ägypten zu gehen und über die Lage des Sudan, sowie über die zu ergreifenden besten Mittel zur Sicherung der ägyptischen Garnisonen und zur Rettung der europäischen Bevölkerung in Khartum zu berichten. Außerdem sollte er noch weitere Aufgaben übernehmen, welche die ägyptische Regierung ihm etwa zu überweisen wünschte. Er sollte von Oberst Stewart begleitet werden.
Nach einer längeren Unterredung mit Sir Evelyn Baring erhält Gordon von diesem seine endgültigen Instruktionen namens der britischen Regierung.
Der Hauptinhalt derselben lautet wie folgt:
1) Sichern Sie den Rückzug der europäischen Bevölkerung von 10-15.000 Seelen und der Garnison von Khartum. Die Instruktionen 1 und 3 widersprechen sich einigermaßen, Khartum und der Sudan sind keine gleichbedeutenden Bezeichnungen, die Entfernung der Garnison von Khartum ist eine leichte Aufgabe, die Räumung des Sudan für eine einzelne Person aber eine Unmöglichkeit.
2) Sie wissen am besten, wann und wie dies zu bewirken ist.
3) Vergessen Sie nicht, dass der Hauptzweck (Ihrer Mission) die Räumung des Sudan ist.
4) Bemühen Sie sich, wenn Sie glauben, dass es geschehen kann, unter den Eingeborenenstämmen einen Bund herzustellen, welcher an die Stelle der ägyptischen Autorität tritt.
5) Beim Finanzdepartement ist Ihnen ein von 100.000 Pfd. St. eröffnet.
Es ist Gordon gelungen, den ägyptischen Ministern, welche vorher von einer Panik befallen waren und nur um die Räumung Khartums gefleht hatten, Vertrauen einzuflößen. Nachdem sie ihn gesehen und gehört haben, atmen sie freier und auf sein eigenes Verlangen belehnen sie ihn mit der General-Gouverneurschaft. Der ihm erteilte Ferman ermächtigt ihn, die betreffenden Gebiete (des Sudan) zu räumen, die Truppen, Zivilbeamten und sonstigen Einwohner, welche sich nach Ägypten zu begeben wünschen, zurückzuziehen und nach beendigter Räumung (die aber eine absolute Unmöglichkeit war) wenn tunlich eine organisierte Regierung einzurichten. Mit diesen Instruktionen war Lord Granville einverstanden.
Indessen meinte man, wie ich höre, dass er tun sollte, was er konnte, dass er alles Notwendige tun sollte, wenn es möglich war; konnte er nicht den ganzen Sudan räumen, so sollte dies ohne Zeitverlust nur mit Khartum geschehen. Dies ist jedoch bis zum 23. März 1884 ihm nicht offiziell mitgeteilt worden, und man weiß nicht, ob er das bezügliche Telegramm je erhalten hat. Dies ist die einzige klar ausgedrückte Depesche, welche ich in dem auf diese Periode bezüglichen Blaubuche gefunden habe.
General Gordon reiste am 26. Januar 1884 nach Khartum ab und traf am 18. des nächsten Monats in der genannten Stadt ein. Auf der Reise schickte er häufig telegraphische Depeschen ab, welche von Vertrauen überflossen, und Herr Konsul Power, der Korrespondent der „Times“, sandte seinem Blatte folgendes Telegramm: „Die Bevölkerung (von Khartum) ist General Gordon ergeben, der die Garnison retten und den Sudan – wie es Notwendigerweise geschehen muss – den Sudanesen für immer überlassen will.“
Die englische Presse, welche bezüglich der Chancen Valentine Baker Pascha's so weise gewesen war, befand sich ziemlich in derselben Lage wie die Bevölkerung von Khartum, d. h. sie war General Gordon ergeben und zuversichtlich in Bezug auf seinen Erfolg. Er hatte in China solche Wunder vollführt, hatte die Vernichtung des Sklavenhandels im Sudan so wirksam betrieben, hatte sich die Zuneigung der tückischen Sudanesen erworben, dass die Presse es für durchaus nicht unwahrscheinlich hielt, dass Gordon mit seinem weißen Stabe und sechs Dienern die dem Verderben geweihten Garnisonen von Sennar, Bahr-el-Ghasal und Äquatoria, insgesamt 29.000 Mann außer den Zivilbeamten, Frauen und Familien, retten und nach Erledigung dieser bei ihrer Unmöglichkeit mehr als herkulischen Aufgabe eine organisierte Regierung einrichten könnte.
Am 29. Februar telegraphiert Gordon: „Es ist nicht viel Aussicht auf Besserung, vielmehr wird jede Chance schlechter“, und am 2. März meldet er: „Bezüglich des Verbleibens in Khartum habe ich keine Wahl, sie ist meinen Händen entschlüpft.“ Am 16. März prophezeit er, dass „wir binnen kurzem blockiert sein werden“, und gegen Ende März telegraphiert er: „Wir haben Lebensmittel für fünf Monate und sind eingeschlossen.“
Offenbar hat ein ernstliches Missverständnis bei dem Entwurf der Instruktionen durch Sir Evelyn Baring und der Auslegung derselben durch General Gordon obgewaltet, denn letzterer spricht sich ersterem gegenüber folgendermaßen aus:
„Sie fordern mich auf, Ursache und Grund meiner Absicht, in Khartum zu bleiben, anzugeben. Ich bleibe in Khartum, weil die Araber uns eingeschlossen haben und uns nicht hinauslassen wollen.“
Inzwischen befürwortete die öffentliche Meinung bei der englischen Regierung dringend die Notwendigkeit, eine Expedition zur Befreiung des Generals Gordon aus Khartum auszusenden. Da Indessen zwischen General Gordon und Lord Granville vereinbart worden war, dass die Mission des erstem zu dem Zwecke unternommen werden solle, um die englischen Truppen im Sudan entbehrlich zu machen, und da die Regierung ferner ihre Politik dahin erklärt hatte, dass keine englischen oder indischen Truppen in jener Gegend verwendet werden sollten, so zögerte sie natürlich, die Forderung des Publikums zu erfüllen. Als jedoch das Geschrei immer mehr zunahm und das Parlament und das Publikum gemeinsam behaupteten, es sei die Pflicht des Landes, den tapferen Mann zu retten, der sich freiwillig bereit erklärt hatte, seinem Lande einen so wichtigen Dienst zu leisten, da erhob sich Herr Gladstone am 5. August im Hause der Gemeinen, um einen Kredit für die Operationen zum Entsatze Gordon's zu beantragen.
Es wurden zwei Wege vorgeschlagen, auf denen die Entsatz-Expedition sich Khartum nähern könne, der eine kürzere quer durch die Wüste von Suakin nach Berber und der andere auf dem Nil. Da Gordon der Nilroute den Vorzug gab, so wählte der die Entsatz-Expedition befehligende General diese letztere.
Am 18. September erlitt der Dampfer „ABBAS“, auf welchem Oberst Stewart, der Begleiter Gordon's, der „Times“-Korrespondent Power, der französische Konsul Herbin und eine Anzahl Griechen und Ägypter, insgesamt 44 Personen, sich befanden, bei dem Versuch, den Katarakt von Abu-Hammed zu passieren, in dem Wasserfalle Schiffbruch, worauf die am Lande befindlichen Araber die Schiffbrüchigen aufforderten, in Frieden zu landen, aber ohne Waffen. Stewart kam dieser Aufforderung nach; er, die beiden Konsuln (Power und Herbin) und Hassan Effendi begaben sich ans Land und traten in ein Haus, wo sie sofort ermordet wurden.
Am 17. November meldet Gordon an Lord Wohlseley, der sich damals in Wadi Halfa befand, dass er sich noch 40 Tage halten könne, die Mahdisten seien im Süden, Südwesten und Osten, aber nicht im Norden von Khartum.
Am Weihnachtstage 1884 war ein großer Teil der Expeditionstruppen in Korti versammelt, da der kommandierende General die Expedition so rasch hatte vordringen lassen, wie seine Energie und Geschicklichkeit dies möglich machten. Wahrscheinlich hat es noch nie eine so zahlreiche Schar gegeben, welche von so edlem Eifer und Streben beseelt war, wie diese unter Lord Wohlseley's Oberbefehl zum Entsatze des hochherzigen einsamen Engländers in Khartum ziehende.
