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Ein unvergesslicher Abend

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Als ich an jenem unvergesslichen Abend im Bett lag, befand ich mich in der größten Spannung meines Lebens, denn ich hatte aufgrund der merkwürdigen Ankündigung das Gefühl, dass tatsächlich etwas Bedeutsames geschehen würde. Trotzdem war ich sehr im Nachteil, da ich mich kaum für eine Religion interessiert hatte, ja, ich hatte nicht einmal einen richtigen Konfirmationsunterricht gehabt. Nun stand ich machtlos vor einem religiösen Phänomen. Einige Zeit lag ich ruhig im Bett, ohne dass etwas geschah. Im gleichen Zimmer schliefen meine 15jährige Tochter und mein 17jähriger Sohn, der als starkes Schreibmedium allerdings ein erhebliches Od ausstrahlte und neben mir lag. Es herrschte vollkommene Ruhe, bis auf die regelmäßigen Atemzüge der beiden Kinder. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde vergeblich gewartet hatte und immer noch nichts geschah, glaubte ich schon, dass überhaupt kein Ereignis eintreten würde.

Um aber ganz sicher zu gehen, hob ich meine rechte Hand in die Höhe, streckte den Zeigefinger aus und wartete erneut. Nach weiteren zehn Minuten spürte ich plötzlich einen gewaltigen Schauer, der meinen ganzen Körper einhüllte. Zur selben Zeit knisterte es heftig im Parkettfußboden und aus dem Nebenzimmer, dessen Tür geöffnet war, hörte ich ein mehrmaliges scharfes Knacken im Holz der Möbel. Meine Tochter stöhnte laut auf, warf sich gewaltsam auf die andere Seite und rief im Schlafe laut die Worte: „ Jetzt komme ich!“ Im selben Augenblick schoss eine ziemlich starke magnetische Kraft in meinen Arm und ich konnte es nicht verhindern, dass meine Hand große Buchstaben in die Luft malte, die ich im Geiste genau verfolgen konnte. Und die geheimnisvolle Schrift schrieb: „Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit, denn er ist der Erlöser – Amen.“

Ich wiederholte in Gedanken: „Amen!“

Die magnetische Macht führte weiter meine Hand. Voller Spannung verfolgte ich Buchstabe für Buchstabe und trotzdem ich aus den ersten Buchstaben bereits das Wort erkennen konnte, so wollte ich keinesfalls vorgreifen, noch unhöflich sein, sondern wartete geduldig, bis auch der letzte Buchstabe ausgeschrieben war. Meine Hand schrieb immer schneller, sodass der Text, wie langsam gesprochen, erkenntlich wurde.

„Ich bin es wieder. Ikarus, der Bote Gottes. Der Allmächtige hat mich zu dir gesandt, um dir etwas zu verkünden. Gott braucht dich als Helfer. Folge genau seinen Anweisungen. Gott wird es dir einmal lohnen.“

Diese Botschaft brachte mich im ersten Augenblick völlig aus der Fassung. Ich möchte denjenigen einmal sehen, dem es nicht ähnlich ergehen würde. Auch das Alte Testament weiß zu berichten, dass die Propheten, die von dieser Stimme angerufen wurden, im ersten Augenblick ihre ganze Selbstbeherrschung einbüßten. Ein Bote Gottes konnte nach klarer Überlegung nur ein Engel des Herrn sein. Doch dieser Engel schrieb weiter: „Gott möchte gerne, dass die Bibel umgeschrieben wird. Du könntest diese Arbeit für ihn tun.“

Das war ein ungewöhnlich schweres Verlangen. Zunächst wunderte ich mich sehr, warum diese Arbeit gerade von mir verlangt wurde, wo ich über die Bibel überhaupt nicht Bescheid wusste. Andererseits befand ich mich in einem unerhörten Rauschzustand, der mir einen Tränenstrom entriss. Natürlich befand ich mich in einer unvergleichbaren Ekstase. Böse Zungen haben schon immer behauptet, dass die Bibelpropheten nur in ihrer Ekstase etwas zusammengedichtet haben. Die Ekstase ist das A und O der Inspiration. Mein Beispiel zeigt jedoch, dass die Ekstase nicht das Phänomen hervorgerufen hat, sondern das Phänomen die Ekstase.

Ich wusste nicht, was ich dem Engel Ikarus antworten sollte. Natürlich konnte er alle meine Gedanken mit Leichtigkeit lesen. Um nicht den ganzen Auftrag zu verwerfen, bot ich einen Vergleich an: Ich wollte gut und gerne nach allen Kräften bemüht sein, den göttlichen Willen in Romanen und Kurzgeschichten zum Ausdruck zu bringen. Ikarus blieb bei seinem Thema. Mein Finger schrieb seine Antworten kraftvoll Buchstabe für Buchstabe in die Luft, in die Finsternis. Ich war gezwungen auf jede Bewegung zu achten, um nicht den Text zu verlieren. „Gott setzt seine Werkzeuge in ein Amt. Du bist keinesfalls auf dich allein angewiesen, denn alles, was zu deiner Aufgabe gehört, gibt dir der Allmächtige so reichlich, dass du keinen Mangel daran haben wirst. Du könntest die Bibel sehr gut umschreiben, aber Gott zwingt keinen Menschen etwas zu tun, das er nicht aus Liebe von sich selbst tut.“

„Warum soll die Bibel geändert werden?“

„Sieh dir das Buch der Bücher an! Die Bibel ist schwarz gebunden. Sie enthält einen großen Teil an falschen Übersetzungen und schwarzer Magie. Es ist nicht Gottes Wille, die Menschen damit zu erschrecken, noch damit zu drohen. Gott ist barmherzig und liebevoll ohne alle Grenzen. Ein Buch des Allmächtigen soll keine Schandtaten enthalten. Es soll trösten und belehren.“

„Warum ergeht dieser Auftrag nicht an die Theologen? Luther hat doch die Bibel bearbeitet.“

„Die Theologen sind schwarz gekleidet, genauso ist ihr heutiges Denken in vielen, vielen Fällen. Doch wenn sie höher stehen, dann sind es noch lange keine Medien und damit keine Werkzeuge unserer Welt.“

Ich bat Ikarus um einen zusätzlichen Verstand, um mit einer solchen Aufgabe fertig zu werden. Außerdem konnte ich mir kein besseres Geschenk ausdenken, als einen Verstand, der alles klar erkennt und beurteilt. Ikarus hörte meine Gedanken ab und versprach mir, dafür zu sorgen, dass mein Wunsch in Erfüllung gehe.

„Sei heute Nacht bei Gott zu Gast!“ Ich erschrak bei diesen Worten bis ins Innerste und dachte sogar an ein Sterben. „Gott hat dich eingeladen. Aber du wirst dich an nichts erinnern können, wenn du von deiner Astralreise zurück bist. Habe keine Angst, denn dein Körper wird von einem sehr starken Engel bewacht werden. Dieser Engel wird solange in deinem Körper Wohnung nehmen.“

Dies war der Anfang zu einem Märchen aus 1001 Nacht. Ich hatte nie geglaubt, dass derartige übersinnliche Mitteilungen möglich sind. Doch später habe ich erfahren müssen, dass die unsichtbare Macht noch ganz andere Vorstöße in unser Leben unternimmt.

Die große Begegnung

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