Читать книгу PERRY RHODAN-Kosmos-Chroniken: Alaska Saedelaere - Hubert Haensel - Страница 14

8.

Оглавление

Wie ein gleißender Teppich erstreckte sich das Lichtermeer der Stadt vor ihm – eine berauschende Helligkeit, die nur eine vage Ahnung der Nacht übrig ließ, eine Hand voll besonders heller Sterne im Zenit und, hinter dünnen Wolkenschleiern verborgen, den fahlen Widerschein des Mondes.

Die Panoramaverglasung spiegelte. Alaska Saedelaere sah im Hintergrund, in der von schwebenden Spots ausgeleuchteten Kochlandschaft, Liv hantieren, er hatte zudem ein verzerrtes Abbild seiner selbst vor sich. Wie ein durchscheinendes, ätherisches Wesen, in dessen Adern nicht Blut pulsierte, sondern Gleiter ihre Bahn zogen und dessen Haut von grell pulsierenden Reklameholos pigmentiert wurde.

Nur der fast ovale graue Fleck überdeckte den fernen Hintergrund.

Eine Totenfratze, schoss es Saedelaere durch den Sinn, ohne dass er den Gedanken verhindern konnte. Die Maske war ausdruckslos starr, das Flackern in den Augenöffnungen erinnerte an billige Gruselholos, in denen ähnliche Effekte geboten wurden.

Ob ich mich jemals daran gewöhnen kann, weiß ich nicht.

Hinter ihm klirrten Gläser. Alaska trat so nahe an die Scheibe heran, dass der Eindruck entstand, er würde mit dem nächsten Schritt ins Leere stürzen. Dreiundfünfzig Etagen ... Livs großzügige Wohnung lag in einem der modernen spindelförmigen Bauten, auf der Höhe des größten Durchmessers. Die freie Sicht machte solche Stockwerke zu begehrten Immobilien.

Gedankenverloren presste Saedelaere die Stirn an die Scheibe. Dass die Maske verkantete und plötzlich an mehreren Stellen drückte, beachtete er nicht. Er schielte in die Tiefe, sah Menschen und Fahrzeuge klein wie Ameisen – und genoss die Vorstellung, einfach nach vorne zu treten, die Arme auszubreiten und sich abzustoßen, zu wissen, dass innerhalb von Sekunden alle Zweifel und die Ungewissheit enden würden. Unwillkürlich atmete er schneller.

»Alaska ...«

Von weit her drang die Stimme in sein Bewusstsein vor. Er ignorierte sie, genoss immer noch den Gedanken, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Den Tod zu akzeptieren fiel ihm ungewöhnlich leicht. Besser, er selbst starb, als dass er erneut Menschen in Gefahr brachte.

»Ich bin überzeugt, Mr. Saedelaere, dass Sie Ihr Leben in die Hand nehmen und das Beste daraus machen werden.« Dr. Bishars Abschiedsworte klangen in ihm nach. Vielleicht, weil er schon nach einem Tag das wohl geordnete Klinikleben vermisste. Es war wie immer im Leben: Zu schätzen wusste man erst die Dinge, die man verloren hatte.

»Auf die Zukunft, Alaska. Ob mit oder ohne Maske, ist mir egal. Ich finde ... – Hörst du überhaupt zu?«

»Doch«, murmelte er verwirrt, löste die Stirn von der Scheibe und wollte sich mit beiden Händen übers Gesicht fahren. Erst als die Finger auf das harte Plastik stießen, besann er sich.

»Ich bin froh, Alaska, dass du hier bist. Mimas war für mich eine kalte Welt, die ich auf Dauer nicht ertragen könnte. Wir schaffen es. Gemeinsam.«

Der Transmittergeschädigte schaute die junge Frau an. Zögernd schüttelte er den Kopf.

»Ich bin dir im Weg«, sagte er stockend. »Ein Klotz am Bein, ohne den du glücklich werden könntest. Deshalb werde ich deine Gastfreundschaft nur für einige Tage in Anspruch nehmen. Bis ich mir darüber klar geworden bin, was mit meinem Leben geschehen muss.«

Liv Andamans Lächeln gefror. Sie zitterte plötzlich. Der Sekt in den Gläsern, die sie in beiden Händen hielt, drohte überzuschwappen. »Gastfreundschaft?«, stieß sie ungläubig hervor. »Das meinst du nicht ernst? Ich ... ich möchte mit dir zusammen ...«

»Sag's nicht!«, wehrte Saedelaere ab. »Wahrscheinlich würdest du es schon morgen bereuen, und dann ...«

Die Gläser zerplatzten am Boden, der venusische Sekt hinterließ dunkelrote Flecken. Mit offenem Mund starrte Liv den Maskenträger an und schien auf eine Entschuldigung zu warten. Als Alaska hartnäckig schwieg, warf sie sich herum und stürmte davon. Dröhnend schlug eine Tür zu. Dann herrschte Stille.

Sekundenlang stand Saedelaere wie erstarrt, bevor er ausholte und in blinder Ohnmacht mit der Handkante gegen die Scheibe drosch. »Liv!«, wollte er rufen, doch er konnte es nicht. Beinahe fluchtartig verließ er die Wohnung.