Am 30. Dezember setzt sich ein Teil der Kolonne des Generals Herbert Stewart von Korti aus mit 2.099 Kamelen in der Richtung der Oase von Gakdul in Bewegung; in 46 Stunden 50 Minuten sind die Brunnen von Gakdul erreicht und 11 Stunden später tritt Sir Herbert Stewart mit sämtlichen Kamelen den Rückmarsch nach Korti an, wo er am 5. Januar eintrifft. Am 12. war Sir Herbert Stewart wieder in der Gakdul-Oase und am 13. 2 Uhr nachmittags wurde der Marsch in der Richtung auf Abu-Klea von neuem aufgenommen. Am 17. wurde die berühmte Schlacht von Abu-Klea geschlagen, welche zu einem schwer erkämpften Siege der englischen Truppen führte, die bei 1.800 Mann einen Verlust von 9 Offizieren und 65 Mann an Toten und 85 Verwundete hatten, während vom Feinde 1.100 Tote vor dem Karree lagen. Wären die 3.000 Engländer, welche den Nil hinauf gesandt waren, bei dieser tapferen kleinen Truppe gewesen, so würde der Feldzug wahrscheinlich ein einfacher Vormarsch der englischen Armee gewesen sein. Nach einer weiteren Schlacht am 19. in der Nähe von Metämmeh, wo von den Engländern 20 getötet und 60 verwundet wurden und der Feind 250 Mann verlor, wurde ein auf einer Kiesterrasse stehendes Dorf in der Nähe des Nils besetzt. Am 21. trafen vier dem General Gordon gehörende Dampfer ein, deren Befehlshaber berichtete, dass die Schiffe einige Wochen in der Nähe einer Insel gelegen und auf die Ankunft der britischen Kolonne gewartet hätten. Den 22. und 23. verwendete Sir Charles Wilson dazu, eine Rekognoszierung zu unternehmen, zwei Forts zu erbauen, die Bemannung der Dampfer auszuwechseln und Feuerungsmaterial herbeizuschaffen. Am 24. brachen zwei von den Dampfern, die nur 20 englische Soldaten an Bord hatten, nach Khartum auf. Am 26. kamen zwei Männer an Bord und berichteten, dass in Khartum gekämpft worden sei, und am 27. rief ein Mann am Flussufer, Khartum sei gefallen und Gordon getötet worden. Diese letzteren Nachrichten wurden am nächsten Tage von einem anderen Manne bestätigt.
Sir Charles Wilson fuhr dann weiter, bis seine Dampfer zur Zielscheibe der Geschütze von Omdurman und Khartum, sowie der in einer Entfernung von 75-200 m stehenden Büchsenschützen wurden, und kehrte erst um, als er die Überzeugung erlangt hatte, dass die traurige Meldung nur zu wahr sei. Er setzte dann mit voller Kraft die Fahrt stromabwärts fort, bis er Tamanieb erreichte, wo er für die Nacht haltmachte. Von dort aus sandte er zwei Boten aus, um Nachrichten zu sammeln; der eine behauptete bei der Rückkehr, dass er von einem Araber erfahren habe, Khartum sei in der Nacht des 26. Januar durch die Verräterei von Farag Pascha besetzt und Gordon getötet worden; der Mahdi sei am nächsten Tage in die Stadt gekommen, habe sich in eine Moschee begeben, um ein Dankgebet zu verrichten, und dann die Stadt wieder verlassen, nachdem er die Plünderung derselben für drei Tage gestattet habe.
Sir Charles Wilson – 1836 – 1905
In dem Berichte des Majors Kitchener findet man die Resultate der Einnahme von Khartum zusammengefasst. „Das Gemetzel in der Stadt dauerte sechs Stunden, wobei mindestens 4.000 Personen ermordet wurden. Die Baschi-Bosuks und meisten Regulären, 3.327 an der Zahl, und die Schaigia-Irregulären, 2.330 Mann, wurden, nachdem sie sich ergeben hatten und entwaffnet waren, fast sämtlich kalten Blutes niedergemetzelt.“ Die überlebenden Einwohner wurden aus der Stadt hinaus beordert, beim Passieren des Tores untersucht und dann nach Omdurman geführt, wo die Frauen an die Mahdistenhäuptlinge verteilt und die Männer ausgeplündert und fortgejagt wurden, um so gut wie möglich das Leben zu fristen. Ein griechischer Kaufmann, welcher aus Khartum entkam, behauptet, die Stadt sei von den Kaufleuten, welche mit dem Feinde Verbindungen anzuknüpfen wünschten, nicht aber von Farag Pascha verraten worden.
Darfur, Kordofan, Sennar, Bahr-el-Ghasal und Khartum waren in den Besitz des Feindes gelangt; bald folgte auch Kassala, und im Sudan war der ganzen Länge und Breite nach nur noch die Äquatorialprovinz übrig, deren Gouverneur Emin Bey Hakim – der getreue Arzt – war.
Wenn das englische Volk die Pflicht zu haben glaubte, seinen wackeren Landsmann und einen so tapferen, berühmten und klugen General wie Gordon zu retten, so musste es selbstverständlich auch ein reges Interesse an dem Schicksal des letzten der Gouverneure Gordon's nehmen, der durch seine kluge, dem Beispiel des Fabius Kunktator nachgebildete Politik dem Schicksal entgangen war, welches die Armeen und Garnisonen des Sudan betroffen hatte. Und wenn die Engländer ferner um die Rettung der Garnison von Khartum besorgt waren, so folgt daraus, dass sie auch um das Schicksal eines tapferen Offiziers und seiner kleinen Armee fern im Süden sich ebenfalls kümmern würden, und dass, wenn diesen mit nicht zu gewaltigen Kosten Hilfe geleistet werden könnte, keine Schwierigkeit vorhanden sein würde, um einen Fonds zur Erreichung des erwünschten Zweckes zusammenzubringen.
Am 16. November 1884 teilt Emin Bey dem in Uganda weilenden Missionar Herrn Mackay in einem in Ladó geschriebenen Briefe mit, „der Sudan sei der Schauplatz eines Aufstandes geworden; seit 19 Monaten sei er ohne Nachrichten aus Khartum, und er sei deshalb zu der Überzeugung gekommen, dass die Stadt von den Insurgenten genommen worden oder dass der Nil blockiert sei“. Aber er sagt:
Was die Wahrheit auch sein möge, teilen Sie gefälligst Ihren Freunden und durch sie der ägyptischen Regierung mit, dass wir bis zum heutigen Tage wohl sind und dass wir auszuhalten beabsichtigen, bis uns Hilfe erreicht oder bis wir untergehen.
Eine zweite Note Emin Bey's an denselben Missionar und vom gleichen Datum, wie die vorige, enthielt folgenden Passus:
Nachdem die Provinz Bahr-el-Ghasal verloren gegangen und der Gouverneur Lupton Bey nach Kordofan geschleppt worden ist, sind wir nicht mehr imstande, unserer Regierung mitzuteilen, was hier passiert. Seit 19 Monaten haben wir keine Verbindung mehr mit Khartum, sodass ich annehme, dass der Fluss blockiert ist.
Ich bitte Sie deshalb, der ägyptischen Regierung auf irgendeine Weise mitzuteilen, dass wir bis heute wohl sind, aber dringend Hilfe brauchen. Wir werden aushalten, bis wir diese Hilfe erhalten, oder untergehen.
Charles Herbert Allen – 1848 – 1934
An den Sekretär der Antisklaverei-Gesellschaft Herrn Charles H. Allen schreibt Emin Bey unterm 31. Dezember 1885 aus Wadelai wie folgt:
Schon seit dem Monat Mai 1883 sind wir von jeder Verbindung mit der Welt abgeschnitten. Von der Regierung vergessen und verlassen, sind wir gezwungen gewesen, aus der Not eine Tugend zu machen. Seit der Besetzung des Bahr-el-Ghasal sind wir heftig angegriffen worden, und ich weiß nicht, wie ich Ihnen die bewunderungswerte Ergebenheit meiner schwarzen Truppen während eines langen Krieges schildern soll, der ihnen mindestens keinen Vorteil gebracht hat. Obwohl es ihnen schon seit langer Zeit an den allernotwendigsten Dingen mangelt und sie keinen Sold erhalten haben, fochten meine Leute doch tapfer, und wenn der Hunger sie schließlich geschwächt hatte, wenn nach 19tägigen unglaublichen Entbehrungen und Leiden ihre Kraft erschöpft und das letzte Stück Leder des letzten Stiefels verzehrt war, dann bahnten sie sich noch einen Weg mitten durch die Feinde, und es gelang ihnen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie haben alle diese Strapazen ohne den leisesten Hintergedanken ertragen, ja selbst ohne die Hoffnung auf eine nennenswerte Belohnung, und sich nur von ihrem Pflichtgefühl und dem Wunsche leiten lassen, den Feinden männliche Tapferkeit zu zeigen.
Das ist eine von edlem Mut und militärischer Tugend erfüllte Schilderung. Ich erinnere mich noch an den Eindruck, den dieser Brief auf mich und meine Freunde machte, als er von der „Times“ veröffentlicht wurde. Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung begannen wir, über die Mittel und Wege zum Entsatz des Schreibers zu beraten.
Auch der folgende Brief machte einen großen Eindruck auf mich; derselbe ist am selben Tage, 31. Dezember 1885, geschrieben und an Dr. R. W. Felkin gerichtet.
Sie werden aus den Tagesblättern wahrscheinlich erfahren haben, dass der arme Lupton, nachdem er die Provinz Bahr-el-Ghasal so wacker behauptet hat, durch die Verräterei seiner eigenen Leute gezwungen worden ist, den Emissären des früheren Mahdi sich zu ergeben, und von denselben nach Kordofan geschleppt wurde.
