Читать книгу Die große Begegnung - Herbert V Speer - Страница 14
Erste öffentliche mediale Sitzungen
ОглавлениеUnzweifelhaft bildete sich bei uns durch diese Versuche die vorhandene Medialität noch stärker aus. Die Schriftproben wurden immer komplizierter, sie wechselten innerhalb eines Satzes mehrfach die Schreibweise, so dass ein Wort gerade geschrieben war, das nächste Wort aber auf dem Kopf stand und die ganze Mitteilung sich wie eine Schnecke einrollte. Dann kamen ganze Serien von Mitteilungen in anderen Sprachen, die wir nicht beherrschten, aber nach Übersetzung als vollkommen richtig erkannt wurden, mitunter aber in alter Schreibweise oder in längst vergessenen Dialekten geschrieben waren. Diese übersinnlichen Mitteilungen in fremden Sprachen, sogar in türkischen Zeichen, schlugen dem Fass den Boden aus, wie man zu sagen pflegt. Wir kamen nun zur Überzeugung, dass wir diese göttliche Gabe nicht nur für uns allein in Anspruch nehmen durften. Wir mussten es anderen Menschen vorführen, damit sich andere von diesem großartigen Phänomen überzeugen konnten. Aber so leicht war das nicht. Wir hatten unsere Mitmenschen leider unterschätzt, und ebenso hatten wir die jenseitigen Kräfte falsch eingeschätzt. Zunächst hatten wir es mit ungläubigen Menschen zu tun, die tatsächlich der Meinung waren, dass wir sie betrügen wollten, obwohl wir nicht einen Pfennig Bezahlung verlangten. Doch unter der Gewalt der spontanen Niederschriften, die oft für den Teilnehmer überraschende Einzelheiten enthielten, änderte sich die vorgefasste Meinung schnell, zumal diese Mitteilungen in den meisten Fällen von physikalischen Phänomenen begleitet wurden. Mitunter waren diese physikalischen Begleiterscheinungen so stark, dass das ganze Zimmer mit allen Dielen und Möbeln in starke Schwingungen kam, die geradezu beängstigend wirkten. Kein Wunder, dass im Mittelalter derartige Phänomene gefürchtet wurden und die Medien auf den Scheiterhaufen kamen.
Allmählich fanden wir heraus, dass unsere Bemühungen eigentlich durch vier Jenseitige unterstützt wurden, die wir alle beim Namen kannten. Es handelt sich um eine Interessengruppe, die sehr religiös ausgerichtet war und die unser Tun in allen Einzelheiten verfolgten. Immer wieder wurden wir in Erstaunen versetzt, wenn wir feststellten mussten, wie genau man uns beobachtete und wie man unsere Gedanken lesen konnte. Es gab nichts, auch nicht ein gedachtes Wort oder ein aufkommendes Gefühl, das wir vor ihnen hätten verbergen können.
Eines Tages meldeten sich auf diese Weise verschiedene Verstorbene, die wir gut gekannt haben, auch waren Verwandte dabei, die uns die merkwürdigsten Neuigkeiten mitteilten. In kurzer Zeit hatten wir uns so eingeübt, dass wir eine sehr umfangreiche und schnelle Korrespondenz zwischen uns und dem Jenseits herstellen konnten. Wenn die Jenseitigen etwas mitzuteilen hatten, dann gaben sie uns ein laut vernehmbares Klopfzeichen in den Möbeln, das wir bald genau kannten. Natürlich verfielen auch wir dem Gedanken, ob es nicht mal zulässig sei, dass man uns von der jenseitigen Welt materiell helfen könne. Aber bald gaben wir diese Wünsche wieder auf, nachdem wir feststellen mussten, dass auch die Abgeschiedenen keine Hellseher waren, oder dass sie gegenüber uns taten, als ob sie uns in dieser Weise wirklich keinen Tipp geben konnten. Mitunter schrieb ich mit einem jenseitigen Wesen und unterhielt mich mit ihm über allerlei wichtige Fragen, denn jener war sehr gebildet und verfügte über ein erstaunliches Wissen, das mir viel Freude bereitete. Ich fragte ihn deshalb, ob der Friedenswille der Kommunisten ehrlich sei? Die Antwortet lautete: „Sie wollen die ganze Welt beherrschen um gleichzeitig über Gott triumphieren zu können. Aber sie werden besiegt werden durch den wahren und einzig gerechten Glauben an ihn, den allmächtigen Gott.“ Ein andermal fragte ich meinen unsichtbaren, aber durchaus fühlbaren Freund, wie ich mich zu verhalten hätte, wenn ich einmal sterben müsste? Er schrieb mit meiner Hand: „Dann werde ich bei dir sein und dich mit Liebe empfangen, in der ersten Zeit deiner seelischen Dunkelheit. Aber dann werde ich dich an das große Licht führen, damit du erkennst, warum Gott so vieles geschehen lässt, was ihr nicht begreifen könnt. Aber das ist alles nur zu seinem Nutzen.“
Eines Abends hatte ich meinen Hausarzt eingeladen. Dieser Mediziner, ein älterer Herr und Amtsarzt a. D., sollte einmal sein Urteil abgeben. Am Anfang unserer Vorführung sagte er weder Ja noch Nein. Aber dann kam er aus sich heraus und begann von sich aus Fragen zu stellen. Diese Fragen drehten sich um wissenschaftliche und medizinische Themen, mit denen er sich schon lange ernsthaft beschäftigt hatte. Sein Erstaunen wuchs von Minute zu Minute, denn jede Antwort war eine Sensation auf seine Fragen. Schließlich meinte er zu uns, dass wir diese Fragen niemals aus dem Stegreif hätten beantworten können, da sie ein genaues Studium erfordert hätten. Außerdem hatte er seine Fragen in Gedanken gestellt, sodass sie uns völlig unbekannt waren. Heute weiß ich, dass es angebliche Gelehrte gibt, die eine Antwort auch auf dieses Phänomen wissen wollen. Sie nennen es unbewusste Telepathie. Wir hätten das Unterbewusstsein des Arztes angezapft.