Terrania City war ein brodelnder Wurmtopf, in dem das überschäumende Leben nie eine Pause einlegte. So hatte Alaska Saedelaere seine Geburtsstadt seit frühester Jugend in Erinnerung, und an der pulsierenden Vielfalt hatte sich bis heute nichts geändert. Wie ein unersättlicher Moloch fraß sich die Stadt immer weiter hinaus in die ehemalige Wüste Gobi. Der einst von einer Privatfirma betriebene Schrottplatz, an den er sich gerne erinnerte, war ebenso der fortschreitenden Bebauung zum Opfer gefallen wie der Waldstreifen, von dem heute nur noch kleine Abschnitte als Parks dienten.

Saedelaere benutzte den transparenten Antigravlift an der Gebäudeaußenseite und verließ die Röhre auf Höhe der im oberen Turmdrittel umlaufenden Plattform. Benachbarte Wolkenkratzer reckten sich bis zu zwei Kilometer hoch. In ihrer bizarren Schönheit wirkten manche Bauten wie Säulen, auf denen das Firmament ruhte, andere wie stilisierte, nach den Sternen greifende Hände. Dazwischen wanden sich die Laufbänder wie üppige Schlingpflanzen, ihr hell leuchtendes Grau wurde mit der Höhe dunkler und wirkte bei fünfhundert Metern wie ein düsterer Schutz gegen äußere Einflüsse. Zwischen ihnen und den Aussichtsbrücken verkehrten Lufttaxis und -busse, private Gleiter folgten in unüberschaubarer Zahl den Peilstrahlen der Leitzentralen.

Oft hatte Alaska die Metropole Terras mit dem wohl durchdachten Chaos eines Insektenstaates verglichen. Dass hier das Herz des Solaren Imperiums schlug, war unübersehbar.

Minutenlang verharrte er am Rand der Plattform und starrte in die Tiefe. Dann schloss er die Augen und versuchte, den rasenden Herzschlag zu ignorieren. Ein unsichtbares Prallfeld verhinderte jeden Sprung; im Prinzip brauchte er nur die Arme auszustrecken, um den Energiezaun zu berühren. Er tat es nicht. Weil ihm bewusst wurde, dass er seit geraumer Zeit weder Schmerzen wahrnahm noch das stete Zucken im Gesicht. Irgendwann hatte beides aufgehört, ohne dass es ihm aufgefallen wäre.

Wann?

Er wusste es nicht.

Nicht zum ersten Mal seit dem Transmitterunfall fühlte sich Alaska Saedelaere als Spielball seiner Empfindungen. Tiefe Niedergeschlagenheit, beinahe Depression, wechselte mit jäh aufflackernder Hoffnung ab. Zurück blieb eine an die Substanz gehende Zerrissenheit.

Warum ich?, hämmerte es unter Saedelaeres Schädeldecke. Warum?

Ein Gurgeln drang über seine Lippen, ein halb erstickter Aufschrei, der unter der Maske nachhallte. Er taumelte. Siedend heiß pochte es durch seine Adern, während sein Magen sich anfühlte wie ein Schwarzes Loch, und dieses Nichts in seinen Eingeweiden wuchs, es breitete sich aus, als wolle es ihn innerlich verzehren.

Saedelaere verkrampfte sich und presste die Oberarme an den Leib. Im nächsten Moment griff er nach der Maske und verkrallte die Finger auf dem Plastik.

Wie aus weiter Ferne drang eine Stimme an sein Ohr. Alaska hatte Mühe, trotz des Dröhnens in den Schläfen zu verstehen, was der Sprecher von ihm wollte. Der Mann sagte etwas von »bedauernswertem Zustand« und »Medoroboter holen«.

»Nein«, ächzte Saedelaere. »Mir ... geht es ... gut.«

Im Aufschauen bemerkte er bleiche Augen, die ihn anstarrten, einen Ausdruck von Erschrecken und Verwirrung in der Miene seines Gegenüber, weil das Ding in seinem Gesicht wieder flackerte.

Der Mann, der ihm eben noch hatte helfen wollen, stammelte plötzlich unverständliches Zeug. »Hör auf!«, schrie Alaska und packte mit beiden Händen zu. Heftiger als beabsichtigt schüttelte er den Fremden, der wie eine Puppe in seinem Griff hing. »Komm zu dir! Verdammt – ich will das nicht, ich ...«

Niemals hätte ich mich von Liv überreden lassen dürfen, auf die Erde zu kommen, dachte er bitter.

»Wer sind Sie?«

Erst als der andere sich gegen den Griff zu sträuben begann und die Frage schrill wiederholte, reagierte Alaska. Ebenso abrupt, wie er zugepackt hatte, stieß er den Mann von sich. Zugleich warf er sich herum und floh vor sich selbst und seinem Selbstmitleid. Hinter ihm erklangen wütende Rufe. Wie eine Lawine schwollen sie an, kamen näher, bedrohlich nahe – und schwappten über ihn hinweg.