Meine Provinz und mich selbst habe ich nur durch eine Kriegslist vor dem gleichen Schicksal bewahrt, allein schließlich wurde ich angegriffen; infolge dessen erlitt ich viele Verluste an Leuten und Munition, bis ich endlich den Rebellen bei Rimo, in Makraka, einen so schweren Schlag zufügte, dass sie gezwungen waren, mich in Ruhe zu lassen. Ehe dies aber geschah, teilten sie uns mit, dass Khartum im Januar 1885 gefallen und Gordon getötet worden sei.
Selbstverständlich bin ich auf Grund dieser Ereignisse gezwungen gewesen, unsere entfernteren Stationen zu räumen und die Soldaten nebst ihren Familien zurückzuziehen, immer noch in der Hoffnung, dass unsere Regierung uns Hilfe senden würde. Es scheint jedoch, dass ich mich in dieser Beziehung getäuscht habe, denn seit April 1885 habe ich keinerlei Nachrichten aus dem Norden erhalten.
Die Regierung in Khartum hat sich uns gegenüber nicht schön benommen. Ehe sie Faschoda räumte, hätte sie sich daran erinnern sollen, dass hier (in den Äquatorialprovinzen) Regierungsbeamte leben, welche ihre Pflicht erfüllt, aber nicht verdient haben, ohne weiteres ihrem Schicksal überlassen zu werden. Selbst wenn es die Absicht der Regierung war, uns unserm Schicksal zu überlassen, wäre das Wenigste, was hätte geschehen können, doch gewesen, uns unserer Pflicht zu entbinden; wir würden dann gewusst haben, dass man uns als wertlos betrachtet.
Jedenfalls war es für uns Notwendig, irgendein Mittel zum Entkommen zu suchen, und vor allen Dingen war es dringend erforderlich, Mitteilung von unserer Existenz nach Ägypten zu senden. Zu diesem Zwecke begab ich mich, nachdem ich die nötigen Vorbereitungen im Lande getroffen hatte, nach Süden und kam nach Wadelai.
Was meine Pläne für die Zukunft betrifft, so beabsichtige ich dies Land so lange wie möglich zu behaupten. Hoffentlich erhalte ich, wenn unsere Briefe in Ägypten eintreffen, in sieben oder acht Monaten über Khartum oder Sansibar Antwort. Wenn die ägyptische Regierung im Sudan noch existiert, erwarten wir selbstverständlich, dass sie uns Hilfe schickt. Ist der Sudan aber geräumt worden, dann werde ich alle meine Leute nach Süden führen. Ich werde sämtliche Beamten aus Ägypten und Khartum über Uganda oder Karagwe nach Sansibar schicken, selbst aber mit meinen schwarzen Truppen bei Kabba-Rega bleiben, bis die Regierung mir ihre Wünsche mitteilt.
Emin Pascha
Es ist also ganz klar, dass Emin Pascha damals beabsichtigte, sich der ägyptischen Beamten zu entledigen, während er selbst nur bleiben wollte, bis die ägyptische Regierung ihm von ihren Wünschen Mitteilung machte. Diese „Wünsche“ bestanden darin, dass er seine Provinz, weil die Regierung nicht imstande war, sie zu behaupten, räumen und die Eskorte benutzen möge, um Afrika zu verlassen.
In einem vom 6. Juli 1886 datierten Briefe an Herrn Mackay schreibt Emin:
Vor allen Dingen glauben Sie mir, dass ich keineswegs Eile habe, von hier aufzubrechen oder diese Länder, in denen ich jetzt zehn Jahre gearbeitet habe, zu verlassen.
Alle meine Leute, namentlich aber die Negertruppen, sind sehr stark gegen einen Marsch nach Süden und von dort nach Ägypten eingenommen und beabsichtigen hier zu bleiben, bis man sie nordwärts führt. Inzwischen werde ich, wenn uns keine Gefahr droht und unsere Munition noch einige Zeit aushält, Ihrem Rate folgen und hier bleiben, bis uns von irgendeiner Seite Hilfe naht. Unter allen Umständen können Sie aber sicher sein, dass wir Ihnen in Uganda keine Störungen verursachen werden.
Zu dem Marsch nach der Küste werde ich mich nur im Falle dringender Not entschließen. Außerdem stehen mir auch noch zwei weitere Routen offen, die eine von Kabba-Rega direkt nach Karagwe, die andere über Usongora nach den Stationen am Tanganjika. Hoffentlich werde ich jedoch weder die eine noch die andere einzuschlagen brauchen.
Meine Leute sind infolge der langen Verzögerung ungeduldig geworden und warten sehnsüchtig auf endliche Hilfe. Sehr wünschenswert wäre es auch, dass ein Kommissar von Europa hierher käme, entweder direkt auf der Massai-Route, oder von Karagwe durch das Land Kabba-Rega's, damit meine Leute sehen, dass man tatsächlich Interesse an ihnen nimmt. Ich würde alle Unkosten einer solchen Kommission mit Elfenbein bezahlen.
Wie ich nochmals wiederhole, ich bin bereit zu bleiben und diese Länder so lange wie ich kann zu behaupten, bis Hilfe kommt, und ich bitte Sie dringend, Ihr Mögliches zu tun, um die Ankunft der Hilfe zu beschleunigen.
Versichern Sie Muanga, dass er von mir und meinen Freunden nichts zu fürchten habe und ich als alter Freund Mtesa's nicht die Absicht hätte, ihn zu beunruhigen.
Die vorstehenden Briefe enthalten die Ansichten Emin Bey's und es geht daraus hervor, dass seine Leute treu sind, d. h. dass sie seinen Befehlen gehorchen, dass aber, nach dem Inhalt der Schreiben zu urteilen, außer den Ägyptern keiner von ihnen Neigung zeigt, nach Ägypten zurückzukehren. Gleichzeitig denkt er darüber nach, auf welchen Wegen ihm der Rückzug möglich ist; an einer Stelle schlägt er die Monbuttu-Route nach der Westküste vor, während er in den letzten Briefen auf den Weg durch das Massai-Land oder durch Unjoro und westlich von Uganda nach Usongora und von dort nach dem Tanganjika hinweist! Wenn seine schwarzen Truppen ihm nicht zu folgen beabsichtigten, war es ihm selbstverständlich nicht möglich, allein mit den ägyptischen Beamten und deren Familien diese Route einzuschlagen.
Aus den folgenden Briefen des Generalkonsuls F. Holmwood vom 25. und 27. September 1886 an Sir Evelyn Baring lassen sich die Ansichten des ersteren ersehen, der infolge seiner Stellung und Lokalkenntnis zur Erteilung von Rat in Bezug auf das, was betreffs des beabsichtigten Entsatzes geschehen könnte, durchaus kompetent ist.
In seinen Briefen an mich berichtet Emin nur über seine Lage bis zum 27. Februar 1886, an welchem Tage er beabsichtigte, seine Provinz in Abteilungen zu räumen, und zwar wollte er die erste derselben bei Schluss der Regenzeit gegen Ende Juni in Bewegung setzen; dagegen teilen sowohl Dr. Junker wie Herr Mackay mir mit, dass sie seitdem von Emin gehört hätten, der größere Teil der 4.000 loyalen ägyptischen Untertanen, welche während der ganzen Zeit Ägypten treu geblieben sind und ihn bei den beständigen Angriffen seitens der Anhänger des Mahdi und trotz der drohenden Gefahr des Verhungerns unterstützt haben, weigere sich, das Land zu verlassen; er habe sich deshalb entschlossen, wenn es ihm möglich sei, auf seinem Posten auszuharren und die ägyptischen Interessen noch weiter zu schützen, bis Hilfe eintreffe.
Wäre Uganda von diesem Tyrannen (Muanga) befreit, dann würde die Äquatorialprovinz, selbst wenn das gegenwärtige elementare Kommunikationssystem unverbessert bliebe, innerhalb acht Wochen mit der Post von Sansibar zu erreichen sein und ein sicheres Depot am Albert-Njansa eine Basis bieten, von der aus man alle weiteren Operationen unternehmen könnte, zu denen man sich etwa entschließen würde.
Dr. Junker berichtet, dass das Land östlich von den Ripon-Fällen (Diese Route würde durch das Massai-Land führen.) sich als unpassierbar erwiesen und Emin bei den Versuchen, eine Verbindung durch dasselbe herzustellen, viele Truppen verloren habe. Wenn dies wirklich der Fall ist, dann würde man auf der anderen Route, auf welcher Dr. Fischer Junker zu entsetzen versuchte, und die er, wie ich glaube, noch jetzt empfiehlt, ebenfalls nicht darauf rechnen können, Uganda und die von diesem abhängigen Gegenden im Osten zu umgehen, vielmehr würde der wohlbekannte Weg durch Uganda für eine Expedition von mäßiger Größe die einzige ausführbare Route sein.
Soweit ich, ohne eine besondere Berechnung aufzustellen, zu beurteilen imstande bin, würden 1.200 Träger das Minimum des Ausreichenden sein; außerdem wäre noch eine Begleitmannschaft von mindestens 600 wohlbewaffneten Eingeborenen nötig.
