Читать книгу Der Fall Monika Stark - Heribert Weishaupt - Страница 11

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Ronni hatte den Schlüssel bei der Wohnungsverwaltung abgegeben und schlenderte gemütlich zu seiner Wohnung zurück. Er hatte alles erledigt, was vor der Abreise zu erledigen war. Es gab jetzt kein Zurück mehr.

Als er in die Straße einbog, in der sich seine Wohnung befand, stutzte er. Auf dem privaten Parkplatz vor dem Haus parkte ein ihm unbekannter PKW.

Das konnte unmöglich bereits ein Mitarbeiter der Wohnungsverwaltung sein, der die Wohnung reinigen wollte. Der PKW hätte an ihm vorbeigemusst und das hätte er bemerkt. Es handelte sich um ein neueres Modell eines großen Kombis und der Wagen trug keine Aufschrift einer Firma. Er vermutete daher, dass es sich um eine private Person handelte, die dort widerrechtlich geparkt hatte und zum Strand gegangen war. In der vergangenen Woche war das einige Male vorgekommen und es stellte auch grundsätzlich kein Problem dar. Er war der einzige Mieter im Haus und der Parkplatz war immer frei, da sein Wagen in Eemshaven stand.

Trotzdem beschleunigte er unwillkürlich seine Schritte. Als er nahe genug herangekommen war, konnte er das Kennzeichen lesen.

Es begann mit SU …

Die Buchstaben und Zahlen dahinter sagten ihm nichts. „SU“ bedeutete, der Wagen war eindeutig im Rhein-Sieg-Kreis zugelassen.

Sollte ihn jemand unverhofft besuchen wollen? Eine Überraschung womöglich?

Na, derjenige hätte kein Glück. Er hätte die Fahrt vergeblich unternommen. Er, Ronni, würde sich nicht aufhalten lassen. Er musste zurück nach Hause.

Als er noch näher herangekommen war, erkannte er hinter dem Steuer einen Mann. Dieser schien Ronni ebenfalls bemerkt zu haben und stieg aus.

Als Ronni nur noch fünf, sechs Meter von ihm entfernt war, blieb er stehen und betrachtete den Mann, der sich keinen Schritt von der noch geöffneten Autotür entfernte. Ronni musterte sein Gegenüber von Kopf bis Fuß. Nein, diesen Mann kannte er nicht.

Sein Gegenüber glotzte ihn mit starren Augen an, sagte aber kein Wort.

„Warten Sie auf mich?“, fragte Ronni, ohne sich dabei dem Mann weiter zu nähern.

„Ja natürlich, mein Freund. Erkennst du mich denn nicht mehr?“

Ronni kniff die Augen zusammen und musterte den Mann nochmals von oben bis unten. Ungefähr 1,90 Meter groß und breitschulterig. Unter seiner blau-weißen Windjacke wölbte sich unverkennbar der Bauch, so schien es jedenfalls. Der Mann hatte fast eine Glatze. Nur am äußeren Rand spross ein Kranz spärlicher Haare, die der Wind in alle Richtungen wehte. Sein Gesicht hatte eine unnatürlich rosa, ja fast rote Hautfarbe.

Nein, diesen Mann hatte er noch nie gesehen.

Diesen Mann kannte er nicht. Da war er sich vollkommen sicher.

„Nein, ich kenne Sie nicht. Wer sind Sie denn?“

„Aber Ronni, ich bin`s doch. Berti aus Bergheim.“

Mit diesen Worten löste sich der starre Blick, mit dem er sein Gegenüber anschaute und er eilte mit großen Schritten auf Ronni zu und schloss ihn in seine Arme.

„Bin ich froh, dass ich dich antreffe. Du hast dich überhaupt nicht verändert, mein Freund. Außer, dass du im Gesicht etwas dicker geworden bist.“

Ronni hatte keine Chance, der Umarmung von Berti zu entgehen, es sei denn, er hätte Gewalt angewendet. Aber das schien ihm im Augenblick etwas überzogen zu sein. So ließ er diesen Akt der Herzlichkeit über sich ergehen und sagte nichts.

„Erkennst du mich denn nicht mehr? Okay, ich habe ein paar Haare verloren. Aber sonst bin ich noch der Alte, so wie früher.“

Ronni konnte nicht glauben, was er da hörte. Von dem Berti, an den er sich erinnerte, waren nur die braunen Augen geblieben und die schienen auf dem besten Weg zu sein, von der fleischigen Umgebung verschlungen zu werden.

„Ja, ja, tatsächlich. Ich hätte dich fast nicht erkannt. Ich habe aber auch nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen“, antwortete Ronni höflicher, als er eigentlich wollte.