Schemen starrten ihn an, versuchten ihn aufzuhalten. Irgendwie registrierte Alaska, dass trotz der späten Nachtstunde viele Menschen auf der Plattform waren. Weg! Verschwindet! Seine körperliche Schwäche war eine Folge des Klinikaufenthalts; der Schweiß brach ihm aus allen Poren, und jeder neue Schritt ließ ihn innerlich beben. Blindlings hastete er vorwärts, starrte nur noch auf den Boden vor seinen Füßen und stieß etliche Personen zur Seite. Für sie war er ein Aussätziger, nichts anderes.

»... er ist krank.«

»... seht ihr die Maske, das Leuchten dahinter? Als stehe sein Gesicht in Flammen.«

»Wo bleibt die Polizei?«

Alles schlug über ihm zusammen und riss ihn gnadenlos weiter. Immer mehr Leute gafften ihn an ... aber endlich lag die hell erleuchtete Antigravröhre vor ihm. Alaska warf sich nach vorne – egal ob weiter aufwärts oder nach unten, er wollte nur noch weg von diesem Spießrutenlauf, den er nicht länger ertrug.

Nichts geschah. Die Polung der Transportfelder innerhalb des Schachtes war manipuliert worden. Es gab keinen Bewegungsimpuls. Sekundenlang hing Alaska Saedelaere im Einstiegsbereich fest, und als er endlich einen der Haltegriffe zu fassen bekam, waren die Wachroboter da. Ihre Aufforderung, ihnen zu folgen, duldete keinen Widerspruch.

02.40 Uhr Standardzeit. Alaska Saedelaere konnte die Müdigkeit nicht länger ignorieren. Er fühlte sich schlapp und ausgelaugt, und wenn der Wachmann ihm nur einige Minuten Ruhe gelassen hätte, wäre er wohl auf der Stelle eingenickt. Doch die raue Stimme schreckte ihn immer wieder hoch.

»Allein die Personendaten scheinen korrekt zu sein: Alaska Tengri Saedelaere, geboren am 2. Dezember 3400 in Terrania. Damit wären Sie Bürger des Solaren Imperiums, vorausgesetzt, Ihre Identität könnte überprüft werden. Leider habe ich damit Probleme. – Sind Sie Alaska Saedelaere?«

Der Transmittergeschädigte nickte schwer, was der Beamte geflissentlich ignorierte.

»Also gut«, fuhr der Mann fort, beugte sich über seinem Schreibtisch, der eher einer kleinen Kommandozentrale glich, ein Stück weiter nach vorne und stützte das Kinn auf die Handrücken. »Die banalen Daten wie Größe, Haarfarbe und so weiter sind stimmig. Aber sagen Sie selbst: Was kann ich wirklich damit anfangen? Fingerabdrücke liegen nicht vor, ebenso wenig ein Retina-Scan oder gar Gendaten. Und Stammzellen ...«

»Meine Eltern gaben keine Genehmigung zur Aufbewahrung.« Saedelaere zuckte mit den Achseln. Er saß auf der anderen Seite des Tisches in einem unbequemen Sessel, flankiert von einem Wachroboter und durch ein Prallfeld von dem Beamten getrennt. Hätte er nicht den miniaturisierten Projektor in der Tischkante entdeckt, wäre ihm die Sperre kaum aufgefallen.

»Also wieder von vorne, Mister ...«

»Saedelaere«, sagte Alaska gequält.

»Nehmen Sie endlich diese dämliche Maskierung ab!«

»Sie würden den Anblick nicht überleben.«

Der Beamte seufzte vielsagend. »Wissen Sie, Mister, wie grauenvoll mancher Anblick sein kann? Als Kadett der Explorerflotte ...« Unwillig schüttelte er den Kopf. »Ich war dabei, als die Insekten von Graustria III sich unter die Haut wehrloser Raumfahrer bohrten und ihre Brut den Männern und Frauen innerhalb Stundenfrist das Fleisch von den Knochen fraß. Und da kommen Sie und erzählen Schauermärchen über Ihr Gesicht.« Er stutzte, senkte überrascht den Blick und verfolgte eine Nachricht, die auf der Tischplatte erschienen war. »Die Handelsstation auf Bontong, sagten Sie?«

»Ja.« Saedelaere nickte.

»Die Interstellar Equipment and Positronic Inc. bestätigt, dass Sie – dass Alaska Saedelaere aktuell als Techniker auf Bontong eingesetzt ist.«

Die nachfolgende Pause hatte etwas Künstliches und wirkte mit jeder Sekunde bedrohlicher. Alaska konnte sich eines leichten Schauderns nicht erwehren.