General Mathews, mit dem ich über die für die Sicherheit der Expedition erforderliche Truppe gesprochen habe, ist der Ansicht, dass meine Schätzung eine bei weitem zu niedrige sei, Indessen muss ich nach reiflicher Erwägung der Aussagen vieler in Uganda bekannter Leute an meiner Meinung Festhalten, dass 500 mit modernen Feuerwaffen ausgerüstete Soldaten unter Führung von erfahrenen Persönlichkeiten vollauf genügen würden, wenn sie durch Irreguläre ergänzt würden.
Sir Lloyd William Mathews
Ein amerikanischer Offizier von der Regierung des Khedize weist in einem Briefe an Herrn Portal darauf hin, dass durch die Araber aus Sansibar eine Verbindung mit Emin hergestellt werden könne, während es unmöglich sei, ihm Vorräte und Munition zu senden; vielleicht könnten die Araber für seinen Rückzug tätig sein, die sicherste Marschlinie führe ihn aber nach Westen, zum Kongo.
Herr Fred Holmwood schreibt in seiner vom 23. September 1886 datierten Note an das Auswärtige Amt: „Die Frage des Entsatzes Emins würde, wenn die drohende Haltung des Königs von Uganda nicht wäre, einzig und allein vom Kostenpunkt abhängen, der in Kairo erledigt werden könnte; unter den gegenwärtigen Verhältnissen kommen aber andere ernstliche Erwägungen in Betracht, welche der Regierung Ihrer Majestät vorgelegt werden müssen.
„Ich möchte hier auf den Bericht des Herrn Mackay aufmerksam machen, welcher sich in seinem Schreiben über die zweite Route nach Wadelai ausspricht, welche Dr. Fischer einzuschlagen suchte und, wie ich glaube, noch jetzt empfiehlt. Wenn die Behauptung des Herrn Mackay richtig ist, dann würde jeder Versuch, Uganda und die von demselben abhängigen Länder im Osten auf dieser noch unerforschten Linie zu umgehen, vermutlich fehlschlagen.“
Am 14. Mai 1886 schreibt Herr A. M. Mackay aus Uganda:
Aus dem Schreiben Dr. Junker's werden Sie erfahren haben, dass Emin Bey das Glück gehabt hat, die Loyalität der von ihm beherrschten Leute sich zu erhalten. Emin scheint das Geheimnis Gordon's, sich die Zuneigung seiner Untertanen zu erwerben, gelernt zu haben, und hat wacker bei ihnen ausgehalten. Darüber kann überhaupt kein Zweifel sein, dass wenn er den dringenden Wunsch gehabt hätte, fortzukommen, er mit einigen hundert seiner Soldaten leicht einen Vorstoß nach der Küste hätte machen können, entweder durch das Massai-Land oder hierher, ohne dass er Muanga (den König von Uganda) oder sonst jemand um Erlaubnis zu fragen brauchte. Er weiß, dass keine Truppenmacht hier imstande ist, ihn aufzuhalten. Tatsächlich hat er mir schon vor Jahren geschrieben, es würde ihm keine Mühe machen, dies elende Dorf zu stürmen und das Vieh fortzutreiben.
Aber was würde das Schicksal der Tausende von Leuten sein, welche am oberen Nil treu geblieben sind? Dr. Junker spricht von Tausenden. Sie wollen aus ihrem eigenen fruchtbaren Lande nicht fort und nach den Wüsten Oberägyptens gebracht werden.
Von allen Seiten wird zugestanden, dass Dr. Emin ein weiser und tüchtiger Gouverneur ist. Aber er kann nicht immer dort bleiben, wo er sich jetzt befindet, und ebenso wenig kann er sich selbst helfen, selbst wenn die Truppen des Mahdi ihn in Zukunft unbelästigt lassen. Unser Land, welches die Befreiung der Garnisonen des Sudan unternommen hat, sollte seine seltsame Lage berücksichtigen.
Das Verhalten Muanga's bezüglich der ihm gesandten Briefe für Dr. Emin ist so respektwidrig wie möglich gegen die britische Regierung gewesen, welche die Gesandten seines Vaters so freundlich aufgenommen hat. Wir baten ihn nur, die Briefe zunächst weiter zu befördern, bis er von Emin Mitteilung erhielte, ob er hierher zu kommen beabsichtige oder nicht, allein Muanga behielt das Packet vollständig zurück.
In einem Briefe vom 28. Juni 1886 an Sir John Kirk bemerkt Herr Mackay:
Die Schwierigkeiten Dr. Fischer's würden in Wirklichkeit auch erst hinter Kawirondo beginnen, da er dann das Land der gefürchteten Bakedi zu durchkreuzen hätte, und Dr. Junker erzählt mir, dass ganze Abteilungen von Dr. Emins Soldaten wiederholt von ihnen ermordet worden sind.
Wie erinnerlich sein wird, war Dr. Fischer von Dr. Junker's Bruder beauftragt worden, sich nach der Äquatorialprovinz zu begeben und den genannten Reisenden aufzusuchen; er hatte die Route an der Ostküste des Victoria-Sees gewählt und kehrte, nachdem er die Nordspitze des Sees erreicht hatte, nach der Küste zurück.
Herr Mackay fährt dann fort:
Dr. Junker befindet sich hier bei uns. Er überbrachte mir einen Brief von Emin Bey vom 27. Januar (1886). Emin beabsichtigte damals, seine Leute – etwa 4.000 – sofort in kleinen Abteilungen hierher zu schicken. Das würde eine verhängnisvolle Politik sein. Er bat mich auch, ihm entgegenzukommen, damit er zwei Dampfer mitbringen könne, die er sonst im Stiche lassen müsse. Einen derselben beabsichtigte er dem König, den anderen der Mission zu überlassen.
Seitdem hat er aber gefunden, dass seine Leute, Offiziere und Mannschaften, sich weigern, den Sudan zu verlassen, und er ist deshalb entschlossen, noch einige Jahre bei ihnen zu bleiben, vorausgesetzt, dass er Zufuhren von Zeugen usw. erhalten kann.
Herr Mackay schreibt immer verständig; ich habe aus seinen Briefen eine Menge verlässliche Informationen erhalten.
Selbstverständlich schreibt er in der vollen Überzeugung, dass die Truppen Emins treu sind. Wir alle teilten diese Überzeugung, sehen jetzt aber, dass wir uns stark getäuscht haben und dass Emin zu keiner Zeit mit Leuten aus solchem Stoffe, wie seine unwissenden, dummen Sudanesen, durch Uganda oder irgendein anderes Land sich einen Weg nach der Küste hätte bahnen können.
Joseph Thomson – 1858 – 1895 – Entdecker und Afrikareisender
Herr Joseph Thomson schlug in einem Briefe an die „Times“ eine Route durch das Massai-Land vor und wollte sich für das sichere Geleit einer Entsatz-Expedition durch dieses Land verantwortlich machen.
Herr J. T. Wills vertrat die Ansicht, dass der Mobangi-Uëlle sich als eine vorzügliche Route zu Emin erweisen werde.
Herr Harrison Smith sprach seine Überzeugung dahin aus, dass sich ein Weg über Abessinien als ausführbar erweisen werde.
Ein anderer Herr, welcher an der Afrikanischen Seen-Gesellschaft interessiert war, schlug vor, die Expedition solle die Route Sambesi-Schire-Njassa einschlagen und sich von dort nordwärts über den Tanganjika nach dem Muta Nsige und dem Albert-See wenden, was auch von einem Missionar vom Tanganjika-See befürwortet wurde, da dieser Weg nicht mehr Schwierigkeiten böte als jeder andere.
Dr. Felkin kam in einer Besprechung im „Scottish Geographical Magazine“ nach sorgfältiger Prüfung der verschiedenen Routen zu dem Schlusse, dass ein Weg westlich vom Victoria-See und Karagwe durch Usongora nach dem Albert-See einige Vorzüge vor den anderen Routen besitze.
Ost-Afrika zur Kolonialzeit um 1887
Zu Anfang Oktober 1886 hatten Sir William Mackinnon und der frühere Vorsitzende der Handelskammer zu Manchester, Herr J. F. Hutton, mit mir über die Möglichkeit gesprochen, Emin Entsatz zuzuführen, damit er in den Stand gesetzt werde, seine Lage zu behaupten. Ihrer Meinung nach schien er nur Munition nötig zu haben, und ich teilte diese Ansicht, worauf sie ganz ernstlich die Absicht aussprachen, die erforderlichen Fonds für die ihm nötige Hilfe zu sammeln. Allein viele von ihren Freunden befanden sich nicht in der Stadt, und ohne mit denselben zu beraten, konnten sie keinen bestimmten Entschluss fassen. Wir besprachen dann die Voranschläge und Routen, und Herr Hutton äußerte sich dahin, dass die flüchtige Schätzung, welche ich ihm geliefert hatte, die wirklichen Kosten der Expedition um 500 Pfd. St. überstiege.
Was die Routen anlangte, so deutete ich darauf hin, dass es deren vier gebe, welche fast gleich gut ausführbar seien.
