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Kontakt im Dorf

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Es muss noch im Mai 1942 gewesen sein, als Wilhelm Höfert vom Arbeitsdienst zurück kam. Zu den Sportleistungswettkämpfen waren wir beide auf dem Dietzhäuser Sportplatz. Willi als Zuschauer und ich als Wettkämpfer. Er konnte nicht am Lauf teilnehmen, nicht am Weitsprung und auch nicht werfen. Er war zu bedauern. Ein hübscher Kerl und Gelenke wie ein Greis. Bei diesen Wettkämpfen in Dietzhausen hatte man mich zum ersten Mal richtig zur Kenntnis genommen.

Nun gingen wir beide wieder öfter ins Dorf. Unsere Freizeit verlief ohne Besonderheiten und war recht langweilig. Wir standen herum und konnten uns Unsinn ausdenken. Wir durften uns abends nach 21.00 Uhr nicht mehr auf der Straße und schon gar nicht in einer Gaststätte aufhalten. Das sahen wir aber nicht ein und passten auf, ob der Gendarm auftauchte. Ertappte er uns, konnte man schon mal eine Reichsmark loswerden. Im Wiederholungsfall wurden es dann schon drei. Wir standen aber nicht bloß herum. Wir sangen auch Lieder. Da war das Küchenlied vom Wildieb das beliebteste. Aber das Lied vom Räuber, wo ein Mädchen, die so schön war wie Milch und Blut, an einem Wasserfall steht, sangen wir auch. Natürlich war es uns recht, wenn Mädchen sich zu uns gesellten. Wilhelm Höfert hatte es da auf eine abgesehen, mit der ich auch gern angebändelt hätte. Ich traute mich nicht und Höfert blitzte ab. Später erfuhr ich von einem anderen Mädchen, dass keine von ihnen sich mit Höfert eingelassen hätte, weil er katholisch sei.

Ich weiß nicht mehr genau, wann Höfert den Betrieb und Dietzhausen verlassen hat. Er lernte, als er vom Arbeitsdienst zurück war, Technischer Zeichner. Diese Tätigkeit konnte er noch ausüben. Als Maschinenbauer konnte er nicht mehr weitermachen.

Von den Jugendlichen im Dorf war ich vor allem mit Walter Debertshäuser zusammen, der zu meinem Freund wurde. Sein Spitzname war „Hutzel“. Ich hatte den Spitznamen „Schuster“, was man von meinem Familiennamen abgeleitet hatte. So sagte man erst Riemenschuster und dann nur noch Schuster, das war dann nicht so lang.

Manchmal machten wir uns den Spaß, die Mädchen zu erschrecken. Wenn wir, Jungen und Mädchen, aus Richtung Wichtshausen kamen, versteckten sich zwei Mann, die möglichst weiße Hemden trugen, auf oder am Friedhof. Der Friedhof lag am Ortsausgang rechts oben an der Straße. Wenn da bei Mondschein – den brauchte man schon – auf einmal wimmernde weiße Gestalten auf der Friedhofsmauer herumsprangen, bekamen die Mädchen Angst. Man musste das auch so machen, dass die Mädchen schon mehr auf der Dorfseite waren, sonst flüchteten sie in Richtung Wichtshausen. Um schaurige Gestalten zu erhalten, wurden die Hemden über den Kopf gezogen, sodass die Ärmel dann schlackerten. Das sah gespenstisch aus.

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