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AN HENRY EICHELBURGER:

Eichelburger studiert im dritten Jahr Biologie und Zoologie an der Tulane University. Thompson knüpft mit seinem Brief an einen Abend an, den er mit »Ike« im French Quarter verbracht hat und von dem er nun hofft, im Nachhinein profitieren zu können. An jenem Abend prahlte Eichelburger mit Frauen, die er während eines Sommers in New York aufgerissen hatte.

9. Januar 1958

110 Morningside Drive, Apt. 53

New York, New York

Lieber Ike,

ich bin mir sicher, dass Dich dieser Brief in bester gesundheitlicher und finanzieller Verfassung erreicht und Du kurz davor bist, Deans Liste zu erklimmen. Anders kann ich es mir bei Dir kaum vorstellen, Du weißt schon ...

Im Ernst, bestimmt hast Du längst die Adresse des Absenders bemerkt und erleichtert aufgeatmet, da ich jetzt nicht mehr einfach so bei Dir zuhause vorbeikommen kann … Also, kommen wir gleich zur Sache.

Es handelt sich um eine ziemlich biologische Angelegenheit, und da solltest Du Dich ja bestens auskennen. Kurz gesagt: Ich bin für unbestimmte Zeit in New York und sexuell so ausgehungert, dass es zum Verzweifeln ist. Wenn ich mich recht entsinne, hast Du den ganzen Sommer hier in der Stadt verbracht, und zwar in einer Wohnung mit lauter umtriebigen jungen Frauen. Wo ist diese Wohnung? Ich muss es wissen. Und ich würde ebenso gerne wissen – so schnell, wie Du eben einen Brief aufgeben kannst: sämtliche Namen, Treffpunkte, Adressen usw., die einem jungen Lebemann weiterhelfen könnten, der auf dieser überbevölkerten Insel umherstreift. Komm schon, ich weiß genau, dass Du haufenweise ungenierte Frauen kennst, die ich auf meine eigene ganz spezielle Weise trösten könnte. Kein Mensch aus Fleisch und Blut steht hier den Sommer ohne ein Minimum an Körperkontakten durch. Und ja, ich meine es genau so, wie ich es sage: Solltest Du außerdem irgendwelche Trinker, Penner, Nutten etc. kennen – lass mich auf keinen Fall hängen. Ich bin hier angetreten, um mir meinen Weg zu Glück und Ruhm zu erschreiben – und dafür brauche ich vielfältiges Anschauungsmaterial. Ich erwarte Deine Kontakte mit der nächsten Post.

Der andere Grund, warum ich überhaupt hier bin, hat damit zu tun, dass ich nicht das Geld habe, um es woanders zu versuchen. Erst hatte ich genug, aber jetzt ist es futsch. Ich bin gezwungen zu arbeiten.

Den letzten Monat habe ich zusammen mit drei Jurastudenten verbracht, einer von ihnen war mit mir in Eglin. Ich wohne jetzt in der Nähe der Columbia, habe aber vor, in den nächsten zwei Wochen weiterzuziehen. Wenn Du einen guten Tipp hast, wo sich’s wohnen lässt, gib mir Bescheid. Am liebsten wär mir natürlich das Village, aber ich würde auch woanders hingehen, Hauptsache billig: die Idee ist, ein bisschen Geld auf die Seite zu legen, damit ich nächsten Herbst an die Uni kann … nicht, dass die Uni das höchste der Gefühle wäre, aber es gibt ein paar Dinge, die ich mir eher in einem akademischen Umfeld als in einer alkoholgetränkten Bohème-Szenerie aneigne. Wie es umgekehrt Dinge gibt, die ich niemals an einer Schule, sondern nur in einer Bohème-Szenerie lernen würde. Ich schätze, das weißt Du inzwischen.

Ab sofort bin ich also ohne Job. Innerhalb einer Woche muss ich was gefunden haben. Ich habe da beim Time Magazin etwas am Laufen, aber das ist noch völlig unsicher, und es könnte gut sein, dass ich Flugzeuge beladen muss oder etwas in der Richtung; wenn es nur Geld bringt. Wenn Du eine Idee hast, wo ich Arbeit bekommen könnte, gib mir schnellstens Bescheid. […]

Hunter

Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten

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