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02. Ein Fall für Wolf und Lea
Das Skelett im Keller

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Plötzlich ging das Licht aus. Eben noch hatten Wolf von Biss und seine Schwester Lea mit Herrn Ohlsen, dem Hausmeister des Internats Schloss Schwarzenstein hier unten im Keller nach alten Lagerraum nach alten Möbeln gesucht, die sei als Kulissen für die Aufführung der Theatergruppe brauchen konnten - und jetzt standen sie im Dunkeln.

»Keine Sorge!«, wisperte Herr Ohlsen neben ihnen. Wolf kniff die Augen zusammen. Für seine besonderen Fähigkeiten war die Dunkelheit kein Hindernis. Außer ein paar Nebelgeistern, die auf dem Boden herumtanzten, sah er nichts, wovor sie Angst hätten haben müssen.

»Ihh«, machte Lea, als etwas Pelziges um ihre Füße streifte. Waren das Ratten? Oder irgendein Troll, der sie gleich angreifen würde?

»Ich weiß genau, dass die Tür hier...«, hörten sie Herrn Ohlsen, doch der Rest ging in einem Poltern unter. Wolf spürte, wie Lea nach seiner Hand griff. »Nichts passiert«, versuchte er seine Schwester zu beruhigen. »Kannst du...«

»Ja«, flüsterte Lea und pfiff lautlos ein Hexensignal, mit dem ein Schwarm Glimmergeister herangelockt wurde, der schwaches Licht spendete.

»Oh Mann...«, sagte Wolf, als er die Steine der Wand sah, die Herr Ohlsen wohl eben bei seiner Suche nach der Tür zum Einsturz gebracht hatte. Ein dunkler Gang tat sich dahinter auf, mit magischen Zeichen an den Wänden, die für normale Menschen nicht zu sehen waren. Dort musste die Höhle eines alten Zauberers sein. Und da flackerte auch schon Herrn Ohlsens Feuerzeug auf. »Das ist eine Sensation«, murmelte er und ging langsam in den Gang hinein.

Lea stupste ein paar Ratten mit dem Fuß zur Seite und folgte dem Hausmeister zusammen mit ihrem Bruder. Die magischen Zeichen auf den schleimigen-grünen Bruchsteinwänden glühten auf, aber Wolf spürte, dass sie ihre magische Kraft längst verloren hatten. Nach ein paar Metern weitete sich der Gang zu einer Höhle. Herr Ohlsen kniete dort über etwas und beleuchtete es mit der Flamme seines Feuerzeuges. Gespenstisch schimmerte ein weißer Totenschädel und die anderen Knochen des Skeletts, das dort lag.

»Ein Zau...«, entfuhr es Lea, die noch die magische Aura spürte, ehe ein Knuff von Wolf sie zum Schweigen brachte

»Eine Sensation!«, murmelte Herr Ohlsen wieder, als er den Ring an dem Fingerknochen des Skeletts sah, und weiter unten, unter den Rippen, unter den Knochen, die Umrisse eines Dolches. »Das muss er sein«, flüsterte Herr Ohlsen. »Oswald von Schwarzenstein, der frühere Schlossherr!«

»Oswald von Schwarzenstein war ein Raubritter, der im 13. Jahrhundert die Wälder rund um die Stadt Hexenwinkel unsicher machte«, sagte eine Stunde später Herr Schlösser, der Direktor von Schloss Schwarzenstein, als er mit Herrn Beck, dem Chemielehrer und mit Lea, Wolf und Herrn Ohlsen um die Skelett herumstanden. Die Höhle wurde von den Scheinwerfern der Theater AG erleuchtet, die sie herbeigeschafft hatten. Die Ratten waren verschwunden, die magischen Zeichen an den Wänden schimmerten nur noch matt und nur für Lea und Wolf sichtbar. In den Steingutschalen, dem Mörser und den Zinnkelchen, die neben dem Skelett herumlagen, musste der Zaubermeister seine Zaubertränke zubereitet haben. »Bisher hat man vergeblich nach dem Grab von Oswald von Schwarzenstein gesucht«, fuhr der Direktor fort und begutachtete den Ring am Skelettfinger. »Aber jetzt scheinen wir es gefunden zu haben. Dieser Ring könnte das Wappen der Schwarzensteins zeigen.«

