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Kapitel 7
ОглавлениеScout
Als Scout gerade dachte, er und Emery hätten endlich Fortschritte gemacht, zog Emery diese beschissene Show ab. Scout umklammerte das Lenkrad und fuhr sie durch die gewundenen Straßen von Pine Cove zur Hauptstraße, ohne seinen Klienten auch nur eines Blickes zu würdigen.
Damit hatte Emery dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
Scout kümmerte sich normalerweise nicht darum, was die Leute von ihm dachten. Er war der Meinung, er hätte sich in seinem Leben bisher recht gut geschlagen. Trotzdem fiel es ihm schwer, sich nicht wertlos zu fühlen, nachdem er so schnell wieder aus Emerys Gedächtnis verschwunden war. Besonders deshalb, weil er den – offensichtlich falschen – Eindruck gewonnen hatte, ihr gemeinsames Erlebnis wäre verdammt bedeutend und erinnernswert gewesen.
Der Witz mit dem Safeword war ihm wie ein Schlag in die Magengrube vorgekommen. Es hatte so wehgetan. Scout hatte das noch nie mit einem Mann ausprobiert. Für Emery schien es dagegen alltäglich zu sein.
Er musste die ganze Sache vergessen. Er führte sich auf wie ein Teenager, der einer unerwiderten Liebe nachtrauerte. Was immer Emery zu ihm hingezogen hatte, er hatte in dieser Bar offensichtlich nur ein spontanes Bedürfnis befriedigen wollen. Scout durfte sich nicht länger damit befassen und musste sich auf seinen verdammten Job konzentrieren.
Das war jedoch leichter gesagt als getan. Sein Herz verriet ihn jedes Mal, wenn Emery in der Nähe war. Es schlug schneller oder setzte einen Schlag aus, wenn er Emery nur sah oder seine Stimme hörte. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn ein Mann das letzte Mal so in seinen Bann geschlagen hatte. Es machte ihn gleichzeitig wütend und brach ihm das Herz.
Scout war es gewohnt, seine Klienten an die ungewöhnlichsten Orte zu begleiten. Einkaufen zu gehen, war eine harmlose Routine, wenn man schon erlebt hatte, wie in Stripclubs Millionendeals abgeschlossen wurden, wenn man mit Klienten in den Bergen Ski gefahren war oder sie auf Promipartys geschmuggelt hatte.
Weder er noch Emery waren allzu erpicht darauf, sich nach Emerys Witz über das Safeword in die Haare zu geraten. Die Atmosphäre zwischen ihnen war angespannt und Scout beschränkte sich die meiste Zeit darauf, vor den Geschäften auf Emery zu warten und sich nicht anmerken zu lassen, dass er ihn bewachte. Er hatte die Technik der unauffälligen Beobachtung perfektioniert und trug Jeans und seinen Hoodie, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich oder seinen Klienten zu lenken.
Scout hatte als junger Mann davon gelebt, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Es war nicht nur der Kampf gewesen, der seine Karriere als Boxer so spannend gemacht hatte. Es war auch das Toben der Menge und das Wissen, dass bei jedem Auftritt im Ring Hunderte, manchmal Tausende Augenpaare auf ihn gerichtet waren und jede seiner Bewegungen verfolgten.
Nachdem er in seiner Kindheit dazu gezwungen worden war, sich unsichtbar zu machen, war das ein unvergleichliches Erlebnis.
Dann war er dreißig geworden und plötzlich – als hätte jemand einen Schalter umgelegt – verloren die Auftritte ihren Reiz. Was spielte es schon für eine Rolle, wenn diese Menschen doch nur Fremde waren? Sie mochten Scout kennen, aber er kannte sie nicht. Und über Nacht wurde der Boxring für Scout zum einsamsten Ort der Welt.
Jetzt lebte er davon, unsichtbar zu sein. Meistens gefiel ihm das sogar. Aber heute machte es ihn nervös.
Emery schien wild entschlossen, Scout über seine Ziele und Absichten im Dunkeln zu halten. »Es wäre hilfreich, wenn ich wüsste, was du noch alles vorhast«, sagte Scout so ruhig wie möglich, als sie den türkischen Frisiersalon verließen. Wenigstens hatte es hier einen süßen Hund gegeben, der Scout begeistert Gesellschaft leistete, während Emery die Haare geschnitten bekam.