Читать книгу Ratekrimis für Jugendliche – 40 spannende Geschichten zum Raten - H.P. Karr - Страница 7
05. Die Spur führt zum Flughafen
ОглавлениеMax überschlug kurz, wie viel Geld er dabei hatte. Dann überschlug er es noch einmal. Es half nichts - seine knapp fünfzig Euro reichten nicht, um den alten Computer zu kaufen, der vor ihm in dem Blechregal von BRENDELS ELEKTRONIKSHOP stand. In dem Laden in der Nähe des Flughafens gab es Unmengen gebrauchter Computer wie den, für den sich Max gerade interessierte. Weiter hinten standen Kisten und Kartons mit fabrikneuen Systemkomponenten, Monitoren und Druckern. Am Schreibtisch neben der Eingangstür saß Mario Brendel, Inhaber von BRENDELS ELEKTRONIKSHOP, ein hagerer Typ von Mitte dreißig in einem verwaschenen RIHANNA-Shirt. Die langen Haare hatte er sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Max konnte nicht sagen, dass er Mario Brendel mochte - aber bei Brendel gab es nun einmal Computer zu unvergleichlich günstigen Preisen.
Max wanderte weiter an den Regalen entlang. Nach einer ganzen Reihe neuer Flachbildschirmen kam er zu einem Stapel großer Kisten. Teile für eine Großrechenanlage, schätzte er und fragte sich, wem Mario Brendel wohl solche Teile verkaufte. »Lieferung vom 12. Juli«, stand da. »Absender Maxwell Corp., San Francisco - Empfänger Rothenburg Electronics«.
Plötzlich flog die Ladentür auf. »Polizei!«
Max fuhr herum und spähte durch die Regale. Ein halbes Dutzend Polizisten drängelte herein und verteilte sich im Lager. Mario Brendel war hinter seinem Schreibtisch in die Höhe geschossen, aber der Kommissar, der hinter den Uniformierten hereinkam, drückte ihn auf seinen Stuhl zurück und präsentierte ihm ein Formular. »Das ist der Durchsuchungsbeschluss für Ihren Laden, Herr Brendel. Sie stehen im Verdacht, hier Hehlergeschäfte mit gestohlenen Computerteilen zu betreiben.«
»Unsinn!«, empörte sich Brendel. »Alles Unsinn. Verleumdung!«
Eine schwere Hand legte sich plötzlich auf Maxens Schulter. Der Polizist, der ihn aufgestöbert hatte, sagte: »Was suchst du denn hier, Kleiner?«
Gleich darauf stand Max vor dem Kommissar. Der grinste, als er Max sah. Auch Max grinste erleichtert. Es war Herr Hansen, Stefans Vater. »Du bist doch hier nicht etwa als Detektiv unterwegs?«, wollte er wissen. »Ich habe euer Firmenschild am Gartentor gesehen!«
Max schüttelte den Kopf und erklärte, dass er nur nach einem alten Computer gesucht hatte. »Den könnte ich mit meinem Rechner vernetzen und hätte dann viel mehr Rechenpower!«
Unterdessen durchsuchten die Polizisten Brendels Laden, kontrollierten die Aktenordner hinter seinem Schreibtisch, zogen Kisten aus den Regalen, machten sie auf und machten sie wieder zu.