„Da siehst du mal. Einmal Freund, immer Freund. Ich vergesse nie jemanden.“

Und wieder schlossen sich die Arme um den Oberkörper von Bertis Freund.

Als Ronni endlich wieder atmen konnte, stellte er ganz langsam und deutlich die für sich entscheidende Frage:

„Was … willst … du … hier?“

„Du wolltest mir doch helfen …“

„Nein, das wollte ich nicht. Ich wollte die Polizei anrufen“, unterbrach ihn Ronni scharf.

„Ja, ja. Ich weiß. Du hast dich am Telefon ein bisschen geziert. Da du nicht zu mir kommen konntest, komme ich zu dir. Und glaub mir, es war eine Scheißfahrt. Ich musste um 8:30 Uhr die Fähre in Emden erreichen und bin fast die ganze Nacht durchgefahren. Na ja, zumindest ab drei Uhr. Dann saß ich über zwei Stunden auf der Fähre herum. Und bevor ich losfuhr, musste ich doch noch alles in den Kofferraum verstauen – und das hat auch noch einige Zeit gedauert. Du verstehst?“

Berti machte eine kurze Pause um Luft zu holen, denn durch diesen Redeschwall wurde er atemlos, und seine Gesichtsfarbe hatte sich in tiefes Rot verwandelt.

Ronni nutzte diese kurze Pause.

„Dann bedeutet das, dass du die Polizei nicht angerufen hast?“

„Genau, habe ich nicht. Ich bin doch jetzt bei dir und du bist doch die Polizei, oder …?“

„Ja, natürlich. Daher habe ich auch meine Koffer gepackt und wollte heute mit der Fähre um 13:30 Uhr nach Hause fahren. Zu Hause werde ich mich um den Fall kümmern.“

„Das wolltest du für mich tun?“

Als Berti erneut auf Ronni zukam, um ihn wahrscheinlich erneut dankbar zu umarmen, streckte dieser die Arme aus und zeigt ihm damit an, auf Distanz zu bleiben.

„Damit ich die Fähre noch erreiche, werde ich jetzt meine Koffer in der Wohnung holen und du könntest mich zur Fähre fahren. Was hältst du davon?“

Ronni ging an Berti vorbei zur Haustür. Bevor er den Schlüssel ins Schloss steckte, blieb er wie angewurzelt stehen. Alle seine Bewegungen schienen eingefroren zu sein.

„Moment mal.“

Er drehte sich abrupt zu Berti um und starrte ihn mit bangem Blick an.

„Was ist mit Moni? Was hast du mit der Leiche gemacht?“

Berti bemerkte den ängstlichen Blick seines von ihm auserwählten Freundes und sagte gar nichts.

„Was hast du mit Moni gemacht?“, fragte Ronni noch eindringlicher und ging auf Berti zu, packte ihn mit beiden Händen an der Jacke und schüttelt ihn.

Bevor Berti antwortete, befreite er sich aus Ronnis Griff und ging schnell hinter das Heck seines Autos, als flüchtete er vor ihm.

„Die habe ich mitgebracht!“

Ronni konnte nicht glauben, was er soeben hörte.

„Du hast was? Du hast Monis Leichnam …“ Er hielt mitten im Satz inne und versuchte sich zu sammeln, bevor er nochmal mit dem Satz begann, den er vorher nicht beenden konnte.

„Du hast Monis Leichnam im Auto mitgebracht?“

Ronni lief auf Berti zu, um ihn erneut zu packen. Dieser achtete aber darauf, dass sein Auto immer zwischen ihm und dem aufgebrachten Freund blieb.

„Ja. Bleib endlich stehen und lass mich in Ruhe, dann zeig ich sie dir.“

„Das glaube ich jetzt nicht“, stöhnte Ronni und schüttelte immer wieder seinen Kopf, als wäre er ein kleines Kind, dem man sagt, dass es keinen Nikolaus gibt.

Er beugte sich zum Seitenfenster des Autos herunter und schaute in den Innenraum. Da lag keine Leiche.

„Hast du Moni im Kofferraum?“

„Ja, natürlich. Ich konnte sie doch nicht auf den Beifahrersitz setzen. Wenn du mich in Ruhe lässt, zeig ich sie dir.“

„Mach schon die Heckklappe auf.“

Ronnis anfängliche Bestürzung war jetzt in Wut umgeschlagen.

Berti ging zur Rückseite des Autos, wobei er den Blick nicht von Ronni abwendete. Als er die Heckklappe anhob, trat sein ehemaliger Freund neben ihn.

