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07. Tödliche Partnerschaft

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Die Firmenzentrale der Bellmann AG lag im Gewerbegebiet am Rande der Stadt, ein großes Areal mit Hallen, in denen die Computer zusammengestellt wurden, die Bellmann in seinen Geschäften sensationell preisgünstig anbot. Der uniformierte Pförtner in seinem Glashaus an der Einfahrt hob die Hand, als Stefan und Max auftauchten. »Wo wollt ihr denn hin?«

»Zu Herrn Bellmann!«, sagte Stefan. Und weil der Pförtner ungläubig die Augenbrauen hochzog, setzte er hinzu: »Wir sind eingeladen!«

Tatsächlich fand der Pförtner dann auch Stefans und Maxens Namen auf der Besucherliste. Er stellte ihnen ihre Besucherausweise aus und zeigte ihnen den Weg zum Verwaltungsgebäude: »Über den Parkplatz, um das Lager herum und dann am Ende das flache Haus.«

»Das wird ja ein richtiger Langstreckenlauf!«, seufzte Max, als sie den Parkplatz hinter sich hatten. Lieferwagen mit Bellmann-Computern verließen das Gelände. Max holte sein Smartphone heraus und tippte etwas ein. »Mal sehen, welche Informationen ich im Internet über die Firma finde!«

Stefan verkniff sich ein Stöhnen. Manchmal übertrieb Max es ein bisschen, weil er Informationen anschleppte, mit denen man überhaupt nichts anfangen konnte. »Der Fall ist doch gelöst!«, sagte er. »Mein Vater hat Tricky Müller verhaftet und wir sind jetzt nur hier, weil Herr Bellmann sich dir bedanken will.«

Max knurrte etwas, dass der Fall eigentlich gar kein Fall gewesen sei, denn schließlich seien sie Tricky Müller nur durch Zufall auf die Spur gekommen. Dabei ließ er das Display seines Handys nicht aus dem Blick. »Da haben wir es ja!«, stellte er zufrieden fest. »Bellmann AG: etwa eintausend Mitarbeiter. Geleitet wird die Firma von Horst und Bernd Bellmann. Die beiden sind Brüder.«

Am Verwaltungsgebäude wurden sie von einer adretten Assistentin begrüßt und fünf Minuten später saßen sie Horst und Bernd Bellmann in ihrem Chefbüro gegenüber. Stefan schätzte die beiden Computerhändler auf etwa fünfzig Jahre. Horst war drahtig und braun gebrannt, mit einer schmalen schwarzen Brille. Bernd wog bestimmt zwanzig Kilo mehr als sein Bruder und wirkte in seiner alten Cordjacke und den ausgebeulten Jeans ziemlich gemütlich.

»Euch verdanken wir es also, dass der Dieb endlich geschnappt wurde, der in den letzten sechs Monaten hier insgesamt dreihundert Computer aus dem Lager gestohlen hat!« Horst Bellmann lächelte, aber die Augen hinter seiner Brille blieben kühl. »Jedenfalls hat mir Kommissar Hansen gesagt, dass er einen Mann verhaftet hat, auf den ihr ihn aufmerksam gemacht habt.«

Bernd Bellmann grinste freundlich, sagte aber nichts.

»Ja, Tricky Müller!«, sprudelte Max heraus. Stefan stöhnte, denn sein Vater hatte ihm eingeschärft, dass sie den Namen für sich behalten sollten. Doch Max war gar nicht mehr zu bremsen: »Ich bin einfach misstrauisch geworden!«, berichtete er. »Das war gestern Nachmittag, als ich Tricky Müller mit seinem Lieferwagen am Stadtpark gesehen habe. Er stand auf dem Parkplatz und verkaufte nagelneue Laptops für zweihundert Euro pro Stück an Leute.«

Bernd Bellmann schüttelte den Kopf. »Zweihundert Euro! Die Geräte kosten im Laden fast siebenhundert Euro.«

»Das kam mir auch komisch vor«, sagte Max. »Tricky hat einen Trödelladen in der Berliner Straße. Bei uns im Viertel kennt ihn eigentlich jeder, und jeder nennt ihn nur Tricky, weil er immer irgendwelche Tricks auf Lager hat, mit denen er an seine Waren kommt. Als ich ihn gefragt habe, warum er die Laptops so billig verkauft, meinte er, er habe eine ganze Ladung von Bellmann-Computer günstig bekommen.«

»Seltsame Geschichte!« Horst Bellmann spielte mit seiner Brille.

