Читать книгу Geheimnisvolle Pfade Bayerischer Wald - Herwig Slezak - Страница 17
1 Grenzerfahrungen sammeln
ОглавлениеHöhepunkte am Rundwanderweg Gibacht
Jenseits der Cham-Further Senke führt eine vielseitige Runde vom Berghaus Gibacht am Pfennigfelsen vorbei zur deutsch-tschechischen Grenze. Der Kreuzfelsen, das Reiseck und der Tannenriegel eröffnen auf dem weiteren Weg in alle Himmelsrichtungen schöne Aussichten.
Wer weiß, wo es langgeht, landet gewiss beim Leuchtturm der Menschlichkeit.
AN DER GRENZE Landen Wanderer oberhalb von Furth im Wald, sprechen Werbeleute von »Bayerischer Wald – ganz oben«. Genau genommen befinden wir uns bereits im Oberpfälzer Wald, der sich nördlich von Furth und Cham dem Bayerischen Wald anschließt. Seit der Gebietsreform 1972 gehört die Gegend zum Landkreis Cham und repräsentiert heute einen Teil des Naturparks Oberer Bayerischer Wald.
ZUM PFENNIGFELSEN Vom Parkplatz folgen wir dem »Rundwanderweg Gibacht« im Uhrzeigersinn, lassen das Berghaus also rechts liegen. Vereint mit dem Goldsteig halten wir uns bei der ersten Gabelung halb rechts, beim folgenden Parkplatz Loipen-Häuschen halb links. Unmerklich bergwärts kommen wir am Rastpavillon sowie am Block mit den zwei Wappen vorbei. Auf dem folgenden schmalen Pfad erreichen wir den Pfennigfelsen, den ein Holzschild markiert. Wer an der richtigen Stelle eine Münze postiert, kehrt dem Volksglauben nach gesund an diesen Ort zurück. Auf alle Fälle erheischen wir einen Blick nach Nordwesten ins Waldmünchner Land, wenn wir den Felsen mit Bedacht besteigen.
LÄNDERKUNDE Auf einem alten Schmugg lersteig schleichen wir rasch zur Landesgrenze sowie einen Steinwurf nach rechts zum dortigen Unterstand. Gegenüber, unter dem Metallkreuz, erinnert der Drei-Wappen-Felsen an die hier angrenzenden Länder aus dem 18. Jahrhundert, also Bayern, Böhmen und die (Ober-)Pfalz. Darüber hinaus entdecken Aufmerksame ein Detail, das auf die jüngere Geschichte verweist. Die Deutschland abgewandte Seite des Grenzsteins zieren nämlich die eingemeißelten Buchstaben »CS«. Hintergrund: Bis zur friedlichen Teilung des Nachbarlands stand das Kürzel für die Tschechoslowakei. Seit 1992 streicht die tschechische Seite nur noch das »C« schwarz, sodass der Grenzstein nunmehr ausschließlich für die Tschechische Republik steht.
ZUM KREUZFELSEN Links neben dem Drei-Wappen-Felsen entlang geht es auf der Steintreppe himmelwärts. Weitgehend geradlinig sowie kurz vereint mit der Loipentrasse erreichen wir den markanten, jedoch teils eingewachsenen Kreuzfelsen, den höchsten Punkt der Tour. Eigentlich handelt es sich um den Riegelbaumfelsen. Nachdem Gläubige dort 1951 das erste Kruzifix errichtet hatten, bürgerte sich jedoch der heutige Name ein. Ein Handlauf entschärft die letzten Meter zum 2016 erneuerten Kreuz. Von oben schweift der Blick in Richtung Nordosten ins tschechische Hinterland.
DER SCHÖNSTE AUSBLICK Ein Stück weiter macht unser »Rundwanderweg Gibacht« zusammen mit dem roten Schneeschuh-Schild einen Linksknick, wobei wir uns vom Goldsteig verabschieden. Sodann kreuzen wir die Loipentrasse. Ein kleines Stück sanft hinab folgt eine scharfe Rechtskurve. Danach queren Wanderer erneut eine Loipentrasse und marschieren geradlinig weiter durch den Bergwald. Nicht Fichten, sondern Laubbäume dominieren, allen voran Buchen. Erst wo es deutlich hinaufgeht, weist ein Pfeil nach links zum Pfad aufs Reiseck. Den südlichen Ausläufer im GibachtMassiv ziert ein Glaskreuz. Sein Material erinnert an die lange Tradition diesseits und jenseits der Grenze, Glas aller Art herzustellen. Es rentiert sich wirklich, die letzten Meter hochzusteigen. Bei guter Sicht liegt uns nämlich der halbe Bayerwald zu Füßen. So sehen wir in Richtung Südosten bis zum Osser im Künischen Gebirge. Hinterm massiveren der beiden Türme auf dem nahen Hohen Bogen spitzt der 1456 Meter hohe Große Arber hervor.