Gegen die erste, durch das Massai-Land, waren entschieden Einwände zu erheben, wenn ein großer Vorrat von Munition mitgeführt wurde, der Emin unter allen Umständen erreichen musste. Herr Thomson hatte diese Route versucht und sein Bericht über die Verlegenheit, in welche er bei der Rückkehr vom Victoria-See durch den Mangel an Wasser und Getreide gebracht worden war, lautete außerordentlich ungünstig. Auf dem Marsche nach dem See waren seine Leute entmutigt und desertierten in solchen Scharen, dass er gezwungen war, eine kurze Strecke nach dem Kilimandscharo zurückzukehren, dort sein Lager zu lassen und mit einigen wenigen Leuten nach der Küste zurückzumarschieren, um neue Träger anzuwerben. Falls bei uns eine ähnliche dringende Notwendigkeit eintreten sollte, würde es nach Antritt des Marsches höchst unklug sein, auch nur einen Kilometer zurückzugehen. Ein weiterer Nachteil war die Neigung der Sansibariten zum Davonlaufen, denn die Desertionen von den von der Ostküste ausgehenden Expeditionen hatten, da die Leute mit ihren Gewehren und Lasten ungestraft davonlaufen konnten und sich ihnen hierzu oft genug Gelegenheit bot, in neuerer Zeit einen geradezu besorgniserregenden Umfang angenommen. Viele der Sansibariten hatten ein Geschäft daraus gemacht, mit dem Vorschuss durchzubrennen, und je größer die Expedition war, desto größer waren auch die Verluste an Geld, Gewehren und Vorräten.
Die zweite Route, über den Victoria-Njansa und Uganda, welche von Natur aus die beste war, wurde einer kleinen Expedition durch die Feindseligkeit Ugandas unmöglich gemacht. Indessen konnte diese Feindseligkeit vermieden werden, wenn auf dem Victoria-See genügend Fahrzeuge vorhanden waren, um eine Expedition, wie man sie brauchte, über den See zu befördern. Die Gefahr der Desertionen war ebenso drohend wie auf der ersten Route.
Die dritte Route führte über Msalala, Karagwe, Ankori, Unjoro und den Albert-See. Jeder Versuch von der Ostküste aus musste unter allen Umständen ungeheure Verluste von Menschenleben und Waren im Gefolge haben; 50 Prozent Verluste waren unvermeidlich und keine Vorsichtsmaßregeln würden die Desertionen verhindern können. Außerdem war Karagwe von den Waganda besetzt, und es konnte keine Expedition dieses Land passieren, ohne fortwährend von der Feindseligkeit der Waganda belästigt zu werden. Wären wir so glücklich gewesen, unseren Weg durch Karagwe zu erzwingen, dann würden wir mit den Wanjankori zu rechnen gehabt haben, welche 200.000 Speerträger zählen, aber die Aussichten würden für uns sehr düster gewesen sein, wenn wir uns mit den Kämpfen gegen die Karagwe-Eingeborenen bei ihnen eingeführt hätten. Ein Marsch durch ein anderes Land westlich von Karagwe, um die Waganda zu vermeiden, war unmöglich, ausgenommen mit Kosten, welche meiner Ansicht nach die Unterzeichner des Fonds nicht zu zahlen gewillt sein würden.
„Die ganze Angelegenheit löst sich in eine Geldfrage auf. Mit genügend Geld ist jede Route möglich; allein wie ich die Sache verstehe, beabsichtigen Sie nur einen mäßigen Betrag zu zeichnen, und deshalb gibt es nur eine Route, welche für das vorhandene Geld sicher und offen ist, und das ist der Kongo (4.374 km lang).
Zentral-Afrika: Kongo-Becken und Ost-Afrika
Der Strom hat den Nachteil, dass er auf seinem oberen Teile nicht genügend Transportschiffe besitzt. Ich würde deshalb vorschlagen, die Flottille des Oberkongo durch 15 Walfischfängerboote zu ergänzen, welche eine Expedition mindestens bis 320 km vom Albert-Njansa bringen würden. Es wird eine schwere Arbeit sein, die Boote vom unteren nach dem oberen Kongo zu transportieren, allein wir können sie leicht bewältigen, wenn wir sofort Agenten hinschicken, um Träger zu besorgen. Eins muss jedoch geschehen, und das ist, die Genehmigung des Königs Leopold zu erhalten.
„Vielleicht sind wir aber allzu voreilig, dass wir die Angelegenheit überhaupt besprechen. Sie wissen, dass über viele Projekte diskutiert und über jedes derselben viel ‚geschwatzt‘ worden ist. Möglicherweise wird sich auch dieses in Rauch auflösen – deshalb sammeln Sie erst die Gelder und dann rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen. Bedürfen Sie, nachdem ich Ihnen meine Ansichten dargelegt habe, meiner nicht, dann lassen Sie Thomson die Expedition durch das Massai-Land führen und notieren Sie mich in der Subskriptionsliste für dieselbe mit 500 Pfd. St.“
Gegen Mitte November bat mich Sir William Mackinnon, ihm einen Brief über die Angelegenheit zu schreiben, damit er denselben seinen Freunden, die demnächst nach der Stadt zurückkehren würden, vorlegen könne.
Einige Tage nach der Absendung dieses Briefes reiste ich nach Amerika ab, wo ich nach der Ankunft in New York meine sogenannte „Vorlesungs-Tournee“ begann. Allein schon am 11. Dezember, am 15. Tage nach meiner Ankunft, erhielt ich folgendes Telegramm:
London.
Ihr Plan und Anerbieten angenommen. Regierung billigt sie. Fonds beschafft. Geschäft dringend. Kommen Sie sofort. Antwort.
Mackinnon.
Aus St.-Johnsbury, Vermont, bis wohin meine Vorlesungen mich geführt hatten, antwortete ich wie folgt:
Erhielt soeben Ihr Telegramm vom Montag. Vielen Dank. Alles in Ordnung. Werde am Mittwoch 8 Uhr früh mit der „EIDER“ absegeln. Treffe, wenn gutes Wetter und keine Unfälle, am 22. Dezember in Southampton ein. Es ist immerhin nur eine Verzögerung von einem Monat. Bitten Sie die Regierung, Holmwood (Generalkonsul) in Sansibar und Seyid Bargasch (Fürst von Sansibar) vorzubereiten. Beste Grüße an Sie.
Stanley.
Mein Agent war in Verzweiflung; die Zuhörerschaft war so freundlich, überall wurde ich mit Ovationen empfangen, allein alle Argumente und Bitten waren vergeblich.
Am Tage vor Weihnachten traf ich in England ein, und schon wenige Stunden nach meiner Ankunft sprach ich mit Sir William Mackinnon über die Expedition.
Ich war selbstverständlich ohne den geringsten Schatten eines Zweifels fest überzeugt, dass die Kongo-Route bei weitem die beste und sicherste sei, vorausgesetzt dass ich meine Flottille von Walfischfängerbooten, sowie die Erlaubnis des Königs Leopold, sein Gebiet mit einer bewaffneten Macht zu passieren, erhielt. Ich kannte eine Route von der Ostküste und war ebenfalls mit derjenigen von der Westküste vertraut. Von dem weitesten Punkte, den ich im Jahre 1876 auf dem Marsche von der Ostküste erreicht hatte, betrug die Entfernung nach dem Albert-See nur 160 km, während die Distanz von den Jambuja-Flussschnellen bis zum See in der Luftlinie 620 km war. Und dennoch war die Kongo-Route nach meiner besten Überzeugung vorzuziehen. Wir würden Überfluss an Wasser haben, welches längs des Weges von Osten so spärlich und schlecht war; Lebensmittel mussten ebenfalls vorhanden sein, da ich nach meinen Erfahrungen als selbstverständlich annehmen konnte, dass die unübertroffene Fruchtbarkeit, wie sie die Regionen am Oberkongo besitzen, von den Eingeborenen längst entdeckt sein musste, während wir aus den von Thomson, Fischer und Hannington gemachten Erfahrungen wussten, dass die Lebensmittel im Massai-Lande knapp sind. Und endlich wurden die an der Ostküste so häufigen Desertionen ganzer Trupps an der Westküste vermieden.
Und dennoch war das Komitee, obwohl es zugab, dass ich Recht haben könnte, der Ansicht, dass es besser sei, die östliche Route zu wählen.
Sehr gut, das ist mir vollständig gleichgültig. Lassen Sie uns die Route von der Ostküste, via Msalala, Karagwe, Ankori und Unjoro, beschließen. Wenn Sie aber manchmal von harten Kämpfen hören, dann erwarte ich von Ihnen, dass Sie mich in meiner Abwesenheit verteidigen. Wenn ich die Munition aus einem Luftballon in das Lager Emins fallen lassen könnte, so würde ich das sicherlich tun und es vermeiden, mit diesen kriegerischen Eingeborenen in Berührung zu kommen; allein die öffentliche Meinung hat beschlossen, dass Emin die Verteidigungsmittel überbracht werden sollen, und Sie haben mich mit der Aufgabe betraut, dieselben zu eskortieren. Sei es so.