Vor ihnen lag ein in blauen Plastiksäcken verschnürtes großes Paket.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, stöhnte Ronni.

„Ich glaube es nicht.“

Berti war zwei Schritte zurückgetreten und sagte gar nichts.

Ronni begann an den Plastiksäcken zu zerren. Er wollte feststellen, ob sich darin tatsächlich Moni befand. Doch das war schwierig. Er ertastete zwar etwas, das ein Kopf sein konnte, aber der Sack ließ sich nicht so einfach entfernen, da er mit einer Kordel fest verpackt war. Einfach den Sack aufreißen, dazu konnte er sich nicht überwinden. Das wäre ihm wie Leichenfledderei vorgekommen, wenn denn tatsächlich Moni in dem Sack steckte. Daher begann er umständlich die Knoten der Kordel zu lösen und danach vorsichtig den blauen Sack wegzuziehen.

Als Kommissar des Morddezernates hatte er bereits eine Menge Menschen gesehen, die auf die eine oder andere unschöne Art ums Leben gekommen waren. Die einen mehr, die anderen weniger mit Blut befleckt. Manche waren, vor allem, wenn es sich um Wasserleichen handelte, völlig entstellt. Immer musste er sich überwinden, den Körper anzusehen.

So war es auch in diesem Fall. Unwillkürlich wich er zwei Schritte zurück. Den blauen Sack in den Händen, starrte er die vor ihm liegende tote Frau aus einiger Entfernung an. Dann ein fast hilfesuchender Blick zu Berti. Doch der stand inzwischen mindestens zehn Meter entfernt, hatte sich abgewandt und schaute zu den Dünen hoch. Von ihm konnte er keine Unterstützung erwarten.

Ronni schaute in die weit aufgerissenen Augen der Toten, deren Bindehaut fast schwarz war. Er hatte Mühe, seinen Blick von den Augen abzuwenden. Das Gesicht der Toten war bleich und die Haut schien bereits total ausgetrocknet zu sein. An einigen Stellen der Wangen hatten sich rötliche Totenflecken gebildet. Wahrscheinlich durch den Druck des fest verschnürten Sackes.

Das sollte Moni sein? Diese hübsche, blonde Frau mit dem netten Lächeln. Der Tod hatte sie so entstellt, dass er nur wenig Ähnlichkeit mit der Frau feststellen konnte, die er gekannt hatte. In der jetzigen Situation erleichterte ihn dieser optische Abstand ein wenig.

Langsam näherte er sich wieder dem Kofferraum und somit der Toten. Er befühlte so behutsam wie möglich die Haut. Sie fühlte sich kalt an. Er wusste, das lag an der Erwartung, die der Mensch bei der Berührung nackter Haut hat. Es bedarf daher keiner großen Abkühlung, damit bereits ein unangenehmer kalter Eindruck entsteht.

Der Hals der Toten war mit ausgeprägten Würgemalen bedeckt. Das bestätigte Bertis Aussage, dass sie erwürgt wurde.

Dann versuchte er, den Körper ein wenig zu drehen, um den Arm der Toten zu bewegen und festzustellen, ob die Totenstarre bereits eingesetzt hatte. Doch sofort war ihm klar, dass die Totenstarre vollständig ausgeprägt war und er sah von seinem Vorhaben ab.

Nach seinen Erfahrungen wusste er, dass die Totenstarre nach etwa acht Stunden voll ausgeprägt war. Moni musste demnach mindestens acht, wenn nicht noch einige Stunden länger tot sein.

Ronni trat zurück und atmete mehrmals tief ein, bevor er sich zu Berti umdrehte und rief:

„Ich werde jetzt die hiesige Polizei anrufen. Die muss den Fall aufnehmen und die Spurensicherung hierherschicken.“

Sein früherer Freund gab keine Antwort. Er schaute weiterhin zu den Dünen hoch, als suche er dort im Sand nach einer Antwort oder Lösung für diese Situation.

Ronni ließ ihn in Ruhe, nahm sein Smartphone, entfernte sich ein Stück vom Auto und drehte sich mit dem Rücken zu Berti. Er wollte nicht, dass Berti sein Gespräch mit den Kollegen mithörte.

Er kannte natürlich die Rufnummer des Polizeireviers auf Borkum nicht, daher wählte er die Notrufnummer 110. Auch wenn „Not“ in diesem Fall vielleicht das falsche Wort war, denn ein Zustand des Mangels oder eine lebensbedrohliche Situation lag bei Moni bestimmt nicht mehr vor.

