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Alternativen gefällig?

In diesem Buch geht es nicht nur darum, neue Weine zu entdecken; manchmal müssen auch alte, fast vergessene Weine wiederentdeckt werden. Dann bereitet es besonderes Vergnügen, neue Verbindungen zu finden, neue Ähnlichkeiten, die die Weine in andere Zusammenhänge stellen. Mit der Perspektive ändert sich alles.

Sie mögen weißen Burgunder – probieren Sie Pinot blanc

Die beiden Sorten sind natürlich miteinander verwandt: Pinot (in allen Farben, denn genetisch ist es ohnehin die gleiche Traube) ist ein Elternteil von Chardonnay. Und während Chardonnay an der Côte d’Or und einigen anderen bevorzugten Orten einige der großartigsten Weißweine der Welt liefern kann, gibt es Gebiete, wo (psst, psst …) Pinot blanc besser sein kann: lebhafter, geschmackvoller, aufregender. Norditalienischer Pinot blanc kann dazugehören, und auch deutsche Exemplare aus Baden oder der Pfalz haben nicht selten Gewicht. Auch in Österreich kann man fündig werden, insbesondere in Niederösterreich und in der Steiermark, und sogar aus dem kanadischen Okanagan Valley sind einige gute Weine verbürgt. Im Elsass wird eine Menge Pinot blanc erzeugt, aber die würzige Elsässer Note ist schon wieder einen Schritt weg von der Côte d’Or.

Und wenn Sie Elsässer Weine mögen – probieren Sie Gemischten Satz

Ein anderes typisches Attribut des Elsass ist seine Weinigkeit. Ich gebe zu, dass dies für einen Wein kein besonders hilfreiches Attribut ist, aber es geht um die Vorstellung davon, wie Wein sein sollte – sozusagen das platonische Ideal von Wein. Ein weiniges Aroma kann auch das Resultat einer gemeinsamen Gärung unterschiedlicher Traubensorten sein, und genau das ist es, was beim Gemischten Satz geschieht. Da wachsen fünf, zehn oder 15 Sorten zusammen im selben Weinberg und werden alle am selben Tag gelesen und miteinander vergoren. Was dabei herauskommt, ist mehr als nur die Summe ihrer Teile. Am besten probiert man das Ergebnis in Wien, wo der Gemischte Satz eine Spezialität ist. Er wird nur in kleinem Umfang erzeugt und kaum exportiert. Doch wenn Sie dort sind, sollten Sie ihn unbedingt probieren.

Sie mögen Soave – probieren Sie Godello

Wir sprechen hier von gutem Soave Classico von einem seriösen Erzeuger, bereitet aus der Garganega-Traube, also mit wunderbaren Aromen von Steinobst und Nüssen. Tief im Inneren zeigt er auch Gewicht und Konzentration. Denken Sie sich nun einen Anflug von Limette und eine seidige Textur dazu, und Sie haben Godello, die großartige weiße Traube Nordwestspaniens – zu finden in DOs wie Valdeorras, Ribeira Sacra, Ribeiro, Monterrei und Bierzo. Es handelt sich um dieselbe Sorte wie die australische Verdelho, in deren Aromaprofil der Limettensirup die Oberhand gewinnt, zuweilen mit einem Tropfen Honig. Godello (und australischer Verdelho umso mehr) hat allerdings einen volleren Geschmack als Soave, denn die italienische Stilpolizei duldet zu großen aromatischen Überschwang in der Regel nicht.

Sie mögen neuseeländischen Sauvignon blanc – probieren Sie australischen Riesling

Das ist, um ehrlich zu sein, ein Vorwand, in eine höhere Klasse zu wechseln. Wir beginnen mit prägnanten grünen Noten von Stachelbeere, grünem Spargel und Gras, oder etwas reiferen von Melone und Passionsfrucht, und dringen vor zu Limettensirup und Toast. Australischer Riesling ist nicht weniger prägnant als Sauvignon blanc und aufgrund seiner hohen Säure ebenso erfrischend; dazu kommt eine Straffheit, eine Spannung, die ihn immens verführerisch macht. Australischer Riesling ist ein leichter Wein mit Power im Herzen, und diese Power ermöglicht ihm, hervorragend zu altern – zehn Jahre sind überhaupt kein Problem.

