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Hineinwachsen und über uns hinauswachsen

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Je mehr wir uns dann mit dem Ort zu verbinden begannen und Aktivitäten nachgingen, die mit Verantwortung und Verpflichtungen zusammenhingen, desto mehr bekamen wir zu spüren, was es bedeutet, sich um ein Stück Land zu kümmern und Selbstversorgung zu betreiben. Wir erlebten immer intensiver, dass Landwirtschaft eine harte Lebensrealität ist. Die Arbeit hört nie auf. Viele Tätigkeiten sind zeitaufwändig und lassen sich nicht direkt in einen Vorteil oder Lohn ummünzen. Mensch ist an den Ort gebunden, da er*sie sich zu Tätigkeiten verpflichtet, die eine langfristige Zuwendung voraussetzen, bevor ein gewünschtes Ergebnis eintrifft.

Freizeit und Arbeitszeit, Arbeitswoche und Wochenende verschwimmen. Denn wenn die Heuernte ansteht, dann muss das Freizeitvorhaben am See eben warten. Oder wenn am nächsten Tag ein Markt stattfindet, dann wird auch noch in die Abendstunden hinein vorbereitet. Versteh uns nicht falsch: Es ist ein erfüllendes Dasein, das wir führen. Wir arbeiten mit unseren Händen, teilen unsere Zeit selbständig ein, unterstützen uns gegenseitig, ernten gemeinsam die Früchte unserer Arbeit. Aber es ist ein Dasein, das mensch eben nicht blauäugig angehen sollte. Wer diesen Weg einschlagen möchte, muss sich bewusst sein, was auf ihn*sie zukommt: Freude, Gemeinschaftlichkeit, Zusammenhalt – aber eben auch ein ganzes Stück Arbeit.

Also ja, auch wir sind in unserem bäuerlichen Leben manchmal mit Einschränkungen konfrontiert. Doch viel wichtiger ist es für uns, hervorzuheben, wie das Kollektiv und die Gemeinschaft in dieser Konstellation wirken, sprich: wie viel Bewegungsfreiheit wir uns gegenseitig ermöglichen können. Jede*r von uns, egal welche Verantwortungsbereiche er*sie ausübt, kann ohne großen organisatorischen Aufwand Urlaub nehmen, kann über mehrere Tage wegfahren, andere Menschen treffen, andere Luft schnuppern, Abstand nehmen. Sogar Reisen über mehrere Monate sind möglich. Das ist etwas, das klassische bäuerliche Familien mehrheitlich anders leben. Wir aber ermöglichen uns das, indem wir in fast allen Bereichen zumindest in Zweierteams arbeiten, also der*die Einzelne sowieso leichter abkömmlich ist. Oder wir ersetzen uns einfach vorübergehend gegenseitig.


› Blick auf die Bauwägen – Tina kommt gerade vom Kräuterbeet.

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