Zu dem gesammelten Entsatz-Fonds waren folgende Beiträge eingegangen:
Um den Fonds noch zu vermehren und für dringende Notfälle die Mittel zu schaffen, erklärte ich mich bereit, aus Afrika Briefe zu schreiben, welche das Komitee, wenn es dies für passend hielt, bei der Presse verwerten könnte; die eingehenden Gelder möchte es als meinen Beitrag zu dem Fonds betrachten.
Die Schätzung der Zeit, welche wir brauchten, um Emin Pascha zu erreichen, war nach sorgfältiger Berechnung auf Grundlage der Tatsache, dass ich in den Jahren 1874-75 in 103 Tagen eine Entfernung von 1.160 km zurückgelegt hatte, wie folgt aufgestellt:
Die wirkliche Zeit, welche die Expedition gebraucht hat, stellt sich dagegen wie folgt:
In einem Schreiben vom 31. Dezember 1886 erhielt ich die formelle Mitteilung, dass ich mit meinen Vorbereitungen beginnen könnte.
Der erste Befehl, den ich bezüglich der Expedition zum Entsatze von Emin Bey erteilte, war auf telegraphischem Wege an meinen Agenten in Sansibar, Herrn Edmund Mackenzie, von der Firma Smith, Mackenzie u. Co., gerichtet und lautete dahin, in Bagamoyo 200 Wanjamwesi-Träger zu engagieren, um ebenso viele Lasten Reis (= 6 Tonnen) nach der Missionsstation in Mpuapua zu befördern. Letzteres liegt etwa 300 km westlich von Sansibar; die Kosten betrugen 2.700 Rupien.
Das Stahlboot „ADVANCE“
Der zweite Befehl war, nachdem ich die Zustimmung Sr. Hoheit des Sultans von Sansibar erhalten hatte, 600 sansibarische Träger anzuwerben und die folgenden Waren einzukaufen, gegen welche wir von den Eingeborenen Lebensmittel, wie Getreide, süße Kartoffeln, Reis, Mais, Bananen, Paradiesfeigen usw., eintauschen wollten.
Außerdem wurden 3.600 Pfund Glasperlen und eine Tonne Messing-, Kupfer- und Eisendraht angekauft.
Der dritte Befehl ordnete den Ankauf von 40 Pack- und 10 Reiteseln mit ebenso vielen Sätteln an, wofür die Kosten sich auf 400 Pfd. St. beliefen.
Die Herren Forrest und Son erhielten die Zeichnung und den Auftrag zum Bau eines Stahlbootes von 8½ m Länge, 1,8 m Breite und 76 cm Tiefe; dasselbe sollte aus galvanisiertem Siemens-Stahl hergestellt werden und in 12 Abteilungen von je zirka 75 Pfund Gewicht zerlegbar sein. Die vorderste und hinterste Abteilung wurden mit einem Deck versehen und wasserdicht gemacht, um dem Boote im Falle eines Unfalls Schwimmkraft zu verleihen.
Von Ägypten wurden 510 Remington-Gewehre, 2 Tonnen Pulver, 250.000 Zündhütchen und 100.000 Remington-Patronen nach Sansibar geschickt; das englische Kriegsministerium lieferte mir 30.000 Gatling-Patronen und von den Herren Kynock u. Co. In Birmingham erhielt ich 35.000 besondere Remington-Patronen. Die Herren Watson u. Co. in London, 4 Pall Mall, verpackten 50 Winchester-Repetiergewehre und 50.000 Patronen, und Hiram Maxim, der Erfinder des selbsttätigen Maxim-Geschützes, stiftete als Geschenk eine seiner wundervollen Waffen, die mit dem dazugehörenden Schilde auf einer leichten, aber dauerhaften Lafette montiert war.
Hiram Maxim, Erfinder des selbsttätigen Maxim-Geschützes – 1840 – 1916
Ferner schickten wir 100 Schaufeln, 100 Hacken zum Bau von Brustwehren, 100 Äxte zur Herstellung der Palisaden um das Lager, und 100 Haumesser zur Errichtung von Seriben nach Sansibar.
Die bekannte Chemikalienfirma der Herren Burroughs u. Welcome in London, Snowhill Buildings, lieferte uns umsonst neun schöne Kisten mit allen erforderlichen Arzneimitteln zur Bekämpfung der Afrika eigentümlichen endemischen Krankheiten. Alle Medikamente waren in Pillenform hergestellt und mit einem raschwirkenden Auflösungsmittel versehen, und jede Abteilung der Kisten mit allem Nötigen für Arzt und Wundarzt reichlich versorgt. Nichts war vergessen, und wir schulden daher diesen Herren großen Dank, nicht nur für den inneren Wert der Arzneikästen und Medikamente, sondern auch für die persönlich vorgenommene Auswahl des Besten, was London zu bieten vermochte, und die Sorgfalt bei der Verpackung, welche es uns ermöglichte, die Kisten ohne jegliche Beschädigung nach Jambuja zu transportieren.
Die Herren John Edgington u. Co. in London, Duke Street, waren mit der Herstellung unserer Zelte beauftragt und fertigten dieselben aus Segeltuch an, das in eine Kupfervitriol-Lösung getaucht war, welche die Zelte für die Dauer von drei Jahren haltbar machte. Obwohl dieselben 300 Tage dem Regen ausgesetzt waren, besaß ich zum ersten Male während meiner in Afrika gemachten Erfahrungen ein Zelt, welches nach der Ankunft in Sansibar im Jahre 1889 noch weitere 200 Regentage sehr gut hätte aushalten können.
Die Herren Fortnum und Mason, Piccadilly, packten 40 Trägerlasten des feinsten Proviants zusammen. Jeder Gegenstand war ausgezeichnet; der Tee behielt seinen guten Geschmack bis zum letzten Augenblick, der Kaffee war der reinste Mokka, der Liebig'sche Fleischextrakt von der allerbesten Sorte und die Verpackung bei sämtlichen Artikeln vorzüglich.
Ich brauche wohl nicht aufzuzählen, was wir sonst noch ankauften. Vier frühere Expeditionen nach Afrika und die mir vorliegenden Listen der einzelnen notwendigen Dinge setzten mich in den Stand, die verschiedensten Gegenstände auszuwählen, und in Sir Francis de Winton und Kapitän Grant Elliott hatte ich wertvolle Assistenten, welche die Bezugsquellen sehr gut kannten und die Lieferungen kontrollieren konnten.
Sir Francis de Winton – 1835 – 1901
Oberst Sir Francis de Winton war mein Nachfolger am Kongo; er teilte mir freiwillig und aus reiner Freundschaft das Beste aus seiner reichen Erfahrung mit und unterstützte mich mit seiner meisterhaften Geschäftskenntnis bei der Erledigung der mit der Expedition verknüpften vielen Geschäfte, namentlich auch bei der Beantwortung der Briefe und der Auswahl der wenigen Offiziere für den zu bildenden Stab aus den Hunderten, welche sich zur Mitgliedschaft der Expedition gemeldet hatten.
Leutnant W. Grant Stairs
Der erste, welcher erwählt wurde, war Leutnant W. Grant Stairs vom königlichen Ingenieurcorps, der sich brieflich gemeldet hatte. Der knappe Stil und die Geradheit seines Gesuchs sprachen sehr zu seinen Gunsten; wir ließen ihn kommen und engagierten ihn nach kurzer Unterredung unter der Bedingung, dass er Urlaub erhalten würde. Letzterer wurde ihm von Lord Wohlseley freundlichst erteilt.
Der nächste war Herr William Bonny, der, nachdem es ihm bei früheren Expeditionen nicht gelungen war, auf schriftliche Bewerbung hin angenommen zu werden, es diesmal für am besten gehalten hatte, sich zum Dienst in irgendeiner Eigenschaft persönlich vorzustellen. Der Herr wollte eine milde Abweisung nicht annehmen. Seine Brust war mit Medaillen geschmückt, die, wenn auch stumm, doch in sehr beredter Weise für seine Verdienste sprachen. Das Ende war, dass wir Herrn Bonny, der soeben seinen Posten in einem Hospital des ärztlichen Departements der Armee aufgegeben hatte, als Assistenzarzt engagierten.
William Bonny
Der dritte war Herr John Rose Troup, der bereits am Kongo gute Dienste geleistet hatte. Er war mit dem Kisuaheli, der Landessprache in Sansibar, vertraut, zierte sich nicht bei der Arbeit und verfuhr genau und methodisch bei der Aufstellung der Rechnungen. Auch er wurde angenommen.
Als vierter stellte sich uns Major Edmund Musgrave Barttelot, vom 7. Füsilier-Regiment, vor. Er kam in Begleitung eines meiner Bekannten, der ihn sehr rühmte. Was bei der Unterredung geschah, wird später noch erwähnt werden. Nach einigen Bemerkungen wurde er ebenfalls engagiert.
