Читать книгу Tödliches Erbe - Hildegard Grünthaler - Страница 6
Prolog
Оглавление»Kann ich Ihnen noch etwas bringen?« Die Bedienung sah ihm tief in die Augen, beugte sich über den Tisch, um das Kaffeegeschirr abzutragen, und gewährte ihm dabei einen großzügigen Einblick in ihr offenherziges Dekolleté. Ihr Lächeln war vielversprechend, genau wie das, was ihr knapper kurzer Rock mehr ent- als verhüllte.
Er lehnte dankend ab und sie verstand, dass damit nicht nur Kuchen oder Getränke gemeint waren. Normalerweise wäre er auf den Flirtversuch sofort angesprungen, aber er konnte jetzt keine Komplikationen gebrauchen.
Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, hatte seine Mutter immer gesagt. Der Spatz, den er bereits in der Hand hielt, war zwar ein recht dicker Spatz, aber mit dem Vögelchen wollte er sich nicht begnügen. Er hatte vor, geduldig darauf zu warten, dass die Taube vom Dach geflogen kam; war es doch eine ausnehmend fette Taube, die er auszunehmen und zu rupfen beabsichtigte.
Hätte er nicht heute Morgen eine beunruhigende SMS erhalten, könnte er wesentlich gelassener warten. Stattdessen war es jetzt erforderlich, äußerste Vorsicht walten zu lassen.
Er begnügte sich damit, die Nachmittagssonne auf der Hotelterrasse zu genießen, ließ noch einmal den Blick über den Hafen und das Opernhaus schweifen. Sydney gefiel ihm, aber er sollte besser weiterziehen. Vielleicht nach Brisbane oder noch weiter nach Cairns. Außerdem fand er es sicherer, zukünftig die Hotels zu meiden. Anmelden mit dem Reisepass schien ihm ab jetzt gefährlich und die falschen Papiere wollte er lieber sparsam einsetzen. Es war Zeit, sich nach einem bequemen Wohnmobil umzusehen. Er hatte vor, unauffällig zu bleiben und keine Aufmerksamkeit zu erregen. Mehr war im Augenblick nicht machbar. Alles lag jetzt an ihr, - dass sie die Nerven behielt, keine Fehler beging und genauestens seine Anweisungen befolgte.