„Moin, was kann ich für Sie tun?“, fragte eine freundliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.

Ronni schilderte die Situation, dass er nach Hause fahren wollte und sein Freund gerade mit dem Wagen angekommen sei und sich im Gepäckraum seines Wagens die Leiche einer Frau befand, die offensichtlich ermordet worden war.

Die Frau rang offenbar nach Luft. Ein Mord! So etwas hatte es auf Borkum scheinbar noch nicht gegeben.

Nachdem Ronni seinen Namen und die Adresse genannt hatte, gab die Beamtin ihm mit hörbar aufgeregter Stimme noch einen Hinweis, dessen erster Teil aber bereits zu spät kam:

„Rühren Sie nichts an und bleiben sie am Tatort. Meine Kollegen sind in wenigen Minuten bei Ihnen.“

„In Ordnung“, sagte Ronni und beendete das Gespräch.

Hätte er der Kollegin erklären sollen, dass er die Tote und den PKW bereits angefasst hatte und dass es sich hier nicht um den Tatort handelte?

Nein, das hätte nur zu unnötigen Fragen geführt und seine Glaubwürdigkeit untergraben. Er wollte das Eintreffen der Kollegen abwarten und dann die ganze Geschichte erzählen und erklären. Wobei er sich darüber klar war, dass ihm eine Erklärung schwerfallen würde. Aber wenn er dann klarmachen würde, dass er selbst ein Kriminalkommissar aus Bonn ist, würde sicherlich manche Erläuterung einfacher werden.

Ronni drehte sich um. Er wollte Berti von dem bevorstehenden Eintreffen der Polizei informieren. Aber sein früherer Freund war nirgendwo zu sehen.

Er lief nach rechts, nach links und in Richtung der Dünen. Berti war wie vom Erdboden verschwunden.

„Ist der Kerl doch tatsächlich abgehauen“, dachte er.

„Ist vielleicht doch nicht so unschuldig, wie er sich immer dargestellt hat. Na ja, weit kann er nicht kommen. Ohne Auto zur Fähre ist es sicherlich für ihn zu weit. Und schließlich ist Borkum eine Insel, die kann er nicht so schnell verlassen“, beruhigte er sich.

Die Polizeiwache befand sich im Zentrum von Borkum, direkt in der Fußgängerzone und war nur wenige hundert Meter von der Ferienwohnung entfernt. Ronni wartete neben Bertis PKW auf das Eintreffen der Borkumer Kollegen.

Nach gefühlt einer Minute bog der Streifenwagen mit Blaulicht in die Straße ein und hielt mit quietschenden Reifen nur wenige Meter vor Ronni an. Zum Glück hatten die Polizisten nicht das Martinshorn angestellt und schalteten auch das Blaulicht sofort aus. Daher blieb der von Ronni befürchtete Menschenauflauf erfreulicherweise aus.

Drei Beamte in Uniform sprangen fast gleichzeitig aus dem Wagen und rannten auf Ronni zu.

„Haben Sie uns angerufen? Wie heißen Sie? Wo befindet sich der Wagen mit der Leiche?“, schleuderten die Beamten ihre Fragen heraus.

„Nun mal langsam. Der PKW mit der Leiche steht hier.“

Ronni deutete mit der Hand auf Bertis Auto direkt neben sich.

„Und ja, ich habe Sie angerufen. Mein Name ist Ronni Kern. Ich …“

Weiter kam er nicht, die Polizisten liefen an ihm vorbei zum geöffneten Laderaum von Bertis PKW.

Alle drei beugten sich in den Laderaum, bis einer der drei einen Schritt zurückging und mit Kennerblick zu Ronni gewandt erklärte: „Die Frau ist tot!“

Die beiden anderen Polizisten schauten ebenfalls Ronni an und nickten zustimmend.

„Welch eine überraschende Erkenntnis!“, dachte Ronni, sagte aber nichts.

„Wieso liegt diese Frau in Ihrem PKW?“ fragte der Polizist, der anscheinend der Sprecher der drei war.

„Das ist nicht mein Wagen. Hören Sie …“

„Das hier ist nicht Ihr PKW? Wem soll das Auto denn gehören, wenn nicht Ihnen? Ich sehe hier niemand anderes.“

„Der PKW gehört Berti Dumm. Ich meine, Hubert Dumm.“

„Berti Hubert Dumm. So, so. Und wo ist dieser Berti Hubert Dumm?“

„Der ist abgehauen, als ich mit Ihrer Kollegin telefonierte.“

„So, so, abgehauen ist er. Es ist offensichtlich, dass die Frau erwürgt wurde. Der Täter war sicherlich auch dieser Berti Hubert Dumm.“

Provozierend lächelnd schaute der Polizist Ronni an.

