Читать книгу Ratekrimis zum Selberlösen : 40 x dem Täter auf der Spur - H.P. Karr - Страница 7
05. Tödliche Überstunden
ОглавлениеKommissarin Marlene Kemper geht an den aufgebrochenen Kassen des Supermarktes vorbei zu den Regalen mit Putzmitteln, wo der Tote liegt.
»Klaus Köster, der stellvertretende Filialleiter«, erklärt ihr Kollege Nils Krüger. »Zweiundvierzig Jahre alt, ledig. Tatzeit letzte Nacht gegen 22 Uhr. Brutal mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen - beim Sturz hat er sich dann einen tödlichen Schädelbruch zugezogen.«
Bernd Hollstedt, der Filialleiter, hat seinen Stellvertreter gefunden. »Köster ist gestern noch im Laden geblieben, um die Monatsabrechnung zu machen«, berichtet er.
Marlene inspiziert mit Krüger die anderen Räume des Supermarktes. In einem Lagerraum entdeckt sie neben einem Regal voller Waschmittelpaketen ein offenes Oberlicht. Das Fenster, zwei Meter über dem Boden, ist eingedrückt. An der Wand darunter lehnt ein halb voller Müllsack mit Papierresten und ein Besen. Marlene sieht sich das Fenster von außen an - es liegt an der Rückfront der Supermarkthalle. Unter dem Fenster steht eine 120-Liter-Mülltonne an der Wand.
»Glasklar«, meint Krüger. »Hier ist der Gangster eingestiegen.«
Marlene Kemper kehrt in den Verkaufsraum zurück. »Wer kommt für den Einbruch und den Mord in Frage?«, fragt sie Bernd Hollstedt.
»Eigentlich nur Dieter Kowalski und Olaf Preminger. Kowalski hat die letzten zwei Wochen hier im Lager gearbeitet. Ich habe ihn vor ein paar Tagen bei einem Diebstahl erwischt und bei Köster gemeldet. Der hat ihn sofort entlassen.« Außerdem erfährt Marlene, dass Kowalski mit Olaf Preminger befreundet ist, der als Fahrer für einen Lieferanten des Supermarktes gearbeitet hat. »Gut möglich, dass Kowalski ihm erzählt hat, dass wir unser Wechselgeld in den Kassen lassen«, meint Hollstedt. »Dann könnte auch Preminger auf dumme Gedanken gekommen sein.«
Olaf Preminger lebt in einer Dachwohnung. Der Mann, der Marlene Kemper und Krüger öffnet, ist über einen Meter neunzig groß, kann wegen der Dachschrägen nur in der Mitte des Raumes aufrecht stehen und wirkt mit seiner drahtigen Figur sehr sportlich.
»Ich bin sauber!«, erklärt er sofort, als er Marlenes Dienstmarke sieht. »Egal worum es geht – ich habe mit der Sache nichts zu tun!«
»Auch nicht mit der Sache im Supermarkt?«, hakt Marlene Kemper nach. »Hat Ihnen Ihr Kumpel Kowalski da vielleicht einen Tipp gegeben?«
»Nein!« Preminger schüttelte den Kopf. »Was für einen Tipp?«
»Dass dort nachts noch Wechselgeld in den Kassen ist«, meint Marlene. »Bloß konnte er nicht wissen, dass gestern der Filialleiter Überstunden machte.«
»Köster« Preminger hebt die Hände. »Was auch immer mit ihm passiert ist - ich habe nichts damit zu tun. Ich war gestern von sieben bis neun in der Kneipe - übrigens zusammen mit Kowalski.«
Dieter Kowalski lebt in einem Anbau hinter einem Mietshaus. Der kleine, kaum einen Meter sechzig große Mann lächelt Marlene Kemper unschuldig an. »Ich war gestern mit meinen Freund Preminger in einer Kneipe.«
»Aber nur bis neun«, sagt Marlene.
Kowalskis Lächeln friert ein »Ich wette, der saubere Herr Hollstedt hat Ihnen meinen Namen gesagt«, meint er. »Er hat ja auch dafür gesorgt, dass Köster mich rausgeworfen hat.«
»Köster wurde von dem Einbrecher ermordet«, sagt Marlene langsam.
»Ermordet?« Kowalskis Lächeln verschwindet. »Oh nein, mit Mord habe ich nichts zu tun, Frau Kommissarin. Ich bin ein ehrlicher Dieb, kein Mörder.«
»Stimmt ausnahmsweise!«, sagt Marlene.
Warum?
Lösung:
Der Mörder war Olaf Preminger, weil er wusste, dass Köster etwas zugestoßen war, dem stellvertretenden Filialleiter, obwohl Marlene Kemper zuvor nur vom »Filialleiter« gesprochen hatte, womit normalerweise Bernd Hollstedt gemeint gewesen wäre. Kowalski war außerdem mit seiner Größe von 1,60 Meter nicht groß genug, um nach der Tat durch das in zwei Metern Höhe liegende Fenster wieder zu fliehen. Preminger mit seinen 1,90 Meter Körpergröße konnte das Fenster dagegen sehr wohl erreichen.