Edmund Barttelot – 1859 – 1888
Kapitän R. H. Nelson
Der fünfte war Kapitän R. H. Nelson, von Metuen's Kavallerieregiment, der sich bereits in den Zulu-Kriegen besonders ausgezeichnet hatte. Schon seine Züge ließen seine Verdienste erkennen. Kapitän Nelson war gleichfalls zur Unterzeichnung des Engagements-Vertrags bereit.
Der nächste Freiwillige war Herr A. J. Mounteney Jephson, der bisher noch vollständig unerfahren in Bezug aus Reisen im Auslande und an das raue Leben in der Wildnis durchaus nicht gewöhnt war. Auf einige Mitglieder des Komitees machte Herr Jephson den Eindruck, als sei er für eine Expedition dieser Art vollständig untauglich, weil er ihrer Ansicht nach zu „vornehm“ war. Allein die Gräfin von Noailles hatte zu seinen Gunsten 1.000 Pfd. St. zu dem Entsatz-Fonds gezeichnet, und dies war ein Argument, welchem das Komitee nicht zu widerstehen vermochte. Infolgedessen unterschrieb Herr Jephson mit unerschütterten Nerven den Kontrakt. Der arme junge Jephson! Er ist nach verschiedenen schweren Prüfungen, über die später berichtet werden wird, aus Afrika zurückgekehrt.
1 J. Mounteney Jephson – 1859 – 1908
Einer der letzten, welche sich meldeten, als die Liste schon geschlossen werden sollte, war Herr James S. Jameson. Derselbe hatte Reisen in den Maschona- und Matebele-Ländern in Südafrika gemacht, um auf der Jagd auf wilde Tiere Trophäen zu sammeln, die Vogelwelt zu studieren und Skizzen aufzunehmen. Er schien uns nicht besonders kräftig zu sein, jedoch verteidigte er, als wir ihm dies vorhielten, rasch sein zartes Aussehen und wies uns nach, dass, da er schon so lange Zeit in Afrika zugebracht habe, seine Erfahrungen unsere Befürchtungen widerlegen. Außerdem war er bereit, für das Vorrecht, Mitglied der Expedition zu werden, 1.000 Pfd. St. zum Fonds beizutragen und getreu und loyal Dienste zu tun, sodass es für die Expedition unerlässlich war, ihn zu engagieren. Herr Jameson bestand auf seinem Wunsche und Unterzeichnete ebenfalls den Kontrakt.
Als wir bereits in voller Arbeit waren, um alles Notwendige für den Überlandmarsch von Sansibar ostwärts nach dem Victoria-Njansa vorzubereiten, wurde es erforderlich, bezüglich der Route nochmalige Erwägungen anzustellen, wie der Inhalt des nachstehenden Briefes beweist.
Zentral-Afrika – Kongo-Flussgebiet bis zum Viktoria-See
Palast zu Brüssel, 7. Januar 1887
Lieber Herr Stanley!
Der Kongostaat kann nichts dabei gewinnen, wenn die Expedition zum Entsatze Emin Pascha's durch sein Gebiet marschiert. Der König hat diesen Weg nur vorgeschlagen, damit Sie der Expedition Ihre Dienste widmen können, was unmöglich sein würde, wenn dieselbe von der Ostküste aufbricht. Nach Ihrer eigenen Schätzung würde eine von der Ostküste ausgehende Expedition etwa 18 Monate dauern. Se. Majestät ist der Ansicht, dass er seine Pflicht dem Staate gegenüber verletzen würde, wenn er ihn Ihrer Dienste beraubte, die sicherlich noch vor Ablauf der genannten Zeit gebraucht werden dürften.
Wenn die Expedition den Weg über den Kongo antritt, verspricht der Staat, derselben in jeder Beziehung seine Unterstützung zu leihen. Der Staat stellt der Expedition auch sein gesamtes Schiffsmaterial zur Verfügung, soweit die Arrangements für den Betrieb der eigenen Verwaltung, die er, wie Sie wissen, möglichst sicher zu stellen wünscht, es gestatten. Der „STANLEY“ ist der größte Dampfer auf dem Oberkongo. Wir schicken einen zweiten mit dem am 15. d. M. abgehenden Postdampfer hinaus und werden uns so viel wie möglich beeilen, um diesen Dampfer in Stanley-Pool vom Stapel laufen zu lassen; derselbe wird ein wertvolles und sehr Notwendiges Glied unserer Flottille bilden. Inzwischen würde der Missionsdampfer „PEACE“ ohne Zweifel gewisse Transporte unentgeltlich übernehmen.
Wenn die Expedition es wünscht, würden wir ihr die Anwerbung von Bangala erleichtern; wir sind mit den letzteren sehr zufrieden, da sie vorzügliche Soldaten sind und sich nicht, wie die Sansibariten, vor den Arabern fürchten.
Sie werden bemerkt haben, dass die in dieser Woche in Berlin veröffentlichten Schriftstücke das Territorium Sansibars auf einen schmalen Streifen Landes längs der Seeküste beschränken. Jenseits dieses Streifens ist das ganze Gebiet deutsch. Wenn die Deutschen der Expedition gestatten, durch ihr Gebiet zu ziehen, würden die Sansibariten, genau wie am Kongo, sich auf fremdem Boden befinden.
Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich, lieber Herr Stanley,
Ihr ganz ergebener
Comte de Borchgrave.
Dass dies kein leichter Fall war, der sich rasch entscheiden ließ, geht aus folgender Note hervor, die Sir William Mackinnon mir sandte:
Western-Club, Glasgow, 4. Januar 1887
Mein lieber Stanley!
Ich erhielt einen angenehmen kurzen Brief vom König, der erkennen lässt, wie dringend er wünscht, dass wir die Kongo-Route wählen, und wie wenig geneigt er ist, in den fortdauernden Beziehungen zwischen Ihnen und dem Kongostaate eine Unterbrechung eintreten zu lassen, da er Sie als einen Pfeiler des Staates betrachtet. Er bittet mich, alle abweichenden Meinungen zu zerstreuen und alle Parteien dazu zu bringen, dass sie mit der Kongo-Route einverstanden sind. Ich habe ihm ausführlich auseinandergesetzt, was geschehen ist und geschieht, sowie auch die Schwierigkeiten mitgeteilt, welche es machen würde, die eingegangenen Verpflichtungen wieder zu lösen und die Regierungen hier und in Ägypten, sowie den Sultan von Sansibar zu veranlassen, zu einer solchen Abänderung ihre Zustimmung zu erteilen. Ich habe auch die großen Mehrkosten erwähnt, welche die Absendung von 600 Mann und die Rückbeförderung derselben verursachen würde, selbst wenn der Sultan seine Zustimmung dazu geben sollte, dass die Leute von Sansibar nach dem Kongo gehen.
Indessen habe ich das Versprechen gegeben, festzustellen, ob alle an den jetzigen Arrangements Interessierten damit einverstanden sein würden, dass wir die Kongo-Route einschlagen.
In meinem Tagebuche finde ich unter dem 5. Januar kurz die Geschäfte erwähnt, welche ich an diesem Tage erledigt habe.
Nachdem ich, dem Vorschläge Mackinnon's gemäß, an den König Leopold über die Kongoroute geschrieben hatte, suchte ich Sir Percy Anderson auf und kündigte ihm den Wunsch des Königs an, dass die Expedition vom Kongo ausgehen möge. Auf seine Bitte, ihm mitzuteilen, welche Vorteile die Kongo-Route biete, erwiderte ich:
1) Die Gewissheit, Emin zu erreichen.
2) Den Transport mit den Staatsdampfern den Kongo aufwärts bis zu einem 620 km vom Albert-See entfernten Punkte.
3) Die Zerstreuung des seitens der Deutschen gehegten Argwohns, dass unserm Vorgehen politische Motive zu Grunde liegen.
4) Die Zerstreuung der angeblichen Befürchtungen der französischen Regierung, dass unsere Expedition das Leben der französischen Missionare gefährden würde.
5) Wenn französische Missionare gefährdet werden, dann würden die englischen Missionare sicherlich ihr Schicksal teilen.
6) Selteneres Vorkommen von Desertionen der Sansibariten, welche in der Nachbarschaft der arabischen Niederlassungen wankelmütiger seien.
Lord Iddesleigh schreibt mir, der französische Botschafter sei angewiesen worden, ihm mitzuteilen, dass, wenn die Expedition zum Entsatze Emin Pascha's eine östlich vom Victoria-Njansa gelegene Route einschlage, dies sicherlich das Leben der französischen Missionare in Uganda gefährden werde. Er schlägt mir vor, die Sache zu überlegen.
Ich besuchte die Admiralität und erkundigte mich bei Admiral Sullivan über die Möglichkeit, dass man ein Schiff hergäbe, um die Expedition nach dem Kongo zu befördern. Er erklärte, dies würde, wenn die Regierung den Befehl dazu erteilte, leicht, anderenfalls aber unmöglich sein.
Ich schrieb an den König und bat ihn dringend, mir mitzuteilen, wie weit seine Unterstützung beim Transport auf dem Oberkongo gehen würde.