»Mit aktuell«, fuhr der Wachmann fort, »meine ich jetzt, in genau dieser Stunde. Das sollten Sie mir plausibel erklären.«

»Ich wurde nach Peruwall abkommandiert. Vor gut drei Wochen.«

»Das hatten wir schon, Mister. Erzählen Sie mir zur Abwechslung endlich die Wahrheit! Ich meine, der tätliche Angriff ist kein Kapitalverbrechen, und eine Maske zu tragen, nun, verboten ist das nicht. Der Aufwand, den wir bereits betreiben, steht in keinem Verhältnis ...«

»Mimas«, unterbrach Alaska Saedelaere. »Bis gestern wurde ich auf Mimas behandelt. Fordern Sie dort meine Daten an. Ich gebe Ihnen jede nötige Vollmacht.«

Der Beamte musterte ihn gequält, ganz so, als hätte er Wichtigeres zu tun, als sich mit Lappalien und Lügnern herumzuschlagen. »Die Antwort liegt längst vor: Auf Mimas wurde nie ein Patient namens Saedelaere behandelt.«

»Das ist unmöglich ... ein Irrtum.«

Der Wachmann lehnte sich zurück. »Sie stehen vorerst unter Arrest. Gibt es irgendetwas, das Sie benötigen, Medikamente zum Beispiel?«

»Nein«, stieß Saedelaere hervor. »Nichts außer meiner Glaubwürdigkeit.«

»Dann folgen Sie dem Roboter. Morgen will ich die Wahrheit: Was ist los mit Ihnen, wer sind Sie wirklich?«

Alaska hatte schon bescheidenere Unterkünfte gesehen als die Zelle, in der er den Rest der Nacht verbringen sollte. Die Antigravliege verfügte sogar über ein Steuergerät, mit dem er das Bett persönlichen Bedürfnissen anpassen konnte. Ein Kontursessel sowie ein Lesegerät für diverse Speichermedien vervollständigten die Einrichtung. Die vorhandenen Mnemowürfel befassten sich mit Arkon als galaktischer Wirtschaftsmacht sowie Gesetzgebung und Vollzug auf Terra und verbündeten Welten. Nichts davon interessierte Saedelaere. Für die angrenzende Nasszelle hatte er ebenfalls nur einen flüchtigen Blick. Und die sterile Nachtbekleidung ignorierte er. Stattdessen ließ er sich, angezogen, wie er war – lediglich die Schuhe hatte er abgestreift –, rücklings aufs Bett sinken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Du hast es weit gebracht, Alaska, sinnierte er. Das Armbandgerät hatte ihm der Wachmann aus Sicherheitsgründen abgenommen. Eine Kontaktaufnahme nach außen sollte verhindert werden. Er konnte nicht einmal Liv verständigen. Aber wollte er das überhaupt?

Weit wichtiger erschien ihm eine Antwort auf die Frage, weshalb sein Arbeitgeber bestätigt hatte, dass er nach wie vor auf Bontong weilte. Das war ein Unding. Oder war sein Unfall gar kein Unfall gewesen und nun wurde versucht, das Geschehen zu vertuschen?

Politik hatte ihn nie interessiert. Zumindest nicht die Feinheiten. Längst war offensichtlich, dass das Solare Imperium in der Krise steckte. Der Keim dazu war vor rund fünfhundert Jahren mit dem Panither-Aufstand gelegt worden, als die ersten verbündeten Systeme und vor allem Plophos von Terra abfielen. Perry Rhodans zweite Frau, Mory Rhodan-Abro, und ihre gemeinsame Tochter Suzan Betty Rhodan-Waringer waren damals ermordet worden.

Mittlerweile schien der Zerfall des Imperiums nicht mehr aufzuhalten. Das Imperium Dabrifa, der Carsualsche Bund und die Zentralgalaktische Union bildeten die stärksten Machtblöcke. In ihrem Schatten hatte sich eine Vielzahl kleinerer Bündnisgruppen mehr oder weniger offen von der ordnenden Hand Terras losgesagt. Die Ross-Koalition, die Tarey-Bruderschaft und der Shomona-Orden sowie die Fracowitz-Systemstaaten galten als die wirtschaftlich stärksten, deren Militärmacht zugleich Schlagkraft demonstrierte.

Vielleicht hatte eine dieser Gruppen eine Technik entwickelt, terranische Transmitter anzuzapfen. In letzter Konsequenz hätte das aber bedeutet, dass die Interstellar Equipment and Positronic Inc. mit den Gegnern des Solaren Imperiums gemeinsame Sache machte. Das ist verrückt, redete sich Alaska ein. Das wäre ungefähr so, als würden die Whistler-Robotfabriken sich von Terra lossagen. Niemand schlägt die Hand ab, die ihn füttert.

Die Antwort von Mimas passte ebenfalls nicht ins Bild. Anzunehmen, dass das medizinische Zentrum unterwandert war, hätte bedeutet, die Solare Abwehr ebenso wie Atlans United Stars Organisation der Unfähigkeit zu bezichtigen. Beide Geheimdienste hatten vielmehr ein gutes Stück dazu beigetragen, schwere Zwischenfälle und Konflikte zu verhindern.

Irgendwann schlief Alaska über seinen Grübeleien ein. Ebenso übergangslos schreckte er mehrmals auf und knüpfte jedes Mal nahtlos an die letzten Überlegungen an.

