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03. Trip nach San Francisco

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Vom Fenster ihrer Wohnung sieht Marlene Kemper nun schon eine Viertelstunde lang zu, wie Markus unten auf dem Parkplatz unschlüssig auf und ab geht. Die Kommissarin schaut auf die Uhr. Gleich fünf. Für fünf hat Markus sich mit ihr verabredet. Am Telefon hat seine Stimme ganz anders geklungen als früher. »Ich brauche einmal deinen Rat, Marlene«, hat er gesagt. »Darf ich bei dir vorbeikommen?«

Markus Holland ist groß, schwarzhaarig, von südländischer Schönheit mit dunklen Augen und einem vollen, sinnlichen Mund. Drei Jahre lang hat Marlene mit ihm zusammengelebt, dann haben sich ihre Wege getrennt.

Als Markus dann endlich Punkt fünf Uhr klingelt, kann sich die Kommissarin ein Lächeln nicht verkneifen. Pünktlichkeit ist schon immer eine von seinen Marotten gewesen.

»Ich hoffe, dir geht es gut«, sagt er, als sie dann beim Kaffee zusammensitzen. Markus Holland nippt an seiner Tasse. »Es ist lange her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Ich muss noch oft daran denken.«

»Ich hoffe doch, dass deine Ehe glücklich ist«, meint Marlene, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen. Ein Jahr nach ihrer Trennung hat Markus nämlich geheiratet. Das hat Marlene von gemeinsamen Freunden erfahren.

»Ich glaube, meine Frau belügt mich«, sagt Markus. »Ich habe leider keine Beweise. Nur eine Ahnung. Vera ist Werbeleiterin in der Firma ihres Vaters. Wegen ihres Jobs ist sie viel unterwegs. Eine Geschäftsreise pro Monat - mindestens. Nach München, Frankfurt, Hamburg, London und so weiter...«

Er sieht Marlene unruhig an. Marlene lehnt sich zurück und wickelt ein Pfefferminzbonbon aus. Eifersucht ist das Letzte, was sie bei Markus erwartet hat. Schließlich hat er es damals mit anderen Frauen nie so genau genommen.

»Bisher haben wir jeden Abend miteinander telefoniert, wenn Vera auf Reisen war«, erzählt Markus. »Jetzt allerdings ist sie ziemlich überstürzt nach San Francisco geflogen, ohne mir zu sagen, in welchem Hotel sie wohnen wird.«

»Hat sie dich aus San Francisco angerufen?«, fragt Marlene.

Er schüttelt den Kopf. »Bevor sie abreiste, sagte sie, sie werde sehr viel zu tun haben und wohl kaum Zeit finden, sich zu melden. Ich glaube, sie ist gar nicht nach San Francisco geflogen«, fährt er fort. »Ich habe heute Vormittag im ihrem Sekretariat bei der Firma angerufen und gefragt, in welchem Hotel sie wohnt. Doch anstatt mir die Auskunft zu geben, hat man mir nur ausgerichtet, man habe mit Vera Kontakt aufgenommen und sie werde mich heute Abend anrufen. In etwa drei Stunden, gegen 20 Uhr.«

Marlene sieht Markus an. »Was erwartest du von mir?«, fragt sie.

»Komm mit und höre dir an, was Vera mir zu sagen hat«, erwidert er. »Und ich möchte, dass du dich mit Vera unterhältst. Finde heraus, ob sie wirklich in San Francisco ist.«

Die Villa ist elegant, der Garten riesig und die Einrichtung des Wohnraumes erlesen. Marlene nippt an ihrem Kir Royal, während Markus nervös auf und ab geht. Das Telefon steht auf dem Sekretär am Fenster. Draußen geht die Sonne unter. Punkt 20 Uhr klingelt der Apparat. Markus nimmt ab und schaltet den Mithörlautsprecher ein. Die Stimme seiner Frau klingt durch den Raum. Vera Holland wirkt ein wenig abgespannt.

»Tut mir leid, dass ich mich bis jetzt nicht gemeldet habe«, sagt sie. »Aber es ging um eine komplizierte Geschäftsangelegenheit, die ich zu regeln hatte. Ich wusste in den letzten Tagen oft nicht, wo mir der Kopf stand.« Sie erzählt von den Konferenzen mit amerikanischen Geschäftspartnern, die sie geführt hat. »Und du?«, fragt sie schließlich. »Wie geht es dir?«

»Ich habe eine alte Freundin zu Gast«, erwidert Markus beiläufig. »Marlene Kemper.«

»Ach!« Sofort klingt Veras Stimme etwas reservierter.

Marlene nimmt den Telefonhörer. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagt sie. »Ich leiste Markus nur ein wenig Gesellschaft.«

»Ich wäre jetzt auch lieber bei ihm«, sagt Vera kühl. »Aber leider werde ich noch ein paar Tage hier in San Francisco bleiben müssen, bis alle Verträge unterschrieben sind.«

»Versäumen Sie nicht, die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen«, rät Marlene.

»Sie meinen die Golden Gate Bridge?«, fragt Vera. »Ja, ich fürchte, das steht mir noch bevor. Meine Geschäftspartner bestehen auf einer Stadtrundfahrt. Morgen haben sie mich zu einer Fahrt mit der berühmten Cable Car-Straßenbahn eingeladen.«

»Manchmal muss man Einladungen annehmen, wenn es den Geschäften dient«, meint Marlene. Markus steht neben ihr und sieht sie gespannt an.

»Sie haben Recht«, sagt Vera. »Ich muss jetzt auch gleich zu einem Dinner zu dem meine Geschäftspartner eingeladen haben. Das Essen beginnt um halb neun, und ich bin noch nicht einmal umgezogen.«

Markus nimmt Marlene den Hörer aus der Hand. »Kann ich dich anrufen, wenn du zurück bist?«

Doch statt einer Antwort kommt nur noch ein Knistern aus dem Hörer, dann ist die Leitung tot.

Markus sieht Marlene hilflos an. »Was meinst du? Hat sie mich eben belogen?«

»Tja«, sagt Marlene. »Ich fürchte, du hast Grund zur Eifersucht, mein Lieber. »Denn deine Vera ist ganz bestimmt nicht in San Francisco!«

Was ist Marlene aufgefallen?

Lösung:

Vera rief um 20 Uhr deutscher Zeit angeblich aus San Francisco an und behauptete, um halb neun noch zu einem Dinner eingeladen zu sein. Das ist unmöglich, denn wegen der Zeitverschiebung ist es in San Francisco schon weit nach Mitternacht gewesen.

Ratekrimis zum Selberlösen : 40 x dem Täter auf der Spur

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