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10. Ein Fall für Wolf und Lea
Der unsichtbare Dieb

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Was für eine wunderbarer Abend! Lea und Wolf saßen auf der Steinbank am Rand der Schulgartens, die Sterne funkelten, der Vollmond leuchtete. Über dem Garten und den hohen Hecken drehten sich milchigweiße Nebelgeister. Das Ächzen, das aus dem Haus drang, stammte von einem alten Gespenst, das Lea und Wolf bisher nur kurz gesehen hatten - es hielt sich wohl auf dem Dachboden versteckt und wollte wohl mit niemandem etwas zu tun haben. Nur noch kurze Zeit, dann würden die Wölfe aus dem Hexenwald kommen, um sich mit Wolf zu treffen.

Wolf hoffte nur, dass ihm Herr Schiller nicht über den Weg lief, der Werwolf, der sich im Internat Schloss Schwarzenstein in der Gestalt des Sportlehrers versteckt hielt.

»Ui-hii!« Lea zog fröstelnd die Schultern hoch - doch es war nicht die Kälte, die sie erschauern ließ. Das Knurren, das sich näherte, versprach nichts Gutes. Wolf starrte ins Dunkel und erkannte mit seinen scharfen Augen wie sich Herr Schiller näherte - im Jogginganzug und mit seinem gelben Schweißband an der Stirn.

»Was macht ihr denn hier?« Schiller war herangekommen. Seine Stimme klang grollend, seine Augen glühten schwefelgelb. Und täuschte sich Lea oder zeigten sich bei ihm schon die ersten Fangzähne? Immerhin war Vollmond, da verwandelten sich Werwölfe aus ihrer Menschengestalt in böse wilde Tiere.

Lea machte ein betont unschuldiges Gesicht und Wolf meinte nur: »Rumsitzen!«

Schiller trabte auf der Stelle. »Carlo Goebel von deinem Flur ist gerade eben seine Playstation gestohlen worden!«, sagte er. »Ist euch etwas aufgefallen?«

Wolf schüttelte den Kopf. »Wieder der unsichtbare Dieb?«, fragte er. So wurde der geheimnisvolle Dieb genannt, weil es niemals Einbruchsspuren an den Türen gab.

»Der Dieb ist nicht unsichtbar«, knurrte Schiller. »Sondern er hat einen der Universalschlüssel des Internats. Vor drei Wochen ist einer der vier Universalschlüssel verschwunden - aus dem Sekretariat. Und es dauert noch eine Woche, bis alle Schlösser ausgetauscht sind!«

Schiller trabte weiter und Lea atmete erleichtert auf. »Ist dir aufgefallen, dass alle, die der Dieb bestohlen hat, auf dem Flur wohnen, an dem auch du dein Zimmer hast?«, fragte sie ihren Bruder. Wolf nickte. Bert Kampnagel fehlten seine superteuren Sneaker, Orkan Dülman war seine goldene Uhr gestohlen worden und Kevin Langner sein Smartphone. Und jetzt also die Playstation von Carlo Goebel. Langsam wurde es unheimlich.

Kies knirschte und ein weiterer Jogger trabte vorbei. Eddie Schlichting, in kurzen Radlerhosen, einem knallengem Trikot, unter dem sich seine Muskeln spannten, und mit einer Kappe auf dem Kopf. Er würdigte La und Wolf keines Blickes und joggte in den Schulgarten hinein, hinter dem der Laufweg rund um den See begann, den die meisten Jogger benutzten.

Die Nebelgeister kräuselten sich und hüllten Eddie ein, ohne dass der etwas spürte, denn Nebelgeister waren ganz harmlos und nur sehr verspielt.

»Hoffentlich begegnet er nicht Herrn Schiller, wenn der sich in einen Werwolf verwandelt hat!«, sagte Lea.

Der nächste Jogger trabte vorbei - Udo Semmling, der auf Wolfs Flur wohnte. Seine Schuhe waren schmutzig, aus dem Rucksack aufs einem Rücken ragte eine Wasserflasche, und sein Laufshirt war an der Brust schon durchgeschwitzt. »Ist Eddie schon vorbeigekommen?«, fragte er.

»Gerade eben!«, meinte Lea.

Udo joggte weiter und war gleich darauf hinter den Hecken verschwunden. Die Nebelgeister schwebten über dem Boden, ohne sich um ihn zu kümmern. Und dann zogen sie sich langsam zurück, denn es war das Winseln und Knurren der Wölfe zu hören, die gekommen waren, um Wolf zu treffen. Er stand auf und Lea folgte ihm in den Schulgarten, hinter die Hecken, weiter auf dem Weg zu dem Geräteschuppen und um den Schuppen herum. Da warteten sie, mit glühenden Augen und aufmerksam gespitzten Ohren. Drei Wölfe.

»Was ist denn das?« Lea war ein kleiner Erdhügel im Rasen aufgefallen. Abdrücke von Joggingschuhen waren auch zu sehen.

Wolf wisperte einen geheimen Befehl und die Wölfe machten kehrt. Lautlos zogen sie sich wieder in den Hexenwald zurück. Dann begann Wolf den Hügel mit den Händen abzutragen. Er musste nicht tief graben - schnell kam eine Metallkiste zum Vorschein, und als Wolf den Deckel hochhob, machte Lea überrascht »Ui-hii«.

In der Kiste lagen nicht nur Orkans goldene Uhr, sondern auch die Sneaker von Bert, die Playstation von Carlo und das Smartphone von Kevin.

»Das Versteck des unsichtbaren Diebes!«, stellte Wolf fest und lauschte in die Umgebung. Nein, es war nichts zu hören... oder doch? Ein leises Heulen, so als ob sich da irgendwo ein Dämon herumtrieb.

»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Lea. »Wenn wie einem Lehrer zeigen, was wir gefunden haben, dann ...«

»... ist damit noch lange nicht der Dieb gefasst!«, nickte Wolf und untersuchte die Dinge in der Kiste. »Keine Hinweise, keine Spuren!«

Plötzlich kamen rasche Laufschritte näher und im nächsten Augenblick kamen Udo Semmling und Eddie Schlichtung nassgeschwitzt herangetrabt. Verblüfft blieben sie stehen und starrten auf den Fund, den Lea und Wolf gemacht hatten.

»Das geklaute Zeug!«, erkannte Eddie sofort.

Und Udo starrte Lea und Wolf an. »Dann seid ihr beide die Diebe!«, stieß er hervor.

Wolf richtete sich auf. »Nein, sind wir nicht«, sagte er. »Sondern einer von euch beiden, das ist ganz klar. Und ich kann auch beweisen, wer!«

Wer ist der unsichtbare Dieb?

Lösung:

Udo Semmling ist der unsichtbare Dieb. Die Playstation von Carlo, die unmittelbar zuvor gestohlen worden war, wie Lea und Wolf von Herrn Schiller erfahren hatten, lag schon im Versteck des Diebes. Also musste entweder Eddie oder Udo, die ja beide an Lea und Wolf vorbeigekommen waren, sie dort versteckt haben. Aber nur Udo hatte einen Rucksack dabei, in dem er die Playstation transportieren konnte - Eddie trug ja nur sein enges Trikot.

Ratekrimis für Jugendliche – Band 2 : 40 neue Geschichten zum Raten

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