Wurden die Spuren seines Transmitterunfalls verwischt? Im Halbschlaf gefangen, hatte Alaska Mühe, sich galaktische Positionen zu vergegenwärtigen. Peruwall lag nur wenige Dutzend Lichtjahre von einem kleinen Sternhaufen der ZGU entfernt. Die Ross-Koalition grenzte ebenfalls an.

Unsinn!, dachte er und stieß bei dem Versuch, seine Augenwinkel zu massieren, gegen die Maske. Er hatte die Wache davor gewarnt, sie abzunehmen. Was dieses Plastikvisier anbetraf, musste er sich inzwischen eingestehen, dass er zu pessimistisch gewesen war. Die Maske hielt den Wahnsinn zurück. Niemand auf der Aussichtsplattform hatte den Verstand verloren oder war sterbend zusammengebrochen.

Abermals forderte die Müdigkeit ihr Recht. Diesmal schlief Alaska Saedelaere tief und traumlos ...

... und wachte erst auf, als ein dezentes Husten ihn weckte.

Er blinzelte und hatte im ersten Moment Mühe, die Umgebung klar zu erkennen. Prompt kniff er die Augen zusammen; Tränen klebten zwischen den Lidern – aber dann besserte sich das Sehvermögen. Die verschwommen überlappenden Abbilder glitten scheinbar wieder ineinander und verschmolzen.

»Wie spät ist es?« Auf den Ellenbogen stemmte Saedelaere sich hoch. Die Nacht war viel zu kurz gewesen, er fühlte sich wie gerädert.

»Ich entschuldige mich für alle Unannehmlichkeiten, die Sie hatten«, sagte der Wachmann.

»Bitte?«, machte Saedelaere.

»Sie sind ein freier Mann, Mister.«

In reiner Gewohnheit hob Alaska die Hände, um mit den Fingern sein Gesicht zu massieren. Als er gegen die Maske stieß, wurde ihm bewusst, dass er wohl lange brauchen würde, sich daran zu gewöhnen.

»Wie spät ist es?«, wiederholte er dumpf.

»Kurz nach fünf Uhr.«

»Welchem Umstand verdanke ich den plötzlichen Umschwung?«

»Solarmarschall Deighton verbürgt sich für Sie.«

Saedelaere schluckte schwer. »Schön«, brachte er danach hervor. »Wie geht es weiter?«

»Ich bin beauftragt, Sie an jeden gewünschten Ort in Terrania bringen zu lassen.«

»Ist das alles?«

»Galbraith Deighton lässt nachfragen, ob Sie seinen Vorschlag ...«

»Vergessen Sie's«, unterbrach der Transmittergeschädigte hastig. »Für die Gastfreundschaft muss ich mich hoffentlich nicht bedanken?« Sein Zynismus war unüberhörbar.

Der Wachmann breitete in einer entschuldigenden Geste die Arme aus. »Wir sind vorsichtig geworden. Mag sein, dass die Sicherheitsvorschriften inzwischen aus jeder Mücke einen Elefanten machen, aber lieber das, als Agenten der antiterranischen Koalition auf Terra zu haben.«

Für den Sonnenaufgang über Terrania war es schon zu spät, Sol stand blutrot und riesenhaft groß über dem Horizont.

Auf dem Kamm des Lärmschutzwalls, der den Handelsraumhafen im Osten der Metropole umgab, genoss Alaska Saedelaere den frühen Morgen. Warum er ausgerechnet dieses Ziel gewählt hatte, wusste er selbst nicht so genau – vielleicht, weil sich hier die Einsamkeit und seine Träume die Waage hielten. Oder weil er in der Erinnerung eineinhalb Jahrzehnte in die Vergangenheit fliehen konnte.

Ein Fragmentraumer der Posbis schwebte ein, ein mehrere Kilometer großer, von bizarren Auswüchsen übersäter Würfel. Die startenden 60-Meter-Korvetten einer solaren Frachtlinie wirkten im Vergleich geradezu winzig.

Den Triebwerkslärm, der in immer neuen Wogen heranrollte, beachtete Alaska kaum. Er suchte nicht die Ruhe, die er in Livs schallisolierter Wohnung weit eher gefunden hätte, er wollte nur allein sein.

Irgendetwas ging mit ihm vor – eine Veränderung, die er nicht in Worte fassen konnte. Ein schleichender Prozess. Es fiel ihm schwer, überhaupt eine Bezeichnung dafür zu finden, aber wenn er in sich hineinhorchte, sich ganz nach innen konzentrierte, dann erschienen ihm die eigenen Grenzen mit jedem Tag weiter und großzügiger, nicht mehr so muffig eng wie zuvor ... nicht mehr wie vor dem Unfall, schränkte er ein. Schon auf Mimas hatte er es bemerkt. Das ist keine neue Sicht der Dinge, aber meine Distanz ist anders geworden. Nicht mehr spießbürgerlich oder angepasst. Rebellisch? Kaum. Eher kritischer.

Logischer, sinnierte er.

Mit einem Griff löste Alaska die Maske. Der warme, von den Landefeldern heraufwehende Wind trocknete den Schweiß auf der Haut und stach wie mit Nadeln in sein Fleisch. Es fühlte sich an, als würde die Veränderung im Gesicht weiterwuchern.

