Читать книгу Ratekrimis für Jugendliche – 40 spannende Geschichten zum Raten - H.P. Karr - Страница 6

04. Diebstahl ohne Spuren

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Das Metallschild, das Max anschleppte, entlockte Betty und Stefan ein lautes »Wow!«

»Ein richtiges Detektivteam braucht ein Büro und ein Büroschild!«, erklärte Max. »Und dass wir ein richtiges Detektivbüro brauchen, daran gibt es nach den Fällen, die wir bisher geklärt haben, ja wohl keinen Zweifel.«

»Ich höre immer Detektivbüro!« Stefan sah ich in dem ausgebauten Gartenpavillon um, in dem sie zusammensaßen. Sein Vater hatte das Häuschen letztes Jahr komplett renovieren lassen, um es als Gästeappartement für die Kollegen zu benutzen, die zu seinen Lehrgängen kamen.

»DIE DREI DETEKTIVE« las Stefan die ins Metall gravierte Schrift. »Termine nach Vereinbarung.« Darunter die Handynummern von Stefan, Betty und Max.

»Der Kleine spinnt!«, meinte Betty.

»Nenn mich nicht Kleiner!«, sagte Max beleidigt. »Du brauchst dir nichts darauf einzubilden, dass du älter bist!« Er wandte sich an Stefan: »Hast du eine Bohrmaschine? Wir schrauben das Schild vorn ans Gartentor!«

Stefan fand die Idee gar nicht so schlecht. Schließlich wollte er später einmal Kriminalkommissar werden, genau wie sein Vater. Da konnte es seiner Meinung nach nicht schaden, wenn er jetzt schon einmal ein wenig Berufserfahrung sammelte.

Fünf Minuten später hing das Schild am Gartentor.

Dass die DREI DETEKTIVE ihren ersten Fall ausgerechnet in ihrer Schule zu lösen hatten, war kein Zufall. Max hatte nämlich nicht nur das Firmenschild besorgt, sondern auch noch auf seinem Computer fünfhundert Visitenkarten für die DREI DETEKTIVE gedruckt und überall verteilt. Eine dieser Karten lag jetzt auf dem Schreibtisch von Direktor Klausthal. Es war dem Schulleiter anzusehen, dass er sich in seiner Haut nicht besonders wohl fühlte. »Eigentlich ist das ja ein Fall für die Polizei!«, meinte er. »Aber das würde ziemlich viel Aufsehen erregen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das zu verhindern.«

Stefan warf einen Blick auf den Tresor hinter dem Direktor. Die schwere Stahltür stand auf. »Sie würden gerne wissen, wer letzte Nacht die Aufgaben für die Matheklausur der Oberstufe aus dem Tresor gestohlen, nicht wahr?«

Der Direktor war verblüfft. »Woher weißt du das denn?«

Max fummelte ein zerknittertes Blatt aus der Hosentasche. »Das sind doch die Aufgaben? Einer aus der Oberstufe hat mir vorhin den Zettel gegeben und mich gefragt, ob ich sie für ihn lösen kann.«

»Max ist nämlich hochbegabt!«, sagte Betty. »Ein richtiges kleines Genie!«

»Ja, das sind die Aufgaben aus der Klausur!«, stellte der Direktor fest.

»Der Junge, von dem ich sie habe«, meinte Max, »hat gesagt, dass irgendwer diese Fotokopien im Mathe-Leistungskurs verteilt hat.«

Direktor Klausthal zeigte auf den offenen Tresor. »Doktor Schneider, der Mathematiklehrer des Leistungskurses, hat mir gestern Abend gegen 18.15 Uhr ein Blatt mit den Aufgaben gebracht, um sie mit mir abzustimmen. Ich habe einige Korrekturen auf dem Blatt gemacht und es dann siebzehnmal kopiert - für jeden Schüler aus den Mathe-Leistungskurs ein Blatt. Die siebzehn Kopien habe ich zusammen mit Herrn Schneiders Original in den Tresor geschlossen. Und als ich heute Morgen ins Büro kam, war der Tresor immer noch verschlossen. Als ich die Klausuren für Herrn Schneider herausgab, zählte ich die Blätter nach und da waren es nur noch 16 Kopien und Herrn Schneiders Original. Also muss jemand heute Nacht hier gewesen sein. Er hat den Tresor geöffnet und ein Exemplar der Matheklausur gestohlen.« Klausthal tippte auf Maxens Zettel. »Das hier ist eine Fotokopie des Blattes, und es sind auch meine Korrekturen darauf.«

»Damit wäre schon einmal klar, dass wirklich jemand ein Blatt aus dem Tresor gestohlen haben muss!«, sagte Stefan.