Neuer, alter Stein an der Grenze zur Tschechischen Republik
ZEICHEN DER MENSCHLICHKEIT Zurück auf dem Rundwanderweg Gibacht marschieren wir neben dem Unterstand halb links weiter. Ein kleines Stück gehen wir am Kamm entlang und tauchen dann halb rechts hinab. In der Senke queren wir erneut die Loipentrasse und folgen dem Waldweg so lange, bis der Pfeil halb rechts zum Mini-Gipfelsturm auf den Tannenriegel weist. Oben angekommen, erwarten uns der Leuchtturm der Menschlichkeit sowie eine herrliche Aussicht in südwestliche Richtung. In das Kunstwerk eingebaut entdecken wir Steine aus aller Welt. Die eingesetzten Glaselemente erhellen die Nacht in der Hoffnung auf Frieden auf Erden. Vom Felsrücken ebenerdig nach hinten weg begeben wir uns auf einen schmalen, beschaulichen Pfad wenige Schritte bergan. Dann orientieren wir uns talwärts. Ein letztes Mal kreuzen wir die Loipentrasse, ehe wir auf der Forststraße landen und nach rechts zum bereits sichtbaren Berghaus Gibacht zurückkehren, welches zum Voithenberg´schen Gut gehört. Sowohl der Leuchtturm der Menschlichkeit als auch das Reiseck-Kreuz gehen auf den ehemaligen Wirt und Glaskünstler Ralph Wenzel zurück, der 2021 im Alter von nur 61 Jahren überraschend gestorben ist.
Blick vom Reiseck über Furth hinweg in den Hinteren Bayerwald
Tipp
WO DER DRACHE ERWACHT
In Furth im Wald steigt in der ersten Augusthälfte das älteste Volksschauspiel in Deutschland: der Drachenstich. Darüber hinaus können Neugierige den größten vierbeinigen Schreitroboter der Welt, den Drachen Tradinno, in seiner Drachenhöhle in der Eschlkamer Straße besuchen (Di–So 10.30–16 Uhr, Erw. 6,50 €, 6–15 Jahre 4,50 €, Familien 17 €; »Bewegter Drache« 15/10/45 €; Zufahrt ab Gibacht durch die Stadtmitte od. via B 20/ Furth im Wald Ost in Richtung Zentrum). Alternativ zu bestaunen gibt es das Kuriositäten-Kabinett Erlebniswelt Flederwisch Am Lagerplatz 5 nördlich des Bahnhofs (tgl. 10–17 Uhr, ab 6 Jahre 5 €) oder die Further Felsengänge in der Kramerstraße zwischen Bahnhof und Stadtplatz (tgl. 13–16 Uhr, Erw. 4,50 €, 6–17 Jahre 4 €).
Diese Markierung lotst Wanderer sicher durch das Gelände.
Das Glaskreuz auf dem Reiseck stammt vom Künstler Ralph Wenzel.
INFO
TOURENCHARAKTER
Vielseitige Runde durch meist schattigen Bergwald mit sich ergänzenden Aussichtsfelsen
AUSGANGS-/ENDPUNKT
Berghof Gibacht (GPS: 49.333447, 12.774014)
ANFAHRT
Von B 20/Furth im Wald Nord in Richtung Waldmünchen über den Dachsriegel hinweg bis Althütte, dort Pfeil nach rechts folgen
GEHZEITEN
Berghof (845 m) – Pfennigfelsen (904 m) – Unterstand Drei-Wappen-Felsen knapp 0.45 Std. (1,75 km); Drei-Wappen-Felsen (900 m) – Kreuzfelsen (938 m) – Glaskreuz/Reiseck gut 0.45 Std. (2,25 km); Glaskreuz (902 m) – Leuchtturm der Menschlichkeit/Tannenriegel (910 m) – Berghof 0.30 Std. (1,25 km)
EINKEHR
Berghof Gibacht (Fortbestand bei Druck des Buches nicht sicher)
KARTE
Kompass 186 Oberpfälzer Wald, 1:50 000