Noch vor wenigen Tagen hätte er mit Panik auf die Vorstellung reagiert, die wogende, in allen Farben des Spektrums leuchtende Masse könnte bald großflächig den Schädel überziehen, auf die Schultern übergreifen und ... Mit einem unwilligen Kopfschütteln verscheuchte Alaska diese Gedanken. Sie waren unlogisch und entsprangen typisch menschlichen Ängsten.

Ich kann ohnehin nichts ändern, sagte er sich. Ich darf meine Kräfte nicht verschleißen, solange Widerstand sinnlos ist.

Eines Tages würde er die Veränderung bekämpfen ... Alaska schob seine Hoffnung vor sich her. Das war keine Kapitulation, sondern vorläufige Notwendigkeit.

Alles andere sind Emotionen, schoss es ihm durch den Sinn. Eine warme Bö peitschte den mit Buschwerk bestandenen Hang herauf und wirbelte ein Meer weißer Blütenblätter mit sich. Entlang den Leitrinnen im Gelände entstanden Wirbel, stiegen die Blätter noch ein Dutzend Meter über die Kuppe empor, bis sich die Strömungen gegenseitig auslöschten.

Eines Tages würden startende Raumschiffe weit weniger Lärm und Turbulenzen erzeugen. Das war die konsequente Weiterentwicklung der Technik, die Schutzvorkehrungen allmählich überflüssig machte.

Alaska konzentrierte sich auf jede neue Regung. Weil er fühlte, dass die Veränderung auf eine Weise lebte, für die er noch keine Erklärung hatte.

Wer bist du?

Es war unlogisch, eine Antwort zu erwarten.

Ich bilde mir das nicht ein – ich spüre doch, dass da mehr ist. Warum haben die Mediziner nicht einmal erwogen, dass ich mir im Hyperraum einen Parasiten eingefangen haben könnte? Alaska Saedelaere lachte heiser, aber das Donnern eines unter Volllast startenden Raumschiffs riss ihm den Schall von den Lippen.

Du gehörst nicht zu mir. Zu mir hat nie jemand wirklich gehört außer Liv. Aber sie darf ich damit nicht belasten.

Längst bereute er den nächtlichen Streit. Liv meinte es ehrlich, seine schroffe Reaktion hatte sie nicht verdient. Dass Livs Freunde nach anfänglicher Neugierde bald nach Ausflüchten suchen würden, weil sie den Maskenträger an ihrer Seite als Bedrohung empfanden, lag für ihn auf der Hand.

Sein Blick schweifte über das Areal des Raumhafens, der sich im morgendlichen Dunst verlor. Ich muss die Erde und das Gebiet des Solaren Imperiums verlassen, dachte er.

Er machte sich nichts vor. Ein Zusammenleben mit Liv auf engem Raum konnte nicht mehr funktionieren. Für einige Tage vielleicht – als Festhalten an gemeinsamen Erinnerungen –, aber danach würden sie sich gegenseitig belauern. Liv aus Furcht davor, in einem unglücklichen Moment sein ungeschütztes Gesicht zu sehen, und er stets in der Defensive, um sie nicht zu gefährden. Er würde die Maske überhaupt nicht mehr abnehmen und hinter dem Stück Plastik endgültig die Identität verlieren.

Alaska hatte sich gut fünf Kilometer von einem der Aussichtspunkte auf der Dammkrone entfernt absetzen lassen. Den Platz empfand er wie ein Sinnbild seiner Zerrissenheit: auf der einen Seite die unüberschaubare Weite des Raumhafens, die Ungewissheit, aber auch ein neues Leben versprach, auf der anderen die nicht minder imposante Skyline Terranias, für ihn Synonym der Beständigkeit, Geborgenheit, aber nicht zuletzt des Eingesperrtseins.

Er hatte etwas Vermögen angesammelt. Für eine Passage halb durch die Milchstraße reichte die Summe. Wenn er es schaffte, einige Solar hinzuzuverdienen, konnte er in den Außenbezirken einen der Prospektoren anheuern, die nach Erzen, Mineralien oder anderen Schätzen schürften. Jeder dieser Abenteurer würde ihn an sein Ziel fliegen und danach vergessen, dass es jemals einen Passagier gegeben hatte. Hauptsache, der Preis stimmte.

Benommen schüttelte Alaska den Kopf, denn urplötzlich hatte er andere Bilder zu sehen geglaubt als die breite, von Buschwerk überwucherte Dammkrone. Irgendwo da draußen existierte eine Welt, die er wiederfinden musste.

Eine kahle, ausgedörrte Landschaft. Düsterrot die Atmosphäre in der Agonie langsamen Sterbens ...

Scheinbar wahllos verstreut ragen schlanke Steinsäulen aus den Bodenschollen auf ...

Alaska hatte die Erscheinung nicht festhalten können. Zurück blieb das Gefühl einer schwer zu beschreibenden Leere.

Immer noch hielt er die Maske in der Hand. Es tat gut, die Welt wieder normal zu sehen, nicht nur durch zwei schmale Schlitze. Erst als Alaska dem nächsten Aussichtspunkt nahe kam, setzte er die Maske wieder auf.