Sie mögen südfranzösischen Rotwein– probieren Sie Barbaresco

Südfrankreichs Rote kommen in allen Arten und Formen daher – alles hängt von der Rebsortenmischung, dem Terroir und den Absichten des Erzeugers ab. Doch beim Gedanken an diese Weine fällt mir als Erstes ein Aroma von Garrigue ein, von Kräutern und Steinen und der ganzen Wildheit dieser Landschaft, zusammengehalten von einem festen Tanningriff. (Ich weiß, nicht alle Weine entsprechen diesem Ideal.) Auch im Barbaresco finden Sie Kräuter und Tannine, aufgefrischt mit Säure und einer festen, aber geschmeidigen Kirsch-Steinobst-Note. Im Abgang findet sich oft auch ein Hauch von Sauerkirschen, nur um Sie daran zu erinnern, dass es ein Italiener ist.

Sie mögen St-Émilion – sehen Sie sich noch einmal Rioja an

Weine aus St-Émilion werden in unterschiedlichen Stilen bereitet, gemeinsamer Nenner aber ist der Fokus auf Merlot – im Idealfall eleganter, mineralischer Merlot, kein suppiger, seifiger Merlot. Darin finden Sie geschmeidige Tannine, jede Menge Finesse und runde Fruchtnoten von Pflaumen und Früchtekuchen. Rioja ist stilistisch so wandelbar, dass man eigentlich überhaupt nicht sagen kann, wie er genau schmeckt, aber es gibt einen Stil, der dem St-Émilion erstaunlich ähnlich ist. Er wird in französischer Eiche ausgebaut, nicht in amerikanischer, und hat deswegen nicht die offensichtlichen Vanillenoten, die man gern mit Rioja assoziiert. Bei dieser sehr subtilen Ausprägung von Rioja wird zudem die Erdbeerfrucht der Tempranillo-Traube von einen Schuss Garnacha gemildert, mit Glück vielleicht auch von etwas veilchenduftigem Graciano.

Sie mögen Dolcetto – probieren Sie Malbec von hohen Lagen

Dolcetto ist im Piemont der Wein für alle Tage, während Barbaresco für Samstage und Barolo für Sonntage reserviert ist – so in der Art. Es ist ein frischer Wein mit dunklen Fruchtaromen, aber nicht übermäßig füllig und mit einem Anflug von Bitterkeit; mit seiner typisch italienischen Säure wirkt er wunderbar erfrischend. Auch Malbec wurden Säure und flotte Tannine in die Wiege gelegt. Es ist die Traube von Cahors, die in Argentinien ein glückliches zweites Leben begonnen hat, und wir fangen erst an zu erkennen, wozu sie dort imstande ist. Je weiter oben in den Anden die Reben angebaut werden, um so mehr entstehen Weine von überzeugender Präsenz: höherer Säure- und niedrigerer Alkoholgehalt, dichte Tannine und strahlende Frucht. Perfekt für alle Tage, einschließlich Sonntag.

Sie mögen Chianti – probieren Sie griechische Rotweine

Italienische Säure – wir sprachen bereits darüber. Warum auch nicht? Sie ist appetitanregend und passt hervorragend zum Essen. Chianti hat die schöne Dichte der Sangiovese-Traube, mit einer Note, die an Tee erinnert – und Säure. Auch griechische Rotweine haben Säure. Ich will hier keine bestimmte Traubensorte hervorheben, da viele Weine Verschnitte sind und ich ja auch nicht weiß, über was Sie möglicherweise stolpern, aber halten Sie sich eher an einheimische griechische Sorten als an Cabernet-Verschnitte. Die am häufigsten angebauten finden Sie im Kapitel »Rebsorten« ab >. Griechische Rotweinsorten sind normalerweise aromatisch und säurereich mit reifen Noten dunkler Früchte. Die Ähnlichkeit liegt auf der Hand.

Der kleine Johnson 2017

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