8. Januar. Erhielt Briefe vom König. Er erhebt Ansprüche auf meine Dienste. Er erbietet sich, sein ganzes Bootsmaterial zum Transport herzuleihen mit Ausnahme dessen, was für den Gebrauch der Verwaltung notwendig ist. Telegraphierte an Mackinnon, dass die Klausel mich unruhig mache und sich kaum mit der gewünschten Dringlichkeit vertrüge. Oberst de Winton schrieb in demselben Sinne.
Die Ausrüstungsgegenstände der Expedition treffen im Gewicht von vielen Zentnern ein.
De Winton arbeitete bis spät abends mit mir.
9. Januar. Oberst J. A. Grant, Oberst Sir Francis de Winton und ich berieten über den Brief des Königs und erwiderten denselben schließlich mit der schriftlichen Bitte, er möge gnädigst mit größerer Bestimmtheit bezüglich der Menge der Transportmittel und der Zeit, für welche dieselben uns geliehen werden sollten, antworten. Da sehr viele Fragen, wie die Anwerbung von Sudanesen, das Zurückhalten des Postdampfers zur Verladung der Munition usw., von der raschen Antwort abhängen, schicken wir einen besonderen Boten mit dem Schreiben ab.
10. Januar. De Winton stattete dem Auswärtigen Amte einen Besuch ab und erhielt das Versprechen, dass die Angelegenheit betreffend die Zurückhaltung des Postdampfers und bezüglich des Regierungsdampfers zum Transport um das Cap der Guten Hoffnung so rasch wie möglich berücksichtigt werden solle.
Die Herren Gray, Dawes u. Co. schreiben, der Generalpostmeister sei bereit, den nach Sansibar bestimmten Postdampfer in Aden bis zur Ankunft des „NAVARINO“ aufzuhalten, der am 20. Januar mit der Munition und den Offizieren von London abgeht. Ich hole den „NAVARINO“ in Suez ein, nachdem ich die Geschäfte der Expedition in Ägypten erledigt habe.
12. Januar. Die Antwort traf gestern Abend ein. Herr Guy Dawnay, Oberst Sir Lewis Pelly, Oberst Sir Francis de Winton und ich berufen eine Versammlung ein. Da die Antwort befriedigend ausgefallen ist, wird die Kongo-Route beschlossen und dieser Beschluss einstimmig angenommen.
Erhielt um 2 Uhr nachmittags vom Earl of Iddesleigh die Mitteilung, dass er mich um 6 Uhr zu sprechen wünsche. Allein um 3 Uhr 13 Min. verstarb der Earl plötzlich infolge eines Herzleidens.
13. Januar. Bekam von Sir J. Pauncefote eine Note des Auswärtigen Amtes, welche ein Telegramm von Sir E. Baring übermittelt, sowie Briefe bezüglich eines Transportschiffes der Admiralität. Keine Unterstützung seitens der Admiralität.
Die Waren treffen rasch ein; dieselben füllen fast mein Haus.
Fuhr mit der Baronin Burdett-Coutts nach Guildhall und kam um 12 Uhr 45 Min. dort an. Ich erhielt das Ehrenbürgerrecht der City von London und werde der jüngste Bürger genannt. Später Frühstück im Mansion-House, wo eine vornehme Gesellschaft versammelt war; die Sache verlief höchst befriedigend.
Telegraphierte nach Brüssel, um zu erfahren, ob dem König mein Kommen am Freitag passen würde. Antwort: Ja, um 9½ Uhr vormittags.
14. Januar. Fuhr gestern Abend über den Kanal und via Ostende nach Brüssel, um König Leopold zu sprechen. Sprach ihn und sagte ihm Lebewohl. Er war sehr liebenswürdig. Reiste abends um 8 Uhr nach London ab.
Bekam ein Telegramm aus Sandringham (Landsitz des Prinzen von Wales), welches um meinen Besuch bat.
15. Januar. Sir Percy Anderson bat um eine Unterredung.
Herr Joseph Thomson hatte an die Geographische Gesellschaft geschrieben und so spät noch den Wunsch ausgedrückt, die Expedition mitzumachen.
Traf eine Vereinbarung mit Ingham behufs des Sammelns von Trägern am Kongo. Er reist in Kürze dahin ab.
Telegraphierte nach Sansibar, dass die Reisträger von Mpuapua zurückberufen werden sollten. Das wird weitere 2.500 Rupien kosten.
Schrieb vor einigen Tagen an den Schenker des Missionsdampfers „PEACE“ auf dem Kongo, und bat ihn, uns das Schiff für die Expedition zum Entsatze Emin Pascha's zu leihen. Erhielt folgende merkwürdige Antwort:
Leeds, 15. Januar 1887
Lieber Herr Stanley!
Ich hege für Sie persönlich große Hochachtung, wenn ich auch nicht alle Ihre Handlungen gutheißen kann und darf.
Es tut mir sehr leid, dass ich Ihre Bitte nicht erfüllen kann; aber ich glaube fest, dass Sie durch den Umstand, dass Sie den Dampfer „PEACE“ nicht haben, nichts entbehren werden. Gestern bin ich imstande gewesen, zu einem Entschlusse zu kommen.
Herr Baynes, von der Baptisten-Missionsgesellschaft in Holborn, wird, wie er hofft, Ihnen jegliche Mitteilung machen, die er für geeignet hält. Wenn Sie irgendwelche Ehrerbietung für den „Mann der Sorge“ hegen, dann möge der „Friedenskönig“ Ihre Expedition gnädig behüten und retten.
Bezüglich der Sicherheit Emins habe ich keinen Zweifel, bis sein Werk beendet ist. Ich glaube, er wird diese Prüfung in voller Sicherheit bestehen. Gott scheint Ihnen eine edle Seele gegeben zu haben (die augenblicklich durch schlimme Sünden und Irrtümer verdeckt wird), und es würde mich freuen, wenn Sie im richtigen Sinne „Buße tun und an Gottes Wort glauben“ und dann in Glückseligkeit, im Lichte und in Freude für immer leben. Hier ist bei Ihnen die Zögerung viel gefährlicher als die Zögerung für Emin.
Ihr getreuer Freund
Robert Arthington.
16. Januar. Oberst J. A. Grant hat sich erboten, mit Herrn J. S. Keltie, dem Herausgeber der „Nature“, wegen des Anerbietens des Herrn Thomson zu sprechen.
Die Briefe sammeln sich zu Dutzenden an; wir sind alle Mann beschäftigt, sie zu beantworten.
17. Januar. Schrieb an Sir Percy Anderson, dass ich ihn Mittwoch um 2 Uhr nachmittags besuchen würde. Die Korrespondenz nimmt zu.
Berieten über das Anerbieten des Herrn Joseph Thomson. Herr J. S. Keltie soll ihm privatim den Beschluss des Komitee mitteilen.
Trafen mit G. S. Mackenzie Vereinbarungen wegen der Angelegenheiten in Sansibar. Er sandte zwei Telegramme ab. General Brackenbury schrieb, dass die Lieferung von Kohlen der Genehmigung des Schatzamtes bedürfe.
18. Januar. Erledigte die Morgengeschäfte.
Reiste mit Oberst de Winton nach Sandringham, um Se. Königl. Hoheit zu besuchen. Hielt mit einer Karte von Afrika vor mir Ihren Königl. Hoheiten einen kurzen Vortrag über die zur Erreichung Emin Pascha's in Aussicht genommene Route. Hatte eine sehr aufmerksame Zuhörerschaft.
19. Januar. Sir William Mackinnon versammelte seine Freunde im Burlington-Hotel zu einem Abschiedsbanket für mich.
Habe heute einer großen Zahl von Freunden Lebewohl gesagt.
20. Januar. Der Dampfer „NAVARINO“ segelte heute Nachmittag mit den Waren und den Offizieren der Expedition, Leutnant Stairs, Kapitän Nelson und Herrn Mounteney Jephson, ab. Herr William Bonny verließ heute früh um 8 Uhr mit dem Negerknaben Baruti meine Wohnung, um sich nach der Fenchurch-Station zu begeben. Nach der Ankunft daselbst verlässt er Baruti nach einer kleinen Weile und geht nach dem Tower! Bei der Rückkehr zur Station um 2 Uhr nachmittags fand er nach seiner Behauptung, dass der Dampfer abgefahren war. Er begab sich dann zu den Schiffsmaklern Gray, Dawes u. Co., und erfuhr zu seiner Bestürzung, dass die Sache sich nicht mehr ändern ließ. Baruti wird verlassen, sehr hungrig und frierend von Oberst J. A. Grant in der Fenchurch-Station aufgefunden und wieder zu mir gebracht.
21. Januar. Schicke Herrn Bonny mit der Bahn nach Plymouth, um einen nach Indien bestimmten Dampfer einzuholen; weise ihn an, sich mit dem Knaben in Suez auszuschiffen und mich zu erwarten.
Reiste abends 8 Uhr 5 Min. von London nach Ägypten ab. Am Bahnhofe hatte sich eine große Menge versammelt, um mir nochmals die Hand zu drücken und mir freundlichst eine glückliche Reise zu wünschen.
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