Soeben landeten zwei Lufttaxis vor der Kuppel. Ein Heer von Touristen entstieg den Fahrzeugen. Der zweieinhalb Meter große Robotguide trug auf Brust und Rücken in Leuchtfarbe das Logo der Galactic Adventurers. Auf die Distanz erkannte Alaska die echsenhafte Erscheinung einiger Topsider, aber auch massige Epsaler gehörten zur Gruppe, die Nachkommen früher terranischer Aussiedler, deren Heimatwelt eine Schwerkraft von 2,15 Gravos aufwies. Sogar zwei löwenmähnige Gurrads, Angehörige des einst führenden humanoiden Volkes in der Großen Magellanschen Wolke, machten die Besichtigungstour mit. Solche Zehn-Tage-Kreuzfahrten liefen unter dem Motto »Geschichtliche Exkursion zu den Anfängen des Solaren Imperiums«, waren sündhaft teuer und vermittelten dem kulturell Interessierten einen Crashkurs in Sachen Durchsetzungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit der Terraner.

Nach Luna als erster Etappe mit Besichtigung des Kraters, in dem Major Perry Rhodan und Captain Reginald Bull als Angehörige der ersten bemannten Mondlandeexpedition im Juni 1971 den notgelandeten 500-Meter-Forschungskreuzer der Arkoniden Crest und Thora entdeckt hatten, stand noch am gleichen Tag Terrania City auf dem Programm, erbaut in der ehemaligen Wüste Gobi. Mit der STARDUST war Perry Rhodan nach der Rückkehr vom Mond in der Zentral-Gobi nahe der mongolischen Grenze niedergegangen, in der erklärten Absicht, die Technik der seit Jahrtausenden überlichtschnelle Raumfahrt betreibenden Arkoniden nicht in die Hände eines einzelnen irdischen Machtblocks fallen zu lassen. Der Erfolg hatte ihm Recht gegeben.

Vorübergehend ließ Alaska sich ablenken. Es tat gut, die eigenen Probleme für kurze Zeit verdrängen zu können.

Das siebenundzwanzig Lichtjahre entfernte Wega-System war das nächste Ziel der Kreuzfahrer. Die Heimat der Ferronen war anno 1975 von einer Flotte der Topsider angegriffen worden. Lediglich ein Ortungsfehler hatte die Topsider zur Wega geführt anstatt zur Erde, die dem Angriff seinerzeit kaum hätte widerstehen können.

Mit einem Beiboot und Unterstützung der Mutanten war es Perry Rhodan gelungen, ein 800-Meter-Schlachtschiff der Topsider zu erbeuten, die STARDUST II.

Im Wega-System hatten die Terraner zudem die Spur von Wesen gefunden, »die länger als die Sonne leben«. Die Suche nach der »Welt der Unsterblichkeit« hatte Rhodan auf die scheibenförmige Kunstwelt Wanderer und zu einem unsterblichen Wesen geführt, das ihm die Unsterblichkeit für zwanzigtausend Jahre anbot. Die damalige Zelldusche, die den Alterungsprozess für jeweils zweiundsechzig Jahre unterbrach, war inzwischen durch die eiförmigen, an einer Kette zu tragenden Zellaktivatoren ersetzt worden, deren permanente fünfdimensionale Schwingung ihrem Träger die relative Unsterblichkeit verlieh.

Wie wohl alle Jugendlichen hatte Alaska Saedelaere im Alter von zehn oder elf Jahren davon geträumt, eines Tages zum Kreis der Unsterblichen zu gehören. Diese Träume waren schnell der Realität gewichen und der Erkenntnis, dass der Unsterbliche ES Aktivatoren nicht wie Fallobst verteilte. Das ewige Leben, Traum der Menschheit von jeher, blieb auf wenige Auserwählte beschränkt.

Alaskas Ungeduld wuchs. Aus der Distanz sah er, dass der Robotguide Hologramme zur Untermalung seines Vortrags projizierte. Da ihm kein anderer Weg zur Verfügung stand als durch die Kuppel, zögerte der Transmittergeschädigte. Mit der Maske im Gesicht stand ihm ein Spießrutenlaufen bevor, sobald er hautnah zu den fast zweihundert wissensdurstigen Bildungsreisenden aufschloss.

Alaska wollte nicht von allen angestarrt werden wie eine seltene Spezies.

Irgendwann – er mochte sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein – hatte seine Mutter mit ihm den Zoo von Terrania besucht. Seltsam, dass diese Erinnerung gerade jetzt wach wurde. Dreibeinige fledermausähnliche Kreaturen waren damals die Sensation gewesen. Alaska entsann sich an ihre Schlangenkörper mit den beiden affenartigen Köpfen. Völlig entgeistert hatte er die Tiere angestarrt, und sie hatten mit ihren beiden unergründlich tiefen Augenpaaren zurückgestarrt. Dieses gegenseitige Kräftemessen war beendet worden, als Alaska sich schreiend herumwarf und in schierer Panik davonrannte. Nächtelang hatten ihn die Kreaturen in seinen Albträumen verfolgt und mit ihren Blicken aufgewühlt.