»Eben!«, fuhr Max fort. »Also habe Tricky gesagt, dass ich mir das mit dem Laptop erst einmal überlegen muss und mir die Seriennummer eines Rechners von dem Karton abgeschrieben und...«

»...und sofort bei meinem Vater bei der Polizei angerufen«, fuhr Stefan fort, ehe Max die Geschichte noch weiter ausschmücken konnte. »Max hat meinem Vater die Seriennummer durchgegeben, und mein Vater fand die Nummer dann sofort auf der Liste der gestohlenen Geräte, die Sie nach dem Einbruch letzte Woche bei der Polizei abgegeben haben.«

Horst Bellmann verzog das Gesicht bei der Erinnerung. »Der Diebstahl letzte Woche war der bisher größte Fall. Nachts ist jemand in die Lagerhalle eingedrungen und hat einen fertig beladenen Lieferwagen mit hundert Laptops gestohlen. Den Lieferwagen hat die Polizei dann einen Tag später leergeräumt gefunden.«

»Mein Vater hat Tricky natürlich sofort verhaften lassen!«, beendete Stefan die Geschichte. »Er hatte nur noch sieben Computer im Wagen - alles Geräte aus dem Diebstahl letzte Woche.«

»Toll!«, entfuhr es Bernd Bellmann. »Ganz toll! Wenn ihr nicht so aufmerksam gewesen wärt, würde dieser Tricky uns bestimmt noch weiter bestehlen!«

Sein Bruder Horst legte seine Brille beiseite und sagte: »Deswegen wollten wir uns auch bei euch bedanken!« Er deutete auf den schicken schwarzen Laptop auf seinem Schreibtisch. »Der ist für dich, Max! Unser neuestes Modell!«

Max bekam ganz glänzende Augen. »Wow!«, brachte er nur hervor.

»Und das hier ist für dich!« Bernd Bellmann überreichte Stefan einen neuen Tablet-Computer. Stefan wusste gar nicht, was er sagen sollte. »Danke!«, fiel ihm schließlich ein.

»Die Ermittlungen«, meinte Max auf einmal, »werden natürlich von Stefans Vater weitergeführt. Er hat Tricky Müller inzwischen verhört. Dabei hat er herausgefunden, dass Tricky früher mal hier bei Ihnen gearbeitet hat.«

»Ja?« Horst Bellmann schob sich die Brille auf die Nase. »Das würde natürlich erklären, warum der Dieb immer unbemerkt auf unser Gelände kam. Und dass er stets genau wusste, wann wirklich wertvolle Ware zu stehlen war.«

Bernd Bellmann zog das Keyboard des Rechners auf dem Schreibtisch heran und rief ein Programm auf. »Das ist interessant. Ein ehemaliger Mitarbeiter von uns.« Er tippte etwas und starrte auf den Bildschirm. »Das ist unsere Personaldatei!«, erklärte er. Eine Liste mir siebenundzwanzig Müllers erschien. Bernd klickte einen Eintrag an. Auf dem Bildschirm erschien das Foto eines Mannes von etwa dreißig, mit Kinnbart und schmalen Augen.

»Genau!«, sagte Max. »Das ist Tricky.«

»Richard Müller!«, las Bernd Bellmann die Daten ab. »Er war vom 1. Januar bis zum 28. Februar bei uns im Lager beschäftigt.«

Stefan bemerkte den Blick, dem Max ihm zuwarf. Nachdenklich nagte er an seiner Unterlippe. Horst und Bernd Bellmann erhoben sich. Horst Bellmann streckte ihnen die Hand entgegen. »Also nochmal: Vielen Dank für euren Einsatz, Jungs!«

Kaum waren Max und Stefan wieder draußen auf dem Parkplatz, als Stefan meinte: »Da ist etwas faul.«

»Genau!«, bestätigte Max. »Dein Vater hat doch gesagt, Tricky hätte im Verhör von einem Komplicen gesprochen, der angeblich hier in der Firma arbeitet.«

»Ja, das hat er«, bestätigte Stefan. »Aber mein Vater hat das für Angeberei gehalten. Tricky hat gesagt, dieser Komplice hätte ihm immer die Tipps gegeben, wann besonders wertvolle Geräte zu stehlen sind. Angeblich soll der Komplice ein ganz hohes Tier bei der Bellmann AG sein.«

»Ich halte das gar nicht für Angeberei von Tricky!«, sagte Max. »Er hat wirklich einen Komplicen hier in der Firma - und zwar einen der beiden Bellmann-Brüder.«

»Tja«, meinte Stefan nachdenklich und holte sein Handy heraus. »Dann ist dir eben das Gleiche aufgefallen wie mir.«

Wer ist Trickys Komplice - Horst oder Bernd Bellmann?

Lösung:

Bernd Bellmann war Trickys Komplice. Er konnte auf Anhieb den richtigen Mann mit den nicht gerade seltenen Namen »Müller« aus der Liste mit den siebenundzwanzig Müllers, die bei der Firma arbeiteten, aus seinem Computer abrufen. Er kannte nämlich »Tricky« Müllers Vornamen »Richard« - und das, obwohl niemand zuvor diesen Vornamen erwähnt hatte.

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