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2014 unter der Lupe

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In Deutschland veranlassten die Wärme und die Nässe die Winzer, ihre Trauben unter Hochdruck einzubringen. Im Rheingau berichtete Balthasar Ress, dass an einem einzigen Abend Ende September 40 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, und danach regnete es einfach weiter. Der Mosel erging es fast ebenso schlecht; die Reben sogen sich mit Wasser voll, die Trauben platzten, und in den Weinbergen breitete sich Fäulnis aus. Bei Carl Loewen an der Mosel wurde die gesamte Ernte in neun Tagen eingeholt – normal sind sechs Wochen. In Piesport stauten sich Traktoren und Anhänger im Ort ebenso wie in den Weinbergen. Eine rigorose Traubenselektion war nötig, aber in Windeseile. Und die Weine? Kein Anzeichen von irgendwelchen Problemen! Sie sind wunderbar ausgewogen mit reifer Säure, trockene wie feinherbe Gewächse präsentieren sich präzis und konzentriert. Sie sind ein Beweis dafür, welche Standards inzwischen in Weinberg und Keller herrschen: Gute Winzer machen heutzutage keinen groben Schnitzer mehr.

In Bordeaux könnte 2014 einer dieser unbeachteten Jahrgänge werden, der im Schatten des 2015ers steht. Bordeaux brauchte dringend einen guten Jahrgang, um das Interesse am En-primeur-Markt wiederzubeleben. Die Verbraucher haben sich bisher um 2014 so wenig gerissen wie um 2013 oder 2012. Aber die 2014er sind attraktive Weine, die schönen Trinkgenuss bieten werden. Sie verdienen Beachtung, aber nicht zu hohe Preise. Lassen Sie sich Zeit, sie mit den 2015ern zu vergleichen.

Im Gegensatz dazu dürften sich Burgunder wie warme Semmeln verkaufen. Die Weißen, einschließlich Chablis, sind herrlich konzentriert mit einem sehr salzigen und steinigen Einschlag sowie Noten von reifen gelben Früchten; lebhaft und reintönig. Bei den Roten scheint es ein Jahr für die Côte de Nuits zu sein: kraftvolle, ungeheuer aromatische Weine mit diesem wunderbaren burgundischen Charakter von Spannung und Fülle. Auch an der Côte de Beaunes sind die Weine sehr aromatisch, doch fühlen sich die Tannine zuweilen etwas trocken an: Nachdem sich Hagel und Fruchtfliegen ausgetobt hatten, blieben den Erzeugern so geringe Mengen übrig, dass es zu Überextraktion kommen konnte.

Die Weine der Rhône dürften recht früh trinkreif sein; sie entpuppen sich als sehr attraktiv, saftig und fruchtig. Im Süden gab es Grenache im Überfluss, sodass nur mit Ausdünnung Konzentration erreicht werden konnte; im Norden reifte die Syrah sehr schön aus. Die 2015er dürften Weine zum Einlagern sein, und da kann ein Jahrgang wie 2014, bei dem das nicht der Fall ist, sehr gelegen kommen.

In Italien wurden Weine erzeugt, die sich von den 2015ern vollkommen unterscheiden. Die 2014er Soave-Weine von Inama sind nach einem kühlen, regnerischen Jahr, das von einem guten September gerettet wurde, relativ alkoholarm (12,5%) und von Frische und Straffheit gekennzeichnet. Beim Barolo gab es 2014 ein paar frühe Warnungen, aber nun, da sich die Weine in der Reifung befinden, sehen sie erheblich besser aus. Doch auch so ist es wahrscheinlich ein besseres Jahr für Barbera und Dolcetto als für Nebbiolo, mit sicherlich leichteren Weinen als 2010, 2012 oder 2013. Auch in Bolgheri sind die Weine relativ leicht, obwohl es das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Das lag aber mehr an einem milden Winter und warmen Frühling als an einem heißen Sommer. Die Weine präsentieren sich strahlend und ausdrucksstark mit runden Tanninen, eher geradlinig als sehr kraftvoll.

In Rioja hatten die Trauben aufgrund des Regens im Frühjahr 2014 Gesundheitsprobleme, und obwohl der Sommer gut war, wurde kein großer Jahrgang daraus. Die Weine sind sicherlich weniger ausdrucksstark und fruchtig als 2015. Nebenan in Portugal hat es seit 2011 kein klassisches Jahr für Vintage Port mehr gegeben, und trotz all der (vielen) Reize, die Single-Quinta Vintage Ports haben, hätten die Erzeuger doch am liebsten einen eindeutigen Vintage-Port-Jahrgang. 2014 wird aber voraussichtlich keiner werden, sondern wieder einer für Single-Quinta-Weine. Bei den Tischweinen werden, wie anderswo auch, in ganz Portugal die 2015er die 2014er überstrahlen, selbst wenn Letztere sehr, sehr attraktive Weine voller Frucht und Frische sind. Ein Jahrgang, an dem man viel Freude haben wird.

Der kleine Johnson 2017

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