Aufgrund meiner Schulreligion hatte ich von Himmel und Hölle eine ganz andere Vorstellung gehabt, als es sich jetzt zeigte. Ich glaube sogar, dass meine Vorstellung auch die Vorstellung von vielen meiner Mitmenschen ist. Zunächst war ich der Ansicht, dass der Himmel sehr weit von der Erde entfernt, irgendwo im weiten Weltall liegt, vielleicht auf einem anderen Stern. Zum Himmel rechnete ich das ganze Jenseits, und die Hölle musste meiner Vorstellung nach ebenfalls in unermesslich weiter Ferne liegen, wenn es überhaupt so etwas Ähnliches wie eine Hölle gibt. Weiter hatte ich die Vorstellung, dass die Seele des Menschen, im Falle, dass sie tatsächlich den Körper überlebt, ebenfalls sofort in unermessliche Fernen getragen wird, auf alle Fälle so weit wie möglich von unserer Erde weg. Der Widersacher war für mich einfach eine Märchenfigur mit drei Hörnern und einem langen Schwanz, so wie Kasperle mit ihm herumstritt. Gott war für mich keine menschenähnliche Existenz, sondern nur eine gewaltige Naturkraft, d. h. gewisse Naturgesetze, die man zu respektieren hatte und nach denen sich alles Leben und der Lauf der Gestirne richteten. Hierzu kamen die vielen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die Biologie, die Technik und vieles andere. Das alles zusammengefasst ergab eine abgerundete Welt, ja einen Kosmos, ein Weltall. Was jenseits davon lag, war nicht zu ergründen, noch zu begreifen. Das Gehirn war eben nicht mehr aufnahmefähig für derartige abstrakte Vorstellungen. Durch das automatische Schreiben, das wir gegenseitig kontrollierten, veränderte sich allmählich die Vorstellung vom Universum, von Gott und seinem Jenseits. Wir machten verschiedene Experimente mit beschrifteten Zetteln, die wir mit der Schrift nach unten, gemischt wie ein Kartenspiel, auf den Tisch legten. Unsere gute Jenseitsverbindung war in der Lage den Text auf diesen Zetteln schon vorher zu lesen, bevor wir uns dieselben betrachtet haben. Das war schon etwas wie reines Hellsehen, hat aber mit dem Hellsehen nichts zu tun.
Allmählich fühlte ich mich verpflichtet, diese wunderbare Verbindung nicht für mich allein in Anspruch zu nehmen, sondern andere Menschen damit zu überzeugen. Ich lud daher, völlig kostenlos und nur aus reinem Idealismus, fremde Menschen in meine Wohnung ein, um ihnen einen Beweis vom Leben nach dem Tod zu geben. Sogar meinen Hausarzt hatte ich dazu überredet. Er war ein ausgemachter Materialist und mit den allerstärksten Zweifeln ausgerüstet. Allmählich kapitulierte auch er vor diesen überaus eindrucksvollen Mitteilungen und schließlich kam er öfter als mir lieb war, weil er diese Verbindung zu interessant fand und auch viele wissenschaftliche Fragen stellte, die ihm zu seiner vollen Zufriedenheit beantwortet wurden. Wir mussten dabei immer wieder feststellen, dass die unsichtbaren Intelligenzen alle ihre Sinne sehr gut beisammen hatten, vor allem, dass sie sehr gut hören und sehen konnten.