Herr Beck war in die Knie gegangen und grub behutsam das Messer aus, das unter dem Skelett lag - indem er einfach einige Rippen zur Seite schob. »Ein Dolch«, stellte er fest. »Sehr sauber gearbeitet. Der Griff war aus Holz, das im Lauf der Jahrhunderte natürlich verrottet ist.«

Der Hausmeister entfernte inzwischen die Reste der Hose an den Beinen des Skeletts. Ein Bündel vermoderten Papiers, zusammenhalten von eine goldenen Klemme rutschte aus der Hosentasche. »Geldscheine!«, sagte Herr Ohlsen und legte das Bündel behutsam zur Seite, um die Beinknochen zu untersuchen.

»Da!«, sagte er schließlich. »Der wichtigste Hinweis, dass wir es hier mit dem sterblichen Überresten von Oswald von Schwarzenstein zu tun haben, sind die beiden verheilten Beinbrüche an dem Skelett. Ich habe mich in meiner Freizeit lange mit der Geschichte von Schloss Schwarzenstein und den Geschichten um Oswald befasst.« Er wandte sich an Direktor Schlösser und die Lehrer. »Sie kennen sicher die Überlieferung, dass Oswald von Schwarzenstein mit seinen Mannen 1245 den Schuldturm von Hexenwinkel stürmte, dessen Reste heute noch dort zu sehen sind, um einen seiner gefangenen Leute zu befreien. Dabei stürzte er vom Pferd und brach sich beide Beine. Trotz der großen Schmerzen, unter denen er litt, brachte er es dann doch noch fertig, mit seinen Leuten vor den Soldaten das Kaisers zu fliehen, die ihn verfolgten. In seinem geheimen Lager im Wald kurierte Oswald dann seine Verletzung aus. Nach der Überlieferung blieb aber sein rechtes Bein danach etwas kürzer als das linke, deshalb nannte man ihn auch später Oswald, den Hinkenden. Genau diese Spuren kann man hier an den Beinknochen des Skeletts sehen: zwei verheilte Knochenbrüche an den Beinen, wobei das rechte Bein um drei Zentimeter kürzer ist als das linke. Es gibt also kaum einen Zweifel, dass es sich hier um Oswald handelt.« Herr Ohlsen strahlte. »Bisher wusste man nur, dass Oswald der Hinkende sich irgendwann hier auf sein Schloss zurückzog und niemanden mehr zu sich ließ außer seinen Räuber-Kumpanen. Und es ging das Gerücht, dass die ihn zuletzt ermordet haben, um an die Schätze zu kommen, die Oswald bei seinen Raubzügen angesammelt hatte!« Er hob das halbvermoderte Geldbündel auf und beäugte es. »Das scheint alles zu sein, was ihm von seinen Schätzen geblieben ist!«

Lea bemerkte den skeptischen Ausdruck auf dem Gesicht des Direktors. Natürlich war das hier nicht Oswald von Schwarzenstein, sondern ein Zauberer, der höchstens seit drei oder vier Jahrhunderten hier lag. Aber wie konnten sie das dem Hausmeister klarmachen?

Da sagte Wolf auf einmal: »Es ist ganz klar, dass dieses Skelett hier nicht Oswald der Hinkende ist!«

Was war ihm aufgefallen?

Lösung:

Oswald lebte um 1245, also im 13. Jahrhundert, aber unter in den Resten der Hose, die das Skelett trug, fanden sich halbvermoderte Geldscheine. Papiergeld gab es allerdings im 13. Jahrhundert noch nicht - zumindest nicht in der Form, wie man sie beim Skelett fand. Solche Geldscheine wurden erst im 16. und 17 Jahrhundert in Europa benutzt. Also konnte das Skelett nicht aus dem 13. Jahrhundert stammen.

Ratekrimis für Jugendliche – Band 2 : 40 neue Geschichten zum Raten

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