Betty hatte sich im Büro umgesehen. »Seltsam, dass es weder hier am Tresor noch an den Türen irgendwelche Einbruchsspuren gibt!«, meinte sie. »Das kann doch nur heißen, dass der Täter einen Schlüssel zum Sekretariat hier haben muss. Außerdem muss er die Zahlenkombination gekannt haben, um den Tresor zu öffnen!«

Direktor Klausthal überdachte das alles erst einmal genau und nickte dann: »Korrekt! Für das Sekretariat haben außer mir nur noch Klaus Kellermeier, der Oberstufensprecher und meine Sekretärin, Frau Schwertlein, einen Schlüssel!«

»Wo ist denn Frau Schwertlein eigentlich?«, fragte Betty. »Sie sitzt doch sonst hier immer im Vorzimmer.«

»Sie hat gestern einen Unfall gehabt!«, meinte Klausthal. »Ihre Mutter rief noch gegen viertel nach fünf an, um sie krank zu melden. Die arme Frau Schwertlein ist gestern von einem Wagen angefahren worden und liegt seitdem mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus.«

Max war in Gedanken schon ganz woanders. »Klaus Kellermeier?« Er runzelte die Stirn. »Der ist doch in Doktor Schneiders Mathe-Leistungskurs?«

»Ja«, sagte Klausthal. »Als Oberstufensprecher muss er manchmal Durchsagen über unsere Lautsprecheranlage machen, und das Mikrofon ist hier im Sekretariat. Deshalb habe ich ihm vor kurzem einen Schlüssel für das Büro gegeben. Die Ziffernkombination des Safes habe ich nur Frau Schwertlein anvertraut. Aber ich kann nicht ausschließen, dass Klaus Kellermeier sie nicht auch einmal herausbekommen hat, als er gerade hier war, um eine Durchsage zu machen und ich dabei gerade den Tresor geöffnet habe.«

Stefan, Betty und Max steckten die Köpfe zusammen. »Fingerabdrücke!«, schlug Max vor. »Wir müssen von der Tastatur, am Tresor Fingerabdrücke nehmen.«

Stefan schüttelte den Kopf. »Der Direktor hat den Safe doch zuletzt heute Morgen geöffnet. Also würden wir nur seine Abdrücke finden.«

»Außerdem benutzt man bei seinem Einbruch Handschuhe!«, belehrte Betty Max. »Alte Einbrecher-Regel.«

Stefan wandte sich an Direktor Klausthal: »Wann haben Sie und Doktor Schneider gestern genau das Sekretariat verlassen? Wann ist Frau Schwertlein gegangen? Und war Klaus Kellermeier gestern hier?«

»Kellermeier war gestern gegen sechzehn Uhr hier«, sagte Klausthal. »Da telefonierte ich gerade mit Doktor Schneider. Er sagte mir, dass er noch vorbeikommen würde, um mir die Aufgaben zu bringen. Wenn Kellermeier das gehört hat...«

»...kann er sich vorgenommen haben, nachts einzubrechen!«, folgerte Betty.

Klausthal nickte und fuhr fort: »Frau Schwertlein machte um siebzehn Uhr Feierabend. Kurz nach ihr kam Doktor Schneider, wir saßen zusammen, besprachen die Klausur und ich kopierte sie. Dann habe ich zusammen mit Doktor Schneider gegen siebzehn Uhr dreißig Uhr das Büro verlassen.«

Max kratzte sich am Kopf. »Was ist eigentlich mit der Alarmanlage?«, fragte er.

»Stimmt!«, sagte Klausthal. »Die Alarmanlage der Schule wird ja immer um neunzehn Uhr vom Hausmeister eingeschaltet, wenn die Putzkolonnen gehen. Danach kann keiner mehr unbemerkt ins Schulgebäude eindringen.«

»Das bedeutet also, dass der Dieb zwischen siebzehn Uhr dreißig und neunzehn Uhr den Tresor geöffnet haben muss«, kombinierte Stefan.

»Warum sollte eigentlich Frau Schwertlein die Klausuraufgaben stehlen?«, fragte Betty auf einmal.

»Wenn sie Geld brauchte, könnte sie sie an die Oberstufenschüler verkaufen!«, meinte Max etwas herablassend. »Aber außerdem ist sowieso schon klar, dass von den beiden Verdächtigen nur Klaus Kellermeier in Frage kommt. Frau Schwertlein kann den Diebstahl gar nicht begangen haben!«

»Oh ja!« Betty ging ein Licht auf. »Stimmt!«

Was war Betty und Max aufgefallen?

Lösung:

Der Einbrecher musste, wie die DREI DETEKTIVE ja schon festgestellt hatten, zwischen siebzehn Uhr dreißig und neunzehn Uhr im Büro des Direktors gewesen sein. Als Täter kamen nur Frau Schwertlein und Kellermeier in Frage, weil nur sie einen Schlüssel zum Sekretariat hatten. Frau Schwertlein hatte aber um siebzehn Uhr fünfzehn Uhr ihren Unfall und war danach im Krankenhaus - also konnte sie den Einbruch und den Diebstahl gar nicht begangen haben.

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