Читать книгу Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psychoanalyse - Hermann Staats - Страница 7

Vorwort

Оглавление

Entwicklungspsychologische Konzepte spielen in der Psychoanalyse eine große Rolle – wir benutzen sie, um uns zu erklären, wie und warum jemand so geworden ist, wie er ist, und aus welchen Gründen sich eine bestimmte Symptomatik entwickelt hat. Dabei vermuten wir kausale Zusammenhänge. Die vielfältigen Theorien innerhalb der Psychoanalyse sind Werkzeuge, um Hypothesen zu generieren, die dann in der Beziehung zum Patienten geprüft und in gemeinsamer Arbeit modifiziert werden. Neben einem allgemeinen »Schatz« an entwicklungspsychologischen Konzepten gibt es schul- und störungsspezifische Modelle, die weitere Perspektiven einbringen. Die in psychoanalytischen Entwicklungstheorien deutliche Auffassung des Kindes als eines »kompetenten Subjekts« findet sich inzwischen auch in anderen Bereichen – explizit z. B. in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen oder in aktuellen pädagogischen Konzepten.

Grundlagen der verschiedenen psychoanalytischen Entwicklungstheorien sind in den folgenden Kapiteln so dargestellt, dass Unterschiede der Konzepte und Modelle als Beiträge innerhalb eines Diskurses verstanden werden. Im Fokus steht das Interesse an Beziehungen und ihrer Entwicklung – Beziehungen zu anderen Menschen, zu sich selbst, zu Gruppen, Kulturen und materiellen Dingen. Die wechselseitige Beeinflussung interpersonellen Verhaltens und intrapsychischen Erlebens wird herausgearbeitet, die Entwicklung psychischer Strukturen aus Beziehungserfahrungen vor dem Hintergrund biologischer und sozialer Faktoren in ihrer bewussten und unbewussten Dimensionen beschrieben. Das Lernen von Beziehungen in Beziehungen ist ein weitgehend nicht bewusster und erst nachträglich reflektierter Prozess.

Zu diesem Buch tragen Erfahrungen aus der klinischen Arbeit mit erwachsenen Menschen, mit Kindern und Jugendlichen, mit Gruppen und Familien bei; die Lehre an Hochschulen und an Ausbildungsinstituten sowie Forschung zu den Verknüpfungen interpersoneller und intrapsychischer Aspekte des Verhaltens und Erlebens stehen damit in einem engen Zusammenhang. Viele Menschen haben mit ihren Fragen und Überlegungen zu diesem Buch beigetragen. Danken möchten ich meinen Studierenden, vor allem Aline Schönwetter, Anika Melius, Katharina Gurack, Kristin Quander, Manuel Fischer, Antonia Lautenschläger, Johanna Lieb, Ann-Kathrin Keßner und Anna Hochstrasser, die für dieses Buch Literatur gesucht und Fragen formuliert haben, Astrid Kunze, die auf Unklarheiten hingewiesen hat und wo immer möglich mit Vorschlägen zu einer klareren Darstellung beigetragen hat, meinen Lehrern und Kollegen und den Patienten und Familien, denen Sie in der einen oder anderen Form in diesem Buch begegnen. Der Kohlhammer Verlag und vor allem Frau Stefanie Reutter als Lektorin haben das Entstehen dieses Buches mit ihrem Interesse, Engagement und mit ihrer Geduld möglich gemacht. Teile des Buches nehmen Bezug auf entwicklungspsychologische Vorlesungen, die an der International Psychoanalytic University IPU durchgeführt und von Florian Juen mitinspiriert wurden. Svenja Taubner hat vielfältige Überlegungen, Vorschläge und Materialien eingebracht, Harry Klemann und Bernd Federlein haben zu Lacans Theorien beigetragen. Von den vielen offenen, nach Verstehen und Klarheit suchenden Gesprächen hoffe ich mit diesem Buch etwas weiterzugeben.

Wechselwirkungen zwischen Sprache und individuellen und gesellschaftlichen Denkmustern sind in einem entwicklungspsychologischen Buch ein implizites Thema. Die männliche und die weibliche Form werden im Text zusammen verwendet, wenn es für die Lesbarkeit hilfreich ist, die männliche Form schließt in der Regel alle Geschlechter ein. Leserinnen und Leser können aus dem Zusammenhang leicht erschließen, wann spezifisch eines der Geschlechter gemeint ist.

Potsdam und Göttingen, Frühjahr 2021Hermann Staats
Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psychoanalyse

Подняться наверх