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Die Krisenzeit hat uns sichtbar gemacht

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Und noch etwas Erstaunliches ist passiert: Uns erreichte eine merkbar gestiegene Anzahl an Anfragen von freiwilligen Helfer*innen, von verschiedensten Plattformen, Medien und Veranstaltungen, die sich für solidarische Ökonomie und gemeinschaftliche Lebensformen interessierten, sowie von jungen Menschen, die neue Hofkollektive gründen und sich darüber mit uns unterhalten wollten.

All dieses Interesse an dem, was wir hier im Hofkollektiv Wieserhoisl seit vielen Jahren umsetzen und womit wir uns bemühen voranzukommen, war zwar auch vor der Pandemie schon da. Doch zeigte sich gerade in dieser Zeit sehr klar, dass solche Lebensformen wie die unsere in Krisenzeiten deutlich resilienter sind. Lebensformen, in denen mensch nicht einsam ist, nicht sozial isoliert, nicht vom Lebensmittelangebot im Supermarkt abhängig und nicht zuletzt: der Natur nahe. Das macht, nicht nur in diesen Zeiten, einen Teil unserer Freiheit aus.

Nicht ganz unter den Tisch kehren wollen wir dabei eine Tatsache: Kollektives Leben ist auch ganz schön anstrengend! Inzwischen können wir schon auf einige Jahre des gemeinsamen Tuns zurückschauen. Und erkennen den Unterschied zwischen dem anfänglichen Eifer, mit dem wir uns hineingestürzt haben, und einer gewissen Abgeklärtheit, die vielleicht heute eher vorherrscht. In den ersten Jahren haben wir so unglaublich viele Dinge, Veranstaltungen, Bauaktivitäten, Vernetzungstreffen, kleine Kinder und vieles mehr gleichzeitig gemanagt. Jetzt denke ich mir: „Wow! Wie haben wir das damals nur gemacht?“

Mit den Jahren haben sich viele Dinge verändert. Auch wir selbst natürlich. Und das Zusammenleben wird nicht unbedingt einfacher. Anders, intensiver, tiefgehender, verbundener und verbindlicher. Es gibt Dinge, die nach all den Jahren immer noch präsent sind, die wir gewissermaßen schon lange mitschleppen. Seien es Diskussionen, Unstimmigkeiten und Streitigkeiten, Dinge, die sich nicht bereinigen lassen oder bei denen wir trotz langer Praxis noch keine gut funktionierende Methode gefunden haben, um damit besser umgehen zu können. Das zeigt einmal mehr: Kollektives Zusammenleben ist ein Prozess, bei dem die Beteiligten ständig neu ausverhandeln müssen. Das geht in die Knochen, da gibt es immer wieder Durchhänger. Und dann gibt es aber eben diese wundersamen Momente, in denen sich zeigt, dass es sich ausgezahlt hat.

Das Wieserhoisl steht vielleicht auch jetzt an einem Punkt, an dem es heißt, innezuhalten und zu schauen, wohin die Reise weitergehen soll. Und wir stehen vor der Herausforderung, etwas, das über viele Jahre und von vielen Menschen aufgebaut wurde, als neu geformte Gruppe zu erhalten. Diesen wunderbaren Ort der Begegnung, des Lernens und der vielfältigen Natur auch weiterhin erleben zu dürfen und für andere erlebbar zu machen, sorgt für die notwendige Motivation, unser Projekt weiterzuführen. Diesen faszinierenden Ort, an dem unsere Utopie schon ein Stück weit Realität geworden ist.

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