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|52|18 INNSBRUCK 9. BIS 12. SEPTEMBER 1867 Reichseinigung PFIAT DI, AUSTRIA!

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Die Stimmung in Innsbruck schwankt zwischen Entsetzen und Trotz. Alle großdeutschen Hoffnungen sind dahin, denn das protestantische Preußen hat endgültig die Führungsrolle in Deutschland übernommen. Im Krieg von 1866 hat es das katholische Österreich-Ungarn und dessen Verbündete besiegt, darunter Bayern, Hannover, Sachsen, Baden und Württemberg. Dazu hat sich Preußen ausgerechnet mit dem revolutionären Italien zusammengetan, das den Kirchenstaat bedroht. Viele deutsche Katholiken sehen in der Niederlage des katholisch geprägten Österreichs bei Königgrätz auch eine Niederlage ihrer Kirche.

Immer wieder beschwören die Teilnehmer der Generalversammlung daher das enge Zusammengehörigkeitsgefühl der Katholiken von Schleswig-Holstein bis Tirol. Die „erschütternden Ereignisse“ hätten das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit „in den Katholiken-Vereinen deutscher Zunge“ nicht getrübt, heißt es schon in der Einladung; die Einheit der Katholiken rage „weit über alle Veränderungen im politischen Leben hinaus“. Und tatsächlich: Überraschend viele Teilnehmer sind aus dem Gebiet des neuen Norddeutschen Bundes gekommen, „um zu beweisen, dass es noch ein Band gibt in Deutschland, das fest eint und das man nicht zerreißen kann, – das Band der katholischen Religion“, wie Joseph Lingens aus Aachen betont. Der Fürstbischof von Brixen begrüßt die Teilnehmer ausdrücklich auf „deutschem und katholischem Boden“, und am Schluss wird ein Toast auf das „ganze liebe deutsche Vaterland“ ausgebracht.

Mit Joseph Lingens beruft das Vorbereitungskomitee ausgerechnet einen preußischen Juristen zum Präsidenten der Versammlung. „Entsetzen Sie sich nicht!“, bittet er die Teilnehmer ironisch in seiner Begrüßungsrede. Seine Sympathien für Österreich sind offensichtlich, doch ebenso der Zwiespalt, in dem die preußischen Katholiken stecken. Dem Vorwurf, sie stünden nicht loyal zu ihrem Staat, tritt Lingens entgegen, indem er die preußischen Soldaten „aus den Rheinlanden und Westfalen, edle Söhne der katholischen Kirche“, für ihren Mut in der Schlacht von Königgrätz lobt. Die Versammlung im Land der Besiegten spendet ihm dafür Applaus.

Doch nach der Generalversammlung in Innsbruck zerbricht die viel beschworene Einheit der „Katholiken deutscher Zunge“ schnell. Ein Drittel der ersten Katholikentage fand auf dem Gebiet Österreich-Ungarns statt. Diese Geschichte endet 1867. Zwar besuchen auch danach immer wieder einzelne Persönlichkeiten aus Österreich die deutschen Katholikentage, aber sie kommen nicht mehr als Vertreter ihrer Vereine. Ab 1877 veranstalten die Österreicher ihre eigenen Katholikentage.

WAS NOCH?

Die Generalversammlung verabschiedet Resolutionen zu den katholischen Schulen und zur Unterstützung des Kirchenstaats, fordert die Einhaltung der Konkordate und begrüßt die Ankündigung des Ersten Vatikanischen Konzils für das Jahr 1870. Außerdem solidarisiert sie sich mit den polnischen Katholiken. Eine Abordnung aus dem unabhängig gewordenen Luxemburg bietet an, für eine Katholische Universität die Gebäude zu stiften. Der Kirchenhistoriker Jacob Marx aus Trier ruft dazu auf, sich die eigentlich abwertend gemeinte Bezeichnung „ultramontan“ offensiv zu eigen zu machen.

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Ihnen galt die besondere Sympathie zahlreicher Katholiken im Deutschen Bund: Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth („Sisi“) von Österreich.

Hundert Katholikentage

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