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Bitte warten!

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Von den Engländern behauptet man ja, dass sie das Volk sind, das sich gerne anstellt und wartet. Von den Deutschen kann man das nicht behaupten – und schon gar nicht von mir. Warten ist mir zuwider. Dennoch kommt es beim Zustellen der Pakete ständig vor. Man muss auf alle möglichen Dinge warten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und einen Tag lang notiert, wann und wo ich wie lange warten musste. Es ist ein ganz normaler Dienstag im Juni.

Es beginnt schon am Morgen in der Halle, noch bevor die Bandanlage losgeht. Sie sollte eigentlich um 5.30 Uhr starten, doch es kommt eine unverständliche Durchsage, von der ich nur Bruchstücke verstehe: „… Band … kaputt … warten.“ Naja, das Wichtigste kam durch. Also: warten! Insgesamt 5 Minuten (was sogar noch wenig ist).

Die nächste Warteschlange begegnet mir bei der Ausgabe der Rollkarte. Meine kommt, wie üblich, immer so ziemlich am Ende raus. Wartezeit: 8 Minuten.

Die Aufzählung der roten Ampeln im Einzelnen über den Tag erspare ich Ihnen jetzt, zusammengerechnet waren es 25 rote Ampeln, an denen ich insgesamt 18 Minuten warten musste.

Auf der Zustelltour hatte ich heute 95 Kunden, davon waren 61 private Kunden. Bei Firmenkunden muss ich in der Regel nicht warten, da ich hier oft schon erwartet werde oder direkt an die Rampe fahren kann. Bei Privatkunden muss ich klingeln und – warten! Nun stellt sich die Frage, wie lange wartet man in so einem Fall? 20 Sekunden, 30 Sekunden? Das ist verdammt lange und kann – gerade für den Kunden – doch sehr kurz sein. Schließlich stehen die selten direkt hinter der Türe. Auf der einen Seite verständlich, mir geht es zu Hause ja nicht anders. Auf der anderen Seite lassen sich viele aber auch verdammt viel Zeit und lassen einen oft sogar mehrmals klingeln – mal ganz abgesehen davon, dass man nach dem langen und vergeblichen Warten eine Ersatzzustellung beim Nachbarn versucht, wobei hier dasselbe Spiel wieder von vorne losgeht. Nehmen wir also mal einen Mittelwert und rechnen für jeden Kunden eine Wartezeit von zwei Minuten. Hier sind dann die Ersatzzustellungen schon berücksichtigt. Also wären das zusammengerechnet bei 61 Kunden 122 Minuten.

Am Nachmittag habe ich dann noch 13 Abholkunden, bei denen ich in der Regel auch noch mal zwischen 1 Minute und 5 Minuten warten muss, weil die Pakete noch nicht fertig sind. Auch hier nehmen wir den Mittelwert: 3 Minuten, zusammen also 39 Minuten.

Ach ja, zwischen dem letzten Paket, das ich zugestellt habe, und dem ersten Abholkunden, sind heute 1 ½ Stunden vergangen, in denen ich warten musste. Hab ein Nickerchen gemacht! 90 Minuten lang.

Zum Ende des Arbeitstages musste ich im Hof des Depots noch 22 Minuten darauf warten, dass ich meine Pakete ausladen konnte, beim Abgeben und der Kontrolle der Papiere waren es dann noch mal 7 Minuten.

Zwei Werte kommen noch dazu: Der Scanner hat, nachdem der Kunde die Unterschrift geleistet hat und ich diese speichere, die Marotte, immer „Bitte warten“ anzuzeigen. Zwar nur ca. fünf Sekunden, bei 95 Kunden sind das aber auch gute 8 Minuten. Und dann musste ich heute noch tanken. Neben den 3 Minuten, die ich an der Zapfsäule warten musste, bis ich endlich dran war, musste ich beim Tanken selbst noch einmal 5 Minuten warten, bis der Tank voll war.

Na dann wollen wir mal rechnen: 5 + 8 + 18 + 122 + 39 + 90 + 22 + 7 + 8 + 3 + 5 = 327 Minuten = 5 Stunden und 27 Minuten nur mit Warten verbracht. So viel hätte ich nun selbst nicht erwartet.

Sie kommen heute aber spät!

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