„Wahrscheinlich nicht. Der Täter muss jemand anderes gewesen sein. Die Frau ist Bertis Freundin. Berti hat die Leiche mit seinem Wagen lediglich nach Borkum gebracht.“

„Hat die Leiche so einfach nach Borkum gebracht.“

Der Polizist stand Ronni bereits so nahe, dass dieser seinen Atem spüren konnte.

„Zu Ihnen wahrscheinlich, um sie mit Ihnen zusammen in den Dünen zu verscharren? Mann, ich glaube Ihnen kein Wort. Festnehmen!“

Die beiden anderen Beamten stürzten sich auf Ronni, als hätten sie nur auf diesen Befehl gewartet. Ehe sich dieser versah, waren seine Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt.

„So, jetzt wollen wir uns einmal Ihren Ausweis ansehen.“

Die beiden Polizisten tasteten den Festgenommenen ab und fanden sofort seine Geldbörse und den darin befindlichen Personalausweis.

„Mensch Männer, was soll das. Ich bin doch auch Polizist. Kriminalkommissar in Bonn.“

„Ja, ja und ich bin der Sohn des Papstes. Wo ist denn Ihr Dienstausweis? Ich finde keinen.“

Der Sprecher der drei Polizisten hatte die Geldbörse an sich genommen und suchte direkt vor Ronnis Augen nach dem Dienstausweis.

„Den habe ich nicht dabei. Ich bin hier auf Borkum in Urlaub.“

„So, so. In Urlaub. Hier auf Borkum. Kennen Sie die Tote?“, fauchte der Polizist ihn an, dass Ronni eine Salve seiner feuchten Aussprache abbekam.

„Ja, das ist Monika Stark.“

„Woher kennen Sie die Frau, wenn sie doch angeblich im PKW von diesem Dumm liegt?“

„Wir waren einmal befreundet.“

„So, so, befreundet waren Sie einmal. Und jetzt ist sie tot und dieser Dumm verschwunden. Welch ein Zufall.“

„Ich habe die Papiere. Sie lagen im Handschuhfach.“

Einer der beiden anderen Polizisten reichte dem Sprecher der dreien ein kleines Plastiketui.

„Ich sehe, der PKW ist nicht auf diesen ominösen, angeblich verschwundenen Dumm zugelassen, sondern tatsächlich auf eine Monika Stark, unserer Leiche. Wie erklären Sie sich das?“

„Keine Ahnung. Dann ist es halt der Wagen von Moni. Auf jeden Fall ist Berti mit dem Wagen nach Borkum gekommen.“

„Wo ist eigentlich Ihr Wagen?“

„Der steht in Eemshaven. Ich habe hier auf Borkum kein Auto.“

„So, so. In Eemshaven. Soll ich Ihnen sagen, was hier geschehen ist?“

„Da bin ich aber mal gespannt“, entgegnete Ronni und stellte sich demonstrativ lässig vor den Polizisten.

„Sie sind mit dieser Frau in deren PKW nach Borkum gekommen. Es kam zum Streit und Sie haben sie dabei erwürgt. Dann haben Sie sie in den PKW gelegt und wollten Sie irgendwo verscharren. So war es. Punkt.“

„Nein, so war es nicht. Wieso habe ich Sie denn angerufen?“

„Keine Ahnung. Vielleicht waren Sie das gar nicht. Vielleicht hat Sie jemand beobachtet, der Sie kennt und hat uns dann angerufen.“

„Das ist doch völliger Unsinn. Ich bin selbst Polizist …“

„Der sich nicht ausweisen kann.“

Der Beamte lachte herausfordernd laut.

„Bringt den Mann zur Wache und sperrt ihn ein. Dann ruft ihr die Spurensicherung und fordert den Kommissar aus Emden an. Danach kommt ihr wieder hierher. Ich warte dann hier“, wies er seine beiden Kollegen an, die Ronni packten und ihn in den Polizeiwagen verfrachteten.

„Das dauert doch bestimmt ewig, bis die Spurensicherung hier ist. Sie können mich doch nicht solange einsperren.“

„Doch das können wir. Sicherungsgewahrsam heißt das Zauberwort. Außerdem werden der Kommissar und die Kolleginnen und Kollegen der Spurensicherung eingeflogen. So einfach geht das hier bei uns“, antwortete der Polizist, der sich neben Ronni auf den Rücksitz setzte.

Ab ging die Fahrt zur Borkumer Polizeiwache.

Der Fall Monika Stark

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