»Brendel soll ein Hehler sein?«, fragte Max. »Er soll geklaute Sachen von Dieben kaufen und weiterverkaufen?«
Kommissar Hansen nickte. »Wenn du es nicht weitererzählst: Wir sind ihm gestern auf die Spur gekommen, als wir zwei Flughafenarbeiter aus dem Frachtzentrum verhaftet haben, die gerade einige Kisten mit Speicherchips beiseite schafften. Mein Kollege Weber verhört die beiden gerade auf dem Präsidium. Vielleicht bekommt er noch etwas aus ihnen heraus.«
Kommissar Hansens Handy klingelte. »Ah, Weber!«, sagte er. »Wie sieht es aus?« Max konnte sehen, wie sich sein Gesicht verfinsterte. Dann beendete Kommissar Hansen das Gespräch und blätterte in der dünnen Akte, die er dabei hatte. »Die beiden Arbeiter behaupten steif und fest, sie hätten die Computerchips auf eigene Rechnung gestohlen!«, sagte er. »Koenig und Jonas, hier, das sind sie.« Max warf einen Blick auf die Bilder des Erkennungsdienstes in der Akte. »Michael Koenig« stand unter dem Bild eines kräftigen Burschen mit Glatze. Und »Carl Jonas« unter dem Foto eines schmalgesichtigen Mannes mit Schnauzbart. Kommissar Hansen klappte die Akte wieder zu und verstaute sie in seiner Jacke. Er zwinkerte Max zu. »Das muss aber unter uns bleiben, denn das sind eigentlich Dienstgeheimnisse.«
»Na klar!« Max zwinkerte zurück. »Detektive unterliegen der Schweigepflicht! Wieso glauben Sie denn, dass die beiden im Auftrag von Mario Brendel gestohlen haben?«
»Weil wir bei ihnen eine Visitenkarte von Brendel gefunden haben!«, sagte Kommissar Hansen. Er sah sich in dem Laden um und entdeckte die großen Kisten, die auch Max aufgefallen waren. Er studierte die Ladezettel: »Lieferung vom 12. März«, las er vor. »Absender Maxwell Corp. in San Francisco - Empfänger Rothenburg Electronics, hier in unserer Stadt.« Er griff zu seinem Handy und rief seinen Kollegen Weber im Präsidium an. »Schau mal nach, ob unter den Sendungen, die im Frachtzentrum des Flughafens gestohlen wurden, auch eine Lieferung von der Maxwell Corp. aus San Francisco war.« Er wartete, dann nickte er und legte auf.
»Und?«, fragte Max.
»Die Lieferung der Maxwell Corporation verschwand aus dem Frachtzentrum am Flughafen, ehe sie von Rothenburg Electronics abgeholt werden konnte. Und genau zu der Zeit, als sie verschwand, hatten auch Koenig und Jonas Dienst.« Er riss das Adresslabel von dem Karton ab und ging zu Mario Brendel. Der Elektronikhändler starrte ihm feindselig entgegen. »Ich verstehe nicht, was Sie mir vorwerfen!«, sagte er. »Ich kaufe Elektronikteile von jedem, der sie mir anbietet. Das ist nicht strafbar. Woher soll ich denn wissen, ob Teile gestohlen sind?«
Hansen legte ihm den Zettel vor. »Was ist mit diesen Teilen?«
»Die habe ich von einem Kunden gekauft«, behauptete Brendel. »Er heisst Rüdiger Mackenroth und behauptete, die Teile günstig von Rothenburg Electronics erworben zu haben.«
»Das kann aber auch nur eine Lüge von Ihnen sein!«, meinte Kommissar Hansen. »Warum geben Sie nicht auf? Wir haben Ihre Komplicen Koenig und Jonas aus dem Frachtzentrum am Flughafen schon verhaftet. Die beiden haben doch für sie gearbeitet, oder?«
»Niemand hat für mich gearbeitet!«, beteuerte Brendel. »Die beiden kenne ich nicht.« Er deutete auf die Aktenordner hinter sich. »Und wenn Sie hier jede Rechnung und jede Quittung einzeln durchsehen: Sie werden kein Geschäft mit einem Michael Koenig oder einem Carl Jonas finden. Dafür kann ich garantieren.«
Max sah Kommissar Hansen aufmerksam an. Stefans Vater kniff ein Auge zu, dann klappte er sein Handy auf und rief seinen Kollegen Weber an. »Sagen Sie Koenig und Jonas, dass wir Brendel festgenommen haben!«, sagte er. »Wir können jetzt beweisen, dass Brendel sie kennt und sie für ihn gearbeitet haben.«
»Was?«, fauchte Brendel. »Was für Beweise wollen Sie denn haben?«
»Na«, meinte Kommissar Hansen zu Max. »Hast du eine Ahnung, wie wir Herrn Brendel beweisen können, dass er Koenig und Jonas kennt?«
»Klar!«, sagte Max.
Hansen grinste Brendel an. »Dann hören Sie jetzt mal gut zu, Herr Brendel, wenn der Kleine Ihnen hier jetzt erklärt, welchen Fehler Sie gemacht haben.«
Was war Max und Kommissar Hansen aufgefallen?
Lösung:
Der Kommissar hatte die ganze Zeit nur von »Koenig und Jonas« gesprochen, aber Brendel erwähnte, dass er weder »Michael Koenig noch Carl Jonas« kennen würde - woher aber wusste er denn dann ihre Vornamen? Die hatte Max kurz zuvor auf den Fotos in Kommissar Hansens Akte gesehen.