Tief atmete Saedelaere ein. Seit damals schreckte er vor größeren Ansammlungen zurück, und keine noch so rationale Erklärung konnte ihm die Scheu nehmen. Vergeblich hatte er versucht, dagegen anzukämpfen.

Liv muss mich abholen, schoss es ihm durch den Sinn. Kurz nach zehn Uhr morgens waren die öffentlichen Transportmittel bis auf den letzten Platz besetzt.

Sein Kombi-Armband hatte er nach Verlassen der Wohnung, um ungestört zu bleiben, abgeschaltet, und in der Polizeistation war es ihm ohnehin abgenommen worden. Für einen kurzen Moment zögerte er. Das vergrößernde optische Display zeigte ihm zehn Anrufe von Liv im Stundenabstand.

Sekunden später blickte sie ihm vom Display entgegen. Die Erleichterung war ihr anzusehen.

»Es tut mir Leid«, brachte Alaska stockend hervor.

»Längst vergessen. Wo bist du?«

Alaska sagte es ihr und bat sie, ihn abzuholen. »Ich will nicht, dass Hunderte mich anstarren«, gestand er.

»Schon gut. – Übrigens ist vor fünf Stunden ein Hypergramm für dich eingetroffen.«

Alaska schluckte überrascht. »Niemand weiß, dass ich bei dir ...«

»Absender ist die Interstellar Equipment and ...«

»Leite mir die Daten weiter!« Keiner außer Galbraith Deighton und den behandelnden Ärzten auf Mimas hatte bislang gewusst, dass er zur Erde geflogen war. Dr. Bishars Bemerkung, die beste Therapie wäre ein Arbeitseinsatz, gewann unerwartet an Bedeutung.

Dem Arzt traute Alaska eine Kontaktaufnahme mit seinem Arbeitgeber zu. Oder war das Hypergramm eine Folge der nächtlichen Anfrage aus der Polizeistation?

Das dreidimensional animierte Firmenlogo stabilisierte sich. In einem Ausschnitt erschien das Konterfei eines Mannes, den Alaska nicht kannte. Vermutlich jemand aus der Zentralverwaltung.

»Die Einsatzplanung bedauert Ihren Unfall, Mr. Saedelaere. Noch unerfreulicher ist jedoch die Tatsache, dass mit Ihrer raschen Genesung offenbar nicht zu rechnen ist. Dies umso mehr, als Ihre Qualifikation und Arbeitsleistung die beste Beurteilung verdienen. Gefahren, die sich aus Ihrer Weiterbeschäftigung ergeben können, dürfen ebenfalls nicht unbeachtet bleiben. Wir bedauern, dass ein Einsatz für Sie bis auf weiteres unmöglich ist. Selbstverständlich wünschen wir Ihnen eine umfassende und schnelle Genesung, Mr. Saedelaere.«

Alaska stieß eine Verwünschung aus. Er hatte es geahnt: Zur Seite gestellt wie ein reparaturanfälliger Roboter. Bereit zur Verschrottung. Mit siebenundzwanzig Jahren nicht mehr brauchbar. Aber hundert und mehr Jahre lagen noch vor ihm. Unwillkürlich ballte er die Hände. Wenn er eines ganz genau wusste, dann dass er von den sozialen Errungenschaften allein nicht leben wollte.

In der Kuppel zeichnete sich Bewegung ab. Die Touristen absolvierten ihren Rundgang. In spätestens einer Stunde würden die Taxis sie zu ihrem Kreuzfahrtschiff bringen, einer luxuriös ausgestatteten Korvette, die der GOOD HOPE nachempfunden war, dem Beiboot aus den ersten Tagen der Dritten Macht. Natürlich nur mit Blick auf das Äußere und die Deckstruktur. Schon in den Maschinenräumen endeten die Ähnlichkeiten. Die Transitionstriebwerke der Frühzeit waren durch die terranische Weiterentwicklung des druufschen Linearantriebs ersetzt.

Mittlerweile herrschte ein reges Kommen und Gehen. Wall-Wanderer verließen den Glasbau und kamen zügig näher. Alaska wandte ihnen den Rücken zu und hoffte, dass sie ihn nicht ansprachen. Was vor Jahren ein Verrückter begonnen hatte, war inzwischen zur Bewegung von Millionen geworden. Es war Sport, alle Raumhäfen des Sonnensystems auf den Lärmschutzwällen zu umrunden. Der bestätigte Rekord lag bei eineinhalb Monaten Laufzeit.

Endlich wurde das Peilsignal seines Armbandgeräts abgerufen. Minuten später löste sich ein Mietgleiter aus dem Leitsystem der Verkehrsüberwachung und schwebte auf die Dammkrone ein. Liv hatte die Handsteuerung übernommen. Alaska sah schon aus einiger Distanz ihre angespannte Mimik hinter der Frontscheibe.

PERRY RHODAN-Kosmos-Chroniken: Alaska Saedelaere

Подняться наверх