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Allgemeine Regeln am Tisch

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Rund ums Essen gibt es eine Reihe von Regeln, die nicht direkt mit der Einnahme des Essens zu tun haben, die aber dazu dienen, dem Essen einen stilvollen Rahmen zu geben. Manche erscheinen dem zivilisierten Menschen als Selbstverständlichkeit, sollen hier aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Andere geraten leicht in Vergessenheit, weil sie einem vielleicht unwichtig erscheinen mögen. In der entsprechenden Situation können sie aber an Bedeutung gewinnen.

Selbstverständlichkeiten

→Vor dem Essen sucht man die Toilette auf und wäscht sich die Hände.

→Am Tisch sollte man Haltung bewahren: Auch zwischen den Gängen ist eine aufrechte Sitzhaltung angebracht. Die Ellbogen kommen mit dem Tisch nie in Berührung.

→Dass laute Verdauungs- oder Körpergeräusche absolut verpönt sind, und nicht nur beim Essen, gehört eigentlich zum gesellschaftlichen Grundwissen.

→Zu diesen allgemein anerkannten Tabus zählen auch Verrichtungen wie das Kauen von Fingernägeln und das Nasenbohren mit den Fingern.

→Erlaubt ist natürlich das Säubern der Nase mit dem Taschentuch, wenn man sich dabei vom Tisch abwendet und die Aktion nicht allzu lange ausdehnt. Besser wäre es, zu diesem Zweck kurz aufzustehen und sich ein paar Schritte vom Tisch zu entfernen.

→Auch das Schmatzen und Schlürfen ist kein Zeichen dafür, dass es besonders gut schmeckt, sondern gilt als grobe Unhöflichkeit gegenüber den anderen Personen am Tisch.

→Tabu ist auch das Kauen von Kaugummi zwischen den Gängen.

Servieren und Abtragen

Alle Tätigkeiten des Servierens und Abdeckens sind nicht Sache des Gastes, sondern ausschließlich die des dafür anwesenden Personals. Dazu gehören auch „hilfsbereite“ Handreichungen, die zwar nett gemeint sein können, aber von gut ausgebildetem Servicepersonal in der Regel nicht erwünscht sind. Stellen Sie nach einem Menügang keine Teller zusammen, sondern lassen Sie sie so stehen, wie sie eingedeckt waren. Aufeinander getürmte Teller lassen sich nur schwer zwischen den Köpfen der Gäste hindurch balancieren – vor allem dann, wenn darauf noch jede Menge Besteck liegt. Die Bedienung tut sich mit einzelnen Tellern leichter, von denen mehrere fachgerecht hinter den Gästen aufgenommen und abgetragen werden. Auch das Annehmen von vollen Gläsern mit der Hand kann problematisch sein, ganz abgesehen davon, dass damit ein Verstoß gegen die Etikette begangen wird. Eine gute Bedienung wird es erst gar nicht dazu kommen lassen – aber nehmen Sie die Teller beim Servieren nicht mit der Hand an, denn sie können sehr heiß sein.

Der Servierwagen ist für den Gast tabu, auch wenn er direkt hinter ihm steht und beispielsweise zum Nachfassen verführt. Ebenso werden die Warmhalteglocken, die möglicherweise auf dem Tisch über einer Schale oder Platte stehen, nur durch das Servicepersonal geöffnet. Ob direkt vom Tisch oder vom Servierwagen: Der Wunsch des Nachfassens wird unauffällig signalisiert und keinesfalls eigenmächtig erfüllt. Werden diese Regeln nicht eingehalten und wird infolge dessen etwas verschüttet oder geht etwas zu Bruch, wird dies letztlich dem Personal angelastet, obwohl der Gast es verursacht hat: Rotwein gelangt auf die Kleidung eines Gastes, Saucen tropfen von zusammengestellten Tellern, Besteck fällt herunter, Gäste fassen heiße Warmhalteglocken an und lassen sie im Reflex des Schmerzes fallen, heiße Suppen werden verschüttet – niemand wird Ihnen für Ihre „Hilfe“ danken.

Die speziellen „Vergehen“ rund ums Essen

Auch im Umfeld des Essens gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, gegen die Regeln der Höflichkeit zu verstoßen: Es wäre sicherlich unhöflich gegenüber dem Gastgeber, wenn Sie von den servierten Speisen nichts oder kaum etwas essen würden. Sie sollten in diesem Fall zumindest den Eindruck erwecken, als wären Sie an den servierten Leckerbissen kulinarisch höchst interessiert, aber einfach kein guter Esser.

Auch wenn Sie die Speisen nicht kennen, sollten Sie wenigstens von allem etwas probieren – so entgehen Sie der Einschätzung von Gastgeber und Gästen, altmodisch, unflexibel und ignorant gegenüber Neuem zu sein. Allerdings ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Teile des Menüs bei Ihnen keinen Anklang finden und Sie die aufgetragenen Speisen nicht vollständig aufessen.

Es macht aber auch keinen guten Eindruck, wenn Sie die Speisen sehr schnell essen, um noch einmal nachfassen zu können.

Leiden Sie am Tag einer Essenseinladung an einer Magenverstimmung, dann kann es für Sie besser sein, sich mit gutem Grund zu entschuldigen und dem Essen fernzubleiben, als sich der Qual einer üppigen Tafel auszusetzen.

Benimmregeln während des Essens

Nachschlag: Dieser wird insbesondere bei Suppe und Vorspeise nicht gern gesehen, weil diese Gänge angesichts des folgenden Hauptgangs in der Regel in nicht so großer Menge zubereitet werden.

Sonderwünsche: Mit Sonderwünschen bezüglich des Menüs sollte man zurückhaltend sein – sie stören den gesamten Ablauf in der Küche.

Büfett: Bei einem Büfett sollten Sie lieber zweimal gehen, als die Speisen auf Ihrem Teller anzuhäufen, bis kein Platz mehr darauf ist. Man könnte meinen, Sie hätten für diese Einladung tagelang gehungert!

Zahnstocher: Den Zahnstocher hinter der vorgehaltenen Hand am Tisch zu benutzen, ist zwar nach den klassischen Regeln erlaubt, erregt aber heutzutage bei nicht wenigen Menschen Widerwillen. Stehen Sie stattdessen nach dem Fleischgang kurz auf, und benutzen Sie den Zahnstocher auf der Toilette.

Nachwürzen: Als Beleidigung für die Küche wird es meistens aufgefasst, wenn Sie Salz und Pfeffer verlangen und übertrieben nachwürzen. In der Regel werden keine Gewürze auf den Tisch gestellt, weil dem Koch nicht ins Handwerk gepfuscht werden soll.

Gähnen: Das herzhafte Aufreißen des Mundes ist nicht immer nur Ausdruck von Langeweile, sondern kann auch die Folge von Sauerstoffmangel sein – es lässt sich kaum unterdrücken. Man sollte aber möglichst unauffällig gähnen: entweder mit geschlossenem Mund oder mit der Hand vor dem Mund.

Rauchen: Rauchen ist in geschlossenen Räumen inzwischen höchst unerwünscht und in Lokalen sogar verboten. Falls das Essen in den Räumen des Gastgebers stattfindet, sollten Sie die Zigarette auf jeden Fall im Freien (Balkon oder Terrasse) genießen.

Duftwolken: Fingerspitzengefühl ist beim Auftragen von Parfüm, Eau de Toilette oder Rasierwasser gefragt, denn am Tisch sollten die Essensgerüche dominieren und nicht die persönlichen Duftnoten.

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